Meine Tochter ist nun 1,5 Wochen alt und ich beginne langsam, den Alltag wieder gut zu meistern :) Da wird es auch Zeit für einen kleinen Geburtsbericht.
In der Woche vom 11.12. bis 17.12. hatte ich irgendwie den Drang, alles fertig zu bekommen. Es stand meine zweite geburtsvorbereitende Akupunktur, mein vorletzter Termin beim Aquafit für Schwangere an, die erste Woche seit langem ohne Arztbesuch und ich nutzte die Zeit zum Bettchen beziehen, Kliniktasche packen, Autositz ausprobieren und und und. Weihnachtsvorbereitungen waren alle abgeschlossen und lediglich an Heilig Abend mussten die Plätzchen für die Familie noch in die Dose gepackt werden. Noch 3 Wochen bis zum ET (02.01.) und ich hätte mich eigentlich gemütlich zurück lehnen können.
Donnerstags erreichte mich die Nachricht, dass meine Bekannte aus dem Aquafit (ET am 03.01.) nun schon ihren Sohn in Armen hält. Wow, der kam früh, dachte ich. Und wenn es sie schon trifft, dann wird meine Kleine sich eher mehr Zeit lassen. Pustekuchen.
Samstags, das Essen war gerade fertig, war er da: der Blasensprung. Während mein Mann in der Klinik anrief, zog ich mich um und versuchte irgendwas zwischen die Beine zu stopfen, um das Auslaufen etwas angenehmer zu gestalten. Auf dem Weg zum Auto hatte ich gleich meinen "4 Hochzeiten und ein Todesfall"-Moment und lief "Scheiße, Scheiße, Scheiße"-rufend zum Auto. Auf dem Weg zum Kreißsaal muss ich auch ein lustiges Bild abgegeben haben - mit meinem Strandhandtuch zwischen den Beinen.
Ab in den freien Kreißsaal mit rundem Kreißbett. Hier dachte ich noch, dass die Kleine dann wohl samstags zur Welt kommen würde. Das CTG zeigte noch keine Wehentätigkeit, Muttermund noch nahezu geschlossen. Also wurde ich aufgenommen, zu einer frischgebackenen Zwillingsmama aufs Zimmer gesteckt, mein Mann heim geschickt. Sollten Wehen kommen, dürfte ich wieder runter kommen. Ich hielt nicht lange aus, vorallem ohne meinen Mann. Meine Bettnachbarin bot gleich an, dass er doch durchaus bei uns im Zimmer auf dem Stuhl schlafen könne.
Ich ging dann mit Wehen keine Stunde später wieder runter und wurde in einen unfreundlichen Kreißsaal ohne Fenster, dafür aber mit dröhnender Lüftung gelegt - ab ans CTG. Hier musste ich meine ersten Wehen gänzlich alleine veratmen. Hatte niemanden bei mir, fror und fühlte mich verloren. Anschließend wurde ich mit Tabletten wieder hoch geschickt - ich solle etwas schlafen. Noch auf dem Flur kam eine Wehe, die es mir unmöglich machte, zu gehen. Also brachte mich eine Nachtschwester ins Zimmer. Ich wollte nur noch meinen Mann da haben.
Mit ihm ging es dann wieder in den Kreißsaal - den gruseligen von vorher. Hier verbrachten wir komplett alleine die Stunden bis 10 Uhr morgens. Es tat sich nichts außer zu veratmende Wehen. Keine Hilfsmittel da, und langsam kamen auch die Halsschmerzen. Lediglich zum Blutabnehmen wurden wir mit einer Hebamme beglückt.
Die Schmerzen wurden unerträglich und ich hatte das unbändige Verlangen zu pressen, was ich aber wegen des Muttermunds nicht durfte. Der lag um 10 Uhr noch bei 3 cm. Bis 16 Uhr schafften wir es auf 4 cm und die Entzündungswerte in meinem Blut stiegen.
