Die Geburt meiner Zwillinge

Hallo zusammen!
Da ich in meiner Schwangerschaft Berichte zu Zwillingsgeburten in diesem Forum immer vermisst habe, möchte ich meine Erfahrung hier teilen. Ich hoffe, der ein oder anderen zukünftigen Zwillingsmama die Bedenken oder auch Ängste vor einer natürlichen Geburt zu nehmen.

Da mein führender Zwilling sich schon Wochen vor der Geburt entschieden hatte, eine dauerhafte Position mit Kopf nach unten einzunehmen, und die Versorgung und CTGs immer gut waren, stand einer vaginalen Geburt nichts im Weg. Der andere Zwilling hat sich noch mehrmals gedreht, hatte sich aber auch eine Woche vor Entbindung brav kopf-unter positioniert. Ein Kaiserschnitt stand bei uns nie im Raum und wurde von meinem Gynäkologen, der auch die Geburt begleitet hat, nie erwähnt.

Überschattet wurde das Ganze leider von dem verfluchten Virus. Mein Mann wurde eine Woche vor der Geburt trotz doppelter Impfung Covid positiv getestet und lag vier Tage mit Symptomen flach. Dazu zehn Tage Quarantäne. Mein daraufhin verordneter Test blieb zum Glück negativ.

Das kam für mich in SSW 38 wie ein Schlag. Hatte ich mich bis dahin darauf gefreut, dass die beiden bald da sind, so schlug die Freude um in Angst, dass die beiden kommen solange der Papa noch in Quarantäne ist, weil dann klar wäre dass er nicht bei der Geburt dabei sein darf.
Ich habe den beiden täglich gut zugeredet, dass sie sich noch Zeit lassen sollen, und war auch zuversichtlich, dass wir es schaffen, da ich mich noch ausgezeichnet fühlte und noch relativ mobil war, bis auf den dicken Bauch eben.

Leider hat der führende Zwilling nicht auf mich gehört und sich am 16.11. (bei 38+3) um 5h30 entschieden seine Fruchtblase zu sprengen. Ich wusste sofort was passiert war (sooo viel Wasser!!!) und habe in Panik losgeheult - es war doch noch zu früh! Nichtsdestotrotz mussten wir uns auf den Weg ins Krankenhaus machen.
Angekommen um 7h sollte ich, wie erwartet, alleine rein in den Kreissaal während mein Mann wieder Heim musste.

Ich hatte noch keine Wehen, so wurde erstmal ein CTG geschrieben. Um 8h30 schaute mein Gynäkologe vorbei. Er sagte das CTG sei gut und falls sich von allein nichts tut, würden wir i.d.R. 24 Stunden bis nach Blasensprung warten, bevor entschieden wird ob eingeleitet wird, bzw. was die nächsten Schritte sind. Da hatte ich noch die utopische Idee, dass die Babys vielleicht noch drei Tage drin bleiben und der Papa somit die Geburt erleben könnte.

Es tat sich dann aber doch sehr schnell etwas. Ab 10h bekam ich die ersten Wehen, ab Mittags waren sie regelmäßig und immer schmerzhafter. Ich war die ganze Zeit mit meinem Mann am Nachrichten schreiben bzw. telefonieren und konnte mich garnicht so richtig auf die Geburt einstellen. Ich musste die Hebamme auch fragen wie ich die Wehen veratmen kann, weil ich das irgendwie vergessen hatte. Es klappte auch nicht so gut. Anstatt zu veratmen hatte ich das Gefühl bei jeder Wehe total zu verkrampfen und die Luft anhalten zu müssen. Die Wehen kamen immer öfters und um 15h30 fragte mich die Hebamme ob ich eine PDA möchte weil jetzt der Moment dafür wäre. Da war mein Muttermund bei 5cm. Ich wollte die PDA, allein schon deshalb, weil ich mir nicht vorstellen wollte, dass die Schmerzen noch doller werden würden.
Nachdem die PDA gewirkt hatte, waren dann alle Schmerzen weg und ich hätte einschlafen können. Ich habe die Hebamme immer wieder gefragt, ob ich überhaupt noch Wehen habe weil ich wirklich nichts gespürt hab. Anscheinend hatte ich aber Wehen und die arbeiteten richtig gut. Um 18 Uhr hieß es auf einmal „Sie sind komplett offen, ich rufe jetzt den Doktor dazu und dann dürfen Sie pressen“.

Mein Gynäkologe kam kurz danach dazu, zusammen mit einer Assistenzärztin, und ich habe meinen Mann über Videocall angerufen. Er war dann bis zum Schluss dabei. Mal habe ich, mal hat die Hebamme das Handy gehalten.
Ich sollte pressen, aber ich habe durch die PDA immer noch keine Wehen gespürt. Die Hebamme musste mir immer sagen wann die Wehe da war damit ich entsprechend mitarbeiten konnte. Ich hatte zwar den Eindruck, dass nichts vorangeht, aber das tat es doch, denn nach ca. 15 Minuten war der Kopf zu sehen und ich konnte ihn auch fühlen. Anscheinend war mein Damm sehr fest, sodass der Gynäkologe meinte, er würde gerne schneiden, um es dem Kleinen und mir einfacher zu machen. Ich habe das sofort abgenickt, da ich eh nichts gespürt habe und wollte, dass es voran geht. Seltsam wie sehr einem in dem Moment sowas plötzlich egal ist…

