Sekundäre Sectio

Hallo zusammen,

Ich habe meine Tochter vor ca. 3 Monaten per sekundärer Sectio aufgrund eines Amnionsinfektionssyndrom während der Eröffnungsphase entbunden. War 10 Tage über ET, und mit vorzeitigem Blasensprung ins Krankenhaus, Wehen sind kurz danach spontan gekommen.
MM ca. 3-4cm geöffnet nach ca. 30h Wehen. SS total problemlos, Kind Lag in SL.
Ich habe mich während meiner ganzen SS auf ein spontanes, natürliches und schönes Geburtserlebnis eingestellt und auch gefreut.. Aber aufgrund der nachher gestellten Diagnose hatte ich keine andere Wahl mein Kind anders als per Sectio entbinden zu können.
Dennoch habe ich jetzt immernoch so enorme Schwierigkeiten die Situation als solches Erlebnis anzunehmen. Jeden Tag, zwar nur kurz erinnere ich mich an das Geschehen und habe das Gefühl etwas verpasst zu haben, den innigen und sofortigen Kontakt zu meinem Kind. Da ich auch nicht mehr zurück in den Kreißsaal gekommen bin und vom Aufwachraum in mein Zimmmer und das Kind schon gewaschen und angezogen in meinen Arm nehmen konnte. Nur mein Mann hatte das schöne Erlebnis mit ihr im Kreißsaal zu kuscheln und das macht mich sehr zu schaffen. Natürlich war ich in der Situation froh, dass die Sectio mein Kind vor der schlimmen Infektion verschont hat aber ich wollte mein KInd anders im Leben willkommen heißen. Die Narbe fühlt sich immer so fremd am, als würde sie nicht zu meinem Körper gehören und ich habe ein Problem damit diese auch als etwas Gutes anzunehmen.
Mich belastet die Situation sehr und es fühlt sich einfach nicht schön für mich an, ich beneide sogar manchmal die Mamis die ihre Babys spontan entbunden habe, weil ich es nicht konnte...

Falls jemand ein ähnliches Erlebnis hatte, dann würde ich mich auf eure Antworten freuen. :)

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Hallo.
Erstmal herzlichen Glückwunsch noch...
Ich hätte 2010 eine geplante Sectio weil meine Tochter in BEL lag. Nach dem ich aus dem KH entlassen wurde, konnte ich keine schwangeren Frau neben mir ertragen und ich war wirklich neidisch auf die Frauen, die spontan entbunden konnten. 2015 wurdenacj 30 Stunden Wehen eine Sectio durchgeführt. Diesmal war das eine Erleichterung. Ich muss sagen, dass ich durch die zweite Geburt meine erste Sectio verarbeitet habe. Jetzt beim dritten Kind, war ich froh, nicht nochmal so lange in den Wehen liegen zu müssen. Die Sectio wurde gut durchgeführt und ich war erstaunlich schnell wieder auf den Beinen.
Mir hat geholfen, dass das Baby seinen Geburtstag selbst ausgesucht hat. Und ich finde es schön, dass mein Mann das erste Bonding erleben durfte. Lass dir Zeit beim verarbeiten und rede darüber mit anderen.
Liebe Grüße

