Mein Sohn ist zwar schon knapp 9 Monate, dennoch habe ich die Geburt noch nie nieder geschrieben. Da ich aber denke, dass es manche Erstgebährende auch interessiert und sie nicht stundenlang durch die Hölle gehen müssen...wollt ich meine Geschichte trotzdem gerne aufschreiben.
Mein Mann und ich haben lange versucht, schwanger zu werden. Im September 2016 war der Test endlich positiv. Wir freuten uns so sehr! Der ET wurde nach mehrmaligem korrigieren auf den 25.05.2017 fest gesetzt. Es gab einige Komplikationen in der SS (Hämatom, vorzeitige Wehen, Gebärmutterhalsverkürzung, Nierenstau II°...., wer mehr dazu wissen möchte kann mich per PN anschreiben) aber wir ließen uns die Freude nicht vermiesen. Ich musste viel liegen und genoss die Zeit, freute mich auf unseren Krümel und war einfach so gerne schwanger. Zum Ende hin, ab der 30 SSW, fühlte ich mich prächtig und bewegte mich auch wieder mehr.
Wir haben eine Eigentumswohnung gekauft, die perfekt zu unseren Bedürfnissen passt und freuten uns Ende März auf die Schlüsselübergabe. Anfang April ging es richtig rund. Alles musste innerhalb eines Monats renoviert werden, denn am 28.04. war die Wohnungsübergabe der Mietwohnung, die ja auch noch instand gesetzt werden musste. Während der Renovierung saß ich nur auf meinem Klappstuhl und beobachtete das Treiben. Und unterhielt dabei sämtliche Freunde und Helfer.
Mein MuMu war schon Anfang April fingerdurchlässig. Aber meine Ärztin beruhigte mich, das heiße noch gar nichts. Solang ich keine Wehen hatte, kann ich einfach so weitermachen wie bisher. Über Ostern schonte ich mich dann, lag vorallem im Bett und schaute Filme.
Die nächsten Tage vergingen, ich ließ alles ruhig angehen. Merkte keine Senkwehen oder irgendwas anderes. Meinen nächsten Termin beim Gyn hatte ich am 27.04.2017, bei 36+0. Morgens bin ich aufgestanden und merkte auf Toilette beim Abwischen den Schleimpfropf. Es war eindeutig. Beim CTG bei meiner Ärztin wurde keine einzige Wehe verzeichnet und sie bestätigte, dass es wohl der Schleimpfropf war. Dies hieße aber noch lange nichts, es kann sich durchaus noch 2 Wochen hinziehen.
Der Muttermund war 1 cm offen... ich fragte, ob es mit diesem Befund denn noch bis in den Mai geht da ich ja so gerne ein Maibaby wollte. Sie grinste nur und sagte "Schonen Sie sich!"
Fröhlich fuhr ich in die alte Wohnung, begutachtete die Räume, die schon so weit leer waren. Es sollten nur noch einige Teile den Abend in die neue Wohnung geschafft werden und eine Wand gestrichen, dann ist für die Übergabe am nächsten Nachmittag alles super.
Der Fliesenleger, ein Freund der Familie, war fleißig in der neuen Wohnung. Andere Freunde strichen,
mein Mann verlegte den Boden oder trug Möbel rein. Ich machte mir das Arbeitszimmer mit der Gästecouch zurecht, abends holten wir unsere Katzen aus der alten Wohnung in die neue und ich freute mich darauf, auf der Gästecouch mit meinen Mietzen die erste Nacht in der neuen Wohnung zu verbringen. So kuschelte ich mich ein, beide Katzen mit mir im Zimmer. Mein Mann am Möbel aufbauen.
Der Fliesenleger am Boden verlegen im Flur.
Ich lag mit meinem Handy im Bett und schrieb mit einer Freundin. Erzählte ihr von meinem Befund bei der Gyn und dass ich hoffe, es noch in den Mai zu schaffen. Sie sagte "Klar, du hast noch 4 Wochen!"Ich schrieb noch "Ja aber nicht, dass ich eine falsche Bewegung mache und die Fruchtblase platzt. Beim Drehen oder so." Sie, schon Mutter einer Tochter, schrieb "Ach, so schnell geht das nicht. Vorallem nicht beim Drehen!" Das beruhigte mich, ich wünschte ihr eine Gute Nacht. Scrollte nochmal durch meine Whatsapp-Nachrichten. Machte die Tastensperre rein. Drehte mich um mein Handy wegzulegen und merke ein 'plöpp'. Ich lag. Ich wartete. Was war das?! (Uhrzeit ca. 22.13 Uhr)
Auf einmal lief es warm aus mir heraus. Ich bin in der SS nicht einmal inkontinent gewesen. Also hab ich mich aufgesetzt. Es lief. Ich stand auf. Es lief. Ich ging einen Schritt. Es lief. Kacke.
