Jede Entbindung ist anders - die KS-Geburt von unserem 2. Wunder

Zu allererst: jede Schwangerschaft ist anders. Davon kann ich nun ein Lied singen. Prophezeit hatte mir das zwar jeder, der schon mehr als ein Kind hat, aber glauben tut man so was ja erst dann, wenn man es selbst erlebt hat… Es wird lang, sehr lang. Aber die Schwangerschaft gehört für mich genauso zum Geburtsbericht wie ein Resümee des Ganzen, um die Geburt an sich besser greifen zu können. Wer also nur die Geburt selbst lesen möchte, bitte nach unten scrollen.

Schwanger werden…
Die Schwangerschaft an sich war (zu diesem Zeitpunkt) kein bisschen geplant. Auf der Hochzeit meiner Cousine fragte mich eine andere Cousine, wann wir denn ein zweites Kind bekommen. Da war unsere „Große“ gerade mal 1 ½ Jahre alt. Ich hab ihr nen Vogel gezeigt und gemeint, dass es jetzt endlich schön entspannt wird wo sie laufen kann, das Reden anfängt und ein bisschen selbstständig wird. Außerdem hatte ich erst vor wenigen Monaten im neuen Job angefangen, der mir unheimlich Spaß macht und leider befristet ist. Eine Verlängerung wollte ich nicht aufs Spiel setzen, in dem ich vorher wieder schwanger werde. Das alles war Ende September 2016. Tatsächlich geplant hatten wir ein Geschwisterchen für 2018 oder 2019.
Es muss wohl noch am gleichen Wochenende passiert sein. Jedenfalls hatte ich nach der Geburt der „Großen“ zwar wieder mit der Pille angefangen, was jedoch weder gut klappte noch vertrug ich sie sonderlich gut. Also an den „gefährlichen Tagen“ zusätzlich Kondome. Nun ja, wenn der eine blind vertraut und der andere nicht rechnen kann, dann passiert es – und zwar beim ersten Mal…

03.10.2017: ich fange an, auf meine Periode zu waren. Normal waren die Zyklen doch sehr gleichmäßig
08.10.2017: immer noch nichts in Sicht. Ich werde wirklich unruhig. Hab ich mich vertan mit dem Beginn der letzten Periode? War das doch nicht schon Anfang September, sondern eine Woche später?! Der Test bringt Gewissheit in Form einer hauchdünnen 2. Linie. (Im Nachhinein klar: war da ja gerade mal einen Tag über NMT)
09.10.2017: Test 2 und 3 bringen keine anderen Ergebnisse. Im Gegenteil: die Linie wird immer dunkler und kräftiger. Upps. Mist. Oh Gott. Wie schön. Wie schrecklich. Wir bekommen ein 2. Kind. Ich bin schwanger. Es ist echt wahr. Oh Gott. …. So in etwa flogen die Gedanken durch meinen Kopf. Mein Mann weilte zu dieser Zeit auf einer Fortbildung und rief nichtsahnend Mittag an, um Hallo zu sagen. Von dem Test wusste er zwar, aber nicht, dass am Abend zuvor schon einer gemacht wurde. Er war sich – wie ich in den Tagen zuvor – auch sicher, dass es sicher nur ein Zufall war und nichts passiert sei. Er war baff, hat sich aber sehr schnell gefangen und sich sofort gefreut. Da hab ich schon länger gebraucht…

Die Schwangerschaft Teil 1…
Mitte Oktober ging es dann los, dass mein Körper die Schwangerschaft begriffen hat. Im Gegensatz zur ersten Schwangerschaft mit Dauerübelkeit ohne Erbrechen kamen dieses Mal auch heftige Würganfälle, Schwindel, massive Kreislaufprobleme, Rückenschmerzen, und alle möglichen anderen Zipperlein dazu. Jedes für sich eine normale Begleiterscheinung von Schwangerschaften. Aber derart geballt hatte es zur Folge, dass ich entweder arbeiten war oder zuhause tot wie eine Fliege auf dem Sofa lag. Gott sei Dank verschwand dieser Zustand am Ende des ersten Trimesters und ich konnte wieder „normal“ weiter machen. Die Schwangerschaft an sich flog fast schon an mir vorbei, irgendwann kam der Bauch, die ersten Tritte usw. Aber während ich bei der Großen sehnsüchtig die Stunden zwischen den Arztterminen zählte, war es dieses Mal eher so „was? Schon wieder vier Wochen um?“. Bis zum Mutterschutz ging es mir prima, ich hab normal weiter gearbeitet, konnte zuhause und im Ehrenamt weiter machen wie vorher und hatte eine tolle Zeit mit meiner immer größer werdenden Tochter.

