Ich möchte heute meinen Geburtsbericht mit euch teilen, da ich damals, als das Thema “Einleitung” aktuell wurde, sehr viel gegoogelt und gelesen habe, und überwiegend negative Berichte gefunden hatte. Der Frauenarzt sprach das Thema schon bei ET + 1 kurz an und ich war sehr traurig, da ich eigentlich wollte, dass unser Mäuschen selbst entscheiden darf, wann es kommen will. Bei ET + 3 war der Arzt noch entspannt, bei ET + 5 (ein Freitag) wurde ich gebeten, mich am nächsten Tag (Samstag) im Krankenhaus vorzustellen, um eine zweite Meinung einzuholen. Im Krankenhaus (bei ET+6) war die Ärztin entspannt, sie nahm (mit meiner Zustimmung) eine Eipollösung vor. Schon auf dem Weg zurück zum Auto verspürte ich ein Ziehen (Senkwehen?) und ab dem Tag war das Köpfchen gefühlt weiter unten, zumindest musste ich ab da häufig aufs Klo. Ansonsten tat sich jedoch nichts weiter. Bei der nächsten Kontrolle, ET +8, meinte der Arzt, dass wir uns an ET +10 gleich vormittags nochmal sehen, aber er stark zu einer Geburtseinleitung raten würde.
Dementsprechend konnten wir in der Nacht von ET+9 auf ET+10 natürlich vor Aufregung überhaupt nicht schlafen. Ich googelte nochmals alles mögliche und irgendwann fand ich einen positiven Geburtsbericht zu einer Einleitung, und das half mir, einzuschlafen.
An ET +10 wurde beim Frauenarzt gleich morgens nochmal ein CTG gemacht. Das CTG war OK, aber auch nicht besonders gut, und der Arzt empfahl dringend eine Einleitung, bevor die Werte noch schlechter werden. (Ansonsten hätte ich evtl. noch 2 Tage gewartet). Wieder daheim, musste ich erstmal einen Spaziergang zur Beruhigung machen, und dann fuhren wir los ins Krankenhaus.
Dort waren sie ziemlich verwirrt, dass ich morgens nochmal beim Arzt war, ich hätte auch gleich direkt kommen können. Es wurde nun nochmal im Krankenhaus ein CTG geschrieben. Im Gegensatz zu heute morgen war das CTG deutlich schlechter, eine hohe Herzfrequenz und zu wenig Oszillationen. Daher wurde etwas mehr als 1 Stunde CTG geschrieben, ich sollte herumlaufen, wir sollten mit dem Baby sprechen, etc. . Irgendwann waren die Hebammen dann mit dem CTG zufrieden. Außerdem gab es noch ein Gespräch mit der Ärztin zwecks Aufklärung, und die Ärztin tendierte zu einer Einleitung mit Gel.
Mittlerweile war es schon Mittag und wir wurden erstmal zum Mittagessen geschickt. Danach ging es weiter, wieder ein neues CTG, wieder schlechte Werte, daher wieder herumlaufen, Schokolade für den Blutzucker, bis das CTG besser aussah. Der Arzt (mittlerweile hatte ein Schichtwechsel stattgefunden) erwähnte sogar kurz das Thema “Kaiserschnitt”, da die Werte anscheinend auf eine Entzündung hindeuteten (erst nach der Geburt wurde mir gesagt, dass die Werte besorgniserregend waren). Daher wurde noch eine zusätzliche Blutabnahme gemacht, bei der festgestellt wurde, dass die Entzündung an mir und nicht am Baby liegt. (ich war tatsächlich etwas erkältet, evtl. lag es daran?).
Mittlerweile waren wir schon über 3 Stunden im Krankenhaus und daher wurde mir nahegelegt, von Gel auf Tabletten umzuentscheiden, da Tabletten alle 4 statt alle 6 Stunden gegeben werden und es somit etwas schneller gehen würde. Der Vollständigkeit halber: Der Befund lautete geburtsunreif, Muttermund verschlossen.
