Zentrale Hörstörung, Wahrnehmungsstörung

Hallo,
meine Tochter (6) macht jetzt seit ca. einem halben Jahr Ergotherapie aufgrund von Wahrnehmungsstörungen. Sie hat große Probleme mit der Motorik. Kann z.B. noch keinen Kreis oder ähnliches malen und war sehr ängstlich. Spiele hat sie nur sehr schwer begriffen. Andereseits ist sie z.B. beim Memory-Spielen unschlagbar.
Mittlerweile hat sie eine "große Klappe" , begrüßt jeden und geht auch offener auf andere zu.
Vor zwei Wochen war ich mit ihr beim Ohrenarzt. Der normale Test war in Ordnung. Ich habe dann darauf bestanden, einen weiteren Hörtest (Uppenweiler?) zu machen. Dieser ergab einen Verdacht auf zentrale Hörstörung. Ich habe deswegen in ein paar Wochen einen Termin bei einem Pädaudiologen. Vorher hat die KIndergärtnerin mir berichtet, dass sie, je mehr Kinder anwesend sind, sich immer mehr zurückzieht. In letzter Zeit ist mir aufgefallen, dass sie häufig nachfragt und z.B. wenn ein Wasserkocher an ist. sie auf meine Fragen gar nicht reagiert. Dies hat mir die Kindergärtnerin auch beschrieben. Da ich noch nie was von "zentraler Hörstörung" gehört hatte, habe ich mich mit dem HÖrtest der vor ca. einem Jahr im Kindergarten gemacht wurde und in Ordnung war, zufrieden gegeben. Ich habe mir dann aber Bücher über Wahrnehmungsstörungen gekauft und dann auch etwas über Hörstörungen gelesen. Hätte ich bei dem Ohrenarzt nicht auf diesen besonderenTest bestanden, wüsste ich heute noch nicht was los ist. Auch bin ich etwas sauer auf die Kindergärtnerinnen. Werden die denn nicht über solche Handicaps während Ihrer Ausbildung informiert? Die Leiterin tat sehr erstaunt, als ich ihr daräüber berichtet hab.
Da sie erst nächstes Jahr eingeschult wird, möchte ich natürlich alles mögliche machen, um bis dahin diese Hörstörung zu verbessern, wenn das überhaupt möglich ist. Die Ohrenärztin hat mir keine genaueren Auskünfte gegeben, da der Verdacht ja noch nicht 100 % bestätigt ist. Gestern erzählte mir eine Bekannte, dass es hierfür Hörgeräte gibt. Einer sagt mir, dass man da garnichts machen kann. Andere sagen, solche Kinder sind schon jetzt da zu verdonnert, auf die Sonderschule zu gehen, weil sie in der Schule überhaupt nicht mitkommen. Diese Aussagen kommen aber von Personen, die glaube ich, nicht wirklich Ahnung haben. Jetzt hoffe ich, dass vielleicht unter Euch jemand ist, der sich damit auskennt und mir nähere Infos geben kann. Habe mich schon viel informiert. Aber je mehr ich im Internet lese, desto weniger weiß ich.
Wäre nett, wenn ich einige Antworten bekommen könnte.
DANKE!!!!!!!!!!!=blume

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Liebe Blume#blume,

ich habe 14 Jahre HNO-Erfahrung hinter mir und viel mit dieser Diagnose zu tun gehabt;-) und den total verunsicherten Müttern....

Diese Diagnose heißt quasi: Das Kind hört zwar gut(meist soganz ZU gut), kann das gehörte aber nicht verarbeiten! Es kommt an...aber nicht weiter...und dass äußert sich natürlich ähnlich wie eine Schwerhörigkeit! Das Bspl. mit dem Wasserkocher ist sehr treffend-da prallen mehrere Geräusche aufeinander und können dann im Gehirn nicht mehr auseinandergenobelt werden!

Im Prinzip ist also auch diese "Motorik" gestört und muß trainiert werden! Den termin in der Pädaudiologie habt ihr ja bereits...dort wird alles nochmal genau durchgecheckt und Dir hoffentlich genauer erklärt-sollte es stärker ausgeprägt sein braucht sie genauso wie für ihr Schreibmotorik eine "Ergotherapie" für das hören:-)

Sie wird es hinbekommen! Sie ist erst 6 Jahre alt und da macht es im Lauf des nächsten Lj. garantiert nochmal einen Schnackler!

