Spontangeburt auf OP-Tisch am 10.10.2020
ACHTUNG- sehr lang !!
Hallo zusammen,
ich habe es in der Schwangerschaft geliebt Geburtsberichte aller Art zu lesen - deshalb werde ich auch meinen hier veröffentlichen - aber vorweg wer Angst vor der Geburt hat sollte ab hier nicht weiterlesen 😉
3. Geburt soll ja schneller gehen ?!? - 1. Geburt sekundäre Sectio (2007) nach 30 h Wehen und abfallender Herztöne und 2. Geburt spontan (2019) unter 10 h nach Eipollösung an ET-2
Es ist der 09.10.2020 (ET 40+0) und um 11 Uhr wurde ich stationär zur Einleitung aufgenommen aufgrund eines seit der 20. SSW bestehenden Harnstaus 2.-3. Grades über den Zeitraum bis Ende der Schwangerschaft unterschiedlich ausgeprägt von den Koliken her und sogar Krankenhausaufenthalt in 36. ssw.
Da Zustand nach Sectio (2007) war eine Einleitung nur mechanisch vorgesehen, da medikamentös die Wehen zu heftig werden könnten und die Narbe reißen könnte. Also ab zur Untersuchung um nach MUMU zu schauen - wenn verschlossen erstmal Ballonkather, wenn offen dann Eipollösung. Zu meinem Erstaunen und auch dessen der Ärztin war der MuMu 2 cm auf, weich und noch 1,5 cm GMH vorhanden - also Eipollösung um ca 11:30 Uhr erfolgt. Etwas unangenehm aber nicht schmerzhaft und schließlich sollte es ja los gehen.
Leichte Wehen stellten sich ein, auch auf CTG sichtbar aber noch nicht schmerzhaft und auch nicht wirksam. Abends 19-20 Uhr durfte ich in die heiße Wanne und dann aufs Zimmer zum warten auf den Start - früh um 9 Uhr sollte dann Wehencocktail folgen falls nix weitergeht.
Um 0:20 Uhr wurden die Wehen intensiver und ich begann sie aufzuzeichnen - alle 2-7 Minuten ca 45-60 sek. lang. Nach mehr als 1 Stunde meldete ich mich dann im Kreißsaal - dort CTG und Untersuchung (MuMu 4 cm) und spazieren geschickt - durfte dann auch trotz Corona meinen Mann anrufen, dass er kommt und die Wehen mit mir veratmet. Er war dann nach Unterbringung des 14 Monate alten bei Oma um 3 Uhr da. Mittlerweile schon heftige Wehen und ab in den Kreißsaal. Nach 2-3 weiteren Stunden und weiterhin ernüchterndem MuMu-Befund von 4/5 cm wünschte ich eine PDA (hatte diese bei allen beiden Geburten und nur positive Erfahrungen - jeweils beim 1. Versuch erfolgreich gelegt und nie Komplikationen auch hinterher kein Kopfweh o.Ä.)
Diesmal sollte ich auch die Kehrseite der PDA kennenlernen ... die Anästhesistin stocherte mehrfach bis auf den Knochen was trotz örtlicher oberflächlicher Betäubung sehr weh tat. Auch musste ich ja die Ewigkeit stillsitzen und es kamen Wehen im 2 min-Takt ... dann 2 weitere erfolglose Versuche - örtliche Betäubung nochmal nachgespritzt, Versuch Nr. 4 war dann ihrer Meinung nach erfolgreich - alles ankleben und los. Ok dachte ich mir - es wurde erstmal nen „Bonus“ gegeben über diesen Port, der sollte den Schmerz lindern bis PDA dann in ca. 30 min wirkt - tat er auch. Komisch zu den vorigen PDAs war aber, dass ich mich legen sollte statt sitzen und es am ganzen Rücken kalt entlanglief. Teilte dies mit - seie normal.
Nach ca. 30 min merkte ich, dass die Schmerzen unterschwellig zurückkamen - nach Rücksprache der Hebamme telefonisch mit der Anästhesistin solle ich noch etwas abwarten ... so verging die Zeit und ich hatte weiter Schmerzen und veratmete Wehe für Wehe und setzte mich dazu auch aufrecht, weil es im Liegen unerträglich war. Im Sitzen merkte ich meine Beine ganz normal - nicht dieses leichte Kribbeln wie bei den anderen PDAs sonst immer ...
