20 Jahre Freundschaft einfach wegwerfen?

Hallo ihr Lieben,

zur Vorgeschichte: Ich habe ein geistig schwer behindertes Kind (6 Jahre). Das Leben mit ihm wird immer schwieriger, da er inzwischen immer öfter aggressiv wird, Wut- und Schreianfälle hat und somit die ganze Familie (er hat noch zwei Schwestern) darunter leidet. Er kann aber auch total friedlich und pflegeleicht sein, es gibt also auch viele schöne Momente mit ihm. Trotz allem hängen wir sehr an ihm.

Die Frage nach vollstationärer Unterbringung in einer Einrichtung rückt jedoch immer näher, sollte sich sein Verhalten nicht ändern. Von allen Seiten wird uns angeraten (von Fachleuten und dem persönlichen Umfeld), den Schritt der Unterbringung zu gehen, zumal wir uns kräftemäßig wirklich am Limit bewegen. Wir hadern aber sehr damit, weil wir eigentlich hofften, wir schaffen es zumindest bis zur Pubertät, ihn in der Familie zu behalten. Er ist doch noch so klein.

So und nun zu meinem Problem: Meine beste Freundin, mit der ich seit 20 Jahren befreundet bin, hat nun tatsächlich gefragt, ob es vielleicht des Geldes wegen wäre, dass wir unser Kind nicht vollstationär geben. Ich dachte, ich höre nicht richtig und fühle mich sehr verletzt. Sie weiß genau, wie wir unter der Situation leiden, und wie schwer wir es uns mit dieser Frage machen. Aber sicher nicht aus finanziellen Gründen. Wir arbeiten beide und es ging uns auch vor unserem behinderten Kind gut und wir haben immer schon ein bisschen gespart und führen ein geregeltes Leben. Ich behaupte mal, wir konnten im Gegensatz zu ihr immer schon gut mit Geld umgehen und dass weiß sie auch.

Sie hat sich dann per SMS entschuldigt, dass es doch ganz anders gemeint war, ich jedes Wort auf die Goldwaage lege und ob das eine Freundschaft nicht mal aushält. Ich habe geantwortet, dass ich mit niemandem mehr, der nicht selber davon betroffen ist, über dieses Thema reden möchte und dass ich erst meine Zahn-OP hinter mich bringen möchte. Okay, ich konnte mich nicht zurückhalten und habe als letztes geschrieben, dass gesunde Familien ihre Kinder ja auch nicht wegen dem Kindergeld behalten.

Seither hatten wir keinen Kontakt mehr (seit 10 Tagen). Einerseits tut es mir leid, andererseits bin ich immer noch sehr wütend. Ich finde, so etwas kann man vielleicht denken, aber nicht aussprechen, zumal sie mich so gut kennen müsste, dass es mir nicht ums Geld geht.

Was würdet ihr machen? Die Freundschaft beenden oder wieder Kontakt aufnehmen? Vertrauen ist jedoch dahin und ich glaube, es würde sicher nicht mehr wie vorher sein.

Danke und liebe Grüße

Hanni05

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Ich kann mir sehr gut vorstellen wie weh es Dir tut. Ich (Mama 2er gesunder Kinder) sage JETZT:

NIEMALS würde ich mein Kind ABGEBEN.

Ja - ich kann es nicht nachvollziehen weil ich es als meine Pflicht ansehe meinen Kindern beizustehen.

Aber: Ob ich so denken würde wenn ich mich jahrelang aufopfer? Wenn ich in Deiner Situation wäre? Ich weiß es nicht.



Die Entscheidung über eine Einrichtung könnt nur ihr treffen.




Was Deine Freundin angeht: 20 Jahre wirft man nicht weg. Ich denke Du bist im Moment etwas empfindlich weil Dir von allen Seiten tolle Ratschläge um die Ohren flattern und Du mit dir selber haderst.

