Junge oder Mädchen?

Liebe Mädels,

ich lese so gern die Geburtsberichte und ich bin so glücklich, dass ich euch heute von meiner 4. Geburt berichten darf, die so anders war als die drei vorher.

Als ich im August erfuhr, dass wir nochmal Nachwuchs bekommen, waren da sehr viele Gefühle in mir. Die Schwangerschaft lief normal und wie schon beim 3. Kind wollten wir uns vom Geschlecht überraschen lassen. Die Ärztin schallte auch nur sehr selten, doch beim Ultraschall in der 32. Woche suchte sie sehr lange nach dem Oberschenkelknochen und so wusste ich, dass es wohl ein Mädchen wird. Ich war sehr enttäuscht, nicht weil ich kein Mädchen wollte, sondern weil ich es eigentlich nicht wissen wollte. Natürlich war es kein sicheres Outing, aber es war schon sehr eindeutig. Deshalb suchte ich auch deutlich engagierter nach Mädchennamen.

An Ostermontag (39+2) hatte ich regelmäßige Wehen. Ich ging früh schlafen, damit ich fit für die Geburt bin. Mitternacht wurden die Wehen unangenehm. Vier Stunden stromerte ich durch die Wohnung, doch dann wurde es wieder ruhiger und ich ging unverrichteter Dinge wieder ins Bett. So ging das jede Nacht. Zwischen 0 und 4 Uhr wehte ich durch die Gegend, aber es ging nicht so richtig los.

Auch am 12. April war es so, nur diesmal wachte meine Jüngste (knapp 3 Jahre alt) gleich mit auf. Wir puzzelten eine Stunden, dann wurden die Wehen unangenehmer, weshalb ich in die Wanne wollte. Meine Jüngste, Lotta, fand das eine tolle Idee und machte gleich mit. Doch leider funktioniert die Warmwasserpumpe nachts nicht. So musste ich erstmal meine großen Töpfe rausholen und heißes Wasser kochen. Ich war mega sauer, hab geflucht und geheult. Irgendwie war ich richtig sauer. "Nicht mal in Ruhe Kinder kriegen kann man hier!", dacht ich immer wieder. Doch die heiße Badewanne entschädigte mich und Lotta quietschte vor Freude, dass wir mal wieder zusammen baden. Nach einer Stunde wurde das Wasser kalt, aber die Wehen waren schon so unangenehm, dass ich nicht nochmal 4 Töpfe kochen wollte. Ich weckte meinen Mann, der überredete Lotta doch jetzt endlich mal ins Bett zu gehen, danach machte er mir das Wasser nochmal heiß, kochte Kakao und Kaffee und zündete mir ein paar Kerzen an. Um 4 Uhr kam ich dann aus der Wanne. Kaum Draußen ... waren die Wehen weg. Ich zog mich an und schlug meinem Mann vor nochmal zu schlafen. Der schaute mich mit großen Augen an: "Ich hab gerade drei Tassen Kaffee getrunken, ich kann jetzt nicht mehr schlafen." #rofl

Wir legten uns auf´s Sofa und schauten eine Doku über Walter Ulbrich. In einer kleinen Wehe machte es plötzlich Plopp. Ich hab mich richtig erschreckt. Zuerst dachte ich es müsste die Fruchtblase gewesen sein, doch es kam kein Wasser. Dafür wurden nun die Wehen deutlich stärker. Die nächste Wehe konnte ich im Liegen schon nicht mehr aushalten. Wir werden wohl nie erfahren was der mysteriöse Plopp war, aber danach ging´s richtig los. Wir riefen unsere Babysitter an, die auf unsere drei Großen aufpassen sollte, danach die Hebamme.

Alle waren schnell zur Stelle. Ich veratmete fluchend, lachend und weinend eine Wehe nach der anderen. Muttermund bei 3-4 cm. Meine Hebamme fuhr schon mal mit dem Rad in die Klinik, wir sollte nach 30 Minuten nachfolgen. In der Klinik angekommen machten wir alle schnell einen Coronatest, alle negativ. Ich schnaufte und jammerte, lachte dann wieder, machte einen Witz, heulte los, dass ich das nicht schaffe. So emotional die Schwangerschaft begann, so emotional endete sie auch. Ich stand am CTG, aber mein Kreislauf machte schlapp. Ich wollte mich hinlegen und heulte, dass ich nicht mehr kann. Meine Hebamme meinte, dann weißt du doch, dass das Baby bald da ist, das ist ein gutes Zeichen. Ich fauchte sie an "Das weißt du doch gar nicht!" Man muss dazu sagen, dass meine Hebamme schon Kinder entbunden hat, da gab es mich noch nicht mal.

