Mein ungeplanter Kaiserschnitt/ 3 Wochen Krankenhaus (Achtung, langer Roman!)

Moin ihr Lieben,
Ich möchte meine Geburtserfahrung mit euch teilen, auch um das Ganze selbst etwas zu verarbeiten. Das habe ich leider noch nicht so ganz geschafft.
Ich hatte eine unkomplizierte Schwangerschaft, bis auf ein paar kleine Wehwehchen (ihr wisst schon, da ein bisschen Rücken, hier ein bisschen Bauch, dem allgemeinen Walross-Dasein frönen) verlief alles unauffällig. Bis zur 35. Woche. Bei 34+3 lag ich abends auf dem Sofa, als meine Fruchtblase gesprungen ist. (Mein Mann hat mich tatsächlich gefragt ob ich eingepinkelt hab #augen )Nachdem wir den ersten Schreck hinter uns hatten, also ab ins Auto und zur Klinik. Leider war die dichteste Klinik genau die, in die ich auf garkeinen Fall wollte, und das aus gutem Grund. Aber in dem Moment war ich der Meinung keine andere Wahl mehr zu haben. Dort angekommen musste mein Mann draußen bleiben. Ich wurde untersucht und ein vorzeitiger Blasensprung bestätigt. Im Nachhinein kam mir die ganze Prozedur ewig lang vor, in Wirklichkeit waren es glaube ich 3 Stunden. So wirklich mit mir gesprochen, was das nun bedeutet und was passiert, hat niemand, nur das ich da bleiben müsse. Mein Mann durfte immer noch nicht zu mir, und musste 3 Uhr morgens im kalten Auto sitzen und sich um einen Fahrer kümmern, der ihn nach Hause bringt. (als ich den Schwestern das erklärt habe, wurde ich noch angepampt warum ich ihn denn überhaupt mitbringe, ehm ja, weil er mich nicht mit einem Blasensprung mitten in der Nacht alleine los fahren lassen wollte vielleicht, ich weiß, wie absurd)
Ich mit den Nerven total am Ende, wurde auf Station gebracht. Ab dem nächsten Tag folgten dann 3x täglich CTG, Blut abnehmen und Antibiotika. Ganz ehrlich, es hat nicht lang gedauert, und ich sah mehr so aus wie ein alter Fixer, schrecklich. So wirklich mit mir gesprochen wie es nun weiter geht oder welche Möglichkeiten es nun gibt, hat auch niemand. Geschweige den sich mit mir unterhalten, wie ich meine Geburt denn so geplant habe, habe zwar ein paar Mal um ein Geburtsplanungsgespräch gebeten, hat aber leider nie stattgefunden. Mein Mann durfte natürlich weiterhin nicht zu mir, ich durfte ihn nur draußen treffen (was bei Minusgraden und mit ständig laufendem Fruchtwasser wirklich lustig ist).
Naja so ging das dann ein paar Tage lang, irgendwann hieß es dann die Entzündungswerte werden schlechter und wir müssten nun über eine Einleitung nachdenken. Gesagt getan, erster Tag Einleitung mit Gel, ich habe noch nie solche Schmerzen gehabt. Zum Glück hatte ich eine liebe Hebamme, die mir dann Schmerzmittel gegeben hat, und mich am Schmerztropf im Kreißsaal hat schlafen lassen, damit ich wenigstens etwas zur Ruhe komme. Nächsten Tag dann wieder Gel, wieder stundenlang höllische Schmerzen, Muttermund war aber immer noch bei 1 cm. Für den nächsten Tag war dann eine Einleitungspause geplant. An Tag 4 sollte es weiter gehen, allerdings wollte ich auf keinen Fall mehr Gel, nach einigen Diskussionen habe ich Oxytocin bekommen. Das dann 3 Tage in Folge. Ende vom Lied waren höllische Wehen, die leider überhaupt nichts bewirkt haben. Dann hieß es, die Entzündungswerte wären wieder gesunken, die eine Ärztin wollte zwar unbedingt weiter einleiten, das habe ich aber verweigert, mir hat es nämlich echt gereicht, ich war am Ende, sowohl physisch als auch psychisch. Also wurde erstmal abgewartet. So ging es ein paar Tage weiter, mein Mann ist jeden Tag eine Stunde gefahren um mich zu besuchen, damit wir dann draußen im kalten hocken durften, tolle Nummer. Wieder morgens, mittags, abends CTG, Blut abnehmen und Antibiotika, mir ging es mittlerweile echt dreckig, bis auf einige wenige Schwestern und Hebammen hat das nur leider niemanden interessiert. Ganz im Gegenteil, als ich mit einer Oberärztin über die Situation sprechen und mich etwas genauer über die Möglichkeit eines Kaiserschnitts unterhalten wollte, wurde ich mit den Worten abgespeist, wir sollten uns doch bitte nicht anstellen wie kleine Kinder, dass wäre doch alles nicht schlimm (nein...) und ich möchte doch später noch mehr Kinder (entscheidet sie?) und das wäre nach einem Kaiserschnitt ein Problem (Bitte???) Die gute Frau hat vor Empathie und Kompetenz nur so gesprüht...
Bis auf eine Ärztin, die etwas Verständnis für mich hatte, waren die anderen Ärzte auf jeden Fall der Meinung, es gibt keinen Kaiserschnitt, wir warten. (sieht wahrscheinlich besser in irgendeiner Statistik aus)
