"Die 3. Geburt ist immer etwas ganz besonderes." Das sagten mir viele als ich berichtete, dass sich zu unseren zwei Rabauken noch jemand dazugesellen wird.
Die Schwangerschaft …
… war nicht so recht geplant. Eher leidenschaftlich in Kauf genommen , wenn ihr versteht was ich meine. Ich hab mich dafür entschieden wirklich nur das Mindestmaß an Untersuchungen zu machen. Außerdem wollte ich die Vorsorge bei einer Hebamme machen lassen. Für mich war das genau der richtige Weg. Selbst das Geschlecht sollte geheim bleiben.
Die Zeit des Wartens …
war für mich sehr aufwühlend. Schon meine beiden ersten Kinder ließen sich Zeit. Das 1. Kind kam an ET+9 und die Kleine an ET+4. Ich hatte so sehr gehofft, dass dieses Kind dann vielleicht am ET kommt, aber Pustekuchen. An ET+9 (dem Tag an dem mein Großer kam) hatte ich einen kleinen Nervenzusammenbruch. Als ich morgens aufwachte flossen bei mir die Tränen. Obwohl ich rational natürlich wusste, dass ich nicht mehr lange warten muss und die Tage des Wartens völlig egal sind, fühlte es sich so unfair an. Zumal eine Freundin, die nach mir ET hatte bereits ihr Baby bekommen hatte. Ich heulte und bekam mich 3 Stunden lang nicht mehr ein. Als meine Hebamme zur regulären Vorsorge kam, lag ich heulend und schmollend im Bett wie ein bockiges Kind. Nach dem CTG mit 2 Wehen ging es mir jedoch schon besser. Meine Schwiegereltern übernahmen die beiden Großen und mein Mann und ich kletterten die 254 Stufen auf den Dom-Turm, aber es brachte nichts. Am nächsten Tag (ET+10) zeigte das CTG sogar 4 Wehen, die zunehmend unangenehmer wurden und meine Hebamme meinte, dass unser Baby wohl heute Abend oder morgen Früh da sein wird. Ich hoffte, dass unser Kind noch vor Mitternacht kommt, denn am nächsten Tag wäre unser Hochzeitstag gewesen. Eigentlich ja egal, aber dann doch irgendwie nicht ganz. Zur Vorbereitung auf die Geburt sollte ich lieber nur noch Leichtes essen und mich gut ausruhen. Doch die Geburt kam nicht in Gang und 19:30 Uhr sagte ich meiner Hebamme, dass sie ruhig ins Bett gehen kann. Hier geht nichts los.
Meine Schwiegereltern schickten meinen Mann und mich raus. Sie hüteten die Kinder und wir sollten noch was Essen gehen. Es regnete zwar wie aus Eimern, aber was soll´s. Eng aneinander gekuschelt eilten wir mit einem Regenschirm zum nächsten Bistro. Es gab Curry-Wurst mit Pommes und wir hatten nochmal einen schönen Augenblick miteinander. Auf dem Heimweg merkte ich plötzlich, dass die Wehen stärker wurden und auch der Abstand ziemlich rasch zusammen schrumpfte. 21 Uhr waren wir Zuhause und ich ging in die Wanne. Als ich dann um 22 Uhr ins Schlafzimmer ging, wollte mein Mann gerade schlafen gehen, aber ich brauchte ihn. Ich hatte wirklich starke Schmerzen, aber mir war klar, dass ich noch ganz am Anfang war. Ich wusste nicht wie ich das so lange aushalten soll und das machte mir unfassbare Angst. Ich kam in keinen Rhythmus und wusste nicht mehr wohin mit mir. Obwohl ich gerade mal 1,5 Stunden Wehen hatte, rief ich meine Hebamme an. 23 Uhr war sie endlich bei mir. Als sie nach dem Muttermund schaute war ich gerade mal bei 3cm. Mir war klar, dass ich erst am Anfang bin, aber es dann wirklich zu hören war hart. Meine Hebamme fragte ob sie nochmal nach Hause kann, aber ich wollte ins Krankenhaus. Die Fahrt war gut. 2 aushaltbare Wehen. 23:30 Uhr waren wir endlich auf dem Kreißsaalparkplatz. Auf den Weg rein hatte ich wieder zwei Wehen. Im Warteraum nochmal eine. 23:40 Uhr kam ich endlich in mein Kreißsaalzimmer. Noch in meinen Schuhen und der Jacke suchte ich nach einer bequemen Position, doch der Schmerz war unfassbar und ich dachte, dass ich immer noch ganz am Anfang war. Ich war ziemlich verzweifelt. Meine Hebamme positionierte mich letztendlich in den Vierfüßler auf das Bett. Sie meinte, dass ich in einer Wehenpause meine Jacke ausziehen soll, doch dazu kam ich nicht mehr. Ich hatte ein unglaubliches Druckgefühl. Obwohl es bereits meine 3. Geburt war, hatte ich nicht erkannt, dass die Austreibungsphase bereits begonnen hatte. Die Fruchtblase platzte und ich entschuldigte mich noch, dass ich mir eingenässt habe. Hektisch zog mir meine Hebamme die Hose aus, was ziemlich umständlich war, da ich ja immer noch Schuhe trug, überrascht stellte sie fest "Das Baby kommt." Mein Mann schaute auf die Uhr. Es war kurz vor Mitternacht, also kurz vor unserem Hochzeitstag. "Du hast noch 14 Minuten!" rief er mir völlig unpassend zu. Ich dachte echt ich bin im falschen Film.