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Herzlichen Glückwunsch zur Geburt deines kleinen Wunders!
Ich lese hier ganz oft nur, aber Dir muss ich mal antworten. Du weckst alte Gefühle in mir und ich habe zwar nicht die selben Erfahrungen gemacht, aber die Gefühle sind sehr ähnlich.
Vor drei Jahren habe ich ganz spontan meinen kleinen Lieblingsmenschen geboren. Ich hatte kurz das tolle Erlebnis, dass sie mir auf die Brust gelegt wurde. Also den ersten Kontakt hatte ich und auch den ersten Schrei kann mir niemand nehmen - zwei wichtige Faktoren für meine Aufarbeitung!
Plötzlich ging alles ganz schnell, gedacht War, dass ich zur Ausschabung muss, denn hörte nicht auf zu bluten und man vermutete plazenta Reste.
Also Kind zu Papa, ich bin bald wieder da. Es folgte eine drei stündige Not op über die gesamte Bauchdecke und auch wenn ich es nie realisiert haben mag, mein leben hing am seidenen faden!
Irgendwann nach der zeit im aufwachraum wurde mir meine Tochter noch mal gezeigt und sogar zum stillen gegeben. Kurze Zeit später aber entschieden, ich wäre zu schwach und müsste dringend auf Station. Und dann War sie weg! Und ich weg. Damals War ich beruhigt, mein Mann War mit ihr mit gegangen. Er War sowieso die ganze Zeit bei ihr während ich im op war. Messen, wiegen, anziehen....sie war nie alleine. Das beruhigte mich natürlich! Ich lag dann eine ganze Nacht auf der intensiv Station, meine Tochter bei den Schwestern der Wochenbett Station.
Am nächsten Morgen brachte mein mann unsere Tochter mit zu mir. Wir durften ein Familien zimmer auf der Wochenbett beziehen. Ich durfte und konnte nach drei Tagen zum pullern aufstehen. Dann bekam ich noch mal 2 Liter fremdblut und von da an konnte ich immer mehr! Ich bin mit zum wickeln gegangen und sah dieses kleine nackte Wesen! Nach vier Nächten schlief mein mann wieder zu Hause. Bis dahin hatte er die Mama Rolle gehabt, ich funktionierte einfach nur so. Konnte mich nur schwer zuständig für mein Kind fühlen, hatte Angst vor der Nacht alleine im Krankenhaus ohne mann!
Nach einer Woche durfte ich das Krankenhaus nach viel gebettel verlassen! Und dann fing es an. Es hat mich fertig gemacht - Monate lang. Teilweise bis heute. Dieses Gefühl, man hat mich um etwas wertvolles beraubt....diese getrennte Nacht, dieses nicht ums Kind kümmern können, das verpassen von kuscheln nach der Geburt, wiegen, messen. ......
Keiner kann was dafür, ganz im Gegenteil. Meine Tochter hätte keine Mama mehr, wenn auch nur ein paar Minuten später gehandelt worden wäre.
Die zeit hat meine Gefühle verblassen lassen, ebenso die tägliche Bestätigung meiner Tochter, sie ist Mama Kind durch und durch! Ich würde alles für Sie in kauf nehmen, ich liebe niemanden mehr!!!!!
In zwei Wochen ungefähr erblickt mein zweites Kind das Licht der Welt. Ich wünsche mir so sehr, dass dieses mal alles klappt. Keiner kann mir die zeit mit meiner Tochter zurück holen, aber ich möchte wenigstens einmal im Leben alles ordentlich miterleben!

Ich wünsche dir von ganzem Herzen, dass du das erlebte irgendwie verarbeiten kannst! Oder, dass zumindest auch deine Gefühle mit der Zeit verblassen!!!!

