Meine Schwangerschaft war komplikationslos und ich konnte die Zeit sehr genießen.
An einem Montag dann stand der errechnete Geburtstermin meiner Tochter an, und am Tag davor räumten mein Mann und ich die Wohnung zusammen auf, wobei ich eigentlich nur auf dem Sofa lag.
Nachmittags stand dann ein Spaziergang an, da das Wetter endlich mal wieder schön sonnig und frühlingshaft war. In den letzten Tagen hatte ich außerdem meistens nur auf dem Sofa gelegen, und mich nur sehr wenig bewegt. Gerade als wir uns fertig machen wollten, spürte ich, dass es ein wenig in die Unterhose tröpfelte. Ich hatte vorher keine nennenswerten Probleme damit, Urin zu halten. Daher ging ich auf’s Klo, und sah dann in der Unterhose einen ungewöhnlichen Ausfluss. Vorher war der Ausfluss immer relativ trocken, dieser war jedoch vergleichsweise flüssig, und ganz leicht rosa. Ich vermutete daher, dass es vielleicht der Schleimpfropf sein könnte. Wir gingen dennoch in der Nähe ein bisschen spazieren, bis es mir zu anstrengend wurde.
Dabei hatte ich das Gefühl, dass sich irgendetwas im Bauch tut. Die Übungswehen hatten sich in den letzten Tagen schon gehäuft. Jetzt kam noch ein diffuses Gefühl im unteren Rücken dazu, allerdings nicht schmerzhaft.
Zuhause angekommen, bin ich dann eine Stunde später wieder auf die Toilette gegangen, und der Ausfluss war noch etwas blutiger, allerdings nicht annähernd so blutig wie eine Schmierblutung. Wir haben daraufhin im Kreißsaal des Krankenhauses angerufen und die
Hebamme sagte mir, wir sollten uns auf den Weg machen, da bei Blut immer nachgeschaut werden sollte.
Um etwa 19 Uhr sind wir dort angekommen, und wurden von einer freundlichen, ruhigen Hebamme begrüßt. Das Krankenhaus hat einen hebammengeführten Kreißsaal, in dem die Hebammen Zwölf- statt Acht-Stunden Schichten arbeiten, so dass die Chance, dass man keinen Schichtwechsel erlebt, höher ist. Die Hebamme die uns begrüßte hatte gerade erst angefangen und begleitete uns auch während der gesamten Geburt.
Mir wurde ein PH-Teststreifen gegeben, den ich in die Unterhose legen sollte, um zu sehen, ob es sich bei dem Ausfluss um Fruchtwasser oder Urin handelt. Das Ergebnis war dann nicht wirklich eindeutig, aber wir sollten dennoch im Krankenhaus bleiben. Auf dem Weg zum Auto um dieKoffer holen habe ich die ersten Wehen gekriegt. Es fühlte sich nicht wirklich anders an als die Übungswehen, die ich schon seit einiger Zeit gespürt hatte.
Wieder drinnen wurden wir zunächst in einen großen Kreißsaal geführt, den ich von der Kreißsaalführung bereits kannte. Dort wurde ich an ein CTG angeschlossen und konnte auf dem Bett die Wehen veratmen. Sie wurden schmerzhafter, vergleichbar mit stärkeren Regelschmerzen. Ich hatte mit deutlich schlimmerem gerechnet. Nach einiger Zeit wurde der Muttermund untersucht, der bereits bei sechs Zentimetern war. Das war sehr motivierend, da ich zu dem Zeitpunkt noch nicht lange Wehen gespürt habe.
Die Flüssigkeit die ich verloren hatte war wohl durch einen hohen Blasensprung hervorgerufen worden, wurde mir gesagt.
Uns wurde die Möglichkeit gegeben, schon mal ein Zimmer zu beziehen, in dem bereits eine andere Mutter mit Baby untergebracht war. Das war gegen 22 Uhr. Ich habe dann nochmal etwas gedöst, da ich ziemlich müde war, bis die Wehen stärker wurden und wir zurück zum Kreißsaal gegangen sind. Die Hebamme wies uns einen neuen, nun kleineren Kreißsaal zu. Auf dem Bett wurde ich wieder an das CTG angeschlossen und habe die Wehen weiter veratmet. Die Hebamme hat festgestellt, dass der Muttermund bereits bei acht Zentimetern war. Zu diesem Zeitpunkt habe ich um Lachgas gebeten, nicht weil es so schmerzhaft war, sondern eher weil ich “üben” wollte bevor die Presswehen kommen, bzw solange ich noch nicht super starke Schmerzen habe.
