TW: Blitzgeburt und anschließender Blutverlust (>2 L

Hallo zusammen,

die Geburt meines zweiten Kindes war eine Mischung aus Traumgeburt und Horror-Szenario.

Vorab: Ich bin froh, im Krankenhaus entbunden zu haben. Eine Hausgeburt oder Geburt im Geburtshaus hätte ich nicht überlebt.

Morgens um 2 Uhr ist am errechneten ET bei 40+0 die Fruchtblase gesprungen und hat das Badezimmer unter Wasser gesetzt.

Ab 3 Uhr hatte ich regelmäßige Wehen im 10-minuten-Takt. Ab 10 Uhr kamen die Wehen im 5-Minuten-Takt und ab 11:45 Uhr im 3-Minuten Takt.
Wir sind dann direkt ins Krankenhaus gefahren und waren um 12 Uhr im Kreißsaal.

Im CTG-zimmer lautete der Befund um 12:30 Uhr: Wehen alle 2 Minuten und MuMu bei 5cm.
Ich wurde erstmal in ein normales Doppelzimmer verlegt, da die Wehenzimmer besetzt waren.
Um 13 Uhr hatte ich sehr schmerzhafte Wehen mit Pressdrang und verlangte eine PDA, da die Hebammen davon ausgingen, dass ich gerade noch in der Austreibungsphase war.

Um 13:15 Uhr wurde ich zum CTG-Schreiben gebracht, der nächste freie Kreißsaal wäre dann meiner.
Gerade im CTG-Zimmer angekommen, bat ich auf Toilette gehen zu dürfen, weil ich "groß" musste.
Die Hebamme, die mich begleitete sagte "Moment mal, ich schau erstmal nach dem Muttermund" - als nächstes sagte sie mir "Das Köpfchen ist da, jetzt einmal pressen und dann leicht veratmen". Danach schrie sie aus der offenen Tür in den Flur, dass jemand kommen soll und XYZ aus dem Kreißsaal zu holen sei - "Geburt im CTG-Raum!"
Um 13:28 Uhr wurde mein Sohn geboren.

Mein Mann und ich waren vollkommen überrascht. Wir waren gerade im Raum angekommen und schon wurde er mir zwischen den Beinen durchgereicht (Geburt im Vierfüsslerstand).
Ich hatte trotz 37 cm Kopfumfang, 55cm Körperlänge und 3885 gr keine Geburtsverletzungen.
Totale Erleichterung machte sich überall breit und mein Sohn wurde mir direkt zum Stillen angelegt.

Dann folgte die Nachgeburt - bzw. Sie folgte nicht.
Es wurde getestet, gedrückt, ich begab mich in die tiefe Hocke. Dann nach 30 Minuten wurde mir ein Wehentropf gelegt. Ich sollte immer wieder pressen. Nichts tat sich.
Nach 60 Minuten wurde ich in den Kreißsaal gebracht. Eine Ausschabung sollte anstehen. Ich hatte zu dem Zeitpunkt schon viel Blut verloren.
Alles war vorbereitet für die OP unter Vollnarkose.
Ich bekam auf einmal richtig starke Wehen, stellte mich aufs Bett, presste was das Zeug hält und zog an der Nabelschnur- die Plazenta wurde geboren. Gefolgt von einem Schwall Blut. Danach wurde alles schwarz.

Mein Mann wurde mit unserem Sohn sofort aus dem Raum gebracht. Alles war voller Ärzte, Hebammen und Krankenschwestern.
Ich wurde Not-operiert und erhielt Blutkonserven.
Weitere Blutkonserven wurden sofort angefordert.
Nach 30 Minuten erwachte ich aus der Vollnarkose.
Mir wurde mein Sohn wieder zum Stillen gebracht und ich wurde parallel über die OP und Blutkonserven aufgeklärt. Ich hatte - allein nach Wiegen der Unterlagen - 2 Liter Blut verloren und wäre damit fast gestorben.

Mein Mann wurde zwar im Familienzimmer betreut, hatte sich aber innerlich schon darauf eingestellt, alleinerziehend mit Kleinkind und Baby zu sein.

Ich bin nach über einer Woche immernoch aschfahl im Gesicht und am ganzen Körper. In den nächsten acht bis zwölf Wochen sollte sich aber alles reguliert haben.

Meine Bitte: Leute überlegt euch gut, ob ihr wirklich fernab eines Krankenhauses entbinden wollt. Für mich war es eine lebensrettende Entscheidung, im Krankenhaus zu entbinden.