Zwischendrin verlangte ich nach einer PDA, was die gesamte Geburt beeinflusste. Ich kam in einen Teufelskreis aus:
- starken Wehen
- PDA
- durch PDA keine Wehen mehr
- Wehentropf
- bei ausschleichender PDA Wehen von 0 auf 100 mit dem Drang zu pressen, was ich nicht durfte
- betteln nach PDA und jeweils ewig darauf warten
Ich wollte und ich konnte nicht mehr. Fühlte mich schwach, sowohl psychisch als auch physisch. Mein Mann war die beste Stütze, die ich mir vorstellen konnte, aber eben auch hilflos. Hatte ich nicht im Geburtsvorbereitungskurs gelernt, dass eine Hebamme da ist, und uns hilft?
Wir kamen schließlich aus einem Kreislauf in einen anderen. Ich wollte ein Ende, die Hebamme wollte eine natürliche Geburt, auch wenn es noch TAGE dauern sollte. Wir schoben Entscheidungen immer weiter auf. Komplett vorbei war es dann bei mir, als Assistenzärztin, Oberärztin und Hebamme alle innerhalb von 5 Minuten meinen Gebärmutterhals genaustens untersuchten und mir dann noch was von einer WULST sagten, an der das Köpfchen dann vorbei müsse. Die könne man ggf. wegdrücken. Wer möchte bitte sowas hören.
Die Hebamme wollte weiterhin die natürliche Geburt, ich wollte einfach nur noch, dass die Kleine da ist. Konnte nichtmal testweise pressen. Gegen 21:30 kam dann die Entscheidung: Kaiserschnitt wegen Geburtsstillstand (warum so spät? Der Muttermund hatte doch schon lange nichts mehr getan...). Gegen 21:50 wurde dann also unsere Tochter geboren und wir bezogen ein Familienzimmer.
Doch damit war das Thema Geburt für mich noch nicht abgeschlossen:
Abgesehen von den Kaiserschnitt-Nachwirkungen hatten wir noch mit anderen Dingen zu kämpfen.
1. Stillen
Puh, jeder sagt einem hier etwas anderes. Aber am Grausamsten fand ich es, den Kopf meiner Tochter brutal auf die Brust zu pressen. Mal abgesehen davon, dass ich noch keinen Milcheinschuss hatte und das damit extrem frustrierend war.
Jeder sagt einem, dass es nur eine einzige gute Stillposition gibt - und jeder hat da eine eigene... Ganz schlimm.
Die einen sagen, alle 4 Stunden und auch das Kind wecken. Die andere macht einen dafür dumm an und sagt, bloß nicht wecken. Wir jedoch hatten eh das Problem, dass die Kleine dauernd einschlief.
Wir sollten beifüttern... ungerne, aber wer will sein Kind schon verhungern lassen.
2. Kinderkrankenschwester
Die Kleine nahm trotzdem die 10% ab, die man abnehmen darf und wurde etwas gelb. Hier vermittelte mir eine der Kinderkrankenschwestern das Gefühl, ich lasse mein Kind verhungern. Blutwert sei nicht gut. Also wurde mir das Kind zeitweise abgenommen:
1. Tag: 4 Stunden Blaulichtlampe - 1 Stunde bei uns
Ich heulte nur noch
2. Tag: der Blutwert war etwas besser - 4 Stunden Blaulichtlampe - 4 Stunden bei uns.
Am nächsten Morgen war das Kind wieder ok und musste nicht mehr unters Blaulicht. Wir warteten nur noch wenige Stunden auf die Entlassung. Aber was war unser aktueller Status:
Durch das Füttern war die Kleine nicht mehr an der Brust sondern bekam abgepumpte Muttermilch und Zusatznahrung. Das war nicht das, was ich wollte.
Ich hatte dauernd Angst, dass sie zu wenig isst...
Ich war also psychisch ziemlich neben der Spur. Zum Glück hab ich eine wunderbare Nachsorgehebamme. Schon aus dem Krankenhaus gab ich ihr in einem Telefonat einen langen Statusbericht und die Info, dass ich stillen will. Aus ANgst wegen der Weihnachtstage, deckten wir uns dennoch mit Zusatznahrung ein. Wer weiß schon, ob das Kind die Brust überhaupt akzeptiert und ob es vielleicht ein schlimmer Kampf wird.
Heute sind wir den 6. Tag daheim, sind nur noch 70g unter Geburtsgewicht (Status gestern) die Kleine trinkt ausschließlich von der Brust (seit dem ersten Besuch der Hebamme) und wir können uns endlich in Ruhe kennen lernen. Ich verliere meine Angst davor, dass sie zu wenig trinkt. Und langsam kann ich beginnen, die Geburt zu verarbeiten.
