Traumatisch? -Nicht für uns :)

-lang-

Gerne möchte ich meinen Geburtsbericht mit euch teilen.
Für Aussenstehenede mag er sich vielleicht traumatisch anhören bzw. andere hätten die Geburt vielleicht so empfunden.
Für mich jedoch war es jetzt einfach so.
Anstrengend und lang, aber tatsächlich perfekt-das liegt einfach an dem wunderbaren kleinen Ergebnis, welches einem auf die Brust gelegt wird.

Vorab muss ich glaub ich noch erwähnen, dass ich die komplette Schwangerschaft ein ziemliches Urvertrauen in mich und in das kleine Bauchwesen in mir hatte.
Keine Pränataltest oder so, mein Partner und ich waren uns einig, so wie er sich entwickelt, ist es richtig.

Ich hab schonmal in ein paar Posts erwähnt, dass ich eigentlich im Geburtshaus entbinden wollte, da dies voll war, blieb mir nur das Klinikum, welches sich für uns dann doch als perfekt herausgestellt hat.

So los gehts…
Bei 40+4 hatte ich eine Kontrolle beim FA-MuMu zu, jedoch hatte ich in der Slipeinlage einen bräunlich-rötlichen Aussfluss.
Beim Abendessen merkte ich schon
Unterleibsziehen. Mein Partner war dann im Training. währenddessen kam es zu einer Regelmäßigkeit des Ziehens. Als er da war, gingen wir eine Runde spazieren. Die Schmerzen haben sich verstärkt, musste sogar öfters stehen bleiben.
Okay… vielleicht ja auch nichts ernstes. Erstgebärende… das kann dauern.
Zu Hause war ich duschen und ging ins Bett. Konnte nicht schlafen, da es schon einfach stark gezogen hat. Abstände 2-3 Minuten (empfand ich schon als häufig).
Da das Kh nicht weit weg ist, sind wir doch einfach zur Kontrolle hingefahren.
CTG regelmäßige Wehen, MuMu bei 1cm.
Super dacht ich mir! Von Nachmittag bis ca 22 Uhr hat sich was getan!!
War ab da im KH.
Naja die Ernüchterung folgte, denn es blieb bis zum nächsten Nachmittag bei 1 cm!
Die Nacht war geplagt von regelmäßigen Schmerzen trotz Zäpfchen-kein Schlaf.
Immer wieder auf dem Gang rumgestöbert und schön veratmet (keiner hat übrigens eine unter Wehen leidende Frau angesprochen die Maske bitte korrekt zu tragen).
Vormittags dann wieder CTG und MuMu Kontrolle - nix hat sich getan.
Da ich recht schmerzen hatte,erhielt ich was über den Tropf- das hat ca 2 Stunden richtig gut getan.
Okay… mein Partner kann kommen- denkste…
Schnelltest war positiv!!! So ein sch***! Ich heulend auf dem Kreißsaalbett.
Meine Mama kam dann und mein Partner hat die Assitenzärztin tyrannisiert. Mein Partner hat erneut einen Schnelltest gemacht- negativ. Durfte nicht rein. Nur falls der PCR negativ war- der Test Dauer aber 12-48h. Die Hebamme sagte, wenn das so langsam weiter geht, schafft es ihr Partner noch zur Geburt. Ich musste wirklich lachen.

Dass meine Mama da war, war im Nachhinein sehr gut. Sie hat mich massiert, Fußrelexzonenmassage gemacht und mich in den Wehen oft so in die Länge gezogen, was unglaublich entspannend war.
Da wenig los war, konnte ich ab Nachmittag immer im Kreissaal sein.