Ich wurde bereits recht früh als wir im Krankenhaus waren gefragt, ob ich eine Betäubung wollte. Weil ich aber zuvor gelesen habe, dass eine PDA oft verzögernd wirken kann, und häufig weitere Eingriffen nach sich zieht, habe ich mich dagegen entschieden. Stattdessen wollte ich eine Betäubung mit Lachgas. Auf diese Möglichkeit wurde bei der Kreißsaalführung hingewiesen. Lachgas betäubt den gesamten Körper. Der Vorteil gegenüber anderen Mitteln ist, dass man es selbst dosieren kann. Man bekommt eine Atemmaske, aus der das Lachgas gemischt mit Sauerstoff strömt. Wenn man zu viel einatmet wird einem schwummerig, als hätte man zu viel Alkohol getrunken. Manchen wird davon auch schlecht, mir zum Glück nicht. Sobald man dann aber aber zwei Atemzüge “Raumluft” nimmt, lässt die Wirkung sofort wieder nach. Ich habe, wenn ich merkte, dass sich eine Wehe annähert, die Maske aufgesetzt, zwei oder drei Mal geatmet, und sie dann abgesetzt. Das bedurfte wirklich etwas Übung, weil man eben bevor der Schmerz kommt, das Lachgas einatmen muss. Zwischendurch habe ich es auch mal bei einer Wehe weggelassen.
Die Hebamme war diese Zeit über im Nebenraum, ich nehme an, dass sie das CTG überwacht hat. Nach etwa einer Stunde kamen dann die Presswehen. Es fühlte sich so an, als müsste ich aufs Klo… und zwar groß. Tatsächlich hat sich dann auch bei einer Presswehe der Darm entleert, was ziemlich unangenehm war, aber laut Hebamme passiert das häufig. Man kann zu diesem Zeitpunkt ja auch nicht anders.
Die Hebamme holte nach einigen Presswehen die Gynäkologin dazu. Nach einigen Presswehen platzte die Fruchtblase. Einige Wehen später sagte dann die Hebamme, dass sie bereits den Kopf sehen könnte, und ob ich mal fühlen wolle? Natürlich wollte ich. Es war ein ganz komisches Gefühl, vor allem weil der Kopf so weich war. Das Rauspressen des Kopfes war ziemlich kräftezehrend, und ich hatte Angst vor den Schmerzen, die ich eigentlich aber gar nicht gespürt habe. Wegen der Angst habe ich viel von dem Lachgas geatmet und war ziemlich beduselt.
Einige Presswehen später war der Kopf dann draußen. Das Gefühl, wie der Kopf rausgedrückt wurde war überwältigend. Die Schultern kamen mit der nächsten Wehe, dann war meine Tochter draußen. Sie wurde mir auf den Bauch gelegt und ich musste erstmal buchstäblich den Kopf frei kriegen, um das zu begreifen, da ich noch so viel Lachgas geatmet hatte.
Scheinbar wollte sie unbedingt auf ihrem errechneten Geburtstermin kommen, denn sie wurde nach Mitternacht geboren.
Wir durften dann ausgiebig kuscheln und uns kennen lernen. Die Nachgeburt habe ich kaum gemerkt, dabei ist es erstaunlich wie groß die Plazenta doch ist.
Leider bin ich, wie die Ärztin so schön sagte, “in alle vier Richtungen gerissen”. Diese Risse wurden noch im Kreißsaal von der Ärztin genäht, während wir mit unserer Tochter gekuschelt haben. Dafür gab es eine lokale Betäubung mit Spritze, es hat dennoch ziemlich geziept und sicherlich eine halbe Stunde gedauert. Später habe ich erfahren, dass man das Nähen auch später nach der Geburt und nicht sofort machen muss. Ich würde versuchen, bei der Pressphase nicht zu hektisch zu pressen, um einem erneuten Reißen vorzubeugen.
Der Dammriss war zwar unangenehm, aber nur beim Sitzen, ansonsten habe ich ihn, auch beim Toilettengang, nicht gemerkt. Ich habe dann die ersten Tage möglichst viel gelegen, was kein Problem war.
Alles in allem fand ich die Geburt meiner Tochter sehr gut. Ich fand es angenehm, dass während der Geburt nur mein Mann, die Hebamme und Ärztin anwesend waren. Ich habe aus dem Wissen, dass ich sie “selbst geboren” habe viel Selbstvertrauen gezogen.
Spontane Erstgeburt mit Lachgas
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Sehr schöner und ausführlicher Bericht.
Danke dafür!!
Herzlichen Glückwunsch ❣️
Ich wünsche euch eine wunderschöne Kuschel-und Kennenlernzeit!
Darf ich noch fragen in welcher Stadt du geboren hast?
Lg Josy mit kleinem Mann im Bauch 30+3ssw 💙
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Ich find deinen Bericht auch richtig toll!
Vielen Dank!
Vorallem sie ausführliche Schilderung mit dem Lachgas.
Möchte bevor ich mich für die PDA entscheide auf jeden Fall alles andere ausprobieren falls nötig.
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Freut mich, dass ich euch damit helfen konnte :)