Ich stellte mich in die Tür zum Flur, da waren ja frisch Fliesen verlegt teilweise. Ich rief meinen Mann und sah ihn nicht. Ich rief unseren Fliesenleger und sah ihn einfach nirgens. Und hatte mega Schiss, dass die beiden noch spontan in die alte Wohnung gefahren sind um noch Sachen raus zu holen oder was weiß ich. Da sehe ich die beiden auf dem Balkon sitzen. Mein Mann Eis essend und den Fliesenleger rauchend.
Ich hüpfte tropfend zwischen den frisch verlegten Fliesen hin und her, öffnete die Balkontür und sagte nur "Meine Fruchtblase ist geplatzt!". Mein Mann reagierte nicht. Er schaute mich nur an
Der Fliesenleger direkt "So, nimm das wichtigste und ab in die Klinik. Hast du Wehen?" Ich verneinte.
Ich kam noch auf die Idee unserer Katzensitterin unseren neuen Wohnungsschlüssel zu bringen, aber der Fliesenleger als Vater von 2 Kindern gab uns den Rat lieber direkt in die Klinik zu fahren, da die Wehen recht schnell kommen können.
Also schnappte ich mir nur meine Kliniktasche und Handy, Folie und Unterlage, mein Mann die Autoschlüssel und los. Gut prepariert fuhren wir in die Klinik, die nur 10 min entfernt war. Inzwischen weinte ich, mein Mann freute sich nur noch.
Dort angekommen durfte ich mit einem Handtuch zwischen den Beinen durchs Foyer laufen, fremde freuten sich und winkten mir zu...komisches Gefühl
Die Hebamme begrüßte uns am Kreißsaal, nahm mich auf, legte mich trocken und schrieb ein CTG. Keine Wehen. Keine einzige. Die Untersuchung vom Arzt sagte: MuMu 2 cm, keine Wehen. Wir sollten die Nacht abwarten, ob Wehen kommen. Wenn keine kommen wird am nächsten Morgen eingeleitet. Mein Mann und ich übernachteten neben dem Kreißsaal im 'Wehenstübchen', damit wir nah an der Hebamme sind sollte etwas sein. Mein Mann schlief wie ein Stein. Ich hatte eine schlaflose Nacht. Lief öfter mal zur Toilette, hatte genau 2 Wehen, mehr nicht. Am nächsten Morgen kam die Hebamme vom Frühdienst, fragte wie es ausschaut und gab dann dem Oberarzt Bescheid für die Einleitung. Ich durfte noch eine Kleinigkeit essen, mein Mann fuhr fix die Katzen füttern und Schlüssel wegbringen...als er wieder da war ging es auch schon los.
Ich lag also breitbeinig vor dem Doktor, der sich einen Handschuh bis zum Ellenbogen anzog (Was hatte er bitte vor?) und dieser sagte, dass er mir jetzt ein Gel an den MuMu legen würde. Dann sollten wir nochmal spazieren gehen und gegen mittag würde man dann einen Wehentropf legen. Nachmittags hätte ich mein Kind. (Uhrzeit ca. 8.40 Uhr)
Das Gel brannte ganz schön, war zumindest mein empfinden. Überhaupt war das kein schönes Gefühl so viel Hand eines Arztes in sich zu haben. Der Arzt sagte "Bis Später!", ging und ich wartete ob sich was tat. Innerhalb von 2 min kamen Wehen, die es echt in sich hatten. Ich wurde total überrollt, das CTG zeigte keine Pausen an und ich fragte sofort nach einer Entspannungsmöglichkeit. Da ich keine PDA wollte, gab mir die Hebamme einen Tropf mit Buscopan, MCP und Meptid. Dies entspannte mich etwas,
sodass ich Wehenpausen hatte. Veratmen konnte ich die Wehen auch gut, mit der Zeit wurden diese immer stärker. Aber ich sagte mir immer im Kopf "Bist du oben entspannt, bist du es auch unten." (Meine Hebamme sagte das im GVK, wenn man den Mund oben entspannt, dann entspannt sich auch der Mund unten.)