Um 23 Uhr dann wieder Kontrolle MuMu- Wahnsinn bei 3-4 cm (Ironie). Ab da tat sich dann einiges.
Die Hebamme (bereits die dritte Schicht) schlug mir vor entweder so weiter oder PDA. Ich so: her mit dieser PDA- nicht nochmal 24h sowas! Eigentlich wollte ich so natürlich wie möglich, aber ich war fertig und hoffte noch ein bisschen zu schlafen und Kraft sammeln zu können.
Die Anästhesie war gleich da- alle super nett und es hat gleich funktioniert- nach 1 Stunde schmerzfrei.
Zudem kam eine neue Ärztin (wir kannten uns vom Klinikum, da wir mal gemeinsam gearbeitet haben- ich bin dort Krankenschwester), sie hätte mit dem Oberarzt und der Hygiene geredet, mein Partner dürfte einen hausinternen PCR machen, der nur 1h im Labor gebraucht hat.
Ich musste vorsichtshalber nochmal mitgetestet werden. Gott sei dank beide negativ!
Um 0:30 ist meine Mama dann gefahren und mein Partner war da.
Ich musste nun auf der linken Seite liegen, da der Kopf des kleinen nicht ganz richtig lag und dadurch lief die PDA nur auf die linke Seite, rechts spürte ich dann wieder Wehen.
Um 3:30 dann-MuMu auf 10cm!!!! Und die Hebamme eröffnete die Fruchtblase.
Fruchtwasser grün- Bubi hat schon Stuhlgang abgesetzt.
Zudem PDA pausiert und Wehentropf an.
Nach 1 Stunde begann ich die Wehen wieder zunehmend zu spüren. Ab halb sieben dann mehr Aktion.
Oberarzt da und zwei Assitenzärztinnen sowie eine neue Hebamme (sie war super, alle waren eigentlich wirklich super).
Oberarzt meinte: langsam müssten die Presswehen anfangen, da die Infektions- und Blutungsgefahr so hoch sind -1 Std hätte ich noch.
Wo blieben diese Presswehen- wie spür ich die?
Ich glaube so um 7:15 Uhr hat ich dann einen zunehmenden Druck auf die Vagina. Hebamme war da, sie meinte wenn das das nächste mal ist dürfte ich mitpressen.
Und das tat ich. In der tiefen Hocke.
Durch anfeuern rutschte er tatsächlich super runter.
Hatte ich die nächsten Tage einen Muskelkater in den Oberarmen vom mit Ziehen!
Die letzten musste ich dann im Liegen Pressen, da der Arzt die Saugglocke nutzte.
Er hat mir zudem einen Dammschnitt verpasst (habe nichts gespürt).
Das schlimmste waren nicht die Presswehen sonder die Pausen dazwischen, ich dachte, mir zerreißt es meinen Unterleib.
Alle wollten, dass ich mich hinlege zum ruhen! Nein ich wollte abgestützt sitzen. Das tat nicht so weh.
Mein Partner hat mich immer wieder ans Atmen erinnert, was super war und mir mit einen Waschlappen den Kopf getupft.
Ich merkte das nicht alles okay war, weil sich die Docs und die Hebamme leise unterhielten. Auch hier hat mich mein Partner abgelenkt.

Ich war mir nie sicher, wie unser kleiner heißen soll.
Im Pressen hab ich ihn aber mit seinen Namen angesprochen.
Komm, Hannes, komm zu uns. Wir schaffen das!
Und um 7:53 war er dann da!!!
Er wurde mir sofort hergelegt. Überall Blut und sein Stuhlgang (er war sehr gestresst)
Mein Partner hat geheult- ich war so glücklich, dass es endlich vorbei war und er bei uns ist.
Leider hat der Kleine nicht richtig geatmet, sonder eher spastisch.
Die Nabelschnur war wohl um seinen Hals und um einen seiner Füße, deshalb ist er nicht gut runtergerutscht sondern hat sich immerwährende selbst hochgezogen.
Die Hebamme hat den Kinderarzt informiert und ich hab meine Freund mit ihm mitgeschickt.
Mit der Nachgeburt folgten bei mir 2 Liter Blut. Ich hatte eine Atonie. Zudem war die Plazenta nicht vollständig. 10 Minuten später lag ich auch schon im OP.
Zudem hatte ich wohl noch einen Zervixriss (von der Saugglocke oder dass er doch am Ende recht schnell durchgeflutscht ist oder zu frühes Pressen?). Wer weiß woher.
Als ich aufwachte, durfte mein Freund sofort zu mir in den Aufwachraum. Unser kleiner lag zur Überwachung auf der Intensiv, hatte ein paar Sättigungsabfälle. Mein Partner war immer bei ihm.
Ich durfte ihn dann auch bald besuchen!

Wir beide mussten uns erst einmal richtig erholen.
Er hat sich sehr schnell gemacht. Nach einem Tag brauchte er keinen Sauerstoff mehr und er hat super getrunken.
Ich erhielt dann Blut im Verlauf, welches mir sehr gut tat.
Mir wurde gesagt, das mit dem stillen kann dauern, da mein Körper sich erstmal auf mich konzentrieren müsste.
Die Schwestern auf Station haben mich super angeleitet zum abpumpen und ich konnte ihn nach 4 Tagen voll stillen!
Dass wir getrennt waren, tat mir sehr gut. Wegen meinem Kreislauf konnte ich ihn die ersten zwei Tage nicht alleine versorgen, da mir recht schnell schwindelig wurde. Mein Partner war jedoch bei ihm, wenn ich mich ausruhen musste und er war super versorgt auf der Station.

Nach einer Woche KH konnten wir dann nach Hause.

Ich bin sehr dankbar, dass alles so gut ausgegangen ist und dass wir, egal in welchem Bereich im Klinikum, so gut versorgt worden sind.

Mein Partner und ich haben öfters darüber geredet. Auch für ihn war das alles nicht leicht. Kind mit dem Kinderarzt mit, Freundin wird raus geschoben mit der Info, sie müsste sofort operiert werden.
Zwischen Freude über die Geburt seines Sohnes und Angst um mich alles dabei.

Wir sind jedoch beide der Meinung, dass dieser Tag bis jetzt der schönste in unserem Leben war. ♥️

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Krass und doch wunderschön. Ich freue mich sehr, dass du die Zeit als schön empfinden kannst. Es ist die Geburt eures Babys. Es waren eure Momente. Ich finde es so wichtig, dass man hier auch schöne Momente sieht. 💗
Alles Gute weiterhin und wunderbare Kennenlernzeit.