Deine Freundin hat vlt. blöd oder nicht nagemessen reagiert, aber sie hat Dir ihr EHRLICHES empfinden geschildert. Du darfst nicht vergessen dass sie eben ein anderes Leben führt. Sie war EHRLICH - und das zählt in einer Freundschaft. Schreib ihr ne SMS dass Du noch immer Sauer bist - aber rede mit ihr. Vielleicht hast Du etwas anders aufgefasst.. sie hats anders gemeint...

GlG

7

NIEMALS würde ich mein Kind ABGEBEN.


Aha.

Du würdest also in Kauf nehmen, dass

die Familie zerbricht

Du für Deine anderen Kinder keine Kraft hast?

Du dem behinderten Kind nicht gerecht werden kannst?


Gruß

Manavgat

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Jaja #bla

Hättest Du richtig und vorallem noch ein Stück weiter gelesen hättest Du das Posting auch kapiert.

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Hallo Hanni,

ich bin in einer ähnlichen Situation wie Du.
Auch bei mein geistig behindertes Pflegekind hatte sehr anstrengende Verhaltensweisen: eigen- und fremdaggressiv, keine Kontrolle über sich, kein Gefahrenbewusstsein...usw.

Ich dachte manchmal, ich befinde mich im "falschen Film".

Wir haben ein ganz tolles Umfeld, in das wir vollkommen integriert sind - trotzdem gab es auch da mal Fragen und Anregungen, ob wir "so weitermachen" können.
Vor etwa 1.5 Jahren ist unsere Kleine derartig ausgetickt, dass ich zum Arzt bin und gesagt habe: "Entweder das Kind oder ich..."


Unser -glücklicherweise- sehr gründlicher und verantwortungsvoller Arzt hat ihr einen sog. "Dopaminhemmer" verschrieben.
"Dopamin" ist ein köprereigener Botenstoff - vielleicht hast Du auch schon mal gehört, jemand ist "gedoped" (beim Radsport z.B.).
Durch das Dopamin wird der Körper hochgepuscht und bei manchen Menschen kann das krankheitsbedingt erhöht sein und z.B. Psychosen auslösen oder eben derartige Verhaltensweisen.

Hier mal ein Link:

http://de.wikipedia.org/wiki/Dopamin


Die Mutmaßung mit den finanziellen Gründen wirkt aber auch auf mich schon übergriffig - aber (!) sie hat sich entschuldigt.
Viele Menschen können sich nicht entschuldigen und sind auch nicht einsichtig.

Die Entschuldigung würde ich auf jeden Fall annehmen und auch das Gespräch mit ihr suchen, wenn Du Dich innerlich wieder etwas beruhigt hast.

Ich bin mit meinen Mitmenschen immer im Dialog, da kann man doch vieles klären.

Alles Gute für Dich!
Claudia


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wer kein solch besonderes Kind hat darf sich da eh kein Urteil bilden!

Meine Tochter wird bald 6, ist geistig behindert, hat körperliche kleinere Baustellen, und eine lebensbedrohliche, genetische Form von Epilepsie.
Das Leben mit ihr ist manchmal echt anstrengend......manchmal "nervt" sie mich totel - so hart sich das nun vielleicht anhört.....ihre autistischen Züge sind manchmal total stressig.

Allerdings könnte ich mich niemals vorstellen sie in eine Fremdunterbringung zu geben........jedenfalls nicht die nächsten 13 bis 15 Jahre.
Wenn sie Erwachsen ist werd ich sie ziehen lassen wie jedes gesunde Kind auch.

Wenn Du noch nicht soweit bist ihn in Fremdbetreuung zu geben......versuch dir Hilfe zu holen!
Du hast ja sicher eine Pflegestufe....also im Jahr etwas über 1500 euro für Verhinderungspflege.
Und ich denk mal das Dir auch 200 Euro im Monat zustehen für den erhöhten Betreuungsbedarf. Lass doch da ab und zu mal wen vom FED oder ähnlicher Einrichtung kommen.

Und zu Deiner Freundin: Vielleicht macht sie sich einfach nur Sorgen um Dich.......das Du Dich "zwingst" Deinen Sohn zu Hause zu behalten der Finanzen wegen.....was totaler Blödsinn wäre, weil ihr nur einen geringen anteil zahlen müsstet.