Dann kam die spannende Phase. Meine Hebamme riet mir mit zu schieben, wenn es sich danach anfühlt. Ich war mir unsicher und traute mich kaum zu schieben aus Angst, dass nichts passiert und ich dann doch immer noch bei 3-4cm bin. Es tat wirklich furchtbar weh und es fühlte sich so komisch an. Ich war mir nicht sicher ob das wirklich schon das Ende ist, deshalb tastete ich etwas unsicher und zuckte zusammen, denn was ich fühlte war ein Kopf, sondern eine pralle Fruchtblase. Sie war also immer noch intakt. Und dann kam die nächste Wehe und es war so erlösend als das Baby komplett geboren wurde. Ich lag auf der Seite und wusste nicht wie mir geschieht. Meine Hebamme lachte und ich sagte "Es ist ein Mädchen, stimmt?!" Als ich sehr umständlich hochkam, musste auch ich lachen. So kann man sich irren. Ein kleiner Junge lag dar. Ich konnte ihn kaum hochheben, so zitterig war ich und er war zu glitschig. Doch mit etwas Hilfe gelang es mir. Und ich muss euch sagen ... ich war schockverliebt ... was für ein fantastischer kleiner Mensch.

3445g schwer und 53 cm groß mit gaaanz vielen dunkelblonden Haaren (ich hab den Verdacht, dass die noch rot werden) und dunklen Knopfaugen, die sofort hellwach und neugierig in die Welt schauten. Nach etwas diskutieren entschieden wir uns für den Namen Kalle.
Es war übrigens die ganze Zeit kein Arzt anwesend, was ich total nett fand und ich musste nicht mal genäht werden. Auch die Coronamaßnahmen waren überhaupt kein Problem. Im Gegenteil. Ich hab mich gut aufgehoben gefühlt. Es waren eher die Ärzte und Hebamme, die einen riesen Aufwand hatten um uns eine gute und coronasichere Geburt zu ermöglichen. Ich als Gebärende durfte im Kreißsaal ohne Mundschutz sein und mein Test wurde ganz schnell in einer Wehenpause gemacht.

Ich bin so unfassbar dankbar, dass uns dieses Wunder nochmal so geschenkt wurde. Jetzt sind wir eine Großfamilie. Auch die Geschwister waren hellauf begeistert über den kleinen Bruder.
Nun versuchen wir uns so gut es geht im Wochenbett zu erholen, was nicht ganz einfach ist mit so vielen Kindern und einer geschlossenen Kita, aber mein Mann kriegt das schon hin. ;-)

Falls du gerade schwanger bist, dann bin ich fast ein bisschen neidisch auf dich, dass du das alles noch vor dir hast. Natürlich tut eine Geburt weh, aber wenn man es geschafft hat ist es der Wahnsinn und dein Baby wird dich für alles entschädigen.

So. Jetzt reicht es aber an hormonüberladenen Worten.
Liebe Grüße
Anne

1

Das hast du sehr schön geschrieben, liebe Anne! Freut mich, dass du eine schöne Geburt hattest!
An dieser Stelle noch ganz herzliche Glückwünsche zu eurem kleinen Kalle!
Liebe Grüße
Maja mit 👦🏻👦🏼⭐⭐👶🏻

2

Schöner Bericht, ich freu mich immer wenn ich die Mamas noch auf dem Schwangerschaftsforum "kenne".
Ganz herzlichen Glückwunsch zum kleinen Sohn und alles Gute!

3

Liebe Anne, danke für diesen schönen Bericht ... wir sind aktuell auch mit Nummer 4 ungeplant schwanger und unser kleiner Mann kommt im Juli. Es hört sich wirklich sehr schön an so eine Geburt wünsche ich uns auch!

LG Nadine mit 🧑🏼‍🦱🧑🏼👧🏼