Hallo, ich habe eine Weile gebraucht, zu überlegen ob ich meine Geburtserfahrung niederschreibe und teile oder nicht. Schließlich möchte ich niemandem Angst machen, andererseits gibt es aber auch schlimmere Erfahrungen und von daher......
Erstmal vorab, es war unser erstes Baby, ein absolutes Wunschkind und ich hatte keinerlei Zweifel die Geburt zu schaffen. Ich hielt mich was Schmerzen angeht auch keineswegs für ne Weichmiez....
3 Tage nach ET um 3:11Uhr in der Nacht, wachte ich plötzlich auf, weil ich ein Geräusch hörte, als wäre jemand auf eine Erdnuss getreten.... ich bemerkte wie ich Flüssigkeit verlor und sprang sofort hellwach aus dem Bett..... der Blasensprung war ansonsten gar nicht schlimm oder eklig und ich meine das Fruchtwasser roch irgendwie nach Erdbeerbowle.... ( könnte aber auch Einbildung gewesen sein....)
Ich weiss noch, ich war total ruhig, mein Mann schlief tief und fest und ich habe noch in aller Ruhe die Küche aufgeräumt, letzte Weihnachtsgeschenke auf Amazon bestellt, mich in Ruhe geschminkt und Fernsehen geschaut. Um 6 habe ich dann meinen Mann geweckt und wir sind mit unserem Hund spazieren gegangen, außerdem habe ich dann meine Mama als Babysitter für den Hund angefragt, da wir ja nicht wussten wie lang sich die Geburt ziehen würde..... Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch überhaupt keine erwähnenswerten Schmerzen....
Gegen circa 9:00 Uhr, brachte mein Mann unseren Hund zur Mama damit sie auf ihn aufpasst, als ich erstmals starke Unterleibskrämpfe bekam.... viel erschreckender für mich aber war, das ich auf Toilette war und sehr viel Blut abging....
Demzufolge rief ich in meinem Wunschkrankenhaus, in dem ich auch den Geburtsvorbereitungskurs, Hebammensprechstunden und Geburtsplanungsgespräch absolviert habe, im Kreißsaal an..... Die Hebamme am Telefon teilte mir jedoch mit, dass der Kreißsaal geschlossen ist, sie sind voll, können keine Versorgung gewährleisten und ich muss mich an ein anderes Krankenhaus wenden....
Das war ein rießen Schreck, mit einem Mal waren die Wehen verschwunden, in so einer Situation in der man eh schon Angst hat und nicht weiß was auf einen zukommt, hat mir diese Nachricht tatsächlich den Boden unter den Füßen weggerissen.... man denkt immer wenn man alles plant, vorher checkt und alles so absolviert wie es gewünscht wird, mit vorher anrufen im Kreißsaal etc... das man dann die Urgewalt einer Geburt unter Kontrolle hätte.....
Als mein Mann zurückkam war auch er fassungslos.... ich hatte dann tatsächlich Angst in ein anderes Kh zu fahren, weil ich Angst hatte man könnte mich dort auch ablehnen und am Ende müsste ich mein Kind auf der Straße zur Welt bringen.
Mein Mann hat dann in der Uniklinik angerufen und dort war man direkt schockiert... sofort herkommen hieß es und abgelehnt wird niemand.....
Als wir dort dann gegen Mittag ankamen, sind wir sehr nett aufgenommen wurden, ans CTG angeschlossen und da der MUMU schon 2cm geöffnet war durften wir direkt einen Kreißsaal beziehen.....
