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Hallo ihr Lieben 🫶🏻
Während meiner Schwangerschaft habe ich es geliebt die Geburtsberichte der anderen Frauen zu lesen. Als dann feststand, dass ich selbst eine Einleitung bekommen werde habe ich verzweifelt positive Geburtsberichte gesucht. Umso mehr hoffe ich, dass ich der ein oder anderen Frau die Angst vor einer Einleitung nehmen kann.
Ich habe Ende September mein Baby spontan nach einer Einleitung mit Bändchen/Propess geboren.
Seit der 16. SSW hatte ich Bluthochdruck und am Ende zusätzlich noch so starke Wassereinlagerungen, dass sogar meine Sicht teilweise verschwommen war.
Ab 37+0 hatte ich immer wieder mal unregelmäßige Wehen zuhause.
Ab 38+6 hatten sich täglich große Teile des Schleimpropfes gelöst.
An 40+1 ging es dann für mich morgens um 6 Uhr in die Klinik zur Einleitung. Mein Mann dabei und über voll gepackte Taschen, weil ich dachte, dass die Einleitung mehrere Tage dauert. Ich hatte bisher nur Horrorgeschichten gehört von Frauen bei denen die Einleitung Minimum vier Tage dauerte. Aber nichts da. Ich wurde postwendend wieder nach Hause geschickt mit meinem Mann. Alle Kreißsäle waren belegt.
Also saßen wir dann zuhause und hatten nochmal Zeit für uns um die Beine hochzulegen. Ich hatte wieder unregelmäßige Wehen und Hoffnung, dass es doch von alleine los ging, aber es passierte nichts.
An 40+2 dasselbe Spiel. Pünktlich um 4:30 Uhr aufstehen. Um 6 Uhr standen wir in der Klinik bereit. Mental war ich diesmal entspannter als am Tag davor, weil ich irgendwie dachte, dass man uns eventuell wieder wegschickte. Aber diesmal ging es los. Die Kreißsäle waren nicht so belegt wie am Tag davor und es wurde erst einmal 1h CTG geschrieben.
Um 7:30 Uhr kam dann die Ärztin. Befund war Mumu gerade so fingerdurchlässig, Schleimpropf weg, aber trotzdem geburtsunreif. Die Ärztin sagte mir bereits, dass ich mich auf mehrere Tage einstellen soll, weil es mein erstes Kind ist.
Sie legte mir dann das Bändchen/Propess um den Muttermund. Es zwickte kurz unangenehm, aber tat nicht weh. Mir wurde danach mein Zimmer auf Station gezeigt und mein Mann und ich konnten den Tag auf dem Klinikgelände verbringen. Wir waren viel im Park spazieren und drei Stunden nach der Einleitung spürte ich die ersten leichten Wehen. Sie fühlten sich an wie leichte Periodenschmerzen, aber waren auf dem CTG nicht sichtbar. Selbst die Wehen zuhause waren in der Vergangenheit intensiver gewesen.
Am Nachmittag wurden die Wehen dann stärker, aber immer noch aushaltbar, und waren sogar auf dem CTG sichtbar.
Wir machten keinen Spaziergang mehr im Park sondern nur noch in der Klinik, weil ich immer wieder das Gefühl hatte auf Toilette zu müssen - obwohl dann nichts kam.
Um 18 Uhr gab es Abendbrot auf Station. Mein Mann wollte gerade los nach Hause und wäre dann am nächsten Morgen wiedergekommen, aber in dem Moment platzte beim Essen meine Fruchtblase mit der bis dahin stärksten Wehe. Ab dem Augenblick wurden die Wehen so stark, dass ich schon innehalten musste. Trotzdem nahm ich mir noch die Zeit in Ruhe zu essen und etwas Kraft zu tanken.
Mein Mann fuhr dann nicht mehr nach Hause und wir waren ab 19 Uhr im Kreißsaal. Mumu bei 2cm.
Zunächst war ich eineinhalb Stunden gut zu Fuß unterwegs und bin im Kreißsaal in Bewegung geblieben. Nur für die Wehen musste ich immer kurz innehalten. Bis dahin dachte ich noch: ach, wenn das Wehen sind… dann wird die Geburt kein Problem.
Ab 22 Uhr bat ich dann aber um einen Schmerztropf. Die Wehen wurden stärker. Immer noch im 5-6Min Takt. Leider wirkte der Schmerztropf nicht und ich musste mich nur davon übergeben. Die Intensität des Wehenschmerz blieb gleich und mein Mumu war zu dem Zeitpunkt bei 5cm.
Um 2 Uhr nachts wurde erneut nach dem Mumu geschaut: immer noch 5cm. Ich hatte abwechselnd viel gelegen und mich viel bewegt soweit es meine Kräfte zuließen, aber ich wollte dann dennoch eine PDA haben.
Das sich in vier Stunden nichts am Muttermund getan hatte trotz regelmäßiger kräftiger Wehen hatte mich demotiviert.
Die PDA wurde dann gelegt und ging schief. Die Anästhesistin hat den falschen Hohlraum getroffen und es wurde eine Spinal Anästhesie wie bei einem Kaiserschnitt.
Für 45min war ich also wie Querschnittsgelähmt ab der Brust/Taille und konnte kurz durchatmen - auch wenn es nicht die PDA war wie ich sie eigentlich wollte.
