1. Geburt, ambulant, vorzeitiger Blasenriss, Dammschnitt

An den zwei bis drei Tagen vorher hatte ich ein ganz leichtes Ziehen, aber kaum der Rede wert.
Morgens habe ich bemerkt, dass Fruchtwasser abging (habe mit einem PH Streifen getestet).
Ab da war ich schon nervös, da mir klar war, dass wir innerhalb von 18 Stunden (so wurde es mir beim Vorgespräch gesagt) im Krankenhaus sein sollten.
Ich hatte dann tagsüber leichtes, regelmäßiges Ziehen, was aber zwischenzeitlich wieder wegging.

Abends um 10 sind wir ins Krankenhaus gefahren.
Da hat sich auch nochmal bestätigt, dass die Blase gerissen ist. Ich musste also dort bleiben und mein Mann wieder heim fahren.

Bei mir wurde noch der Corona Abstrich gemacht. Da der negativ ausfiel, musste ich auch keine Maske mehr tragen.
Immerhin wurde bei der Untersuchung auch festgestellt, dass der Muttermund schon 1 cm geöffnet war und ansonsten alles in Ordnung.
Ich hatte glücklicherweise nachts eine ganz liebe Hebamme die mich sehr beruhigt hat.
Leider konnte ich gar nicht schlafen, da meine Zimmernachbarin unglaublich geschnarcht hat und außerdem das Ziehen doch stärker wurde.
Ich ging dann raus zur Hebamme und durfte ins Wehenzimmer wechseln, wo sie mir gegen 5 Uhr morgens ein schönes heißes Bad einließ. Danach konnte ich noch ein oder zwei Stunden dösen, bevor ich es im Liegen nicht mehr aushielt, ich musste mich etwas bewegen um die Wehen (zu dem Zeitpunkt würde ich es dann als richtige Wehen bezeichnen - es hat sich angefühlt wie starke Periodenschmerzen und gleichzeitig ein Schraubstock, der das Becken auseinander drückt) besser auszuhalten.
Leider habe ich dann auch noch das Frühstück verpasst, weil das CTG unter Wehen auffällig war und ich somit dauerhaft überwacht wurde. Ich musste mich auch schon sehr aufs Veratmen konzentrieren.

Um halb 10 durfte ich dann meinen Mann anrufen damit der dazu kommen kann. Er wurde nicht auf Corona getestet und musste die gesamte Zeit eine Maske tragen.
Als er um 11 in der Klinik war hatte ich schon deutliche Wehen, konnte mich aber in den Pausen noch einigermaßen unterhalten.
Das hielt nicht sehr lange, irgendwann musste ich mich auch in den Pausen sehr konzentrieren, damit die nächste Wehe mich nicht überrascht, dann blieb mir nämlich richtig die Luft weg und die Schmerzen ohne die richtige Atmung waren deutlich schlimmer. Mir war auch teilweise richtig schlecht vom Schmerz, sodass ich eine Spucktüte bekam (kam nicht zum Einsatz, aber ich fühlte mich etwas sicherer).
Ich habe dann Schmerzmittel (Paracetamol) genommen.
Immerhin zeigten die Untersuchungen zwischendurch, dass es immer weiter voran ging, jedes Mal 2 cm mehr.
Es war dann auch schon sehr schlimm für mich und ich hatte Angst. Habe auch nach einer PDA gefragt aber die Hebamme wollte die nicht voreilig veranlassen, da mein Mann auch nochmal bestätigt hat, dass ich ursprünglich keine wollte (habe ihn in dem Moment verflucht).

Gegen 14 Uhr sind wir in den Kreißsaal gewechselt.
Da ging es schon richtig zur Sache, ich habe die Wehen schon lange nicht mehr nur veratmet sondern laut gestöhnt.
Übrigens durfte mein Mann irgendwann nicht mehr sprechen und mich auch nicht anfassen, alles hat mich genervt, er saß letztendlich fast die ganze Zeit nur daneben und hat das Geschehen beobachtet und mir Wasser gereicht. Auch Massage brauchte ich nicht, da es bei mir im Rücken auch gar nicht so weh getan hat.
Mir wurde nochmal ein anderes, stärkeres Schmerzmittel angeboten, was ich auch haben wollte, aber es ging dann doch so schnell, dass ich das gar nicht mehr bekommen habe, da die Hebamme da auch eher zögerlich war weil es auch beim Baby wirkt (weiß leider nicht mehr welches Medikament es genau sein sollte).