Nachdem ich mich dann langsam mit der Situation im anderen Krankenhaus angefreundet hatte, gingen wir spazieren und die Wehen setzten tatsächlich wieder ein... Mir wurde dann Mittagessen angeboten, aber nach Essen war mir so gar nicht.... im Treppenhaus musste ich immer mal wieder stehen bleiben und die eine oder andere fiese Wehe veratmen.... gegen 15Uhr hatte ich dann erstmals Kontakt zur Stationsärztin die mich über sämtliche Geburtsrisiken und Schmerzmittel aufklärte und die entsprechenden Papiere von mir unterschreiben lies.... kein guter Zeitpunkt, mit teils heftigen Wehen kämpfend zu lesen das von Abschürfungen über blaue Flecken bis hin zum Tod quasi unter der Geburt alles passieren kann, wenn auch höchst selten.... Sie machte dann einen Ultraschall und stellte fest, dass die kleine Maus schon recht tief im Geburtskanal ist und es wohl nicht mehr ewig dauern wird....
Wir sind also nochmal raus spazieren gegangen aber schon da musste ich mich immer öfter an sämtlichen Parkpollern und Bauzäunen festhalten..... beim Geburtsvorbereitungskurs, habe ich das Tönen immer belächelt, aber jetzt war es tatsächlich das Mittel der Wahl um mit den Schmerzen umgehen zu können.... ich spürte die Wehen ausschließlich im Rücken und ich erinnere mich das es heftige Schmerzen waren.... unter den Wehen konnte ich nichts machen ( nicht laufen, nicht sprechen, nicht Bonbon lutschen, einfach NICHTS)... zurück im Kreißsaal stellte sich dann die Spätschicht vor, eine ältere unsympathische Hebamme und eine ganz junge Hebammenschülerin, die mich beide mit ihren Standardsprüchen zutexteten.... Sicherlich meinte es die junge Schülerin nicht böse, aber man fühlt sich schon ein wenig veräppelt wenn eine gefühlt 16jährige einem immer wieder sagt, sie wisse wie weh das tut und das sich der Schmerz gerade unaushaltbar anfühle, aber das ich das ganz bestimmt schaffen werde.... da war auch sehr deutlich der Generationsunterschied der Hebammen zu merken, während die junge Hebammenschülerin ganz begeistert von meinem Tönen war und mich immer wieder befeuerte das ich das ganz prima mache und den Schmerz ruhig rausschreien soll, meckerte die ältere Hebamme man würde mich bis raus auf den Gang hören und ich solle mich zusammenreißen und meine Kraft sparen....
Einig waren sich beide jedoch dann das der MUMU komplett offen wäre und ich mit Pressen beginnen soll und da das Kind schätzungsweise sehr groß und sehr schwer ist und kaum durch mein Becken passen würde, sollte ich beim Pressen absolut Vollgas geben.... gesagt, getan innerhalb von 3 Presswehen war mein Baby da und beim Anblick meiner süßen Maus war für mich die Welt absolut in Ordnung....
Was ich nur an Rande bemerkte war das Gewusel um mich herum... plötzlich würde es hektisch, ich hätte in Sekundenschnelle in jedem Arm einen Zugang, einmal Wehentropf und einmal Kochsalz. Ich hörte etwas von zu hohem Blutverlust. Der Mutterkuchen würde von der älteren Hebamme gezogen und ich bekam eine örtliche Betäubung und wurde genäht. ( Dammriß 2.°)
Meine Tochter kam um 17:55 Uhr zur Welt. Das alles hört sich nach einer relativ kurzen gut auszuhaltenen Geburt an. Viele so wie ich auch vorher, hoffen ja immer das die Geburt zügig voran geht und möglichst ohne Schmerzmittel und das Eingreifen von Ärzten.... Mittlerweile kann ich allen Frauen nur raten, sich im Vorfeld zu erkundigen, ein Plan B KH zu haben und sich nicht von Ärtzten oder Hebammen unter Zeitdruck drängen zu lassen und möglichst nicht im Dezember, eine Woche vor Weihnachten zu entbinden. Vieles habe ich erst im Nachhinein erfahren und zusammensetzen können, hat aber direkt oder indirekt mit der Geburt zu tun. Eine Austreibungsphase von 10 min ist keinesfalls gut oder Normal, dadurch entstand der Dammriss aber viel schlimmer noch, meine Tochter ist quasi durch mein Becken geschossen und hat sich diverse Blockaden zugezogen. Durch die Kopfblockaden, konnte ich mein Baby nicht stillen, sie war ein Spuckkind, könnte nicht auf dem Bauch liegen, erst nach 4 Monaten habe ich einen passenden Arzt gefunden, der kompetent war sich darum zu kümmern und jetzt nach nunmehr 6 Monaten Krankengymnastik Bobath kann meine Tochter im Alter von 9 Monaten noch immer nicht alleine sitzen und hängt motorisch hinter her.... Mein Beckenboden ist durch die Geburt auch extrem lediert und trotz intensiven Training sehr in Mitleidenschaft gezogen... Ich wünschte ich hätte meinem Baby das ersparen können. Lieber wäre ich eben überall gerissen, als das meinem Baby betroffen ist.... Der Dammriss vor dem ich so viel Angst im Vorfeld hatte, war übrigens völlig harmlos und auch die Geburtsschmerzen waren direkt vergessen, beim Anblick unseres perfekten kleinen Mädchen
Geburt des ersten Kindes, extrem lang und ungeschönt!!!