Nachdem die Schmerzen immer stärker wurden teilte ich der Hebamme nach Befund MuMu 6 cm mit, dass ich gern mit der Ärztin zwecks Kaiserschnitt sprechen möchte. Es war mittlerweile 9 Uhr morgens und die Ärztin meinte ich solle nur noch ein bissel aushalten - ich teilte mit, dass die PDA nicht wirkt und ich zitterte schon vor Kraftlosigkeit. Mein Mann ermutigte mich noch ein bissel durchzuhalten ... wir waren wie fast die ganze Zeit nur wir beide im Kreißsaal (Hebamme hatte noch 3 weitere Wehende, die aber noch ganz am Anfang der EP standen) und dann platzte endlich die Fruchtblase - richtige Erlösung empfand ich - aber schon Sekunden später heftigere Wehen und ein zusätzlicher komischer Schmerz (als wenn was quer liegt und alles abdrückt). Ich konnte mich kaum mehr rechts oder links drehen und wir riefen die Hebamme ... auf dem CTG waren schon 3 lange Herztonabfälle unter 80 des Kindes zu sehen und die Hebamme rief eindringlich die Ärztin, die auch sofort kam. MuMu 8 cm und Kopf vorm Becken. Nun war plötzlich Hektik wie es weitergeht ... Kind noch nicht erreichbar ggf. Sauerstoffsättigung prüfen über Blutabnahme im Köpfchen und dann versuchen ohne PDA und im Stehen auf weitere Öffnung bis zu den Presswehen warten / Alternative Kaiserschnitt - ohne zu überlegen bat ich um einen Kaiserschnitt mit Vollnarkose - die Ärztin war selbiger Meinung ggf. auch unter Aufspritzen der PDA was ich dankend ablehnte.
Ich wurde für den Kaiserschnitt vorbereitet - Wehenhemmer bekam ich jedoch nicht, obwohl ich mittlerweile durchgehend Wehen schreiend versuchte zu veratmen - dieser Schmerz ließ sich aber nicht veratmen, ein anderer Anästhesist kam und spritze was über die PDA - ich fragte was das sei da ich Vollnarkose möchte, er sagte nochmal ein Bonus!
Im OP angekommen kletterte ich selbst auf den OP-Tisch was dafür spricht, dass weder Beine taub waren, wie bei einer funktionierenden PDA üblich, zudem war der Zugang am falschen Arm (Anästhesist pflaumte Hebamme diesbezüglich an), und mich meckerte die OP-Schwester an ich solle doch nicht so schreien ich könnte doch keine Schmerzen haben mit PDA. Ich bat darum, dass sie mich nun endlich schlafen legen in Vollnarkose - woraufhin der Anästhesist sagte ich bekomme KEINE Vollnarkose - er habe eben die PDA aufgespritzt (als er sagte Bonus !) und sie fangen jetzt an - ich brach in Panik aus (noch bevor ich diesen Anästhesisten mit Klage wegen Körperverletzung - mir war nämlich klar,dass ich bei vollem Bewusstsein den Kaiserschnitt miterlebt hätte, da ja die PDA auch nicht wirkte- und Missachtung des Patientenwillen drohen konnte) und schrie „ mein Kind kommt jetzt“ denn ich merkte den Kopf durch mein Becken treten ... die Ärztin schaute und meinte zu der Hebamme dann machen wir jetzt „VE“ also Saugglocke und CTG wieder dran ... allerdings schob sodann die Hebamme die Ärztin beiseite und sagte nur noch „wir brauchen ein Tuch um es aufzufangen der Kopf ist schon da“ (die Beine hängen vom OP-Tisch runter um besser unterhalb des Bauches agieren zu können) denn ich hatte währenddessen noch eine Presswehe und bei der 2. Presswehe war auch der Rest meines Babies um 10:50 Uhr da und die Hebamme hatte es aufgefangen ... nun lag es da auf meinem Bauch und ich war völlig neben mir und wie benebelt, ich hörte mein Baby schreien - sie sagten mir, dass es ein Mädchen ist und wie sie heißen soll - ich hielt sie auf dem Bauch fest und antworte „Anna Henriette“ - plötzlich war auch mein Mann im OP - ich fing an zu weinen und war einfach nur unendlich froh, dass der Alptraum zu Ende war.