Die Schwangerschaft Teil 2, oder: Das dicke Ende….
Als dann der Mutterschutz begann war es wahnsinnig schwer, die Arbeit von mir abfallen zu lassen. Die ersten Tage war ich schon fast unruhig, weil ich immer das Gefühl hatte, ich hätte etwas Wichtiges vergessen oder so etwas in der Art. Und dann ging es los mit Wehen. Erst dachte ich auch an Senkwehen und freute mich, dass etwas in Richtung Geburt ging. Dann – am 23.5. – war ich beim Arzt und hatte auf dem CTG (wieder) alle 5 Minuten heftige Wehen. Der Arzt kam dazu und meinte, dass ich zwar noch nicht ins Krankenhaus müsste, da die Wehen noch nicht lange genug andauern. Aber er meinte außerdem, dass er sich nicht sicher ist, ob wir den Juni noch erreichen. ET war aber erst am 20.06.!! Am nächsten Tag kam die Hebamme und sie meinte – ohne dass ich ihr etwas von den Aussagen des FA am Vortag sagte – dass das Baby sicher keine vier Wochen mehr drin bleibt. Eine Woche später bei der Vorsorge im KHS (FA hatte inzwischen Urlaub) wieder heftige Ausschläge, nicht lange genug andauernd aber etwa alle 5 Minuten. Und so ging es Tag für Tag, Nacht für Nacht weiter. Wehen Wehen Wehen… Am 05.06. dann sind wir um 18 Uhr ins KHS, nachdem ich da schon 4 Stunden andauernd längere Wehen alle 3-5 Minuten hatte. Die Hebamme im Spätdienst war etwas erstaunt, dass ich gar so fertig aussah, schaute nach dem Muttermund: gerade mal fingerdurchlässig, aber weich. Gebärmutterhals steht aber noch. Ich bekam also erst ein CTG, dann eine Buscopanspritze, dann den Auftrag eine halbe Stunde zu laufen bis die Nachtdienst-Hebamme da ist. Sie lasse so lange die Badewanne ein, damit etwas voran geht. Nachdem ich vom Laufen zurück bin ist der Nachtdienst da – meine eigene Hebamme. Die hatte aber einen furchtbar schlechten Tag, denn sie meinte wo nix is braucht man nix anstoßen. Badewanne gestrichen, Wehen am CTG waren weg. Am MuMu hatte sich nichts getan. Ich soll schlafen gehen und wir schauen morgen früh weiter. Heute wird nichts gemacht, denn es ist Vollmond und da ist der Kreißsaal eh immer voll. Meine Bitte, nach Hause zu dürfen verneinte sie. Äh wie bitte?! Ich spinne mir die Wehen also zusammen, es deutet nichts auf die Geburt hin, eingeleitet wird auch nicht aber ich muss da bleiben!? Na bravo. #schmoll Also verbringe ich die Nacht neben einer schnarchenden Frischmami mit einem Bauchwehgeplagten Neugeborenen und entlasse mich morgens um 9 Uhr selbst.

Meine Wehen kommen und gehen und ich hab das Gefühl immer schwächer zu werden. Kein Wunder, wenn man keine Nacht mehr als 2 Stunden schläft vor Schmerzen und Übelkeit.

Als die Ärztin mich bei der Vorsorge am 13.6. fragt wie es mir geht sage ich offen und ehrlich „scheiße“ und beschreibe die letzten Tage und Wochen. Mir ist klar, dass eine Schwangerschaft kein Zuckerschlecken ist. Aber ich kann jetzt schon kaum noch und das „dicke Ende“ kommt ja erst noch. Sie untersucht mich, misst aus (knapp 4 kg, etwa 38-39 KU und 58 Länge werden mir dabei prophezeit) und stellt fest, dass der Gebärmutterhals noch länger ist, als bei der letzten Messung vor drei Wochen. Ich fange wieder an zu heulen. Bei meiner ersten Geburt musste schon bei 34 KU geschnitten werden, wie sollen da 38 oder 39 cm durch passen ohne dass alles kaputt geht?! Und wie verdammt nochmal soll ich das schaffen, wenn ich jetzt schon total kaputt bin? Sie bietet mir an, dass am 16.6. eingeleitet wird, deutet aber an, dass sie nicht viel Hoffnung hat, dass die Einleitung den gewünschten Effekt bringt. Alternativ dazu ein primärer Kaiserschnitt. Ich entscheide mich für den Kaiserschnitt, will nur noch, dass es endlich rum ist und mein Kind gesund zu uns kommt. Zehn Minuten später hab ich alle Unterlagen für den Kaiserschnitt am Freitag, den 16.6. in der Hand und kann nach Hause gehen. Endlich – ein Ende ist in Sicht…

