Geburt unseres Überraschungseis

Hallo zusammen,

nachdem ich vor der Geburt und auch noch danach immer gerne eure Geburtsberichte gelesen haben, möchte ich nun - über Jahr nach der Geburt unseres 2. Sohnes - auch meinen Geburtsbericht schreiben.

Nachdem unser 1. Sohn im Februar 2015 nach einer sehr komplikationsreichen Schwangerschaft und einem langen Krankenhausaufenthalt als Extremfrühchen in der 25+3. SSW zur Welt kam, funktionierten mein Mann und ich die ersten 3 Monate nach der Geburt nur noch. Allerdings war für uns von Anfang an klar, dass der kleine Mann ein Geschwisterchen bekommen soll. Und das sollte schneller gehen als gedacht...
Wir waren bei unserem Großen auf eine künstl. Befruchtung angewiesen. Da wir laut Ärzten auf natürlichem Wege kaum Chancen hatten schwanger zu werden, entschieden wir uns, auch nicht mehr die Pille zu nehmen. Wir sagten: Wenn es passiert, ist es gut, wenn nicht, werden wir wieder ärztl. Hilfe in Anspruch nehmen (wir hatten deswegen noch ein paar Eizellen einfrieren lassen).
Im September 2015 - nur 7 Monate nach der Geburt unseres Großen - testete ich völlig unerwartet positiv. Wir waren in dem Moment doch etwas überrumpelt und sehr überrascht :-).

Die Schwangerschaft verlief aber diesmal bilderbuchmäßig, in der 17. SSW bekam ich eine Cerclage gelegt - rein prophylaktisch, wegen der Probleme beim 1. Kind. Bei 37+0 wurde diese standardmäßig entfernt und ich dachte, es würde dann auch bald losgehen. Aber Pustekuchen.
Bei 40+0 musste ich das erste Mal ins KH zum CTG schreiben und man machte auch nochmal einen Ultraschall. Hier wurde mein Sohn auf 4150g geschätzt und man riet mir - aufgrund des Kaiserschnitt bei unserem 1. Sohn und der schnellen Schwangerschaftsfolge - die Geburt 2 Tage später einzuleiten. Die Ärzte hatten Angst, dass das Kind noch schwerer wird und die Narbe dem nicht standhalten kann. Ich zögerte es noch um 3 Tage heraus, in der Hoffnung, dass sich doch noch was tut (Zudem glaubte ich kaum, dass er über 4kg wiegen wird, da mein Mann und ich sehr schlanke Menschen sind). Aber alles blieb ruhig.

Montags morgens um 9 wurde mir dann das Gel verabreicht, ich hatte ein paar Bücher dabei und richtete mich auf eine längere Wartezeit ein, bis denn die Geburt beginnt. Doch schon um 9:30 hatte ich regelmäßge Wehen im 5-Minuten-Abstand.

Nach dem CTG um 11 wurde ich auf mein Zimmer geschickt, wo die Wehen stärker wurden. Um 13 Uhr solle ich mich wieder zum CTG melden. Die Wehen waren bereits schmerzhaft, der Muttermund aber noch komplett geburtsunreif. Die Hebamme bot mir etwas Homöopathisches an, ein Schmerzmittel oder eine warme Dusche. Ich nahm Letzteres und wollte zurück auf mein Zimmer, um zu duschen. Dort angekommen, ging jedoch gar nichts mehr. Ich sah mich nicht mehr in der Lage mich auszuziehen und schickte meinem Mann zurück in den Kreißsaal mit den Worten: Hol mir was - aber nichts Homöopathisches, sondern was, was auch hilft.

Er kam dann auch ein paar Minuten später zurück. Allerdings nicht mit einem Schmerzmittel, sondern mit der Hebamme. Ich solle nochmal zum CTG kommen.

Während dem CTG fielen die Herztöne meines Sohnes ab und es wurde erstmal ziemlich hektisch. Der Arzt wurde aus der Mittagspause geholt, ein Bett wurde bestellt. Nach ein paar Minuten besserten sich die Herztöne und der Arzt meinte, dass er beim nächsten Mal direkt einen Kaiserschnitt machen werde.

