Da ich in meiner zweiten Schwangerschaft selbst viele Geburtsberichte gelesen habe und insbesondere an Berichten über natürliche Geburten nach Kaiserschnitten interessiert war, kommen hier meine Erfahrungen:
Zweieineinhalb Jahre vor der Geburt meiner Tochter kam mein Sohn per ungeplantem Kaiserschnitt auf die Welt. Nach über 10 Stunden Wehen und einer mehrfach nachgespritzten PDA entschied man sich die natürliche Geburt abzubrechen, da das Baby nicht ins Becken rutschte (hoher Geradstand/ Sternengucker).
Ich habe mit dieser Geburt nie gehadert. Das lag mit Sicherheit auch daran lag, dass eine Kaisergeburt durchgeführt wurde. Das OP Tuch wurde nach dem Schnitt kurz heruntergelassen und mein Baby direkt auf meine Brust gelegt. Ich und mein Mann waren daher von Anfang an bei ihm und konnten ihn liebevoll auf dieser Welt begrüßen. Erst als wir 3 wieder im Kreißsaal und zur Ruhe gekommen waren, wurde die U1 durchgeführt. Leider hatte ich im Nachhinein sehr starke Schmerzen und Probleme mit meiner Kaiserschnittnarbe. Trotzdem war die Geburt einer der schönsten Tage in meinem Leben.
Obwohl ich diese erste Geburt in positiver Erinnerung hatte stand in meiner zweiten Schwangerschaft von Anfang an fest, dass ich es wieder auf natürlichem Weg probieren möchte. Bereits in der 5 SSW kontaktierte ich meine Hebamme (nach der ersten Geburt war sie nur für die Nachsorge zuständig) und bat sie diesmal darum auch bei der Geburt dabei zu sein. Einige Wochen vor dem ET führten wir gemeinsam ein ausführliches Gespräch mit einem Arzt des Krankenhauses. Da ich diesmal in einem anderen Krankenhaus entband (die Beleghebamme gehörte diesem Krankenhaus an) bat ich im Fall eines Kaiserschnittes darum, dass wie bei der ersten Geburt vorgegangen wird. Gleichzeitig einigten wir uns darauf dass ich es versuchen werde natürlich zu entbinden, jedoch keinerlei Risiken eingegangen und bei Komplikationen sogar eher zum Kaiserschnitt tendiert werden soll. Es gab mir große Sicherheit beide Szenarien detailliert besprochen zu haben.
Ca. 2 Wochen vor dem ET hatte ich morgens einen Termin bei meiner Frauenärztin. Gegen 10 Uhr wurde die Untersuchung durchgeführt und auf meine Fragen ob es bald losgehen könnte sagte sie, dass alles noch geburtsunreif sei. Da mein Sohn 7 Tage nach ET geboren wurde, rechnete ich ohnehin damit wieder zu übertragen. Nach dem Frauenarzttermin ging ich noch einkaufen und legte mich etwas aufs Sofa. Als ich gegen 12 Uhr wieder aufstand verlor ich plötzlich etwas Flüssigkeit. Gleichzeitig begann es im Unterleib zu ziehen. Ich erzählte meinem Mann davon, der gerade zu Hause war und erntete nur ein müdes Lächeln. Schließlich hatte die Frauenärztin 2 Stunden vorher festgestellt, dass nichts nach Geburt aussähe. Ich kochte also das Mittagessen und versuchte das Ziehen im Unterleib nicht so ernst zu nehmen. Bei einer zweiten Geburt soll es ja auch zu starken Vorwehen kommen, die ich bis dahin noch gar nicht hatte. Und die Flüssigkeit hätte zu diesem Schwangerschaftszeitpunkt ja auch irgendwo anders herkommen können. Gegen 12:45 Uhr bemerkte ich wieder Flüssigkeit und überhaupt war ich so unruhig und das Ziehen kam regelmäßiger und steigerte sich auch deutlich an Intensität. Da ich zufällig wusste dass meine Beleghebamme bis 13:00 Uhr in der Hebammenpraxis (in unserer Nähe) war rief ich sie an und fragte ob sie nicht kurz vorbeikommen könne. Als sie um kurz nach 13:00 Uhr an der Tür klingelte konnte ich das Ziehen schon nur noch an die Wand gelehnt veratmen. Ich legte mich aufs Bett, sie schaute nach und ihre Augen wurden immer größer. Der Muttermund war bei 6 cm und ich weiß noch wie sie sagte: „Das Baby kommt heute. Ich müsste JETZT ins Krankenhaus fahren.“ Sie fuhr parallel mit ihrem Auto in die Klinik.