Hey du :)
Das hast du wirklich schön geschrieben ! Und wie entspannt du warst 😂 ich glaub ich wäre da nicht so entspannt gewesen.
Ich kenne ich leider überhaupt nicht aus und wollte dich fragen was genau für „Blockaden“ deine Maus hat bzw hatte ? Also was bedeutet das genau ?
Ich finde es super das du deine Erfahrung mit uns allen teilst!
Ich hab noch ein wenig Zeit (7+6heute) aber ich denke ich sollte auch so einen Vorbereitungskurs machen 🤔...
Lg Sabrina
Hallo, lieben Dank für dein Feedback.
Es ist auf jeden Fall wichtig sich mit der Geburt zu beschäftigen, allerdings gibt es eben wie in meinem Fall einfach auch Situationen mit denen keiner rechnet und die dann noch mehr Unsicherheit in eine sowieso angespannte Situation bringen. Ich hatte noch ganz vergessen zu erwähnen das sie am Ende doch gar nicht so schwer und groß war wie geschätzt. Sie hatte 35cm KU, 3300g und war 49cm lang..... Auf Schmerzmittel habe ich auch nur deshalb verzichtet, weil ich ja nicht wusste wie lange es noch dauert und wie schlimm der Schmerz noch wird. Ich hätte Angst, wenn ich zu zeitig Schmerzmittel brauche, schaffe ich es am Ende erst recht nicht.... ein Irrtum wie ich heute weiß....
Das mit den Blockaden, ist so das ihre Kopfgelenke komplett blockiert waren, sie hat seitlich eine C- Form eingenommen, der Hals war leicht schief, sie hatte mehrere Blockaden im Becken und in der Lendenwirbelsäule.... das schlimme daran an sich war erstmal einen Arzt zu finden der das Ernst nimmt, ich habe insgesamt 3 mal den Kinderarzt gewechselt und mir von blöden Sprüchen über Beleidigungen fast alles angehört.... Ich denke das Krankenhaus wollte einfach aus Zeitdruck den Kreißsaal schnell wieder frei haben und haben mich deshalb zum schnellen, heftigen Pressen gedrängt, sodass das passiert ist.... Darüber sollte man mehr aufklären.... in anderen Ländern gehört eine ostheopathische Behandlung von Neugeborenen bis circa 10 Tage nach der Geburt zum Standard.
Vielen Dank für deine ausführliche Antwort !
Ich versuche mich mal nicht verrückt zu machen und denke mir: jeden Tag bringen tausende Frauen Kinder zur Welt, da werd ich das ja wohl auch schaffen 😂
Mein erster Gedanke war: was ist mit osteopathie ? Aber dann sagtest du es am Ende... finde es wahnsinnig unverschämt von den Kinderärzten dich so zu behandeln !
Es freut mich das es nun besser ist bzw wird ! Ich wünsche euch weiterhin eine schöne Zeit :)
Lg Sabrina
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