Setz dich mit ihr zusammen und erklär ihr Deine Gefühlslasge.......

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Hallo Hanni,

wenn ich mir nur vorstelle, dass ich jetzt an deiner Stelle wäre, würde es mir schlecht werden. Ich möchte auch nicht entscheiden müssen, ob ich mein Kind behalte oder nicht! Ich wünsche euch, dass ihr für euch die richtige Entscheidung trefft. Und egal, wie diese ausfällt, es darf sich keiner ein Urteil bilden, der nciht selbst ein schwerbehindertes Kind hat!

Nun zu deiner Freundin. Ich denke auch, dass du ein wenig übertreibst! Eine 20ig-jährige Freundschaft sollte soetwas aushalten und ehrlich, nur weil deine Freundin in deinen Augen einmal die falsche Frage gestellt hat, willst du die Freundschaft doch nicht ernsthaft aufgeben, oder???

Gerade in einer wirklichen Freundschaft muss man doch mal "offen" sprechen könne, egal ob es sich um Kritik, eine andere Meinung oder sonst was handelt. Und selbstverständlich kommen auch in einer Freundschaft, auch wenn man sich noch so gut kennt auch einmal Missverständnisse vor, die man doch in einem persönlichen Gespräch ganz schnell wieder aus dem Weg räumen kann.

Gib dir einen Ruck und ruf sie an! Ich denke, du würdest es irgendwann bereuen, wenn die Freundschaft zu Bruch geht!

LG Sabrina

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Hallo,

ich kann sehr gut verstehen, dass Du verletzt bist, die Frage Deiner Freundin war sehr unglücklich formuliert.

Sie meinte es vermutlich so, dass es eine Entlastung wäre, weil Ihr schon an der Grenze Eurer Kräfte angekommen seit und die Geschwister darunter leiden.

Aber Dein Sohn ist erst 6 Jahre, für mich wäre der Zeitpunkt darüber nachzudenken auch noch zu früh, Alternative wäre vielleicht mit Schulbeginn erstmal ein Internat. Selbst das wäre mir aber mit 6 Jahren noch viel zu früh gewesen und auch jetzt kann ich es mir noch nicht vorstellen, wir hätten aber auch keine Möglichkeit dafür in unserer Region. Wir hatten 2 G-Schulen im Umkreis zur Auswahl, an beide ist kein Internat angeschlossen.

Mein Mittlerer ist schwer behindert und inzwischen schon 14. Als er im Kiga-Alter war so mit 3-4 kam schon von meinem Vater die Frage, ob er nicht im Heim besser aufgehoben wäre. Das hat uns damals sehr verletzt, er war noch so klein und ich muss dazu sagen, dass wir noch nie Hilfe aus der Familie hatten.
Letztes Jahr kam von meiner Nichte die Frage, wann er in eine Einrichtung kommen soll. Ich weiß, dass es nicht von ihr kommt, die Frage kam sehr gezielt. Meine Schwester mit der wir kaum Kontakt haben, hatte wohl Interesse es zu erfahren. Ich habe normal dazu geantwortet und es hat mich nicht so verletzt, wie vor vielen Jahren.

Aus dem Freundeskreis kam noch nicht diese Frage, meine Freundin sagte vor Jahren mal ehrlich, dass sie nicht mit uns tauschen möchte.

Bei uns kommt die Frage aus der Familie, obwohl es denen auch egal sein könnte, wenn wir sowieso von Anfang an auf uns allein gestellt sind und uns anderweitig Hilfe und Entlastung gesucht haben.

Ich würde 20 Jahre Freundschaft nicht deshalb wegwerfen, aber schon offen sagen, dass es Dich verletzt hat und dass Ihr den Zeitpunkt selbst entscheidet. Ich finde das muss eine Freundschaft auch aushalten und es hat nichts mit jedes Wort auf die Goldwaage legen zu tun.

Mich stört es schon, dass solche Fragen immer von Nichtbetroffenen kommen, die keine Entlastung sind.

Es gibt auch Menschen, die einem das Pflegegeld neiden, haben wir schon erlebt.