Irgendwann veränderte sich etwas und die Presswehen kamen. Diese waren nicht so schmerzhaft wie die davor, jedoch viel intensiver sodass mir auch da ständig die Luft wegblieb und mein Körper nur noch zitterte. Ich habe irgendwann eher gebrüllt als gestöhnt. Laut meinem Mann war ich damit aber nicht die lauteste, ab und zu habe ich auch aus den Nebenzimmern das Stöhnen von anderen Frauen gehört.
Ich konnte nicht mehr und untenrum fühlte es sich auch einfach unmöglich an noch stärker und länger zu pressen, ich hatte Angst zu reißen. Dabei habe ich sooo geschwitzt.

Da die Wehen am Ende wieder unregelmäßiger wurden, bekam ich Oxytocin. Das hat mich nochmal motiviert noch stärker zu pressen. Dabei haben die Hebammen gemerkt, dass die Kleine die Nabelschnur um den Hals gewickelt hatte (der Verdacht vom CTG hat sich also bestätigt).
Es sollte jetzt also schnell gehen und die Hebamme musste einen Dammschnitt machen.
Glücklicherweise war die Kleine dann nach wenigen Presswehen endlich da und wohlauf und durfte auf meiner Brust bleiben.
Ich war nach der Geburt einfach nur kaputt.

Die Plazenta kam dann nach etwa zwanzig Minuten ganz ohne Schmerzen, ich musste nochmal pressen.
Danach wurde ich genäht, was deutlich unangenehmer war als der Schnitt selbst und gefühlt ewig gedauert hat, trotz kleinem und komplikationslosem Schnitt.
Nach der Geburt haben wir noch etwa sechs Stunden im Kreißsaal verbracht. Ich habe etwas geschlafen, wurde einige Male untersucht, habe mehrmals gestillt, geduscht, die Kleine wurde untersucht und wir haben noch etwas zu essen und zu trinken bekommen.

Auf der Heimfahrt dachte ich erstmal es bleibt bei einem Kind. Es war wirklich eine überwältigende Erfahrung.
Aber einen Tag später war es schon wieder anders.

Letztendlich war die Geburt im Großen und Ganzen fürs erste Mal recht kurz (ab den richtigen Wehen) und auch relativ komplikationslos denke ich, ich bin auf jeden Fall nicht traumatisiert und dachte zu keinem Zeitpunkt sterben zu müssen o. Ä. (ich wollte nur mal eine Pause und schlafen).

Für die nächste Geburt nehme ich für mich mit: wenn ich nicht satt und ausgeschlafen sein sollte werde ich deutlich offener für Schmerzmittel sein (wobei ich in dem Moment ja sowieso alles gerne angenommen habe, was mir angeboten wurde), insbesondere gleich am Anfang um noch etwas Kraft zu tanken, und auch eine PDA nicht gänzlich ausschließen.

Ansonsten, ich habe es geschafft und ich denke mit etwas mehr Energiereserven hätte ich auch die Kraft gehabt am Schluss besser durchzuhalten.
Für mich war die Geburt nicht schön, aber auch nicht schrecklich. Ich hatte vorher definitiv ein sehr viel romantischeres Bild, es ist eben einfach eine Naturgewalt.

Am schwersten für mich an den Wehen war, dass sie so fremdgesteuert sind und man sie nicht vorhersehen oder entkommen kann. Wenn ich mich nicht konzentriert habe war das echt nicht ohne. Außerdem hatte ich nicht erwartet, dass man doch so lange pressen muss am Ende. Man muss den Druck wirklich über mehrere Atemzüge aufrecht erhalten, das war für mich unglaublich anstrengend. Auch sehr anstrengend war, dass für mich die Wehen nur in wenigen Positionen aushaltbar waren und ich dementsprechend über Stunden nur wenige unterschiedliche Körperhaltungen eingenommen hatte, was ich irgendwann natürlich auch in den Muskeln gespürt habe.

