Hallo zusammen,
normaler Weise bin ich eher stille Mitleserin im Forum Kindergartenalter, aber jetzt benötige ich dringend Euren Rat bzw. Meinung.
Ich versuche mal von vorne anzufangen:
Mein Sohn (3 Jahre und 3 Monate) hatte lange Zeit unbemerkte beidseitige Paukenergüsse, so dass er lt. Hörtest erst ab 50db Geräusche wahr nehmen konnte. Bei der OP im Februar wurden Röhrchen eingesetzt und Polypen entfernt. Durch die Beschaffenheit des Sekrets kam die Schlussfolgerung des Arztes, dass er diese Ergüsse MINDESTENS sechs Monate hatte. Was soll ich sagen, wir haben es einfach nicht bemerkt Immer wenn ich beim KiA seine schlechte Sprache anmerkte, meinte dieser: Ach das ist alles noch im Rahmen...
Mal von den Vorwürfen abgesehen, das nur zur Vorgeschichte...
Ich hatte nun ein Gespäch mit der Kita, in die mein Sohn seit vorigem Jahr geht (hier ist auch aufgefallen, dass er nicht richtig hören kann).
Erst wurde angemerkt, dass es "Wahnsinn" sei, wie er sprachlich aufgeholt hat in einem halben Jahr. (Von vielleicht zehn undeutlichen Wörtern zu kompletten Sätzen, auch teils in der Richtigen Zeitform).
Allerdings gibt es unzählige Dinge, die den Erziehern wohl zu denken geben... Ich versuche mal alles Stichpunktartig zusammenzufassen:
- Er kann es nicht ertragen, wenn ein Kind kleckert oder krümelt. Es MUSS weg gemacht werden.
- Er findet keinen Kontakt mehr zu Gleichaltrigen. Nur zu ganz kleinen oder viel älteren Kindern
- Er spielt anders, als Kinder in seinem Alter. Andere spielen z.B. "Situationen" (Feuerwehr löscht das Feuer), ihn interessiert nur der Schlauch. Wie ist er befestigt? Wie weit lässt er sich biegen? usw. Er baut nur gerade Linien, die auch immer exakt sein müssen und niemand anfassen darf. Das gleiche mit Autos. Alle müssen aufgereiht sein und keins darf aus der Reihe genommen werden. Er spielt immer alleine
- Er kann wohl manches nicht nachvollziehen. Warum er vor den Schuhen, die Hose anziehen soll.
Naja, die Liste ging noch weiter, aber das fällt mir spontan jetzt ein
Wenn ich darüber nachdenke, ist es zu Hause genauso. Er spielt machche Sachen besonders gerne und auch sehr ausgiebig. Aber ist das so komisch?
Dann wurde ich noch gefragt, ob er Rituale hat? Naja, sein ganzer Tag ist ein Ritual. Das muss auch immer so sein. Aber sagt man nicht, Kinder brauchen so was?
Weiter... Was ich finden würde, was er besonders gut kann...
- Ich sage ihm wo wir hin fahren (Oma, Einkaufen, Stadt, Kita, bestimmte Personen) und er weiss immer genau den Weg. Wehe ich muss noch Tanken oder einen anderen Zwischenstop einlegen... Dann werde ich immer sofort angemault...
- Er interessiert sich für Formen, Funktionen und so. Alles technische und Geradlinige. Schwer zu beschreiben
Wenn ich ihn frage, wer denn sein bester Freund in der Kita sei, dann sagt er: Ich selbst Wenn ich weiter nachfrage, dann kommt: "Natürlich Mama, wer auch sonst."
Mir wurde nahegelegt mich an die Frühförderstelle zu wenden. Habe nun auch einen Termin Ende des Monats.
So, bitte ihr jetzt ... Warum ist das alles so bedenklich? Ja, er ist mit Sicherheit "anders", aber ist das so falsch?
Bin einfach total verwirrt. und will ja auch nicht, dass er zum Aussenseiter oder so wird.
Danke fürs Lesen
Anders sein unerwünscht? Oder wirklich bedenklich? SORRY LANG!
Hallo,
ich habe mir deine Schilderung durchgelesen und vermute nun, dass die Erzieherinnen ausschließen wollen, dass dein Sohn eine autistische Störung (Asperger oder atypischer A., welches beide eher mildere Formen sind als der frühkindliche) entwickelt.
Vielleicht macht sich die Tatsache stutzig, dass dein Sohn Beziehungen zu Gleichaltrigen ablehnt, starr auf seine Gewohnheiten beharrt und sich eher fürs Detail als fürs Ganze interessiert. Das alles können Symptome einer autistischen Störung sein, die im Kindergartenalter entstehen kann.
