Hallo zusammen,
ich habe in den letzten zwei Trimestern meiner Schwangerschaft sehr viele Geburtsberichte gelesen und da ich, 2016/17 während der Schwangerschaft mit meiner Tochter, Urbia noch nicht kannte, habe ich kurzerhand auch den Geburtsbericht meiner Tochter hier verspätet reingestellt (Positive, schnelle 1. Geburt (extrem lang) – ca. 6 Jahre Verspätung - urbia.de).
Jetzt möchte ich euch von der Geburt meines Kobolds Raphael Bernd am 29.02.2024 berichten.
Kurze Vorgeschichte
Mein Mann und ich haben jeweils eine Tochter aus einer früheren Beziehung und sehr schnell beschlossen, kein weiteres, gemeinsames Kind zu bekommen. Die Natur wollte es allerdings anders.
Leider war die Schwangerschaft, die im Februar 2023 trotz Pille startete nur von kurzer Dauer. In der 8. SSW habe ich unsere Blase verloren.
Zwei Monate später, bei einem diesmal geplanten Versuch, klappte es auf Anhieb.
Zur Schwangerschaft
Bei dieser Schwangerschaft habe ich, durch die vorherige Fehlgeburt, bis zur 8. SSW gewartet, bis ich zum Arzt gegangen bin. Seit der 12. SSW nach dem Trisomie-Bluttest haben wir dann auch schon das Geschlecht erfahren und freuten uns seitdem sehr über unseren kleinen Jungen.
Bis auf die normalen Schwangerschaftsbeschwerden, wie Sodbrennen usw. konnte ich mich echt nicht beklagen. Ich habe ausgiebig meine Kugelzeit genossen und bin froh, dieses Wunder nochmals erleben zu dürfen.
Unser kleiner Kobold wurde bei jedem Termin vom Arzt als sehr schwer geschätzt. Und obwohl die Geburt von Anastasia sehr schön und ohne Probleme war, wollte ich mit allen Mitteln vermeiden, eingeleitet zu werden.
So hat sich in meinem Kopf immer mehr der Wunsch nach einer Wunsch-Sectio entwickelt. Und um eine weitere Schwangerschaft endgültig zu vermeiden, habe ich mir auch über eine Sterilisation Gedanken gemacht. Bei einem Kaiserschnitt kann man eine Sterilisation direkt im Anschluss durchführen lassen, so vermeidet man eine zweite Operation, was vor allem auch kostengünstiger ist. Die Kosten einer Sterilisation muss man in der Regel selber zahlen.
Am Ende der 38. Woche, am 21.02.24, hatte ich meinen Termin im Krankenhaus zur Geburtsplanung. Die Ärztin hat einen freundlichen Eindruck gemacht, hat mir aber sehr schnell und leider viel zu leicht meine eigenen Vorstellungen, Wünsche und Ängste weggeredet: Mein Becken ist für große Kinder wie geschaffen, da bereits meine Tochter einen Kopfumfang von 37cm hatte und ohne Probleme durchrutschte. Sie meinte auch, dass Einleitungen nicht schlimm sein müssen. Vom Kaiserschnitt wollte sie nichts hören und hat nur gemeint, dass die Narbe bei ihr üble Probleme macht. Ich dürfte ab 39+0 gerne jederzeit ins KKH kommen, um mich einleiten zu lassen, wenn ich dies wünsche. So wurde ich abgespeist.
Ich bin nach Hause gefahren und war dann zuhause mit den Nerven am Ende. Ich habe angefangen zu weinen, fühlte mich total übergangen und sah meiner Geburt nicht freudig entgegen. Mein Mann war total lieb und eine riesige Stütze. Er hat mich getröstet, mir dann das Handy in die Hand gedrückt und gesagt, dass ich sofort nochmal im KKH anrufen und denen meine eigenen, ausdrücklichen Wünsche sagen und darauf bestehen soll.
Das habe ich dann auch gemacht. Die Ärztin vom Gespräch hatte bereits Dienstschluss. So hatte ich eine andere, aber ganz liebe Ärztin am Telefon. Sie hat sich für ihre Kollegin entschuldigt, sich meine Wünsche angehört und ihnen entsprochen. Wir haben dann für den übernächsten Tag einen Termin zum OP-Gespräch vereinbart. Und sie hat mich gleich an meinem Wunschdatum dem 29.02.2024 für den Wunsch-Kaiserschnitt mit Sterilisation eingeplant.