Die Geburt…
Freitagmorgen um 5 Uhr geht also mein Wecker. Komischerweise hab ich sehr gut geschlafen, keine Träume zur Geburt sondern - anders als die letzten Wochen - fast 6 Stunden am Stück geschlafen. Also, ab in die Dusche und fertig machen. Um 6.45 stehen wir im Kreißsaal und werden erst einmal sehr forsch angemacht, dass wir auf Station müssen. Hier ist gerade die Hölle los und man holt uns, wenn wir dran sind. Später hab ich erfahren, dass an diesem Morgen binnen 3 Stunden 5 Kinder zur Welt kamen. Normal sind in dem Haus 2 Kinder am Tag…
Um kurz nach acht holt man uns in den Kreißsaal und ich darf das OP Hemdchen anziehen. Eine Schwester hängt ein mobiles CTG an und kümmert sich dann um das KS-Baby, das vor uns geholt wurde. Während wir im Flur des Kreißsaals warten merke ich plötzlich, dass was anders ist. Um 9.31 – ich hatte die Uhr voll im Blick – ist mir doch tatsächlich aus dem Nichts heraus die Fruchtblase geplatzt. Es lief und lief und lief. Da aber keiner so wirklich Zeit hatte, da parallel noch eine Geburt lief und eine andere so richtig loszugehen schien, flutete ich also mein Bett. Auf dem Weg in den OP hat die Schwester dann im Aufzug bemerkt, wie nass mein Bett ist und sich entschuldigt, dass sie meinen Mann nicht sonderlich ernst genommen hat mit seiner Aussage, dass die Fruchtblase geplatzt sei. Das Prozedere im OP-Bereich lief sehr ruhig ab, mein Mann war nur etwa eine viertel Stunde von mir getrennt, als die Spinale gelegt wurde. Jedoch waren genau die 15 Minuten die, in denen die Tränen so richtig liefen, denn jetzt kamen die Wehen wieder. Ich wollte einfach nur meinen Mann bei mir haben, der aber erst in den OP durfte, wenn die Spinale lag. Also musste die Krankenschwester herhalten zum Beruhigen. Kurz kam nochmal Panik hoch, als ich nach wie vor jede Hand und jede Bewegung auf meinem Bauch spürte trotz der Narkose. Der Anästhesist konnte mich aber schnell beruhigen. Dafür wurde er panisch als das Blutdruckmessgerät bei der nächsten Messung einen Wert von 100 zu 70 zeigte. Er war der Meinung, dass das zu gering wäre (ist bei mir aber vollkommen normal) und knallte im Schuss eine volle Ampulle Atropin in meinen Zugang. Binnen weniger Sekunden war mein Blutdruck bei 170 zu irgendwas und ich bekam Kopfschmerzen. Dazu das Ruckeln am Bauch und mir wurde schlecht. Wo nix ist, kann aber auch nix – dreimal Würgen später war die Übelkeit weg und alles wieder gut. Kurz drauf bekam ich unseren wunderschönen, kerngesunden Sohn neben mein Gesicht gehalten. Er war da, endlich war er da. So perfekt und rosig und laut. Sie nahmen ihn wirklich nur für etwa 2 Minuten mit, um ihn abzusaugen und dann war er nochmal für gute 15 Minuten bei uns. Mein Mann durfte ihn die ganze Zeit halten. Danach ging es für die beiden zurück zum Kreißsaal bzw. Säuglingszimmer und ich kam nach dem Nähen in den Aufwachraum. Dort hieß es, ich muss bleiben bis ich meine Beine wieder bewegen kann. Gott, was war die eine Stunde lang. Um 12 Uhr schob man mich in mein Zimmer auf Station und versprach, dass mein Mann gleich mit dem Kleinen kommt. Ungeduldig wartete ich und wartete. Um kurz vor 13 Uhr waren sie endlich da – man hatte vergessen ihnen zu sagen, dass ich da bin #schwitz

Die erste Zeit danach und mein Resümee…
Die Geburt war wirklich komplett anders als die bei meiner Großen zwei Jahre zuvor. Die Spinale fand ich überhaupt nicht schlimm, v.a. kannte ich das alles von der PDA bei der ersten Geburt.

