Mein Geburtsbericht, ein Jahr danach..

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Hallo ihr Lieben, die Geburt meiner Tochter ist jetzt ein Jahr her (fast). Donnerstag wird sie ein Jahr alt. Direkt nach der Geburt war ich eigentlich gar nicht in der Verfassung einen Bericht zu schreiben. Ich war immer noch überwältigt von allem. Jetzt aber möchte ich ihn aber doch mit euch teilen. Und jetzt würde ich, trotz schmerzhafter Saugglocken-Geburt, wieder eine spontane Entbindung wollen. Vor einem Jahr hätte ich noch gesagt: NIE Wieder :-)

Und jetzt möchte ich gerne meine Geburtserfahrung mit dir teilen.
Es war ein Tag den ich so nie vergessen werde, gerade weil es für mich leider keine schöne Geburt war.

Dabei find alles so reibungslos und super an. Dienstagmorgen (30.01.18) hatte ich um ca. ‪5:30‬ einen Blasensprung. Wir sind dann sofort ins Krankenhaus und dies wurde dann auch so bestätigt. Wir haben unser schönes Familienzimmer bezogen und nun hieß es warten und alles im Auge behalten. Auch nach 18 Stunden hatte ich noch keine Wehen. Mir ging es super aber es tat sich eben nix. Daher bekam ich eine Testdosis zum Einleiten (Cytotec), zu dem Zeitpunkt war es bereits ‪18 Uhr‬. Als sich ‪bis 22 Uhr‬ nix tat gab es ein letztes CTG und ich wurde ins Bett geschickt damit ich dann ‪am Mittwoch morgen (31.01)‬ direkt mit der Einleitung weiter machen kann. Kaum im Bett passierte es...ich bekam die Wehen. Es war kurz vor ‪0 Uhr‬. Ich bin nicht direkt runter sondern habe erstmal gewartet ob sie den regelmäßig kamen und das taten sie. Es waren direkt Abstände ‪von 3-5‬ min. Bei der Untersuchung war der GBMH schon ganz weg und der Muttermund bei ca 2-3 cm. Ich bekam ein Schmerzmittel und sollte nochmal aufs Zimmer etwas ruhen. Das Schmerzmittel sollte eigentlich 3 Stunden wirken, aber nach genau 1,5 Stunden musste ich wieder in den Kreissaal weil die Wehen mittlerweile extrem waren. Dort bekam ich nochmal ein etwas stärkeres Mittel und sollte nochmal probieren oben zu ruhen. Auch das klappte nur ca. 2 Stunden danach hatten die Wehen bei mir eigentlich ein sehr sehr schmerzhaftes Stadium erreicht. Bei der Untersuchung wurde dann tatsächlich festgestellt das mein Mutttermund sagenhafte 7 cm erreicht hatte.

Bis zu diesem Zeitpunkt bin ich, egal wie schmerzhaft die Wehen waren, dennoch sehr gut damit umgegangen und mein Mann und ich haben als Team bis dahin auch super mitmachen können. Dann entschied ich mich trotzdem für die PDA damit ich für den Endspurt kraft sammeln kann. Das Ziel war nach so kurzer Zeit schon in Sichtweite und wir waren beide sehr glücklich mit dem Verlauf. Ich bekam dann auch sofort die PDA, weil einige Zeit später wäre dies schon nicht mehr möglich gewesen.

Ich konnte ca. 2 Stunden etwas ruhen, es war Übergabe, eine neue Hebamme übernahm und das erste was Sie zu mir sagte: in der nächsten Stunde bekommen wir ein kleines Baby. Die Wehentätigkeit war super und so langsam kamen die Presswehen die ich wirklich gut verarbeiten konnte. Meine Hebamme und ich entschieden uns für einen aufrechten Vierfüßlerstand. Ich hing mit dem Oberkörper oben überm Bett und die Knie waren auf dem Bett. Die Presswehen kamen und wir haben uns Stück für Stück vorgearbeitet. Leider merkten wir irgendwann das es nicht weiter ging. Meine Hebamme und ich fingen dann an wirklich kreativ zu werden. Unsere Motivation war so groß das die Kleine doch bald kommen kann. Wir haben wirklich alles ausprobiert. Im Stehen, in der Hocke, seitlich liegend, am Seil hängend, mit dem Becken kreisend im stehen. Leider ging es nicht voran und die Ärztin schaltete sich ein das es jetzt an der Zeit wird. Meine Hebamme, die wirklich eine so tolle Hebamme ist, sah mir die Enttäuschung an und hat um einen Aufschub von 20 Minuten gebeten. Sie wollte auch unbedingt das wir das schaffen. Aber leider waren auch diese Bemühungen umsonst und es heiß die Saugglocke muss her....
Für mich ist in dem Moment kurz die Welt zusammen gebrochen weil ich erstens sehr große Angst davor hatte und zweitens ich nicht verstehen wollte wieso ich es nicht so geschafft habe. Leider war kamen dann die Komplikationen. Unsere Kleine hing mit der Schulter fest, sofort wurde die Oberärztin und eine weitere Kollegin hinzugerufen. Die Oberärtzin kam dann über mich um auf den Bauch zu drücken, eine Ärztin war an der Saugglocke und eine weitere kämpfte die Kleine raus zu ziehen. Es wurde dann sehr hektisch und panisch weil dies nur sehr schwer gelang. Für mich war dieser moment so überwätigend vom Schmerz her (die PDA wurde bei den Presswehen ja aus gestellt und mittlerweile wirkte diese auch nicht mehr) und auch von der Angst die ich hatte weil ich nicht realisieren konnte was da gerade passiert.