Es schadet sicher nicht, wenn das abgeklärt wird. Es kann sich auch sehr gut herausstellen, dass dein Kind einfach nur eher ein Einzelgänger ist und sich Sicherheit durch Rituale holt, schließlich hat sich seine Welt durch das plötzlich verbesserte Hörvermögen enorm verändert und nun muss er sich plötzlich damit zurechtfinden. Da ist es mehr als verständlich, dass er erst mal keine weiteren Veränderungen wünscht.
Aber wie gesagt, ich vermute, dass die Erzieherinnen einfach ausschließen möchten, dass sich da eine Störung anbahnt. Wenn sich herausstellt, dass alles ganz normal ist, kann man einfach in bestimmten Situationen besser reagieren, als wenn man dauernd im Hinterkopf hat: "Vielleicht ist da doch...!!"
Aber bitte mach dich nicht verrückt. Was du geschildert hast, erinnert an Autismus, aber die Wahrscheinlichkeit liegt in etwa bei 3-5 zu 1000..., also ist es eher unwahrscheinlich.
Wenn es dich interessiert, kannst du ja mal hier nachlesen, das finde ich eine recht gute Seite mit verständlichen Beschreibungen. Du kennst dein Kind am besten und kannst ja evtl. beim Durchlesen schon feststellen, dass das auf ihn nicht zutrifft.
http://www.onmeda.de/krankheiten/autismus.html
Ich wünsche dir alles Gute!!
LG
Lieben Dank für Deine Antwort und den Link.
Beim Lesen der Seite habe ich schon ein sehr komisches Gefühl gehabt
Es passt wirklich viel. Vor allem die Asperger-Form hat doch sehr viele Parallelen zu seinem Vehalten.
Aber ich werde einfach abwarten. Bleibt mir ja nichts anderes übrig
Du kennst Dich so gut aus. Hast Du selber oder Dein Kind damit Erfahrungen?
Das wirbelt mich alles so unglaublich auf.
Ich selber bin Sonderpädagogin und Sprachheilpädagogin und habe daher oft mit den unterschiedlichsten autistischen Störungen zu tun.
Ganz wichtig ist jetzt, dass du dich nicht verrückt machst. Klar, das Verhalten deines Kindes ist nicht so wie das der anderen Kinder, aber es muss nicht gleich eine Störung sein. Außerdem gibt es Asperger-Autisten, bei denen nur ein Fachmann wirklich feststellt, dass ein Autismus vorliegt und die Kinder führen dann ein ganz normales Leben.
Aber es schadet nicht, sich mal langsam mit der Thematik zu befassen, halt einfach nur ein paar Eckbegriffe zu kennen. Aus meiner Erfahrung sind die Diagnosen am schlimmsten für die Eltern (egal ob es sich um eine leichte Einschränkung oder eine wirklich schwere Störung handelt), wenn es sie völlig unvermittelt trifft. Eltern, die vorher schon mal von einem Störungsbild gehört haben und vielleicht auch schon (z.B. im Internet) viele Beispiele gefunden haben, wo es einfach klappt, dann fällt es ihnen viel leichter, sich der neuen Herausforderung zu stellen und an ihr zu wachsen und das Besondere am Kind schätzen zu lernen.
Wenn nix ist, ist die Freude natürlich um so größer!!
Ich wünsche dir alles Gute!
ich schliesse mich meiner Vorschreiberin an: Es deutet vieles auf Autismus hin - darum wäre ein Check wirklich angebracht.
Klar brauchen Kinder Rituale......aber nicht zwingend für Alles! Sondern eher fürs Zubett gehen z.B.........diese Rituale sind dafür da das Kinder beruhigter sind.
Wenn aber Rituale den Tagesablauf bestimmen müssen damits dem Kind gut geht ist das nicht "normal"
Mach einen Termin im SPZ und gleich bei Terminvereinbarung sagst am besten das Du mit dem Arzt über Autismus-Verdacht sprechen willst......denn es kann sein das dann gar nicht erst ins SPZ musst, sondern direkt in eine Autismus-Sprechstunde / Ambulanz.
Als ich deine Geschichte gelesen habe, habe ich das selbe gedacht, wie meine Vorschreiberinnen. Und als allernächstes ist mir noch etwas aufgefallen. Irgendwie gibt es in letzter Zeit sehr viele solcher Kinder und Erwachsene, die "plötzlich" Autisten sind (meine Söhne haben seit Jahren so eine Gratwanderung zwischen Autist und Nicht-Autist). Ja, viele dieser Dinge, die du genannt hast, sind Dinge, die Autisten tun. Es sind aber auch Dinge, die teilweise gesunde Kinder gern tun. Dinge untersuchen auf ihre FUnktionsweise ist nichts unübliches. Es ist nie falsch, anders zu sein. Alle sind anders. Niemand gleicht dem anderen und das ist gut so. Aber FALLS dein Sohn Autist ist, wird er VIELLEICHT füher oder später Verhaltensweisen an den Tag legen, die dich zum Verzweifeln bringen. Und dann ist es gut zu wissen, warum er das macht, bzw. noch besser wäre es, wenn er vorher gelernt hätte, genau das zu vermeiden. Dein Sohn würde Anrecht auf gewisse Nachteilsausgleiche im Leben haben. Sowohl in der Schule, als auch in seiner Freizeit.