Gesagt getan, um 14:40 nahm ich die erste Dosis Tabletten (Angusta). Anschließend bezogen wir das Familienzimmer. Mein Mann durfte sich aber noch nicht hinlegen, da er erst aufgenommen werden konnte, wenn das Baby da war. Daher durfte er auch nicht über Nacht, außerhalb der Besuchszeiten, bleiben. Die Schwestern waren ziemlich entspannt, so eine Geburtseinleitung kann ja durchaus drei Tage dauern. In dem Moment wurde mir klar, dass mein sorgfältig gepacktes Klinikköfferchen, für das ich 3 verschiedene Checklisten verglichen hatte, den Fall der Einleitung nicht vorsah . Ich hatte für 4 Tage statt für bis zu 7 Tage gepackt. Auch Sachen wie leichte Slipeinlagen für kleine Blutungen bei der Einleitung hatte ich nicht im Visier. Den Nachmittag verbrachten wir mit einem schönen Spaziergang (offiziell nur auf dem Klinikgelände) und in einem Supermarkt kauften wir ein paar Sachen, die wir vergessen hatten. Bis auf ein leichtes Ziehen merkte ich noch nichts.
Um kurz nach 18 Uhr ging es wieder in den Kreißsaal, wieder CTG, um 18:40 die Tabletten, nochmal eine Stunde CTG, und dann Abendessen. Nun ging mein Mann nach Hause, zusammen mit einer Liste, was er noch alles mitbringen sollte (große Handtücher, Fön, Kleidung für weitere 3 Tage, …).
Um etwa 22 Uhr bemerkte ich beim Toilettengang eine trübe Flüssigkeit. Ich dachte “komisch” und kontrollierte ein paar Minuten später noch einmal: Die Slipeinlage war voll und leicht rosa. Das musste der Blasensprung sein, wegen dem wir schon seit 6 Wochen zu Hause auf einer schwitzigen Inkontinenzauflage schliefen. Auch die nächste Slipeinlage war schnell voll, und ich stieg auf eine Wochenbettvorlage um und ging zur Kontrolle in den Kreißsaal. Die Hebamme meinte, ihr fließe nichts entgegen, aber machte einen Test und bingo: Zwei Striche, es war Fruchtwasser. Zur Abwechslung gab es erstmal ein CTG. Die Hebamme meinte, dass die letzte Dosis Tabletten nun evtl. nicht mehr nötig ist, aber der Arzt wollte trotzdem, dass ich sie nehme, um etwas aufs Tempo zu drücken.
Nach den Tabletten um 22:40 Uhr wurde nochmal eine Stunde CTG geschrieben. Als ich in Richtung Mitternacht wieder auf der Station war, fing das Unterleibsziehen schon an, ungemütlich zu werden. Ich lud mir eine Wehen-App herunter und musste an meine Freundin denken, die mich heute Nachmittag zum Thema “eventuell Kaiserschnitt” mit den Worten getröstet hatte “wenn du keine Wehen hast verpasst du gar nichts”. Nun konnte ich ihr Recht geben: Man verpasst wirklich gar nichts. Von einer Sekunde auf die andere verstand ich auch, was alle meinen, wenn sie sagen, dass man richtige Wehen erkennt wenn sie da sind, und dass es keine Wehen sind, wenn man sich nicht sicher ist. Das fand ich immer eine sehr ungenaue Definition, aber es ist wirklich so. Von einer Sekunde auf die andere waren mir die Themen “Kaiserschnitt” und “PDA” auf einmal total symphatisch.
Ich ließ also für ein paar Wehen die Wehen-App mitlaufen. Ich war voll konzentriert, wie in einer Art Tunnel: Wehenbeginn - grünes Knöpfchen in der App - aufstehen - tief atmen (der Geburtsvorbereitungskurs war in diesem Punkt tatsächlich sehr hilfreich) - wieder Knöpfchen drücken - wieder hinlegen. Die Wehen waren lt. der App sehr unregelmäßig: Manchmal 2 Minuten, dann wieder fast 5 Minuten. Ich war fest davon überzeugt, dass das diese künstlichen Wehen der Tabletten sind, die nicht muttermundswirksam seien. (Spoiler: ich lag falsch). Um 00:40 fragte ich eine Nachtschwester, ob ich meinen Mann anrufen dürfe, da die Wehen lt. App alle 2,5 Minuten kamen. Sie meinte aber, dass mein Mann doch in Ruhe schlafen solle, für echte Wehen sähe ich noch zu gut aus, ich solle warten bis das Zäpfchen seine Wirkung zeigt. Also machte ich weiter mit meinem Tunnel aus Wehenapp und Veratmen, Um etwa 1 Uhr ging der Schleimpfropf ab.