Als Neyla da war, wurde sie sofort weg gebracht weil sie nicht richtig atmete und ihre rechte Schulter passiv hing. Zudem war sie ganz blau. Das war für mich ganz schlimm. Mein Mann, der sonst der stets gut gelaunte Klassenclown ist , ist auch vor Angst weinend zusammengebrochen so das 2 Hebammen sich um ihn kümmern mussten. Erst diese schrecklichen Szenen bei der Geburt und dann das. Dabei war er bis zuletzt (also bis die Kleine raus war) sensationell.

An alles was danach war kann ich mich gar nicht mehr so genau erinnern. Es war plötzlich wie ein Video was vor meinen Augen ablief . Ich wurde versorgt, ich habe unmengen an Blut verloren. Dann irgendwann kam dann endlich jemand mit meiner Kleinen. Es wurde uns dann mitgeteilt das ihre Schulter leider was abbekommen hat da sie sich so verkeilt hatte. Ergebnis: Plexusparese. Ich hab diese ganzen Infos aber nur teilweise aufnehmen können. Ich war so von mir enttäuscht. Und ich hatte meiner Hebamme gegenüber ein schlechtes Gewissen. Sie hat sich so rein gehangen um mir die Geburt zu ermöglichen die ich wollte. Ich habe mich so gut versucht vorzubereiten, war bei im Kurs der mir eine so gute Selbstsicherheit gegeben hatte. Und dann scheiterte ich so kurz vor dem Ziel. Jetzt weiß ich natürlich das ich da nix für kann! Damals hatte ich aber ordentlich dran zu knabbern !

Eins weiß ich jetzt mehr denje, keine Geburt ist planbar. Es war bis zu dem Zeitpunkt wo es nicht mehr ging eine Traumgeburt. Und eben solche Dinge die dann kamen kann keiner voraussehen.

Natürlich war es jede Strapaze wert. Unser Kind ist für uns das pure Glück zum anfassen.

Ich wünsche euch allen die es noch vor sich haben alles alles gute und viel Kraft! Ihr schafft das. Und an alle Mamis die es wie ich geschafft haben, ihr seid toll und wahre Heldinnen!

Falls noch jemand das „Ergebnis“ sehen möchte, anbei ein Foto. Mamas und Papas größtes Glück! Auf dem Foto ein links Tag alt, rechts heute <3

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Hallo liebe aysunasa :)

wow was für ein Toller Bericht von dir, Dankeschön! Mir kamen echt die Tränen (bin zu Zeit auch echt emotional)
Egal wie gut man die Geburt Plant und sich im Kopf ausmalt, sie wird immer anders laufen als man denkt. Aber trotz allem Hut ab! Ein Kind zur weltbringen ist nicht ganz ohne und da kann jede Frau egal wie sie verläuft Stolz auf sich sein.

Deine Maus ist sooo putzig richtig zum Knuddeln #verliebt
Wie geht es ihr heute, hat sie immer noch Probleme mit der Schulter?

Ich wünsche euch alles gute für die Zukunft #klee

lg
Jeta

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Hallo liebe Jeta, danke das du dir Zeit genommen hast um meinen Bericht zu lesen :). Und vielen Dank für die lieben Worte.

Nach langen Therapien, Physio und Orthopädie ist die Plexusparese Gott sei dank komplett geheilt und wird Neyla im späteren Leben nicht mehr beeinträchtigen. Dafür bin ich sehr dankbar, es gibt nämlich welche die nicht so ein Glück haben.

Wir sind quasi mit einem blauen Auge davon gekommen <3

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oh wie schön das freut mich sehr zu hören, dass sie komplett geilt ist.#verliebt

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Vielen Dank für deinen offenen und ehrlichen Bericht, er hat mich sehr berührt. Zwischen den Zeilen kommt raus, dass du eine wahre Optimistin bist (oder?) ;-) Du kannst so stolz auf dich sein, wie du das gemeistert hast und was für ein tolles Wesen du geboren hast!

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Vielen Dank für deine Worte! Ich versuch es zumindest. Die Geburt meiner Tochter ist der beste Beweis das in allem schmerzhaften oder prägenden etwas wundervolles stecken kann :-).