Gruselig war der Moment als ich dachte ich spüre noch alles, aber man mir mitteilte es werde bereits geschnitten. Ich hatte wirklich null Schmerzen. Nur das Ruckeln war etwas komisch, da ja alles taub ist da unten.
Wirklich unangenehm fand ich die ersten 24-36 Stunden nach dem Kaiserschnitt. Während ich bei der ersten Entbindung sofort vom Kreisbett ins normale Bett gelaufen bin, am nächsten Morgen alleine Duschen war und quasi von Anfang an mein Kind versorgen konnte, fühlte ich mich dieses Mal wie eine erschlagene Fliege kurz vorm Sterben… Ich lag nur da, an aufstehen war nicht zu denken und jeder „nervte“ mich mit seiner Besserwisserei, dass es nach einem Tag besser wird und man nur aufstehen braucht weil es mit jedem Mal besser werden würde. Ich habe alle, wirklich alle, verflucht für diese Aussagen. Ich hatte die Schmerzen, ich bekam gefühlt keine ordentlichen Schmerzmittel, ich fühlte mich so hilflos. Und jeder meinte, es genau zu wissen und mir „helfen“ zu müssen. Nun ja, wie schon gesagt – sie hatten Recht. Alle. #schein

Letztlich bleibt mir zu sagen für alle KS-Mamis:
*fangt sofort an zu motzen, wenn ihr – wenn es Euch gut geht – nicht möglichst bald zum kuscheln mit Papa und Kind gebracht werdet.
*steht wirklich so bald wie möglich auf. Lieber öfters kurz, als nur einmal lang.
*verlangt Schmerzmittel, wenn die vorhandenen nicht helfen. Falscher Stolz bringt Euch weder die Verdienstmedaille für die tapferste KS-Mami des Jahres, noch ein super Gefühl von „ich schaff auch starke Schmerzen ohne Schmerzmittel“
*lasst Euch helfen. Klar, man möchte sich schon gern so viel wie möglich selbst um seinen Zwerg kümmern. Aber man hat eine Bauch-OP hinter sich und muss sich erholen. Da ist es nur gerechtfertigt, sein Kind möglichst viel, v.a. nachts, zur Säuglingsschwester zu geben, um sich selbst erholen zu können
*lasst Euch ja von niemandem ein schlechtes Gewissen wg. des KS einreden.
*seid Euch sicher: alles, was vorher ging, geht auch hinterher irgendwann wieder: auf der Seite oder dem Bauch liegen, aufrecht laufen, Duschen ohne einem Kollaps nahe zu kommen, normale Hosen tragen, usw. …

Ich hab nun also beides (normale Entbindung und Kaiserschnitt) erlebt und kann sagen: wenn ich die Wahl hätte, würde ich gerne bei einer dritten Entbindung wieder normal entbinden. Wenn es aber nicht geht oder ich wieder so fertig bin, dann „gerne“ auch wieder ein Kaiserschnitt. Beides ist machbar, beides beschert ordentliche Schmerzen – einmal vorher, einmal danach.
Ich hoffe, ich konnte nun ein der einen oder anderen Mami, die einen Kaiserschnitte bekommen soll, etwas Mut machen und habe niemanden verschreckt. Mir ist aber wichtig, absolut ehrlich zu sein und alles zu erzählen was dazu gehörte.

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Sehr interessant und wahrscheinlich die richtige Entscheidung. Aber wie schwer ist denn dein kleiner nun geboren?

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3.900 g, also ziemlich genau was auch gemessen wurde.etwas kleiner war er, “nur“ 55 cm mit 37 cm KU...

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Herzlichen Glückwunsch zur Geburt eures Wonneproppens, vielen Dank für deinen Bericht, das KH klingt aber weder sehr fürsorglich noch recht nett.... Gruselig mein KS war ähnlich

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Oh man ich hoffe mein Würmchen dreht sich wieder, habe noch 3Wochen vor mir. 1. Geburt war ein Traum, der Gedanke aufgeschnitten zu werden ist nichts für mich, nur wenn es wirklich sein muss ????

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Hallo, ist dein.Zwerg nun schon da? Hats geklappt mit drehen? Hoffe dir gehts gut?

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Ja Würmchen kam am 19.08 und hatte sich auch noch gedreht gehabt ????