Dann kam der magische Augenblick. Irgendwie frei von jeglicher Emotion. Plötzlich war das Kind da. Ganz warm lag es zwischen meinen Beinen. Und alle waren still. Ich war so überrumpelt, dass ich nicht mal hingucken konnte. Mein Mann brach zuerst das Schweigen "Es ist ein Mädchen! Sie sieht aus wie eine Lotta." Ich schaute hin, war aber immer noch ziemlich neben mir. Das ging mir irgendwie viel zu schnell. Alle freuten sich und alle hatten auch schon beschlossen, dass das Kind Lotta heißen soll. Ich wollte ja eine Lisa, aber mir war echt alles. Vorsichtig versuchte ich das kleine glitschige Wesen auf den Arm zu nehmen, aber ich hatte keine Kraft in den Armen und erbat mir einen Augenblick Geduld von Seiten der Anwesenden. Es klingt vielleicht eigenartig, aber emotional stand ich noch immer auf dem Parkplatz. Nachdem ich längere Zeit auf mein Kind starrte, erkannte meine Hebamme, dass ich wohl etwas Hilfe brauchte um im Hier und Jetzt anzukommen. Sie legte mein Kind ins Babybett und begann mit meinem Mann mich aus den blutverschmierten Sachen zu holen, danach legten sie mich auf saubere Laken. Mir ging es nicht schlecht. Ich hatte nur weder irgendwelche Empfindungen noch irgendwelche Gedanken. "Sie hat einen leichten Schock" flüsterte sie meinem Mann zu. Dann legte sie mir meine Tochter in die Arme und so lag ich mehrere Stunden da. Die Nachgeburt kam, ich wurde genäht und irgendwann kam das Erlebte auch bei mir an. Ich begann hemmungslos zu weinen. Vor Überwältigung.
Nachdem der Kinderarzt da war, durften wir nach Hause. Zuhause angekommen warteten die großen Geschwister schon mit meinen Schwiegereltern. Es war schön wieder alle zusammen zu haben und meine beiden "Großen" in die Arme nehmen zu können.
Ehrlich gesagt hab ich noch den gesamten Tag meine Tochter umklammert und immer wieder angefangen zu heulen und das fühlte sich genau richtig an.
"Die 3. Geburt ist immer etwas ganz besonderes." So sagt man wohl.
"Die 3. Geburt ist immer etwas ganz besonderes."
Hallo!
Toll geschrieben.
Der Moment, als dein Mann sagte, du hast noch 14 Minuten ließ mich schmunzeln ☺️
Ich wünsche dir und deiner Familie eine tolle Kennenlern- und Kuschelzeit und alles Liebe und Gute beim weiteren Ankommen im Hier und Jetzt 🙂
Liebe Grüße!
Herzlichen Glückwunsch zum 3. Wunder! Ich erwarte auch unser 3. Wunder und habe deinen Geburtsbericht verschlungen.
Mich haut nicht viel um, wenn ich ehrlich bin. Viele Berichte finde ich schön, andere interessant, manchmal leide ich auch mit aber meistens hallt die Geschichte bei mir nicht so wirklich nach. Aber Deiner hat mir wirklich richtig gut gefallen
Übrigens: Ja, die Dritten sind wirklich was ganz besonderes Die Geburt unserer Kleinsten war genauso ein Überraschungspaket wie die Deiner Tochter, nur nicht ganz so schnell Ist es dann bei Lotta geblieben? An der Stelle, als Dein Mann Dir zurief, wie viel Zeit Du noch hast, musste ich übrigens auch lachen. Das ist so typisch Mann. Mein Kerl war nicht besser
Ich weiß nicht, wie lange die Geburt bereits her ist aber an dieser Stelle von mir Herzlichen Glückwunsch zur kleinen Prinzessin ^^
Ja … sie heißt auch weiterhin Lotta. Mein Mann hatte es sich so sehr gewünscht. Als er noch klein war und das 1. Mal im Kino war lief "Lotta aus der Krachmacherstraße". Er hatte damals schon beschlossen, dass er mal eine Lotta haben will.