Hi!
Endlich habe ich mein Baby lebendig entbunden. :)
Einen Tag vor ET, also an 39+5, fingen am fruehen Morgen Periodenschmerzen an, die zuerst dauerhaft waren, dann zyklisch kamen. Da ich auch das Gefühl hatte, das Kind bewege sich zu wenig, fuhr ich abends ins Krankenhaus. Am CTG war zwar eine lange Schlafphase, aber das Baby liess sich wecken, und die Wehen hatten Abstaende von 10 Minuten im Liegen und 5 Minuten im Stehen. Fruchtwassermenge sah im Ultraschall gut aus, Groesse eingeschraenkt beurteilbar. Der Muttermund kaum geoeffnet. Mit der Aussage, die Latenzphase könne lange gehen, wurde ich heimgeschickt.
Nachts wurde es immer schlimmer, ich schrie im Zweiminutentakt das ganze Mehrfamilienhaus zusammen. Also fuhren mein Mann und ich um sechs Uhr morgens wieder ins Krankenhaus. Dort reagierten sie erst etwas entnervt, bis klar wurde: Der Muttermund war bei 10 cm und ich kam sofort in den Kreißsaal. Für die gewünschte PDA war es natürlich zu spät. Ich bekam Lachgas, was aber kaum etwas half, ich hielt die Wehen gar nicht aus. Die Hebamme und Hebammenschülerin unterstützten mich aber ganz wunderbar. Es hieß, in 4 oder 5 Stunden sei das Baby da, aber ich konnte mir nicht vorstellen, durchzuhalten. Ich hatte auch seit 2 Tagen Verstopfung, wodurch die Schmerzen sich auf den Enddarm konzentrierten, und seit zwei Tagej nicht geschlafen. Drei Klistiers bekam ich, zwischen Wehen, wobei die echt kaum Abstaende hatten, aber es funktionierte nicht (in der Austreibungsphase kam dafür restlos alles raus :p - aber mit sowas rechnete ich eh schon). Zudem wurde im Blutbild eine Entzuendung entdeckt und eine Antibiose verabreicht. Irgendwann öffnete die Ärztin die Fruchtblase und es sollte ein Wehentropf angehangen werden, da die Austreibungswehen nicht stark genug waren bzw gar nicht kamen. Ich bekam Panik - ich konnte keine einzelne Wehe mehr ertragen. Mir wurde gesagt, aus geburtshilflicher Sicht sei ein Wehentropf und Pressen am besten, aber gleichzeitig sei ich auch zu erschöpft. Ich bettelte um eine Betaeubung! Das Anaesthesieteam wurde gerufen und eine kombinierte PDA/Spinalanaesthesie (also durch die Rueckenmarkshaut durch) mit Bolus wurde gegeben, fuer eine PDA war es ja zu spaet. Zum Glueck hatte das Gerinnungskonsil zwar mehrere leichte Stoerungen entdeckt, aber so etwas zugelassen.
Die Schmerzen liessen etwas nach, das war ganz wunderbar! Ich lag da und war in Laberlaune. Doch dann sollte ich pressen, und mein Beckenboden stellte sich als viel zu fest heraus (liegt anscheinend an meinem fortgeschrittenen Alter, meinte die Aerztin?). Das Baby kam nicht voran, in egal welcher Position. Ich wurde heftig angeschrien, ich muesse noch mehr Pressen (ab da liess ich das Lachgas weg, da es die Konzentration zu stark beeintraechtigte), aber es reichte einfach nicht aus, auch weit ueber die Schmerzgrenze hinaus (gut wirkte die Betaeubung leider doch nicht). Das Kind musste jedoch dringend und jetzt raus, wurde mir seit über einer Stunde gesagt - ich verstand nicht warum, da das CTG meistens gut war und nur waehrend zu starker Wehen durch den Tropf das Baby Stresssymptome zeigte. Saugglocke oder Sectio, sollte das nicht klappen, standen im Raum. Ich fand die Saugglocke eine gute Idee, da ich einfach die Schmerzen weghaben und das Baby bei mir haben wollte (haette aber auch die Sectio genommen). Ich wurde ueber die Risiken aufgeklaert, ein Team von Kinderaerzt*innen kam herbeigeeilt und die Saugglocke angesetzt. Doch auch nun reichte mein Pressen nicht aus - der Beckenboden. Mehrere Dammschnitte mussten gesetzt werden und ich wurde weiter angebrüllt, noch mehr zu pressen. Nichts ging, dachte ich. Die Aerztin zerrte und zerrte an der Glocke. Irgendwann war plötzlich der Kopf draussen und schon noergelte und jammerte es...sie wurde von der lockeren Nabelschnurumschlingung befreit...und dann lag sie auf meiner Brust!!