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Hallo,erstmal herzlichen Glückwunsch zu deinem kleinen Wunder. Zu deinen Gefühlen kann ich dir sagen, dass sie ganz normal dind. Es gibt sehr viele Frauen, die nach einem Kaiserschnitt sehr traurig sind und das Thema wird mittlerweile immer mehr 'Gesellschaftsfähig' was auch sehr gut ist. Manche Frauen haben hingeben überhaupt kein Problem mit einem Kaiserschnitt oder einer schweren Geburt. Es ist etwas ganz subjektives, dass niemals miteinander verglichen werden kann. Mein Sohn kam vor sechs ahren auch per eiliger sekundärer Sectio zur Welt. Das erste Jahr war sehr schwer für mich. Ich konnte das Thema Schwangerschaft und Geburt kaum ertragen und war fluchtartig weg, wenn irgendjemand sich drüber unterhalten hat. Ich konnte die Zeit mit meinem Sohn kaum genießen. Jede Freundin von mir die spontan ihr Kind geboren hat, hat mir einen Stich ins Herz gejagt. Ich habe es jeder Frau gegönnt, aber mir selbst halt auch und ich habe sehr mit meinem Schicksal gehardert. Bis heute ist die Erinnerung an meinen Kaiserschnitt sehr negativ behaftet und es wird wahrscheinlich mein Leben lang so sein. Aber es wird besser und irgendwann ist es im Alltag nicht mehr so präsent. Ich habe aber auch viele Selbsthilfegruppen besucht und eine Traumatherapie gemacht. Du kannst ja mal Googlen, ob es in deiner Nähe auch so etwas gibt. Nach fünf Jahren habe ich mich zu einer zweiten Schwangerschaft entschieden. Es war von Beginn an schwierig, da ich mir natürlich eine selbstbestimmte Geburt gewünscht und auch angepeilt habe. Leider ist das nach einem Kaiserschnitt nicht so einfach und es ist wichtig sich gut vorzubereiten. Letzten endlich ist die Geburt in einer Saugglockengeburt geendet und was soll ich sagen, es ist wieder schlimm für mich. Wieder drehen sich die Gedanken um das verpasste Geburtserlebnis, vor allem weil ich diesmal weiß, dass es wohl die letzte Geburt gewesen ist. Ich finde es einfach ungerecht und gemein, dass ich niemals das Wunder einer natürlichen Geburt erleben werde. Manchmal könnte ich einfach nur weinen, aber ich habe durch meine Traumatherapie einiges an Hilfen an der Hand, um mich nicht mehr allzu stark in das Thema hineinzusteigern und es für mich zu akzeptieren. Mal klappt es besser, mal nicht. Ich denke es ist wichtig, sich mit dem Thema auseinander zu setzen und es anzunehmen. Es gibt viele nette Hebammen, die sich mit dem Thema auseinandersetzen und einem helfen. Du bist mit deinen Gefühlen also nicht allein!

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Hallo ihr Lieben,
vielen lherzlichen Dank für eure Beiträge. :) Es tut gut zu hören, dass man nicht alleine mit solch einer schwierigen Situation ist. Ich bin euch sehr dankbar dafür :-) Die Tage im Krankenhaus, habe ich quasi wie in einer "Blase" verbracht so viel Ablenkung durch die Schmerzen nach der OP und der ganze Besuch. Wo ich dann aber zu Hause war, fiel alles von meinen Schultern ab.. Ich war/ bin manchmal noch wie gelähmt und erinnere mich immer wieder an den Tag zurück. Das stimmt mich jedes mal so unndkich traurig. Mir fällt es auch tatsächlich sehr schwer mich in der Nähe von Schwangeren aufzuhalten, warum das weiß ich nicht...echt ein komisches Gefühl, ich fühle mich dann einfach unwohl..ich habe mir so sehr eine spontane Entbindung gewünscht aber nicht bekommen...nur die Mischung vorzeitiger Blasensprung, die darauffolgende Infektion und der Faktor Zeit waren dann mein Urteil... Darauf hatte ich keinen Einfluss..dennoch sind die Gefühle da, nur der Umgang ist sehr schwer..mein eigenes Umfeld kann mich und meine Gefühlsllage nicht verstehen glaube ich, weil niemand einen Sectio hatte...dabei möchte ich mich doch eigentlich jeden Tag über mein gesundes Kind freuen und das Erlebnis endlich ausblenden können..aber irgendwie weiß ich nicht wie..habe schon einiges ausprobiert.. wir möchten in ca. 2 Jahren noch ein Geschwisterkind und da habe ich richtig Sorge, dass die 2. Entbindung wieder so in die Hose geht und ich noch schlechter dann damit umgehen kann. Weil ich möchte eine 2. Sectio unbedingt verhindern und auch mal ein "schönes" Erlebnis haben und das erleben, was so viele andere Mamis auch haben. :)