Im OP freuten sich alle mit uns und auch das OP-Team meinte, dass sie nun auch eine Spontangeburt können - das ausgepackte OP-Besteck wurde nun zum Abklemmen Nabelschnur - mein Mann durfte trotz des ganzen Chaos die Nabelschnur durchtrennen - und Nähen meines kleinen Scheidenrisses verwendet. Trotz der Schnelligkeit war das meine einzige kleine Verletzung zum Erstaunen meinerseits und der Ärztin, denn Zeit zum Dehnen war keine und ich dachte mein Damm ist hinüber 🙈
GESCHAFFT - dann kletterte ich vom kalten OP-Tisch ins weiche Krankenhausbett und alle sagten das klappt so gut, hier kann keine PDA gewirkt haben. Im Bett dann noch in den Kreißsaal zurück zum kuscheln, stillen, messen, wiegen usw..
Uns geht es beiden gut und ich habe in der ersten Nacht von schlechten Herztönen beim CTG und dem ganzen Chaos im OP geträumt.
Es wurde immer wieder gefragt, ob ich nicht froh bin doch noch spontan entbunden zu haben und dass kein Kaiserschnitt gemacht wurde ...
Klar einerseits schon ABER die Entscheidung für den Kaiserschnitt mit Vollnarkose war eine bewusste !! Ich bin mehr als fassungslos über den Anästhesisten und den ganzen Ablauf, dass mich keiner ernst nahm und mir glaubte, dass die PDA nicht wirkt und ich die Schmerzen noch genauso wie ohne spüre.
Ich glaube die Panik und dieses klettern auf den OP-Tisch quasi die Bewegung haben dazu geführt, dass ich meine letzte Kraft zum Pressen einsetzte und mein Kind, was vermutlich fest hing, durch die Bewegung des Beckens sich abstoßen konnte und so schnell raus wollte.
ENDE gut - alles gut.
Ich wünsche nun allen eine schöne und komplikationslose Geburt 🍀💕
Dene mit Anna (7 Tage) im Arm und Leo (14 M) & Joris (12 J) an der Hand 💙❤️💙
Spontangeburt auf OP-Tisch am 10.10.2020
Oh je, da habt ihr ja was mitgemacht.
Schön, dass es euch gut geht und deine Kleine doch noch spontan kam.
Alles Liebe für euch.
Lg
Shelly 39+0
Wahnsinn, was du mitgemacht hast! Toller und zugleich etwas beängstigender Geburtsbericht 😅👍
Alles Gute euch und weiterhin eine schöne Kuschelzeit!! 💕🍀
Bei einer super gelegten pda spürt man die Beine
Ich konnte trotz pda aufstehen und laufen. Sie wirkte nur dort, wo sie sollte....
Diese Erfahrung habe ich mittlerweile auch gemacht, heißt ja mittlerweile nicht mehr umsonst "Walking PDA", da dürfen die Schwangeren über einen gelegten Tropf die PDA sogar selbst dosieren. Hab bisher 3 PDAs mitgemacht, die erste vor über 10 Jahren bei der Geburt meiner ersten Tochter, da waren die Beinchen wirklich taub und es hieß "nur noch liegen, nicht mehr aufstehen", aber diese Zeiten sind EIGENTLICH heute vorbei. Tut mir leid zu hören, dass das scheinbar nicht in jedem Krankenhaus so ist...
Ohje das hört sich ja fies an.
Aber mit der pda flach legen kenn ich von meiner ersten Geburt und auch da wurde ich erst nicht ernst genommen.
Und das mit dem am Knochen Schaben ist wirklich fies. Das hatte ich bei meiner 2. Geburt 😕.
Wehen im 2 Minuten takt und er in jeder wehenpause Pause über den Knochen. Ne halbe Stunde hat er es versucht... Ich hab sooo geschrien... Ich wusste nicht mehr was schimmer ist die wehen und der Kopf der gegen das Becken drückte oder in der Pause die nadel am Knochen...
Aber am Ende werden wir ja belohnt 🙄😂
Viel Spaß beim kuscheln und kennen lernen und vor allem beim verarbeiten