Die ambulante Geburt war für uns auf jeden Fall genau die richtige Entscheidung. Am nächsten Tag kam direkt meine Hebamme. Die Dammnaht war in den ersten zwei Wochen etwas unangenehm aber ansonsten ist alles in Ordnung.

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Danke für den tollen Bericht und herzlichen Glückwunsch zum Nachwuchs!
Ich habe eine Frage, wann genau kam deine Hebamme und warum kam sie nicht am selben Tag? Ich möchte auch ambulant entbinden aber meine Hebamme sagt dass ich das nur "darf" wenn sie an dem Tag Zeit hat zu kommen weil Hebammen innerhalb von 12 Stunden verpflichtet sind zu kommen - ansonsten muss ich 24 Stunden bleiben aber das möchte ich total ungern.
VG

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Wir sind abends um 23 Uhr aus dem Krankenhaus heim.
Meine Hebamme hat auch etwas geschimpft aber wir waren ja nach der Geburt auch relativ lange noch im KH zur Beobachtung und ich wollte einfach mit meinem Mann heim gehen.

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Hallo.
Herzlichen Glückwunsch.

Ich überlege auch ambulant zu entbinden.
Hab nur ein bisschen Angst das ich zuhause dann nicht klar komme.
Wie war deine Erfahrung mit der kleinen zuhause dann. Auch das stillen usw.

Liebe Grüße Steffi Ssw35

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Also da meine Hebamme nach der Geburt jeden Tag kam war es kein Problem für mich.
Im Krankenhaus wurde ja noch geschaut, dass das mit dem Stillen prinzipiell funktioniert, also es kam direkt Kolostrum und die Kleine hat auch getrunken. Sonst wären wir wahrscheinlich auch nicht entlassen worden. Die schauen da schon auch drauf.

Ich nutze aktuell Stillhütchen, die habe ich im KH mit bekommen, bereue aber schon sie bei den ersten Schwierigkeiten gleich eingeführt zu haben weil wir sie jetzt fast bei jeder Stillmahlzeit brauchen. Bis zum Milcheinschuss (bei mir an Tag 4) trinken die Kleinen ja nur wenige ml, die Hebamme prüft ja dann immer das Gewicht, da lohnt es sich denke ich dran zu bleiben bis es klappt, dann erspart es einem viel Stress hinterher.

Ansonsten haben wir auch sehr viel Glück mit unserer Kleinen, sie hatte direkt einen relativ regelmäßigen Rhythmus von 2,5-3 Stunden Schlaf zwischen dem Stillen, auch nachts, so bekommt man auch einigermaßen Schlaf und allgemein war dann alles erstmal relativ vorhersehbar.
Wobei ich von einigen Hebammen jetzt schon gehört habe dass es Zuhause nach einer ambulanten Geburt oft besser läuft.
Man verlässt sich eben gar nicht erst darauf, dass die Krankenschwester schon drauf schaut sondern hört selbst besser in sich hinein und auf seine Instinkte. Ich denke das klappt auch bei 99% der Frauen.
Da du ja eine ambulante Geburt wünschst sagt das schon viel über dich aus, mit der Motivation schaffst du das sicher auch!

Die ersten paar Tage war ich natürlich total kaputt und war außer für die Toilette die ersten 5 Tage ausschließlich im Bett, mein Mann hat mich komplett versorgt.

Ich würde es auf jeden Fall wieder so machen. Im KH gilt ja aktuell auch für Papas bei uns absolutes Besuchsverbot, also im Zweifel sieht man sich nach der Geburt erstmal ein paar Tage gar nicht. Das würde ich persönlich echt nur im Notfall hinnehmen.

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Super vielen Dank für die tolle Antwort.
Das klingt super machbar und mir wäre es daheim auch echt lieber hoffe es klappt.