Ich konnte es kaum fassen und war sehr froh. All die stressigen Monate endeten in einem zappelnden Baby! Und endlich nicht mehr schwanger! ;)
Hinterher musste sehr viel vernaeht werden, da trotz Schnitt alles gerissen war, aber mit sowas hatte ich sogar ohne Saugglocke gerechnet. Wie machen schon Witze, wie sie aufgrund des höchstgradigen Dammrisses alle Memes zu "turn two (oder ehrlich gesagt sogar three) holes into one" erfuellt hat. Autschi! Peri-Bottles sind wirklich eine gute Erfindung. ;)
Das Team entschuldigte sich ganz lieb fuers Anbruellen. Sie seien schockiert gewesen, sie dachten, trotz Infekt gehe es dem Baby gut, das CTG war ja immer prima: Doch das Fruchtwasser war wenig und völlig grün. Mein Mann hatte es auch gesehen, aber nichts gesagt. Sie waren in großer Sorge, aber wollten mich nicht beunruhigen. Als das Baby dann mit dem Kopf herausschaute und sofort schimpfte, wussten sie, alles war ziemlich gut und sie konnten sie auf mich legen. Der Apgar-Score war auch immerhin 9/9/9.
Ich empfand die Geburt trotz der Schmerzen und der eiligen Saugglocke nicht als traumatisierend, es war immer klar, alle wollen, dass es dem Baby und mir gut geht. Das mit dem Fruchtwasser haette ich vlt. gerne gewusst. Vielleicht haette ich dann noch mehr gepresst, vielleicht aber auch Panik geschoben und nach einer Sectio verlangt. Sie haben sich sicherlich was dabei gedacht und mein Mann meinte auch, er war sich nur zu 90% sicher, da war ja noch mehr, aeh, Geschmodder dabei (die Sache mit der Verstopfung).
Ich komme mit dem Ablauf gut klar - irgendwas ist bei mir eh immer. Ich hatte weitaus traumatischere Krankenhausaufenthalte fuer weniger schoene Diagnosen als "bald ist das Baby hoffentlich da" und auch Mitarbeiterinnen, die voellig unmoeglich waren. Da ist mir voellig egal, ob nun der Eine oder die Andere etwas weniger herzlich und mir sympathisch ist.
Nur den Infekt und das gruene Fruchtwasser wollte ich nachbesprechen. Ich hatte noch nie eine Blasenentzuendung oder Vaginose, nie einen vorzeitigen Blasensprung oder vorzeitige Wehen, und dann gleich sowas. Ich hatte auch so sehr auf die Kindsbewegungen (Frequenz, Intensitaet, Zeitraeume) geachtet, manchmal den hochwertigen Doppler herausgeholt und nach der HF geschaut (das ersetzt natuerlich keinen Arzt*Aerztinnenbesuch!), versucht, mich umsichtig zu verhalten. Und dann hatte das Baby so einen Stress und ich habe nichts geahnt, gute CTGs am Abend vor der Geburt und bei der Geburt gehabt und noch in der Austreibungsphase Bewegungen wahrgenommen. Die Hebammen erklaerten, ich hatte keine Chance, das zu erkennen, sie haetten nie damit gerechnet. Noch beim Zufallsbefund im Blutbild hofften sie auf eine Erkaeltung, alles andere sah ja unauffaellig aus. Es muesse in den 48 Stunden vor der Geburt passiert sein. In der Tat war am Abend vorher beim ersten Besuch im Krankenhaus der pH-Wert des Urins leicht erhoeht, jedoch war das zu dem Zeitpunkt sowohl laut Aerztin als auch der diensthabenden Hebamme ein unbedeutender Nebenbefund. Am Morgen vor der Entbindung war der Test auf Fruchtwasser positiv, obwohl sie so fest verschlossen war und dann ja manuell geoeffnet wurde. Sie meinten, das sei vielleicht ein hoher Riss durch die Bakterien gewesen. Dass ich nicht weiss, woher die kamen, muss ich akzeptieren. Das konnte ich nicht kontrollieren.
Nun hat das Baby etwas Probleme damit, entweder stundenlang (bis zu 12 Stunden!) trinken zu wollen (trotz guter Versorgung durch Brust und Kolostrum) und voellig unersaettlich zu sein oder stundenlang so tief zu schlafen, dass es sich gar nicht zum Fuettern wecken laesst. Alle hier im Krankenhaus sehen das jedoch bislang entspannt, wir duerfen morgen nach 72h-Ueberwachung wahrscheinlich heim. Ich hoffe, das mit den Schlf- und Unersaettlichkeitsphasen reguliert sich, sann habe ich weniger Sorge.
In die Windeln gemacht hat die Kleine nach 48 Stunden auch endlich und eine kleine Hypothermie am zweiten Tag hat sich schnell wieder gegeben.
Ich bin saumuede, aber kann mein Glueck kaum fassen. Ich bin so dankbar und hoffe, dass alles weiterhin gut geht.
Vaginale Geburt an 40+0: Trotz unerkannter Infektion und grünen Fruchtwassers, was zu einer eiligen Geburt per Saugglocke führte, positiv gestimmt und dankbar
Bearbeitet von malguckenhier