LG
Anja

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Warum darf eine so gute Freundin nicht fragen. Du kannst ihr doch antworten.

Kann es sein, dass du - völlig unsinnige - Schuldgefühle hast und sie jetzt die Projektionsfläche ist?

Behalte Deine Familie, also auch die anderen Kinder im Blick. Niemand ist geholfen, wenn ihr völlig am Rad dreht. Ihr werdet Euer Kind doch nicht aufgeben, wenn es vollstationär aufgenommen ist, oder? Es wird doch Besuche geben, ihr zu ihm und vielleicht auch, dass Euer Sohn mal - sofern das möglich ist - über das WE zuhause ist, oder nicht?

Entscheide so, dass insgesamt weniger gelitten wird.

Rechtfertige Dich nicht für Deine Entscheidung, aber akzeptiere, dass nahestehende Personen fragen.

Pfleg Deine Freundschaften, sie sind dafür da, dass man offen über die Dinge spricht!

Gruß

Manavgat

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OK. Ich habe auch 2 schwerbehinderte Kinder. Wir bekommen auch einiges an Geldern, Freibeträgen,... - schwer erkämpft und noch lange nicht genug. Aber wie zum Teufel, kann man denn auf die Idee kommen, dass die paar Euros ausreichen würden, schon um allein die Besonderheiten des Kindes zu finanzieren? Entweder es gibt hier noch irgendeinen Topf, von dem ich bisher nichts weiß (was ich nicht glaube), oder aber deine Freundin hat eine absolut utopische Vorstellung, was es für Kosten mit sich bringt, ein behindertes Kind zu haben.
Ansonsten kann ich zu dem Thema nur eines sagen. Sie war 20 Jahre deine Freundin. Sie kennt dein besonderes Kind nun seit 6 Jahren und hat dir sicherlich da auch einige Male zur Seite gestanden - sei es als Schulter zum Ausweinen oder sie hat dir den Kleinen oder die Schwestern mal abgenommen, dass du mal Luft holen konntest. Soll da ein verbaler "Fehlgriff" nicht mal erlaubt sein? Klar bist du sehr sensibel in dem Bereich. Ich denke, ihr solltet euch gemütlich zusammensetzen und ganz offen darüber reden und nicht das Thema totschweigen. Sage ihr ganz klar, dass die vielen Zusatzgelder, die man ja bekommt von Pflegekasse, Sozialamt, Krankenkasse und Finanzamt letztendlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein sind. Klar sind das für Außenstehende Riesensummen. Aber bei näherem hinschauen ist es gar nichts.

Für dein anderes Problem. Dass dein Sohn früher oder später in Vollstationäre Pflege muß, ist dir klar. Warum suchst du nicht schon ein passendes Pflegeheim für ihn? So schnell findest du sowieso keinen Platz. Da können Monate bis Jahr(e) vergehen.
Nutzt du alle Entlastung die die PS dir gibt? Also die Kurzzeitpflege und die Verhinderungspflege? Und das eben ruhig auch außerhalb der Familie.

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Kann das nicht sein, dass Deine Freundin es nur gut gemeint hat?
Vielleicht hat sie Angst, dass ihr Euch einen Heimplatz nicht leisten könnt und deshalb euer Kind zu Hause lasst, obwohl ihr eigentlich nicht mehr die Kraft für die Pflege habt.
Oder sie hat Angst, dass ihr das Pflegegeld zum Leben braucht und deshalb diesen Schritt nicht gehen könnt.

Vielleicht wollte sie nur andeuten, dass sie mit euch gemeinsam eine (finanzielle) Lösung suchen möchte, wenn die Finanzen das Problem sind.

Es kann wirklich alles ganz rührend lieb gemeint sein von ihr!

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Liebe Hanni.

Ich hatte beim Lesen deines Beitrages nur einen Gedanken:

Vergiss sämtliche Leute (einschließlich deine Freundin), die dir raten, DEIN Kind abzugeben. Auch wenn es oft schwierig ist - er ist DEIN SOHN und er gehört zu euch!

Alles erdenklich Gute!!!!
Carmen