Hallo zusammen,
für mich war von Anfang an klar: Gebären ist die natürlichste Sache der Welt, das biologische "System" Säugetier ist seit Abermillionen Jahren ausgereift und somit gibt es keinerlei Grund, Angst davor zu haben. Dank einer Bilderbuch-Schwangerschaft war mein Vertrauen in meinen eigenen Körper zusätzlich gestärkt und mir war klar: Ich will eine möglichst natürliche Geburt, ohne PDA, ohne Schnitt, ohne medizinische Intervention. Eine Hausgeburt war dann zwar doch zu krass, aber ich habe das Glück in der Nähe einer Klinik zu wohnen, in der es einen Hebammen-Kreißsaal gibt. Das ist quasi ein Geburtshaus in der Klinik. Mediziner werden nur im Notfall hinzu gezogen. Wunderbar! Da wollte ich hin!
Zusätzlich machte mich das Angebot von Selbsthypnose zur Geburtsvorbereitung meiner Hebamme neugierig. Angstfrei war ich schon - schmerzfrei bzw schmerzarm würde auch gehen? Also habe ich mich angemeldet. Zusammen mit 2 anderen werdenden Mamis hatte ich 5 hoch interessante Sitzungen, in denen zum einen einige Denkmuster und gesellschaftlich geprägte Einstellungen zum Thema Geburt hinterfragt und aufgelöst wurden und zum anderen Trance-Übungen zur Vorbereitung auf die Geburt durchgeführt wurden. Es fiel mir leicht, mich auf letztere einzulassen, da ich seit Jahren Meditation und Yoga praktiziere.
Nun kam der ET immer näher. Nach einer insgesamt extrem entspannten Schwangerschaft kam nun doch die Nervosität. Alle paar Tage machte ich noch einige Trance-Übungen mit Hilfe der CD aus dem Kurs - innere Bilder stärken, Atemübungen. Vor allem visualisieren, wie mein kleiner Mann schon in meinen Armen liegt und mich mit großen, weisen Augen anblickt als hätte er 1000 Geschichten zu erzählen.
Vom Vorbereitungsgespräch in der Klinik wusste ich: Wenn die Wehen (bzw Wellen wie das Wording im Hypnobirthing lautet, denn "Wehen" vermittelt ja schon Schmerz, welcher aber nicht sein muss) alle 5 Minuten für mindesten 1 Minute kommen und das über mehrere Stunden, dann können wir losfahren.
Schon in Woche 36 fing mein Muttermund langsam an, sich zu öffnen. Frauenärztin und Hebamme waren begeistert - es könne jederzeit losgehen. Die Ärztin war der festen Überzeugung, das Kind komme früher. Die Hebamme sagte, das heißt nix, ich könne trotzdem auch noch über den ET hinaus kommen.
Nach einem "Fehlstart" (drei Stunden Wellen in der Nacht, die aber aufhörten, als ich unter der Dusche stand) ging es am Abend des ET gegen 21h los. Wir hatten noch einen Film an und alle paar Minuten veratmete ich eine Welle. Es waren keine Schmerzen, die da durch den Körper zogen, sondern kräftige Kontraktionen der Gebärmutter. Ich musste mich gut konzentrieren, aber mit Hilfe der Atemübungen und der Trance war es sehr gut auszuhalten. Gegen Mitternacht empfahl ich meinem Mann, nochmal ein wenig zu schlafen. Dies konnte er nicht wirklich gut, da ich ja alle paar Minuten schnaufend neben ihm saß. Irgendwann habe ich ihm dann zwischen den Wellen noch einen schnellen Kaffee gemacht (auf der Küchenarbeitsplatte kann man sich gut aufstützen und das Becken Kreisen lassen 😉)
Um halb 2 riefen wir in der Klinik an und kamen um 2 dort an. Wellen hatte ich zu diesem Zeitpunkt alle 3 bis 5 Minuten für 60 bis 90 Sekunden. Nach dem CTG stellte die Hebamme fest: Muttermund bei 5 cm, super! Im Kreißsaal ließ sie uns dann nochmal allein. Sie wollte u.a. den parkausweis für meinen Mann besorgen. Dieser half mir nun ganz wunderbar durch die Wellen. Er massierte mein Kreuz, meinen Nacken, stützte mich und redete mir gut zu. Er war mir eine wundervolle Hilfe.
Nach 45 Minuten fing mein Bauch an, nach unten zu drücken. Presswehen? So schnell? Darf das jetzt schon? Also schellen und die Hebamme checkte den Muttermund: 7cm. Joa, ordentlich. Da können wir beginnen. Die darauf folgende Phase war für mich ein kleiner Dauerlauf. Ich überließ meinem Körper die Führung und reagierte nur noch auf die Vorschläge der Hebamme. Schmerzen? Jein - es fühlte sich an wie meine Oberarme damals beim Box-Training, der Muskel schreit, obwohl er noch lange nicht an seiner Grenze ist... Mein Mann war zum Wasserspender geworden. Im Vierfüßler platzte dann schlussendlich die Fruchtblase und dann ging alles ganz schnell. Die Hebamme feuerte mich an und schrie mich regelrecht an, wohin ich drücken sollte. Im Enspurt war dieser Zuspruch so ungemein wichtig für mich. Sie ließ mich fühlen, wo das Köpfchen schon war und ich war noch mehr angespornt.
3 Stunden nach Ankunft in der Klinik hielt ich dann meinen Sohn im Arm, der mich nach anfänglichem Gebrüll mit genau jenem weisen Blick ansah als er auf meinem Bauch lag. Ich war sofort verliebt. Papa Schnitt die Nabelschnur durch und war genauso hin und weg: Ein gesunder Junge, 51cm, 3680g und 37cm Kopfumfang.