Geburt meiner Tochter - von Angst, Schmerzen und den Tagen danach
Erstmal herzlichen Glückwunsch ❣️
Danke für deinen ehrlichen Bericht.
Da sieht man mal wieder, wie wichtig es ist, das man sich in einem Kreissaal gut aufgehoben fühlen muss um nicht gänzlich (psychisch) einzugehen!
Ich hoffe das du trotz all den Strapazen, glücklich zurück blicken kannst. Das aller wichtigste ist nämlich eingetroffen, dir und deiner kleinen Maus geht es gut! Ich wünsche euch weiterhin eine wunderschöne Kuschel-und Kennenlernzeit!!!
P. S.:
Aus Interesse wollte ich noch fragen...
Hat man dich im Kreißsaal allein gelassen weil soviel andere Geburten liefen, oder aus anderen Gründen?
LG Josy mit kleinem Mann im Bauch 29+0ssw 💙
Lieben Dank. Ja, uns geht es soweit gut und mein Mann hat sich nicht nur als der beste Partner an meiner Seite sondern auch als der beste Papa für unsere Kleine noch fester in mein Herz geschlichen :)
Ich glaube, es war schon viel los. Sonst wären wir nicht zwischendurch in dem grausamen Kreißsaal gewesen. Allerdings saßen draußen auch immer ein paar Hebammen, die nicht viel zu tun hatten. Zumindest wirkte es so. Als ich gänzlich alleine war, hätte ich nichtmal nach jemandem klingeln können, da die Klingel in der anderen Raumecke und nicht angeschlossen war.
Ich bin aber froh, dass ich das noch vor Weihnachten durchlebt habe. In dieser Woche wäre eine der Geburtsabteilungen bei uns in der Stadt komplett geschlossen, wodurch erst recht Land unter war.
Das ist schön! Genauso soll es sein 😊👌
Ok, ich verstehe. Aber ob Stress oder nicht, Höflichkeit und Sorge muss man in dem Bereich haben. Einfach einmal rein schauen, fragen ob alles ok ist,eine funktionierende Klingel da haben...das sind alles keine schwierigen Angelegenheiten. Aber das ist ja alles jetzt sowieso egal, Hauptsache ihr seit glücklich!! 😊 alles gute weiterhin ❣️
Erstmal herzlichen Glückwunsch.
Tut mir leid, dass die Geburt nicht so schön war.
Aber trotzdem schön, dass ihr gesund seid und es mit dem stillen nun klappt.
Hi!
Ich hab mir deinen bericht gerade durchgelesen. Unsere kinder scheinen am selben Tag auf die Welt gekommen zu sein :)
Ich hatte auch einen Blasensprung, wurde aber eingeleitet nachdem ich keine wehen bekam. Unsere geburt war auch schmerzhaft (zumal pda nicht gewirkt hat) aber spontan. Und ich war stets von hebammen umgeben und hab mich sehr gut aufgehoben gefühlt.
Unser kleiner hat leider auch 10% abgenommen und ohne zufüttern würde er auch nichts zunehmen. Ich hab viel zu wenig milch und die trinkt er sehr schwach. Immer noch. Er nuckelt zwar wie ein irrer aber er schluckt kaum. Also wird weiter zugefüttert, abgepumpt und im flascherl gegeben.
Er war eh schon so zierlich mit nur 2710g gewicht...
Ich wünsch euch alles Gute!
Vlg chii mit sohnemann 11 tage alt
Herzlichen Glückwunsch zur geburt euerer kleinen maus.
Ich muss sagen, als ich den bericht laß dachte ich die ganze zeit "bitte lass diese frau eine gute hebamme haben!!!" Und dann löst du dchen ganzen sch... auf als du schreibst dass deine hebamme zuhause dir dann endlich helfen konnt! Da hast du eine wundervolle Hebamme erledigt. Man ließt so selten dass hebammen es schaffen den müttern zu helfen nachdem das krankenhaus schon so ein mist mit flschen und zusatznahrung getrieben hat.
Unglaublich. <3
Alles gute für euch :)