Schön das Du Dich so bemühst;-) Ihr seid auf dem richtigen Weg!

LG

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Hallo,

geh mal auf die Seite
http.//www.schwerhoerigenforum.de
da findst du Erklärungen zu zentraler auditiver Wahrnehmungsstörung und zu den Hörhilfen.

Gruß Barbara
mit schwerhörigem Sohn

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Hallo!

Mensch, ich bin gerade total platt. Ich habe eben über zentrale Hörstörung gegooglet und bin dadurch auf dein Posting vom 29.8. gestoßen - ich dachte echt, du beschreibst meine große Tochter! In letzter Zeit hab ich mich echt schon gefragt, ob sie gut hört. Sie hatte vor 3 Wochen eine Erkältung mit Ohrenschmerzen, keine MOE, aber seitdem kam es mir oft so vor, dass sie nicht mitbekommt, was ich ihr sage. Ich musste vieles wiederholen, und das wirkt dann so, als hätte sie die ersten Wiederholungen wirklich gar nicht gehört (ich meine, wenn sie mich absichtlich ignoriert, merkt man das doch auch irgendwie...). Sie reagiert bei der (z. B.) 5. Ansage so, als hätte ich das eben zum ersten Mal gesagt. Oft auch erst dann, wenn ich sie angefasst habe und Blickkontakt hergestellt habe. Aber dann hab ich ein paar Mal was geflüstert, auf das hat sie (ebenfalls im Flüsterton) immer korrekt geantwortet, da hab ich aufgehört mir Sorgen zu machen.

Aber ich erkenne so vieles wieder! Neulich hab ich beim Turnen im Kindergarten zugesehen. Die Kinder haben "Feuer Wasser Sand" gespielt. Mein Kind blieb immer stehen, egal bei welcher Ansage, hat nicht ein einziges Mal reagiert, nur interessiert geguckt, was die alle rumrennen, sich hinlegen, klettern... Wenn sie dann so weit war, das Richtige zu machen, kam schon der nächste "Befehl" und sie war wieder zu spät. Dabei versteht sie intelligenzmäßig irgendwie alles!

Sie ist auch ständig abgelenkt. Soll sie sich im Kindergarten beim Abholen die Hausschuhe aus- und Straßenschuhe anziehen, wird das erst was, wenn ich es zum 4. oder 5. mal laut und deutlich angesagt habe. (Irgendwann sind meine Nerven soweit runter, dass ich schimpfe, und ich fürchte, ich tu ihr damit ganz stark unrecht... #:-()

Auch sonst braucht sie immer ungeteilte Aufmerksamkeit, weshalb ihr kleines Schwesterchen irgendwie nebenherläuft, und in größeren Gruppen ist sie sehr zurückhaltend (verunsichert?). Bei der musikalischen Früherziehung und damals in der Krabbelgruppe fiel auch schon auf, dass Caroline Fingerreime und Lieder nie während der Veranstaltung mitmachte, sondern alles erst später zu Hause in Ruhe wiedergab und verarbeitete. Die Hinweise häufen sich! Jetzt ergibt sich ein Bild...

Oh Mann. Ich geh morgen zum Kinderarzt und lass uns weiterschicken zu den nötigen Tests. Sie ist ja erst 3, also falls es wirklich daran ist, kann man noch 3 Jahre dran arbeiten, bevor sie in die Schule kommt und die Probleme größer werden...

LG und danke für diesen Thread!

Steffi

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Hallo Steffi,
als ich gerade Deinen Beitrag las, hatte ich das Bedürfnis, Dir darauf zu antworten. ALLES, was Du von Deiner Tochter beschreibst, hätte ich auch unterschreiben können (für unsere mittlerweile sieben Jahre alte Tochter). Sie hat beinahe zwei Jahre Ergotherapie hinter sich, daneben viele Termine bei der Osteopathie, beim HNO-Arzt, bei diversen Kinderärzten etc. etc. Ich finde es gut, dass Du bereits jetzt schon auf den richtigen Dampfer kommst, wir haben da erst so richtig mit vier, fünf Jahren eine Ahnung bekommen, warum unser Kind so "anstrengend" ist und "nicht hört". Barbara hat auf die Ergotherapie gut angesprochen und ich selbst habe ebenfalls durch Gespräche mit ihrem Ergotherapeuten viel gelernt. Inzwischen braucht sie keine Ergotherapie mehr; dafür spielt sie nun auf eigenen Wunsch Geige (monatelang hat sie uns deshalb bearbeitet) und therapiert sich damit selbst. Selbst die Tests beim Pädaudiologen (Vergleich vom letzten Jahr zu heuer) sprechen diese Sprache. Sie kommt nächste Woche in die Schule (aufgrund ihrer Defizite haben wir sie ein Jahr zurückstellen lassen) und nun passt wirklich alles. Zum ersten Mal in ihrem Leben ist sie nicht mehr mein "Sorgenkind", sondern ich traue ihr eine ganze Menge zu - eben "ganz normal". Vielleicht konnte ich Dir ein bißchen Mut machen, dass wirklich vieles möglich ist.
Viele Grüße
Claudia