Zum Schluss kam dann doch noch eine Ärztin, da ich an den Schamlippen einige Risse hatte, die genäht werden mussten. Das Nähen war trotz Lokalabästhesie allerdings unangenehmer als das Reißen selbst - das hatte ich gar nicht wirklich mitbekommen.
Weitere 2 Stunden später kamen wir aufs Zimmer und die große Kuschelzeit konnte beginnen.
Heute ist mein Engel schon 5 Wochen alt und er ist gar nicht mehr wegzudenken.
Ich bin unendlich dankbar für dieses tolle Erlebnis! Ich kann von ganzem Herzen sagen: Die Geburt unseres ersten Sohnes war leicht und schnell. Ich freue mich aufs nächste Mal.
Jeder werdenden Mami kann ich nur ans Herz legen: Überlegt, ob ein hypnosekurs zur Geburtsvorbereitung was für euch seon könnte!
PS: Ein 24 Parkticket für den Papa-Parkplatz bekam mein Mann dann nach der Geburt. 😂
Herzliche Grüße und alles Gute!
Hypnobirthing - wer sagt denn, dass Schmerzen sein müssen?
Herzlichen Glückwunsch zur Geburt!
Ich hab ein Buch über Hypnobirthing geleyen. Mir fiel es schwer mit dem "Jargon" klar zu kommen. Ich mags nicht, wenn alles rosa angestrichen werden soll, damit man ne andere Einstellung dazu bekommt.
Ich mags gern, wenn dinge beim Namen genannt werden....
Nunja. Ich hatte nur das Buch und war damals schon recht weit. Jedenfalls kam ich bei der selbstimagination nur bis "grün" (es sollte ein Garten werden, aber mir "flutschte" das Bild ständig weg).Also Anleitung wäre super gewesen.
Schmerzhaft wurde die wehen dann erst, als mein Mann los zog um mich im KH anzumelden und ich ne wehe lang allein war. Da hat irgendwas ausgehakt und ich wollte einfach nur noch weg.
Aber bis dahin waren die Wehen echt ein Spagiergang und es war fantastisch, sich so klar zu konzentrieren. Wirklich empfehlenswert - trotz rosa Anstrich...
Vielen Dank! :)
Rosa mag ich auch so gar nicht... Hatte einen Online schnupper-kurs gefunden und halt den Kurs bei meiner Hebamme gemacht. Da wurde nicht Rosa gemalt, sondern Klartext geredet. Biologische Grundlagen, aber auch heiße Diskussionen über gesellschaftliche Gegebenheiten.
Gebären wird im Patriarchat leider sehr pathologisiert. Nicht zuletzt auch wegen der Technisierung. (Geburtsmedizin in allen Ehren, soweit sie denn notwenig ist - geplante bzw gewollte Kaiserschnitte finde ich beispielsweise echt gruselig...)
Das biblische "Unter Schmerzen sollst du gebären" hieß z.b. bis ins Mittelalter "Unter Wehmut sollst du gebären". Klingt schon ganz anders, oder? ;)
Zusätzlich halt intensive Übung der inneren Bilder unter Anleitung und mit Austausch. Es war sehr schön zu hören, welche Bilder die anderen Teilnehmerinnen gebildet haben. Und interessant, dass jede von uns an anderen Stellen Schwierigkeiten hatte.
So ein Kurs ist definitiv sehr viel intensiver als "nur" ein Buch zu lesen. Schön, dass es dir zumindest bis zu diesem Gewissen Punkt geholfen hat.
Wir könnten die Bürokratie zum Glück einige Wochen vorher schon erledigen. Wäre mein Mann rausgegangen, hätte mich das wahrscheinlich auch raus gebracht...
Klingt auf jeden fall so, als sei der lehrgang sehr "fruchtbar" gewesen.
Ich sammel momentan ratgeber 7ber geburt und schwangerschaft, weil ich gespannt bin, wie man die ansichten von heute in 20 jahren sieht.
Hey, das freut mich das du so eine tolle Geburt hattest.
Ich habe mir nur da Buch besorgt, jedoch komme ich damit nicht wirklich klar.
Hatte ich bei meinem großen damals aber auch nicht gehabt und könnte mich in den Wellen völlig hingeben, naja zumindest bis ich liegen musste weil es dem kleinen nicht gut ging.
Einen Kurs habe ich hier in der Nähe leider nicht gefunden und über ne Stunde fahren wollte ich nicht.
Aber mir fehlt auch der Grund, warum eine Geburt so extrem schmerzhaft sein soll.
Sie kostet Kraft, ist anstrengend aber wundervoll.
Ich habe nächste Woche mein geburtsplanungsgespräch und hoffe inständig auf offene Hebammen.
Liebe Grüße Janina 33+6
Ein wunderbarer Bericht!
Nach einer furchtbaren ersten Geburt, habe ich mich auf die zweite mit dem Buch und Übungen auf die zweite vorbereitet.
Meine Familie zwang mich bei Abständen von 2-3 Minuten in die Klinik zu fahren, ich sah da noch gar keine Notwendigkeit.
Ankunft im kh hatte ich einen Befund von 5 cm nach 1:15 std war mein Zwerg auf der Welt. Super aus haltbare "schmerzen", fit wie nen Turnschuhe und vollkommen perplext, weil es noch gar nicht schlimm war.
Unsere Erfahrungen sind also ähnlich, was mich bestätigt, dass es hilft