Auf was genau wir nun warten, hat nur leider niemand so wirklich gesagt. Darauf das die Wehen einsetzen, die Entzündungswerte wieder steigen, das CTG schlechter wird??? ich weiß es nicht, in dem Moment hätte ich lieber einen Kaiserschnitt gehabt als weiter diese Ungewissheit.
Am 21.02 vormittags haben dann tatsächlich die Wehen von selbst eingesetzt, nachmittags bin ich zum Kreißsaal weil ich Schmerzmittel haben wollte, Befund war weiterhin bei 1 cm. Dann kam plötzlich eine Ärztin rein, die Entzündungswerte sind seit dem Morgen wieder angestiegen, wir müssten einen Kaiserschnitt machen, ich soll meinen Mann anrufen dass er kommen soll. Ich habe mich in dem Moment so wahnsinnig überrumpelt gefühlt, mir ging es wirklich schlecht damit und ich konnte das garnicht so wirklich realisieren. Hat nur leider bis auf die Hebamme auch niemanden interessiert, die Ärztin war so schnell wieder weg wie sie gekommen war. Die kam nur zwischendurch nochmal, um genervt zu fragen, wann mein Mann denn nun endlich da wäre. (obwohl ich seit zwei Wochen gebetsmühlenartig erklärt habe, wir kommen von etwas weiter weg und daher möchte ich bitte rechtzeitig Bescheid wissen wann ich ihn anrufen kann/soll).
Und ich bin auch der Meinung, wenn die Werte seit morgens schon so schlecht waren, wäre es schön gewesen jemand hätte mir das gesagt, vllt wäre dann einfach etwas mehr Zeit gewesen um sich drauf vorzubereiten.
Naja, irgendwann ist auch meine bessere Hälfte eingetroffen und durfte mich kurz begrüßen bevor ich in den OP gebracht wurde. Da wurde dann die Spinalanästhesie und noch ein Zugang gesetzt, ich wurde verkabelt, und dann durfte auch mein Mann dazu kommen. Um 17.43 Uhr kam unser kleiner Zwerg in 36+3 mit 2500 g zur Welt. Ich durfte ihn leider nur kurz sehen, er wurde untersucht und auf die Neo gebracht. Zum Glück brauchte er "nur" einige Stunden CPAP, und hat als Vorsorge Antibiotika bekommen. Mein Mann und ich durften anschließend noch eine Stunde im Kreißsaal verbringen. Mir wurden dort Schmerzmittel gegeben, blöderweise hab ich danach erst gefragt was genau, denn als ich dann doch noch mal zur Neo durfte um mein Kind zu sehen, ist mir wegen dem Oxycodon der Kreislauf weggesackt und ich habe meinen Sohn grade mal 5 Minuten gesehen. Schön abgeschossen mit dem Zeug, war in dem Moment jetzt nicht so geil.
Naja nach 3 Tagen auf Station wurde mir gesagt, ich könne entlassen werden und dürfte mit auf die Neo ziehen (dort gibt es Elternzimmer). Nachmittags hieß es dann, nein ich muss noch intravenös Antibiotika bekommen, das geht nicht. Toll, nächster Zusammenbruch. Eine von den wenigen lieben und verständnisvollen Ärzten hat dann veranlasst, dass ich die Antibiotika in Tablettenform bekommen und doch zu meinem Kind ziehen darf. Die Schwestern auf der Neo waren eigentlich alle echt in Ordnung, bis auf ein besonders kratzbürstiges Subjekt, die wollte mir doch tatsächlich erzählen, ich solle vorm Stillen eine rauchen gehen, dann wäre das Kind ruhiger. (dazu muss man sagen, dass ich in der Schwangerschaft nicht geraucht habe, das hat sie mir pauschal unterstellt, weil er wohl sehr unruhig war, wenn ich nicht da war, das hat sie als Entzug gedeutet). Solche "Tipps" von einer Kinderkrankenschwester fand ich doch sehr grenzwertig. Auf jeden Fall war ich mehr als froh, als wir die Klinik 5 Tage nach der Geburt doch früher als gedacht verlassen durften. (geplant war eigentlich drei Tage später, aber sie brauchten wohl Platz)
Zuhause bin ich dann das erste Mal seit 3 Wochen wirklich zur Ruhe gekommen, keine Untersuchungen und Behandlungen gefühlt im Stundentakt (der straffste Zeitplan den ich je hatte), keine Reinigungskraft die morgens halb sechs rein kommt und mit dem Wischer gegen dein Bett knallt, keine Schwestern die morgens einfach mal die volle Festtagsbeleuchtung anknacken, und kein Krankenhausessen mehr (hab mir zuhause erstmal lecker Kasseler kochen lassen)
Mein Mann hat sich zum Glück Urlaub genommen, um mich die ersten Tage zu unterstützen. Abschließend muss ich sagen, ich bin gesund, ich habe einen tollen Sohn zur Welt gebracht den ich über alles liebe, und dass das ohne den Kaiserschnitt so gut gelaufen wäre, bezweifle ich stark. Aber so ganz drüber hinweg komme ich doch nicht, ich hätte es mir eben anders gewünscht. Außerdem haben mir die ganze Unruhe, die fehlende Kommunikation seitens der Ärzte, die ständig wechselnden Meinungen, diese ganze Uneinigkeit unter dem Personal und vor allem dauernd das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden, doch echt zugesetzt.
Im Nachhinein bereue ich es auch, nicht die 20 Minuten Fahrt mehr zur Wunschklinik gefahren zu sein. Vielleicht wäre es da besser gewesen. Vielleicht auch nicht, wer weiß das schon.