Eine Freundin machte mir über Whatsapp Mut, doch nochmal bei der Nachtschwester nachzufragen, und anscheinend sah ich um 01:50 Uhr nicht mehr so gut aus: Mein Mann durfte kommen und war dann um ca. 02:30 Uhr da. Nun war ich schon viel beruhigter, denn in den letzten Stunden hatte ich große Angst, dass mein Mann die Geburt verpassen könnte.
Die Wehen-App sagte mittlerweile, dass ich einen Rettungswagen rufen solle, und ich musste mich im Bad auch übergeben. Also beschlossen wir, mal in den Kreißsaal zu gehen und eine Kontrolle machen zu lassen. Ich war weiterhin davon überzeugt, dass es nur künstliche Wehen seien, daher gingen wir in Pyjama nach unten (nicht in meinem sorgfältig ausgewählten Kreißsaal-Outfit mit langem Baumwollshirt) und meine Kreißsaal-Tasche blieb auch im Zimmer (Fazit: Es geht auch ohne, mein Mann hat nur die Snacks vermisst).
Die Hebamme fragte mich, wie es mir gehe, und mein “scheiße” war anscheinend die richtige Antwort. Es wurde wieder ein CTG geschrieben (zu meiner großen Freude war es im Stehen möglich, Liegen ging zu diesem Zeitpunkt nicht mehr für mich) und anschließend wurde der Muttermund kontrolliert. Zu meiner großen Überraschung war der Muttermund 3cm geöffnet. Das war um 03:54 Uhr, ab hier endet das Whatsapp-Live-Update an meine Freundin, es ging dann einfach nicht mehr :) .
Die Hebamme schlug ein Entspannungsbad vor. Ich bin zwar im normalen Leben keine Badewannen-Benutzerin, aber es klang nach einer guten Idee. Meine Badekleidung lag oben im Kreißsaaltäschchen, aber das war mir mittlerweile herzlich egal, es ging auch ohne. Die Zeit verflog sehr schnell, insgesamt war ich etwas über eine Stunde, bis kurz nach 5 Uhr, in der Badewanne. Die Wehen taten in der Wanne zwar genauso weh wie an Land, aber in den Pausen war das Bad einfach nur schön. Ich hätte auch Entspannungsmusik haben können, aber ich wollte lieber meine Ruhe. Mein Mann begoss mich regelmäßig mit warmen Wasser und hielt Händchen, und irgendwann zwischendrin fand er vor dem Kreißsaal einen Snackautomaten für seinen kleinen Hunger, sodass auch dieses Problem der fehlenden Kreißsaaltasche gelöst war. Allgemein muss man sagen, dass mir mein Mann bei der Geburt eine große Stütze war. Wir mögen im Alltag ab und zu Meinungsverschiedenheiten haben, aber bei der Geburt waren wir ein perfektes Team. Die meiste Zeit reichte es mir auch aus, dass er einfach nur da war.
Das einzige Problem der Wanne war, dass ich keine gute Position fand, um die Wehen auszuhalten. Ich machte allerlei Turnübungen, und wenn ich eine Position gefunden hatte, die funktionierte, dann funktionierte sie fünf Wehen später schon nicht mehr. Deswegen war es irgendwann (ca 5:15) Zeit, aus der Wanne rauszugehen.
Im Raum des Entspannungsbades war auch eine Toilette, und ich hatte plötzlich das Gefühl, “groß” auf die Toilette gehen zu müssen. Ich hatte im Hinterkopf, dass das evtl. das Köpfchen sein könnte, aber ich war trotzdem total verzweifelt, dass ich diesen Druck spürte und nichts herauskam. Mein Mann klingelte nach der Hebamme und sie tröstete mich total süß.