Am Freitag, den 23.02.24 wurde ich dann im KKH über die ganzen Vorgänge vor, während und nach dem Kaiserschnitt und der Sterilisation aufgeklärt. Die Aufklärung vom Anästhesist zur Betäubung wurde im Anschluss gemacht.
Nach diesem Termin habe ich gemerkt, wie wichtig mir dieser Wunsch mit dem Kaiserschnitt und der Sterilisation war und welche Last mir in diesem Moment genommen wurde.
Nun konnte ich mich die letzte Schwangerschaftswoche entspannt auf die Geburt freuen. Spätestens am 29.02.2024 würde ich den Kobold im Arm halten und sollte er wirklich früher kommen wollen, war ich bereit, ihn normal zu gebären.
Dazu kam es aber nicht…
Noch ein kleiner Tipp an alle, die noch ihrem Kaiserschnitt entgegensehen. Beim Kaiserschnitt wird man im OP im Intimbereich rasiert, wenn man es vorher nicht gemacht hat. Um diese fiesen, juckenden Stoppeln in den ersten Tagen nach der Rasur zu vermeiden, da man durch die Naht und Baby genug beschäftigt ist, einfach ein bis zwei Tage vor dem Kaiserschnitt selbst zuhause rasieren. Dann umgeht man diese Unannehmlichkeit im KKH.
Zur Geburt
Am Morgen des 29. Februars durfte ich um 5 Uhr aufstehen, um spätestens um 7 Uhr im KKH zu sein. Ich war schon etwas nervös, aber auch freudig gespannt. Heute würde ich unseren Kobold im Arm halten.
Wir kamen um ca. 6:30 Uhr an, mussten allerdings bei der Anmeldung noch etwas warten. Um 6:50 Uhr standen wir dann an der Kreissaaltür. Dort wurden wir allerdings gleich weiter auf die Wochenbett-Station geschickt. Bei uns im KKH zum Glück gleich den Flur entlang.
Wir durften das Zimmer beziehen und warten. Vor dem Kaiserschnitt durfte ich nichts essen und ab 7 Uhr dann auch nichts mehr trinken. Und leider zog sich die Wartezeit sehr lang hin. Zwischendurch bekam ich zumindest über den Zugang etwas Flüssigkeit, was das Durstgefühl leider nicht wirklich verminderte. Trotzdem freuten wir uns und hofften, dass es nicht mehr allzu lange dauern würde.
Um 12 Uhr kam dann endlich die Erlösung. Wir wurden zum Kreissaal gebracht und dort in einen Vorbereitungsraum geführt. Dort durfte ich dann in eines dieser netten OP-Kleidchen (die, die hinten offen sind) schlüpfen. Es wurde noch ein weiterer Zugang gelegt und kurz darauf kam ein total netter Anästhesist. Er stellte sich vor und erklärte vorab, wie es jetzt weitergehen würde. Wenn alles im OP fertig ist, werde ich abgeholt, im OP vorbereitet und betäubt werden und dann erst, ca. 20 Minuten nach mir, dürfte mein Mann in den OP nachkommen.
Um 13 Uhr wurde ich dann mit meinem Bett in den Raum vor den OP gefahren. Von da aus durfte ich die 4 Meter zu Fuß zu dem OP-Tisch rübergehen. Ich wurde mit einer jodhaltigen Flüssigkeit am kompletten unteren Rücken mehrmals eingeschmiert. Dann musste ich einen Buckel machen, soweit es der Baby-Bauch zulässt, während die Spinale gelegt wird. Man spürt einen kleinen Picks und von dem eigentlichen Zugang bekommt man dann gar nichts mehr mit. Im Anschluss sollte ich mich auf den Rücken legen, meine Beine kamen in diese speziellen Knie-Stützen, wie man sie vom Frauenarzt kennt und die Arme wurden mir breit ausgestreckt nach links und rechts auf Armstützen fixiert. Und dann folgte noch was unerwartet komisches. Der OP-Tisch wurde ein bisschen zur Seite gekippt. Im ersten Moment glaubt man gleich links vom Tisch zu fallen. Das brachte mich zum lachen. Die ganze Zeit über war die Atmosphäre sehr entspannt und locker.