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Wow das ist heftig, fühl dich fest gedrückt!🥺
Ich bin auch froh meine zwei Geburten in Krankenhäusern gemacht zu haben. Bei der ersten waren es Zwillinge, die 8 Wochen zu früh kamen durch Schwangerschaftsvergiftung und Blasensprung, es endete im Kaiserschnitt. Bei der zweiten Entbindung versuchte ich es spontan, doch meinem Baby ging's dann so schlecht, das auch sie schnell per Kaiserschnitt geholt werden musste. Keines meiner Kinder hätte ohne Krankenhaus und Kaiserschnitt überlebt, und ich bin sehr dankbar für die fortschrittliche Medizin die wir heute haben😇

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Ich hab sowas nicht erlebt 🍀 wollte aber dennoch kurz einen Kommentar dazu da lassen.

Ich hab exakt dieses Szenario im Geburtshaus nachgefragt. Was dann passieren würde, wenn es zu extremem Blutverlust kommt.

Kommentar der Hebammen: das passiert im Geburtshaus nicht - da an der Plazenta nicht rumgedrückt oder rumgezogen wird. Es wird einfach so lange gewartet, bis sie sich löst. Und wenn vorher schon - wie bei dir - Blutverlust auftritt, oder es eben viel viel viel zu lange dauert, gehts eh ab ins Krankenhaus.

Ich konnte dann ohnehin nicht im Geburtshaus entbinden, wegen Beckenendlage. Man wird aber über genau solche Themen genauestens aufgeklärt. Und sobald sich Komplikationen abzeichnen gehts immer ab ins Krankenhaus.

Wer also eine außerklinische Geburt plant: habt da keine Angst vor solchen Geburtsberichten, fragt die Hebammen! Und seid nicht enttäuscht, wenns am Ende dann doch in eine Klinik geht, die Damen im Geburtshaus können die Risiken durchaus abschätzen und verlagern lieber einmal zu viel als einmal zu wenig.

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Darf ich einmal nachfragen, hast du selbst an der Nabelschnur gezogen? Hat dich jemand dazu angeleitet?

Das war sicher eine heftige Erfahrung für dich. Schön, dass es dir gut geht.

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Ich hab selbst an der Nabelschnur gezogen.
Stand zu dem Zeitpunkt schon etwas neben mir. 🙈

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Hallo, erst einmal schön, dass du so eine schnelle Geburt hattest. Das danach ist natürlich weniger schön und bestimmt ein Schock.

Meine Plazenta löste sich auch nicht. Ich musste im op unter Vollnarkose ausgeschabt werden und habe ebenfalls 2 Liter Blut verloren. Bei mir stand jedoch niemals der Tod oder Blutkonserven im Raum. Ich habe danach auch einige Wochen gebraucht um wieder zu Kräften zu kommen und war Leichenblass. Eisenpräperate haben aber geholfen und nach 6 Wochen bei der Nachsorge war der HB wert wieder im
Normalbereich. Wie war denn dein HB wert nach der Geburt?
(Ich bin gerade in der 39. Woche schwanger mit dem zweiten Kind und hoffe, dass mir das nicht wieder passiert. Chance liegt bei 50/50. Die Klinik ist aber informiert und es wird auch direkt Blut gekreuzt wenn ich zur Geburt komme, für den Fall der Fälle. Ich würde auch niemals außer klinisch entbinden oder das jemandem raten.

Alles gute dir

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Mein Hb-Wert beim Einchecken in den Kreißsaal lag bei 11,7 und nach der OP bei 4,3.
Ich habe dann noch zusätzlich eine Eiseninfusion bekommen.
Ich bin 1,58 cm groß und wiege normalerweise 65 kg.
Den Blutverlust muss man ja immer im Gesamtkontext des Gesamtblutvolumens betrachten, das bei kleinen Menschen natürlich geringer ist als bei großen Menschen.
Bei 2,5 Litern Blutverlust wäre bei mir wohl "exitus"gewesen.

Ich drücke dir die Daumen, dass die Plazenta bei diesem mal zügig nachkommt 🍀
Alles Gute für die Geburt! 🍀

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Oh das ist ein sehr niedriger HB wert. Meiner lag bei 8,3 nach der OP und davor auch bei 11,7.

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erstmal herzlichen Glückwunsch zur Geburt und schnellen Geburt. Und dann ganz viel gute Besserung! und auch, dass du bzw ihr Möglichkeiten habt, um das nochmal aufzuarbeiten.

es war wirklich gut, dass du im KH warst. In köln gibt es ein Geburtshaus, welches zwar komplett eigenständig ist, allerdings in Räumlichkeiten der Uniklinik untergebracht ist. d.h.eine Verlegung, wenn was unter geburt passiert, ist zum glück mehr als schnell gemacht.

ich wollte zwar in einem anderen Geburtshaus in köln entbinden, dazu kams aber auch nicht und am ende kam noch die Saugglocke zum einsatz. da war ich auch froh, direkt im kh gestartet zu haben

weiß man, warum die platzenta nicht wollte bzw du anschließend so einen großen Blutverlust hattest?