Ich ließ also meinen Mund immer locker damit sich unten auch bitte was tut! Und es tat sich was. Die Übergangswehen waren echt fies. Als ich anfing zu sagen "PDA!!!!" war der MuMu schon 7 cm offen. Ich habe geweint, weil ich so ängstlich war wie doll die Schmerzen noch werden sollten. Mein Mann war mir keine große Hilfe, er saß schweigsam neben mir und hat mir in jeder Pause Wasser angereicht. Die Hebamme öffnete den Rest der Fruchtblase, da ich einen hohen Blasensprung hatte und mein Kleiner noch Fruchtblase vor dem Kopf hatte. Sie verließ den Kreißsaal, da sagte ich zu meinem Mann in einer sehr tiefen, röhrend-Hirsch-ähnlichen Tonlage "Ich habe Presswehen!"
Er sprang auf und holte die Hebamme. Sie sah nach, 10 cm und sagte "schieben Sie mal ein wenig mit.Also schob ich ein wenig und hatte das Gefühl, es tat sich nichts. Das ging ca 3-4 Presswehen so.
Sie ging ins Nebenzimmer, rief die Ärztin an "Kommst Du rüber zur Geburt?" und da wusste ich...jetzt wird es ernst! Als sie neben mir ein Päckchen mit OP-Instrumenten auspackte wurde ich panisch und fuhr sie an "KEINEN DAMMSCHNITT!!!!!!", sie beruhigte mich und sagte nur "Aber abnabeln müssen wir das Kind doch gleich"....das war für mich in Ordnung
Die Ärztin kam, Hebamme und Ärztin stemmten sich meine Beine in die Hüften, mein Mann drückte meinen Kopf auf die Brust und ich presste was das Zeug hielt. Die Pausen waren absolut schmerzfrei,
konnte da reden, durchatmen und trinken und bei der nächsten Wehe wieder mitpressen. Ich merkte,
wie der Kopf kam und wie es beim austritt brannte. Da war ich wohl gerissen. Mit der nächsten Wehe war mein Kind auch schon geboren und bölkte, was das Zeug hielt. Ich musste erstmal durchschnaufen,
durchatmen und mein Mann nabelte den kleinen Herren ab.
Ich hatte Risse 2°Grades, diese wurden genäht (nicht schön aber aushaltbar) und dann durfte ich mein Baby in die Arme schließen. Trotz 4 Wochen zu früh geboren bei 36+1 am 28.04.2017 um 11.05 Uhr hatte er ein Gewicht von 3370 gr, war 54 cm groß und KU von 37 cm. Die Ärztin, bei der ich zu Beginn in Behandlung war, hat mich 2 Wochen zurück datiert was ein großer Fehler war. Da er aber auf dem Papier als "Frühchen" galt, wurde er von den Kinderärzten mitgenommen und 48 Std intensiv überwacht. So klappte das Stillen nicht, da er mir nicht angelegt wurde.
Trotzdem gedeiht er, ist quietschfidel, unser Sonnenschein und meine größte Liebe.
Ich war erst geschockt über die Intensität einer Geburt. Doch schon im Wochenbett sagte ich, dass ich unbedingt ein zweites Kind möchte.
Als ich mich von der Geburt erholte, fuhr mein Mann dann zur Wohnungsübergabe. Danach genossen wir die Stunden in unserem Familienzimmer. In der Nacht zum ersten Mai durfte der Kleine die erste Nacht mit uns verbringen und wir schunkelten zu dem Lied "Wo war ich in der Nacht von Freitag auf Montag" von SDP im Park nebenan war Maiparty, wir haben zu dritt als Familie getanzt <3
...und sie sprach zum Fliesenleger "meine Fruchtblase ist geplatzt!"
Schön und auch unterhaltsam, in jedem Fall locker geschrieben. Mein Nervositätslevel steigt nicht. 👍
Bleibt allseits gesund und ich bin gespannt, ob das Geschwisterchen schon näher geplant ist. 😊
Liebe Grüße
Mieze 💟 38. Woche
Danke :)
Wir haben für Wunder #1 ganze 4 Jahre gebraucht. Wir werden also nicht allzu viel Zeit verstreichen lassen!
Suuuper geschrieben , vielen Dank dafür 🧡 ich habe seit Tagen ne richtige Panik vor der Geburt entwickelt , dein Text macht mir Mut💪🏽🍀
Liebe Grüße Dini (37+1)
Herzlichen Glückwunsch zur Geburt eures Schatzes. Wenn auch schon paar Monate vergangen.
Wirklich schöner Text.
Schade, dass euer Sohn in der 37. SSW und bei den Maßen zur Überwachung musste und dadurch das Stillen nicht mehr möglich war.
Meine beiden waren deutlich leichter und kleiner.
Auf jeden Fall alles alles Gute für euch und eure weitere Familienplanung.
🍀❤️🍀❤️🍀