Um 18:43 wurde mein erster Sohn geboren, mit 3,1kg und 51cm. Ich bekam ihn direkt auf die Brust, die Hebamme durchschnitt die Nabelschnur und dann ging es nach einer kurzen Pause schon weiter. Jemand von den Anwesenden hat an meinem Bauch festgehalten, damit der zweite Zwilling nicht in die falsche Richtung rutschte, wo er doch jetzt so viel Platz hatte. Die zweite Fruchtblase war bis zu dem Zeitpunkt noch intakt gewesen und wurde jetzt aufgestochen. Acht Minuten später wurde mein zweiter Sohn geboren, mit 2,3kg und 50cm. Für ihn reichten einige wenige Male pressen und schon war er da. Er ist auch sehr viel zierlicher als sein Bruder und hatte es somit etwas leichter, nach zu rutschen.

Da lag ich dann mit zwei Babys auf der Brust und meinem Mann auf dem Handy in der Hand und war sehr glücklich und überwältigt von allem.
Die Plazenten brauchten nur ein einziges Mal pressen und wurden in einem Stück geboren. Trotz der zwei Fruchtblasen waren sie zusammen gewachsen. Mein Gynäkologe schnitt die Nabelschnur vom zweiten Zwilling durch. Alle gratulieren mir. Auf einmal war da eine Kinderärztin, die mit einem Stethoskop die Herztöne der Babys auf meinem Bauch abhörte. Ich wurde währenddessen genäht.
Wir waren danach noch ca. 2 Stunden im Kreissaal. Meinen Mann hatte ich noch am Handy, bis der Akku den Geist aufgab. Die Hebamme hat mir geholfen die beiden an die Brust anzulegen. Danach wurden wir auf die Wöchnerinnen-Station verlegt. Vier Tage später durften wir Heim.

Trotz der Tatsache, dass mein Mann nicht persönlich dabei sein konnte, war die Geburt an sich sehr schön und ich bin sehr froh dass ich sie so erleben durfte.

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Liebe Anna,

Was für ein wundervoller Geburtsbericht! 🥰 Danke, dass du ihn so ausführlich mit uns geteilt hast!
Mir ging es wie dir, die zwillingsgeburten hier waren rar, umso schöner fand ich ich deinen! Es freut mich zu lesen, dass dein Mann trotzdem irgendwie dabei sein konnte, wenn auch nicht deine Hand halten und es freut mich, dass es trotz seiner Krankheit ein schönes Erlebnis war ❤️ ganz ganz viel Kraft in Zukunft, viele Stunden Kuscheln und ein gutes genesen an deinen Mann!

Alles Liebe
Limo mit 💚💛

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Danke schön für dein Feedback, liebe Limo!
Liebe Grüße

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Liebe Anna,

herzlichen Glückwunsch. Dass liesst sich total toll. Es erinnert mich an die Geburt meiner Mädchen im Oktober 2020 nur ohne PDA.

Ich wünsche euch alles Gute und eine schöne Kennlernzeit.

Gruß Ana;-)

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Hallo Ana, danke für deine Antwort!
Ich frage mich oft ob ich es ohne PDA auch so gut geschafft hätte. Gerne hätte ich die beiden beim Rausschieben etwas gespürt. Ich hätte nicht gedacht, dass ich so komplett betäubt sein würde… Aber ich hatte so einen Respekt vor den Schmerzen und habe mich auch auf die Empfehlungen von Hebammen und Ärzten verlassen.
Wie war deine Erfahrung ohne PDA von den Schmerzen her? Würdest du es nochmal so machen?

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Ja auf jeden Fall. Mein Sohn habe ich vor 8 Jahren mit PDA geboren und so wie du gar nichts gespürt. Bei den Zwillinge hat mich die Schmerzintensität angeleitet. Es war eine wunderschöne Geburt#verliebt
Aber wie wunderbar du hast deine beiden natürlich geboren. Es ist schon eine tolle Leistung.

Habt eine entspannte Adventszeit.

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Herzlichen Glückwunsch zur Geburt eurer beiden Jungs!
Schön, dass es auch ohne deinen Mann ein schönes Erlebnis sein durfte! Und du kannst echt stolz auf dich sein, dass du die beiden spontan auf die Welt gebracht hast.

Schön, dass sie bei dir die Nr. 2 besser festgehalten haben, bei mir hatte sie sich dann doch noch gedreht🙈

Deinem Mann wünsche ich gute Besserung, und euch allen eine tolle Zeit als Familie!

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Danke für dein Feedback!
Meinem Mann ging es zum Glück schnell wieder besser und er hatte nur einen milden Verlauf, wahrscheinlich dank Impfung.

Das ist ja blöd, dass sich deine Nr.2 noch gedreht hatte! Ist sie dennoch gut herausgekommen?
Ich weiß garnicht genau wie sie es bei mir gemacht hatten, ich war so fokussiert auf das erste Baby was da auf mir lag…

8

Das ist sehr gut! Das freut mich für euch.

Ja, sie kam ziemlich unkompliziert spontan.

Ich hatte auch einen Bericht verfasst: https://www.urbia.de/forum/43-geburtsberichte/5591317-wir-sind-komplett

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