Hallo ihr lieben,
Ich habe am 11.12.2021 meine kleine Tochter zur Welt gebracht. Seit dem steht meine Welt etwas kopf.
Kurz zu Erklärung, ich habe viel Blut verloren und musste nochmal operiert werden (Ausschabung). Auch wurde ich von den Geburtsschmerzen komplett überrollt. Meine kleine kam schnell zur Welt, sodass mein Gewebe nicht nachgeben konnte und so wurde ein Dammschnitt gemacht und meine Schamlippe ist gerissen.
Die Ärzte waren nach der Geburt sehr hektisch und ich bekam grosse Angst.
Zum ersten Mal hatte ich reale Todesangst. Bis heute weiss ich nicht, wo genau das Problem war.
Jetzt, 3 Wochen später habe ich mit grossen Ängsten zu kämpfen. Ich vertraue meinen Körper leider gar nicht mehr. Ich google den ganzen Tag nach meinen Symptomen und finde die schlimmsten Sachen
Habe seitdem auch keinen Appetit und bin in meiner schmerzwahrnehmung gedämpft.
Einige Symptome sind bereits zurückgegangen z.b verkrampfung des kiefers und eine schlimme anhaltende Unruhe und Nervosität. Aber ich habe das Gefühl, dass alles bisschen unwirklich ist um mich herum.
Ich leide generell seit Jahren unter einer Angststörung. Vor der Schwangerschaft, hatte ich diese gut im Griff.
Ich bin auch seit Jahren in therapeutischer Behandlung, wegen meiner traumatischen Kindheit (Missbrauch innerhalb der Familie).
Mein Therapeut sagt, dass die Geburt wohl mein Trauma aktiviert haben könnte. Da ich mich sehr hilflos und ausgeliefert gegenüber meinen Körper gefühlt habe.
Verlustängste habe ich seitdem auch meinem Partner und Kind gegenüber.
Ich sehe überall eine Gefahr drin.
Jetzt habe ich auch noch zeitweise bluthochdruck! Bestimmt wegen der ständigen angst.
Körperlich fühle ich mich auch noch zeitweise sehr schwach, vorallem wenn ich raus muss. Steigere mich überall sehr schnell rein.
Sorry für den langen text
Über Erfahrungen wäre ich sehr dankbar
Trauma nach Geburt?!
Hallo du liebe,
ich habe zwar selbst keine Erfahrung mit einer traumatischen Geburt gemacht, möchte dir aber antworten, da bisher noch niemand geantwortet hat.
Es klingt tatsächlich so, als wäre durch die Geburt dein Trauma aktiviert worden. Die Geburt war ja auch alles andere als einfach. Dazu kommt die Hormonumstellung, die einem in den ersten Wochen/Monaten ganz schön zusetzen kann.
Ich lese heraus, dass du aktuell noch von einem Therapeuten begleitet wirst. Das ist schon mal gut, damit du mit dem aktivierten Trauma umgehen kannst.
Hast du auch eine Hebamme? Falls nicht, such dir doch noch eine. Hebammen können sich i.d.R. so unglaublich gut in frisch gebackene Mütter hineinversetzen und sie unterstützen. Dann könntest du dir vom Krankenhaus deine Akte/den Geburtsbericht geben lassen und das gemeinsam mit deiner Hebamme durchgehen. Wenn du alles noch einmal "von außen" betrachtest, sind einige Dinge vielleicht gar nicht mehr so erschreckend. Vor allem bekommst du hoffentlich Klarheit dadurch, da du bislang ja gar nicht weißt, was eigentlich los war. An den Stellen, wo du Angst spürst, kann die Hebamme dir medizinisch begründen, was dort passiert ist. Das kann bei der Verarbeitung gut helfen.
Die körperliche Schwäche, die du spürst, kann tatsächlich physisch bedingt sein, denn dein Körper hat in den letzten Monaten so viel geleistet. Ein Mensch ist in ihm gewachsen. Dein Körper hat deinem Baby alles zur Verfügung gestellt, was es zum Wachsen braucht, und hat sich dabei auch verändert. Dazu kommt noch die Geburt, die bei dir ja auch Verletzungen zurückgelassen hat. Es ist jedoch auch naheliegend, dass die körperliche Schwäche auch zusätzlich psychisch bedingt ist. Da bekommst du ja zum Glück schon professionelle Hilfe (wie gesagt, würde ich noch eine Hebamme mit ins Boot holen; die kann dich auch näher und anfangs täglich begleiten). Da du schon seit längerem betreut wirst, kennst du vielleicht körperliche Symptome die psychisch bedingt sind, und hast schon die Erfahrung gemacht, dass sie auch irgendwann wieder verschwinden. Vertrau darauf, dass das auch dieses mal so sein wird!
Du schreibst, dass du den ganzen Tag nach deinen Symptomen googlest. Dieses Verhalten signalisiert deinem Gehirn, dass es tatsächlich einen Grund für die Ängste gäbe. Dadurch werden die Ängste immer größer. Daher gilt als erste Hilfe bei Ängsten: Google-Verbot. Überlege dir eine Ersatzhandlung, was du stattdessen machen kannst, wenn du zum Handy greifen willst, um mal schnell noch was zu googlen.
Alles Gute für dich!