Ich zog mich (so gut es noch ging) an, mein Mann packte das nötigste zusammen und organisierte die Versorgung meines Sohnes der noch im Kindergarten war. Die Fahrt ins Krankenhaus war nicht schön. Ich habe geflucht und geflucht und die Wehen ließen kaum Pausen zu. Um auf den Storchenparkplatz zu kommen, musste man beim Pförtner klingeln und ich sagte meinem Mann er solle um einen Rollstuhl bitten, da ich nicht mehr laufen könne. Der Rollstuhl kam und ich hatte keine Ahnung wie ich es schaffen sollte in ihm Wehen zu veratmen. Im Auto hatte ich eine Position gefunden in der ich die Wehen durchstehen konnte, doch wie sollte es in einem Rollstuhl gehen. Der Pförtner rief zwei Hebammen die auf den Parkplatz kamen und mir halfen. Noch im Aufzug hatte ich das erste Mal das Bedürfnis zu pressen. Die Untersuchung im Kreißsaal ergab einen fast vollständig geöffneten Muttermund. Ein kleiner Saum fehlte noch, so dass ich noch ca 15. Minuten warten und Wehen veratmen musste. Ich frage die ganze Zeit ob das Baby denn in den Geburtskanal rutschen oder es wieder zum hohen Geradstand kommen könne. Ich bat um eine PDA und einen Kaiserschnitt und überhaupt fluchte ich glaube ich ziemlich viel. Heute bin ich sehr dankbar dafür, dass alle meine Wünsche nicht erfüllt wurden. Nach kurzer Zeit kam auch meine Beleghebamme an. Es tat sehr gut nun jemanden dabei zu haben, der genau wusste wie ich mir die Geburt wünsche und auf den ich mich verlassen konnte.
Als ich das erste Mal pressen durfte, war es ein unglaubliches Gefühl. Ab diesem Moment hatte ich kaum noch Schmerzen. Meine Hebamme rief mir zu dass sie tiefer rutsche und bot mir an das Köpfchen zu fühlen. Mein Ziel war in dem Moment allerdings nur die Geburt zu Ende zu bringen. Ich weiß nicht welche Hormone in dieser Pressphase bei mir ausgeschüttet wurden, aber sie waren unglaublich gut. Nach wenigen Presswehen wurde meine Tochter um 14:30 Uhr auf natürlichem Weg geboren.
Ich war so unglaublich stolz und glücklich. Ich weiß noch wie ich meinen weinenden Mann ansah und immer nur sagte: „Wir haben es geschafft! Sie ist da! Wir haben es geschafft!“. Ich hielt mein neugeborenes Baby im Arm und war einfach nur glücklich und unglaublich stolz. Es war ein wunderschönes Erlebnis.
Dass ich einen Dammriss II Grades hatte, habe ich erst so richtig bemerkt als er genäht wurde. Nicht angenehm (vor allem wenn man gerade fest davon überzeugt ist alles hinter sich zu haben ), aber okay. Der Riss verheilte super schnell und macht keine Probleme.
Einzig und allein die Tatsache dass die Geburt so unglaublich schnell ging war für mich nicht so gut. Ein oder zwei Stündchen länger Wehen wären für meinen Kopf besser gewesen. Um 10 Uhr hatte die Ärztin einen geburtsunreifen Befund, um 12 Uhr hatte ich leichte "Vorwehen", um 13 Uhr plötzlich einen Muttermund von 6 cm und um 14:30 Uhr war das Baby da. Da muss man erstmal im Kopf hinterherkommen. Aber ich will nicht meckern. Es hätte schlimmer kommen können.
Für alle die diesen Bericht lesen um ggf. zwischen Kaiserschnitt und natürlicher Geburt abzuwägen (aus welchem Grund auch immer):
Sollte ich noch ein Kind bekommen, würde ich mich auf jeden Fall wieder für die natürliche Geburt entscheiden. Auch wenn es weh tat war es ein unbeschreiblich tolles Erlebnis. Ich habe die Geburt als durchaus machbar in Erinnerung. Nach der Geburt ging es mir deutlich besser als nach dem Kaiserschnitt und ich konnte mein Kind von der ersten Sekunde an selbst versorgen.
Die Schmerzen während der Geburt (ohne PDA) würde auf jeden Fall ich lieber in Kauf nehmen als die lange Wundheilung nach dem Kaiserschnitt.
Was das Bindungsverhältnis angeht, kann ich bei meinen Kindern keinen Unterscheid feststellen. Ich liebte meinen Sohn von der ersten Sekunde an so wie meine Tochter. Auch das Stillen klappte bei beiden problemlos.
schnelle, natürliche Geburt nach Kaiserschnitt
Hallo,
das hört sich toll an. Herzlichen Glückwunsch.
Ich stecke gerade in der gleichen Lage. Bin jetzt in der 24.SSW und hatte ein sek. KS vor 2 Jahren.
Grund war hoher Geradstand, path.CTG, aber im OP Bericht steht auch Missverhältnis kindl. Kopf zu mütterlichem Becken...
Ich habe so wahnsinnige Angst vor einer Uterusruptur oder Komplikationen und es muss eine Sectio mit Vollnarkose gemacht werden.
Einen Tag denke ich, komm ich versuche es nochmal, den anderen Tag denke ich mir lieber gleich den einfacheren Weg gehen und es geht mir und dem Kleinen gut...
Ich habe einfach Bedenken, dass mein “Kopf“ bei der nächsten Geburt im Weg ist. Dass ich vor Angst zu verkrampfe...