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Oweh, ein Chaos da bei dir im Krankenhaus... Was war denn los mit denen allen?! #schrei Schade, dass da kaum jemand Geduld (oder Benehmen) hatte, du so sehr unter Stress gesetzt wurdest und am Ende auch noch solche Strapazen miterleben musstest. Ich hoffe ihr könnt eure Zeit bald richtig genießen und du kannst nach vorn gucken! Grüß dich lieb! #herzlich

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Obwohl ich ja dazu sagen muss, dass es so einige hebammen und Schwestern gab, die mal nachgefragt haben wie es mir geht...nur um wirklich zuzuhören hatte eben kaum einer zeit, aber ich glaube das ist ein generelles Problem in unserem Gesundheitssystem. Die waren oft unterbesetzt und selbst gestresst. Und Gott sei dank gab es eine sehr liebe hebamme, die bei den meisten Einleitungen und auch bei der Geburt dabei war und mir gut zugesprochen hat, ich glaub wäre die Frau nicht gewesen hätte ich die drei Wochen nicht überstanden, sie war auf jeden fall eine große Stütze...muss ja auch mal lobend erwähnt werden. Aber die meisten Ärzte gingen echt garnicht.
Wie schon gesagt, zuhause bin ich dann ja endlich zur Ruhe gekommen und wir haben uns gut eingelebt. Es kommt halt nur immer wieder mal hoch wie scheiße dass da im Krankenhaus alles gelaufen ist.

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Du liebe Zeit... was für ein Horror.
Es tut mir ehrlich leid, dass du so eine chaotische und lieblose Geburt (von Seiten des Krankenhauses) über dich hast ergehen lassen müssen.
Ich hoffe, du kannst das alles mit der Zeit verarbeiten. Vielleicht mal mit jemandem sprechen, der auf Geburtstrauma spezialisiert ist. Bei mir ging das erst nach 2 Jahren.
Alles Gute!

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Ja chaotisch und lieblos trifft es ziemlich gut, vor allem was die ärzte angeht. Die hatten größtenteils sehr wenig Verständnis, gefühlt war es für mich so als wenn es nur darum ginge mich aufgrund der aktuellen medizinischen Situation dann in irgendeine Richtung zu drängen, wie es mir dabei geht hat aber nicht so wirklich interessiert. Und das tut echt nicht gut wenn man ja selbst schon so hin und hergerissen ist, was man denn nun tun soll. Es gab von den zig Ärzten dort nur eine einzige, die hab ich so ziemlich zum ende hin kennengelernt, die gesagt hat ich bin eine erwachsene, mündige Frau, wenn ich einen Kaiserschnitt möchte, dann ist das alleine meine Entscheidung...von den anderen Ärzten wurde einem das ja regelrecht abgesprochen, die waren mehr der Meinung ich habe darauf zu hören was sie sagen, sie sind ja schließlich die Profis.
Ich hab schon drüber nachgedacht, mir Hilfe zu suchen, aber so wirklich überzeugt bin ich davon noch nicht. Ich habe einmal im Leben bei einem Psychologen gesessen und mich da überhaupt nicht verstanden gefühlt.
Was war bei dir letztlich der Grund warum du das doch gemacht hast? Also wenn ich fragen darf.

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Die Tatsache, dass wir nach 2 Jahren dann doch überlegt haben, noch ein Kid zu bekommen. Ich bin auch nicht zu einem Psychiater, sondern das KH hat eine Traumaexpertin. Mit ihr haben wir die Geburt durchgesprochen.
Ich bin jetzt am Ende meiner 2. Schwangerschaft und dank 2 Hebammen, sehr viel Anlesen von Fachliteratur und einer guten Hypnobirthing Vorbereitung bin ich zuversichtlich, was die 2. Geburt angeht.
Und zu dem Satz "Sie sind ja schliesslich die Profis": Sie sind Profis, wenn es um echte Komplikationen geht. Aber die meisten Probleme bei einer gesunden Frau, gesunden Schwangerschaft und gesundem Foetus kommen durch Interventionen, Zeitdruck und Angstmacherei. Eine Gebärende und ihr Baby brauchen Zeit und Ruhe und das bekommt man im Krankenhaus eher nicht.