Nun wurde durch den Anästhesist getestet, ob die Betäubung bereits anfängt zu wirken, was bei mir allerdings nicht der Fall war.
Er erklärte mir, dass es, selten zwar, aber vorkommen kann, dass sich zwischen den Lenden-Wirbel eine Luftblase befindet. In dieser wirkt das Betäubungsmittel leider nicht. Und so wurde der OP-Tisch wieder gerade-gerückt, meine Arme losgemacht und ich durfte die ganze Prozedur von Anfang an nochmal wiederholen. Ich wurde wieder eingeschmiert, musste nochmal den Buckel machen und dann mit allem drum und dran auf den Tisch geschnallt. Dieses Mal fing direkt nach dem kleinen Picks die Betäubung an. Man fühlt sich immer mehr, wie in Watte gepackt.
Jetzt durfte auch mein Mann endlich zu mir kommen, er hatte sich schon gewundert, warum er statt 20 Minuten fast 45 Minuten warten musste.
Als ich dann nachfragte, wann es los geht, erklärte man mir, dass man schon längst dabei war und schon fast das Baby erreicht hätte.
Kurz darauf wurde an mir rumgeruckelt. Es tat nicht weh, durch die Betäubung, aber man merkte, dass da am Bauch was passierte.
Währenddessen massierte mein Mann mir lieb meine rechte Schulter und den Hals-Nackenbereich, die etwas wehtaten.
Und um 13:54 Uhr dann hörten wir unseren Kobold das erste Mal schreien, sehr kräftig und laut. In diesem Moment schossen mir Freudentränen in die Augen und meine Lippen zitterten. Ich war so unsagbar glücklich, wie man es nur nach einer Geburt sein kann.
Der kleine Mann wurde mir mit seinem Gesichtchen kurz an meine Wange gedrückt und dann zur U1 kurz entführt.
Ca. 5-10 Minuten später wurde er uns von der Hebamme in Tücher eingewickelt wieder gebracht und meinem Mann in den Arm gelegt. Unser kleiner Raphael war bei uns und sogar ganz still. Ich konnte mit meiner rechten Hand seine kleinen Fingerchen berühren, die aus den Tüchern rausschauten und mein Mann massierte mir weiterhin ab und zu noch den Nacken. Er war so lieb, unterhielt sich mit mir und war ganz verzaubert von unserem kleinen Wunder.
Die Sterilisation und das anschließende Nähen hat dann noch ungefähr 45 Minuten gedauert. Um 15 Uhr waren wir dann wieder in dem Vorbereitungsraum. Dort konnten wir ausgiebig mit Raphael kuscheln, die ersten Fotos schießen, erste Stillversuche machen und einfach nur den Moment genießen.
Später wurden wir dann auf die Station gebracht.
So gegen 17/18 Uhr kamen dann meine Mutter mit meiner Tochter zu Besuch ins KKH. Anastasia hat sich als stolze, große Schwester sehr gefreut und erzählt, dass bereits ihre ganze Schule Bescheid wusste, dass sie ab jetzt ein Brüderchen hat 😊
Was die Kaiserschnitt-Naht und die damit verbundenen Schmerzen betrifft, kann ich von mir behaupten, dass es nicht dramatisch war. Ich kam mit dem Ibuprofen gegen die Schmerzen zu Recht und habe ab dem zweiten Tag nach der Geburt keine mehr gebraucht. Die ersten Geh-Versuche habe ich in der zweiten Nacht nach der Geburt gemacht und richtig alleine ging es dann am Nachmittag des zweiten Tages.
Am Donnerstag Mittag war mein Kaiserschnitt und am Montag Nachmittag wurden wir im KKH entlassen und durften nach Hause.
Noch kurz zu unserem Sohn:
Raphael Bernd
Geb. am 29.02.2024 in SSW 38+5
3502 g, 53 cm und 36,5 cm KU
Ich hoffe, dass euch mein Bericht Freude beim Lesen bereitet hat und vielleicht auch Ängste nimmt.