Gute Voraussetzungen hätte ich. Hatte vor zwei Jahren nach Einleitung innerhalb von 5 Std einen MM von 10 cm....nur lag dann die Nabelschnur im Weg und die Hetztöne fielen ab...
Hattest du nie Angst vor einer Ruptur?
Lg
Während der Geburt habe ich nicht einmal an die Narbe gedacht. Und auch alle anderen haben sie zumindest nicht erwähnt.
Ich habe mich vorab sehr mit dem Thema auseinander gesetzt. Hatte mehrere Gespräche mit der Hebamme, der Frauenärztin, das Buch "Meine Wunschgeburt - natürlich entbinden nach Kaiserschnitt" gelesen und das Gespräch in der Klinik. Nichts sprach dafür dass das Risiko einer Ruptur groß sei. Trotzdem habe ich mit den Ärzten darüber gesprochen dass bei Unsicherheiten kein Risiko eingegangen wird (zB auch schon wenn die Geburt lange dauert). Meine Horrorvorstellung war ein Kaiserschnitt in Vollnarkose den ich auf jeden Fall verhindern wollte. Aber es lief wie beschrieben alles mehr als gut.
Was das Richtige ist weiß man leider immer erst im Nachhinein. Die Entscheidung kann einem niemand abnehme. Ich würde es aus heutiger Sicht auf jeden Fall sehr bereuen wenn ich es nicht probiert hätte.
Vielleicht sprichst du nochmal mit Deinem Frauenarzt über Deine Rupturangst und dein individuelles Risiko.
Herzlichen Glückwunsch!
Ein toller Geburtsbericht. Dass es dir vom Kopf her zu schnell ging, kann ich gut nachvollziehen. Ich hatte vor 4 Wochen eine spontane Geburt 2,5 Jahre nach einem sek. KS wg. BEL, nicht abgesenkt, Füßchen voran und abfallender Herztöne.
Vor 4 Wochen hatte ich jetzt keine zwei Stunden von der ersten Wehe bis er da war. 3.14h Wehenbeginn, 5.06h war er schon da. Und in der Zeit erstmal feststellen, dass das jetzt echte Wehen sind, Tochter unterbringen und ins KH fahren. Also die noch einigermaßen erträglichen Wehen im ca. 5 Minutentakt hätten ruhig noch etwas länger andauern können, so dass ich mehr Zeit gehabt hätte, zu realisieren, dass es los geht und im KH auch wirklich anzukommen. So ging es im Vorraum des Kreißsaals quasi direkt mit Presswehen los. Das waren für mich wirklich höllische Schmerzen. Dass die nicht noch länger gedauert haben, war schon gut. Aber insgesamt ging es mir doch etwas zu schnell und ich hab bestimmt ne Woche gebraucht, um mich von dem "Schock" zu erholen 😅
Körperlich ging es mir jetzt nach der Spontangeburt deutlich schneller wieder gut, als nach dem KS. Dennoch würde ich für mich persönlich nicht die eine Geburtsweise der anderen vorziehen. Eine Geburt ist eben so oder so kein Spaziergang, aber das Ergebnis dafür umso schöner 😍
Dir auch herzlichen Glückwunsch. Da scheint es bei uns ja einige Parallelen zu geben.
Ich habe auch heute noch das Gefühl dass ich "zu wenig Geburt " hatte und bin ganz neidisch wenn jemand schwanger ist. Würde es gerne nochmal erleben. Aber unsere Familie ist jetzt zu viert komplett.
Herzlichen Glückwunsch zur Turbo Geburt 💕 bei mir war es ähnlich, habe auch im März spontan nach Ks entbunden. Von der ersten leichten wehe bis zur Geburt waren es 2 stunden...das war mir persönlich auch viel zu schnell. Meiner Tochter auch, sie hatte von dem tubogang sogar schürfwunden am Hinterkopf (nicht dramatisch gewesen) 😌. Ich selbst bin auch nur mit einer mini schürfung davon gekommen.
Ich persönlich ziehe spontan vor, ich war danach einfach wieder fit.
Alles liebe 👋
Auch von mir herzlichen Glückwunsch.
Ja, zum einen war ich viel fitter. Zum anderen fühlte ich mich nach der Geburt wie Superwoman. Ich war noch nie zuvor so stolz in meinem Leben. ;) Das lag aber auch sicher daran dass ich vorher selbst nicht dran geglaubt habe dass es klappt und auch viele andere gar nicht verstanden haben warum ich es überhaupt probiere.
Aber ich will den Kaiserschnitt hier auf keinen Fall verteufeln. Hatte ja selbst eine tolle Kaiserschnittgeburt. Es gibt Situationen in denen ein Kaiserschnitt die einzig richtige Entscheidung ist.
Ja da stimme ich dir zu, fühlte mich wie eine Göttin 😂
Nein um gottes willen.. Ich hatte einen geplanten Kaiserschnitt bei meinem Sohn bei 38+5. er hatte 4700g bei 52 cm. Wer weiß wohin das geführt hätte 🙈 das muss man nicht mit aller Gewalt.