Aufgrund des erst 15 Monate zurückliegendes ersten Kaiserschnitts, wurde mir schon im Vorfeld gesagt, dass bei der kleinsten Komplikation nicht lange mit dem KS gezögert wird. Man hatte einfach Angst vor einer Gebärmutterruptur.
Inzwischen war es 14 Uhr und die Wehen wurden sehr heftig und gingen in einen einzigen, andauernden Wehensturm über. Ich befand mich in meiner eigenen Welt, nahm nicht mehr viel um mich herum wahr und weiß das, was nun geschah, nur von meinem Mann und durch ein Gespräch mit der Hebamme, das ich 3 Tage nach der Geburt nochmal mit ihr geführt habe.
Die eine Wehe ging nahtlos in die nächste über, die Schmerzen waren heftig und ich wurde wohl sehr laut. Der Muttermund war weiterhin geburtsunreif. Eine PDA konnte ich somit noch nicht bekommen und die Hebamme sagte, sie hätte sich nach dem Zwischenfall mit den Herztönen und den starken Wehen nicht mehr getraut, mich in die Wanne zu setzen, da sie mich im Falle des Falles nicht schnell genug rausbekommen hätte.
Das alles zog sich bis ca. 19:30 Uhr. Dann wurde der Arzt dazugezogen. Diesen kannte ich schon von den komplikationsreichen Wochen vor der ersten Geburt und wusste, dass er wirklich ein toller Arzt ist.
Er riet uns zu einem Wehenhemmer, da er durch die starken und pausenlosen Wehen die Gefahr einer Gebärmutterruptur sah. Der Wehenhemmer sollte für Entspannung sorgen und am nächsten Morgen würde dann ein Kaiserschnitt gemacht. Momentan wäre ich noch kein Notfall und somit hätte er auch noch keinen triftigen Grund, das Notfall-OP-Team anzufordern. Die Vorgehensweiseklang logisch, ich bekam die Wehenhemmer und Schmerzmittel. Wir warteten etwas, aber es tat sich rein gar nichts: Nach wie vor Dauerwehen. Ich fragte wohl ständig, wann ich endlich die Wehenhemmer bekäme, obwohl diese schon längst drin waren...
Nachdem er mich dann nochmal fragte, wo genau ich die Wehen spüre und ich wohl direkt auf die Narbe zeigte, wurde es dann hektisch.

Das Notfall-Team wurde sofort angefordert und man sagte uns, dass nun ein Kaiserschnitt unter Vollnarkose gemacht wird. Irgendwie bekam es der Anästhesist hin, dass er einen Versuch für eine Spinalanästhesie rausschlagen konnte. Das war gar nicht so einfach.... Denn stillsitzen konnte ich mit diesen Wehen nicht... Mit zwei starken Männern, die mich festhielten, saß aber dann die Spinalanästhesie. Als diese anfing zu wirken und ich nach guten 12 Stunden Wehen - 6 Stunden davon Wehensturm - endlich schmerzfrei war, liefen bei mir erstmal die Tränen. Endlich konnte ich wieder einen klaren Gedanken fassen....

Der Kaiserschnitt verlief ziemlich problemlos bis auf die Tatsache, dass die alte Narbe sehr verwachsen war und man lange brauchte, um sich bis zum Kind vorzuarbeiten und nachher auch, um mich zuzunähen.
Als sie an der Gebärmutter angelangt waren, sagte der Arzt nur, dass der KS die absolut richtige Entscheidung war, da die Gebärmutterwand nur noch hauchdünn war und den Wehen wohl nicht standgehalten hätte. Zudem zeigte sich auch, dass der Kopf meines Sohnes zu groß für mein Becken war und gar nicht in den Geburtskanal rutschen konnte. Er hing wohl irgendwo fest und wäre auch nicht weitergekommen.

Unser kleines Überraschungsei kam am 30.5.16 um 20:58 Uhr mit 4025g, 55cm und 37cm KU zur Welt.

Im Nachgang erklärten mir Arzt und Hebamme, dass ich wohl sehr starke Wehen hatte, diese aber nicht bis zum Gebärmutterhals/Muttermund vordringen konnten, um ihn zu dehnen, sondern an der alten Kaiserschnittnarbe sozusagen "aufgehalten" wurden und diese stattdessen dehnten.

Zwar war ich enttäuscht, es nicht spontan geschafft zu haben, aber auch glücklich, dass ich umsichtige Ärzte und Hebammen um mich hatte, die - wie im Vorfeld versprochen - es nicht bis zum Äußersten haben kommen lassen.

Unserer Familie ist nun mit unserem kleinen Wunder und unserem Überraschungsei komplett. Nochmal werden wir das Glück nicht herausfordern und sind dankbar für unsere beiden Jungs, die uns jeden Tag ein Lächeln ins Gesicht zaubern :-).

So, nun ist es aber doch etwas lang geworden - Entschuldigung dafür ;-).

VG, Leni

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Woah, bei deinem Bericht lief es mir wirklich kalt den Rücken runter! Den Stress der ersten Geburt so dermassen früh kann ich mir kaum vorstellen, dieser Wehensturm, über Stunden hinweg, dann der KS der so knapp zu spät gekommen war ... du hast Recht, da habt Ihr 2 kleine Wunder zu Hause!

Alles Liebe, Anna

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"knapp zu spät gekommen WÄRE" soll es natürlich heissen!

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Ja, und wir sind jeden Tag froh um unsere beiden Jungs.

2 Geburten, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Alleine die Gefühle, die man hatte: Bei unserem Großen waren wir voller Angst, wie und ob er die Geburt übersteht. Bei unserem Kleinen war (als dann die Spinalanästhesie saß) eher Vorfreude, wen wir da nun gleich kennenlernen :-).

Und die Kinder sind ebenso unterschiedlich.

VG