Wieder zurück im Kreißsaal, stand erstmal das nächste CTG an. Die nächste Muttermundkontrolle sollte nach dem Schichtwechsel um 6 Uhr erfolgen (Spoiler: dazu kam es nicht mehr). Der “Toco-Wert” im CTG war relativ niedrig (oftmals nur 25 oder so), auf den Bildschirmen konnte man sehen, dass die Ausschläge in einem Nachbar-Kreißsaal viel höher waren. Ich glaube, ich habe der Hebamme erklärt, dass ihr CTG-Gerät nicht richtig funktioniert, denn es fühlte sich eher wie 70 anstatt wie 25 an.
Die nächsten paar Wehen hing ich mich in diese herabhängenden Bänder/Seile, und ich machte sehr tiefe Geräusche, von denen ich gar nicht wusste, dass ich solche Geräusche machen kann. Mein Ziel war, endlich das große Geschäft zu verrichten, ich war überzeugt, dass es mir dann besser gehen würde. Und ja, es ist tatsächlich so, in diesem Moment ist es einem wirklich egal, ob man bei der Geburt Stuhlgang hat oder nicht.
Plötzlich meinte ich zu meinem Mann, dass er bitte mal nach der Hebamme klingeln soll. Nach der nächsten Wehe sagte ich zu ihr, sie sollte bitte mal nachschauen, “ich denke das Köpfchen kommt”. Die Hebamme meinte noch “das kann nicht sein”, schaute dann nach, und dann sah ich nur die Hebamme aus der Nachtschicht mit erschrockenem Gesicht zum Telefon sprinten. Die Hebamme der Frühschicht zuckelte, zog und drehte irgendwas, und dann war um 06:05 Uhr auch schon unsere kleine Sofia da <3 .
Nun wurde auf dem Kreißsaal-Bett erst einmal gekuschelt. Ab hier weiß ich die genaue Reihenfolge nicht mehr. Nach etwas Kuscheln wurde die Kleine gemessen und gewogen, und auch der Papa durfte mit ihr kuscheln.
Die Plazenta ließ etwas auf sich warten (gefühlt ging bei mir die Geburt des Kindes einfacher als die Nachgeburt?), daher wurde ein Blasenkatheter gelegt und dann kam mit 2-3x schieben auch die Plazenta.
Das Nähen der Geburtsverletzungen (Dammriss 2. Grades + Labienriss) war dann nochmal unangenehm aber auch nicht richtig schmerzhaft. Auch im Nachgang hatte ich zum Glück nur wenig Probleme mit den Geburtsverletzungen.
Nun wurde mir die Kleine an die Brust gelegt und sehr zu meiner Überraschung kam sofort Kolostrum aus der Brust, obwohl ich die ganze Schwangerschaft über kein Kolostrum vorab hatte.
Während wir kuschelten, überlegten wir uns den Namen. Wir hatten 3, 4 Namen in der engeren Auswahl, am Schluss waren zwei übrig, die beide zu dem kleinen Wesen gepasst hätten. Daher stand auf dem Armbändchen erstmal “Säugling, w”.
Um etwa 8 Uhr wurde ich im Rollstuhl, mit der Kleinen im Arm, auf die Station gefahren, und auf dem Weg dorthin bekam ich schon allerlei Glückwünsche .
Die drei Tage im Krankenhaus waren etwas wie Urlaub für uns, das ganze Team hat sich perfekt um uns gekümmert und hat sich größte Mühe gegeben, uns bei unserem schwierigen Still-Start zu helfen.
Insgesamt empfand ich die Geburt als positiv und hoffe, dass dieser Bericht evtl. einer werdenden Mama Mut macht, bei der auch eine Einleitung ansteht.
Geburtseinleitung bei 41+3 mit Tabletten Angusta - positiver Bericht
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Richtig schön zu lesen dein Bericht!!
Gratuliere ❤️
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Ja, ein wirklich sehr schön geschriebener Bericht. Konnte mir bildlich vorstellen, wie du die Geburt erlebt hast und musste sogar ein paar mal schmunzeln! Herzlichen Glückwunsch zu deiner Kleinen und danke für das Teilen deiner Erfahrung :)