In diesen 45min verschwanden leider auch meine Wehen, während mein Mumu nun plötzlich bei 7cm war.
Somit bekam ich einen Wehentropf. Ich hatte mich extra bis zur Oberärztin durchgefragt ob der wirklich notwendig sei, weil ich ganz viele Horrorgeschichten von Wehenstürmen gehört hatte, aber es führte kein Weg dran vorbei. Ohne Wehen keine Geburt.
Die Wehen kamen dann wieder - häufiger und noch stärker, aber immer noch mit 1-2min Pause zum durchatmen.
Es gab erneut einen Schmerztropf für mich der nichts brachte. Mehrmals dachte ich: das schaffe ich nicht. Aber ich war dem Wehentropf letztlich doch ganz dankbar, dass er die Geburt überhaupt voranbrachte.
Ein paar Mal musste ich mich dann noch wegen dem Schmerztropf übergeben, aber das war meine kleinste Sorge. Um 6 Uhr waren wir endlich bei 9cm Mumu angekommen und es ging auf die Presswehen zu. Und ich war so müde, denn zu dem Zeitpunkt war ich seit über 24h wach und hatte seit etwa 20h Wehen - auch wenn sie erst seit 11h wirklich stark waren.
Für die Austreibungsphase motivierte mich die Hebamme der Frühschicht dann hoch in den Vierfüßler Stand. Am liebsten hätte ich weiter auf der Seite gelegen, aber damit es schnell voran gehen konnte wusste ich, dass ich die Schwerkraft mit nutzen musste. Auf der Seite lag ich nur noch da wie ein nasser Sack und der Vierfüßler Stand gab mir neue Kraft, auch wenn es anstrengend war hochzukommen.
Die Presswehen gingen dann etwa 20-30min. Die Wehen wurden da schon weniger, aber reichten am Ende zum Glück noch aus. Für die Plazenta hatte ich kaum noch Wehen, aber die Hebamme massierte sanft meinen Bauch als ich wieder auf dem Rücken lag und dann kam auch diese raus.
Um kurz nach 7 Uhr war es dann schließlich geschafft und mein Baby geboren. Er kam mit knapp 4kg und 57cm zur Welt. Eine Woche vorher wurde er noch auf 3,5kg und 51cm geschätzt. Ich hatte drei kleine Scheidenrisse, die mit jeweils einem Stich genäht werden mussten, aber ansonsten war alles super. Die Risse/Nähte bereiteten auch keine Probleme beim Wasser lassen oder sonst was. Das habe ich mir vorher immer weitaus schlimmer und dramatischer vorgestellt mit den Geburtsverletzungen.
Alles in allem würde ich sagen: die Einleitung war für mein Baby und mich wie Starthilfe. Und ich fand es nicht annähernd so schlimm wie manche Frauen berichten. Aber das ist ja bei jedem individuell.
Man muss unter der Geburt und von vornherein eben offen für alles sein. Jede Geburt ist anders und man darf nicht zu steif und verkopft an die Sache herangehen.
Bezüglich des Wehenschmerz habe ich keinen Vergleich. Ja es tut weh. Und das nicht zu wenig. Sie waren bei mir wie Periodenschmerzen auf Höhe der Gebärmutter, aber eben tausend Mal stärker. Teilweise denkt man, dass das Becken durchbrochen wird, aber ich denke, dass einem das vor der Geburt schon klar ist. Letzten Endes wird man aber mit dem schönsten Geschenk belohnt.👶🏼
Direkt kuscheln konnte ich nach der Geburt nicht mit meinem Sohn. Mein Traum war es immer, dass ich ihn als erstes anfasse bzw. auf meine Brust lege und mein Mann dann die Nabelschnur durchtrennt.
Ende vom Lied: mein Sohn war geboren und kaum das er raus war, dauerte es nur 0,1sek und er gab eine riesige Ladung Kindspech von sich ab.😆 Er musste also erstmal schnell mit Wasser abgebraust werden. Danach konnte er dann im Handtuch zu mir. Nicht so wie ich es wollte, aber trotzdem ein unfassbar schöner und so unrealistischer Moment damals.😍
Sollte es eines Tages Mal ein zweites Baby geben, dann bin ich einer Einleitung nach ET nicht abgeneigt gegenüber.
Rückblickend empfand ich die Geburt als sehr angenehm und aushaltbar - irgendwie. Mein Mann sagt, dass es sich wie Kaugummi gezogen hat. Für ihn waren es schließlich 12h rum sitzen.
Übrigens war ich in dieser Nacht die einzige Frau gewesen. Alle anderen Kreißsäle der Uniklinik waren frei und dennoch habe ich die Hebammen der Nachtisch kaum gesehen. Das fand ich zweischneidig. Teilweise hätte ich etwas mehr Motivation von den Hebammen gebraucht. Teilweise war ich aber auch froh in Ruhe für mich und mit meinem Mann sein zu können.
Also… wer auch immer eine Einleitung von euch Mädels kriegt. Es ist nicht immer ein Alptraum. Ich fand’s in Ordnung und schon knappe 24h nach der Einleitung konnte ich endlich unser Baby im Arm halten.
1. Geburt mit Einleitung durch Propess - rückblickend positiv
Bearbeitet von Sonnenschein729