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Hallo Steffi,

es ist sicher richtig, dass die Symptome Deiner Tochter sich so auswirken wie eine auditive Wahrnehmungsstörung. Das ist aber unwahrscheinlich, denn sie hatte Ohrenschmerzen (d.h. der Fluss von Flüssigkeit durch die Eustachische Röhre war behindert), und die Flüssigkeit ist mit ziemlicher Sicherheit noch im Mittelohr. Ab zum HNO, da können Röhrchen helfen.

Mein Sohn hat Hörstörungen, und er hat genau die Symptome auch. Er verhält siich genau so wie Dein Kind. Aber auch wie das mit AVWS. Da AVWS ja langsam zur Mode wird und nur wenige Leute wirklich darüber informiert sind, kämpfen wir immer wieder gegen die "Diagnose" von Laien wie anderen Eltern, Therapeuten oder Erziehern an.

Der Unterschied ist der, dass bei AVWS KEINE Hörstörung vorliegt, sich die Kinder aber wie Schwerhörige verhalten. Mittelohrschwerhörigkeit durch Paukenergüsse lässt sich leicht beheben. Bevor man den langen Weg durch die qualvoll aufwändigen Testverfahren beginnt, sollte man eine echte Schwerhörigkeit also zunächst ausschließen. Auch ein negativer Test beim HNO heißt übrigens gar nichts, wie wir leider feststellen mussten, unser Sohn wurde drei Jahre lang getestet, immer wieder, und obwohl er damals rund 80dB hatte, kam er immer wieder mit "er hat ein perfektes Gehör" aus den Kabinen. Da sollte man also dranbleiben, die meisten AVWS-Diagnosen, die ich kenne, sind falsch.

Viele Grüße

Barbara

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Hallo!

Mein Sohn (7) hat auch eine auditive Wahrnehmungsstörung. Bei Stellung der Diagnose (Anfang des Jahres) erläuterte mir der zu behandelnde Pädaudiologe die Möglichkeit einer Hörgerätebehandlung. Allerdings wolle er zuerst einmal abwarten, wie sich die verschriebene Ergotherapie auswirkte. Vor 5 Wochen nun waren wir erneut zur Kontrolle, auch wg. einem neuen Rezept zur Ergo, und nach erneuten Tests, diesmal in 2 Bereichen sogar schwieriger wie beim ersten Mal, ist er ganz von der Hörgerätetherapie abgekommen. Mein Sohn geht ganz normal zur Schule. Seine LEhrerin weiß aber von der Problematik und wie sie den Unterricht für ihn abhalten soll, damit er auch alles mitbekommt.

wenn Du willst, kannst Du mich ja über meine VK anmailen.

LG!
Chris

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Bei meinem Sohn an der Schule (für Hörgeschädigte) gibt es viele Kinder mit Wahrnehmungsstörung.
Die Klassen sind klein, max. 10 Kinder, unterrichtet wird nach Regelschulplan. Es wird also ein ganz normaler Haupt- bzw. Realschulabschluss angestrebt.
Allerdings dauert die Schule ein Jahr länger als an der Regelschule, und die Kinder werden auch individuell gefördert.

Das wäre vielleicht eine Alternative für deine Tochter.

Diese Schulen haben auch Vorklassen, in denen läuft schon gezielt die Vorbereitung auf die Schule. Das ist so eine Mischung aus Kindergarten und Schule.
Als mein Sohn eigeschult wurde, konnte er durch die Vorklasse bereits lesen und schreiben. Das hat das Lernen wesentlich erleichtert.

An wen du dich regional wenden kannst, kann dir der Pädaudiologe sagen, oder mal googeln.