Die neueste Definition der "Autismusspektrumsstörung" ist viel weitreichender gefasst, als früher der "reine" Autismus.
"- Er findet keinen Kontakt mehr zu Gleichaltrigen. Nur zu ganz kleinen oder viel älteren Kindern "
Ich kenne mich nicht so sehr aus, aber bei Autismus ist doch eher generell die Kontaktaufnahme beeinträchtigt. Das mit den Altersunterschieden wird oft bei sehr intelligenten (gesunden!) Kindern gesehen.
Das "Anmaulen" beim Tanken: Nörgeln würde ich normal finden, bedenklich wäre eher brüllen oder kreischen.
Meine (aber erst knapp zwei Jahre alte) Tochter mag es auch nicht, wenn ihr was beim Essen runterfällt, dann biegt sie sich auch vom Hochstuhl in alle Richtungen, um zu sehen, wo es hin ist und will es unbedingt wieder haben.
Das mit den Schuhen vor der Hose: Kann auch ein purer Dickkopf sein (haben wir auch hin und wieder, aber wie gesagt jünger).
Vielleicht beruhigt dich das erstmal und du kannst die Zeit bis zum Arzttermin entspannter hinter dich bringen!
Oh je! Dein Kind ist DREI! Ganz ehrlich? Bei allem Respekt vor den Erzieherinnen, die vielleicht übervorsichtig sind und (wie andere hier schrieben) bestimmte Krankheitsbilder ausschließen wollen.....ist dieser Hype wirklich nötig?! JETZT schon? Ich sag Dir was: ich bin hier eigentlich nur stille Leserin, habe zwei gesunde Jungs zu Hause....aber vieles, von dem Du schreibst kenne ich von den Kleinkinderjahren meines heute 8-jährigen Sohnes nur zu gut. Unser Großer hatte richtige Ticks...bestimmte Dinge mussten/durften IMMER so und nicht anders gemacht werden, das ging so weit, daß Türen nur auf eine bestimmte Art und Weise geöffnet werden durften, er hatte richtige "Drehbücher" im Kopf, und wehe wenn etwas anders lief als erwartet... . Situationen nachspielen war auch NIE was für ihn (er hat auch nie wirklich mit Playmobil etc. gespielt), dafür war er mit 4 schon ein kleiner Weltraumforscher. Und so weiter.... . Wir haben das alles sehr gelassen gesehen. Heute ist er in der zweiten Klasse, ein super Schüler, beliebt, aber immer noch einer von denen, die lieber öfter auch mal was für SICH spielen und keine Lust auf ständige Kontakte haben. Na und? Man muß nicht in ALLES irgendwas hineininterpretieren. Vielleicht wird Dein Sohn mal einer von diesen Ein-Mann-Welt-Umseglern, die einen Rekord im Einhandsegeln aufstellen oder Höhenbergsteiger ODER er wird was ganz anderes und hat mit vielen Menschen zu tun. Er ist klein jetzt und er hat gerade riesige Umwälzungen in punkto Ohren hinter sich gebracht. Mein Rat: lass Dich nicht verunsichern, lass Dich nicht verrückt machen. Warte ab und LASS ihn erst mal. Wenn Du erst mal in der Untersuchungsmühle drin bist, kriegst Du schnell einen Stempel ab. Und das ist nun (beruflich!) einfach wirklich meine Erfahrung, die ich keinem meiner Kinder zumuten wollen würde.
LG, babs
Du hälst es also für übertrieben und unnötig eine evtl. vorhandene Krankheit auszuschliessen?
Wenn eins Deiner Kinder häufig über Kopfweh klagt......sagst Dir dann auch das des normal ist, grad vielleicht zu Beginn der Pupertät.......???
Dann will ich Deine Reaktion mal sehen wenn hinter den Kopfschmerzen ein Tumor steckt der nicht mehr behandelbar ist weils zu spät erkannt worden ist.....
Stell dir mal vor das Kind der TE hat wirklich irgendwelche Wahrnehmungsprobleme oder sogar eine Form des Autismus, und die TE hats nicht abklären lassen weil Leute wie du ihr davon abraten.......
Lieber etwas ausschliessen lassen, als die Augen vor verschliessen und es damit evtl. noch verschlimmern
Du schießt doch einfach weit über's Ziel hinaus! Bist Du irre? Einen Tumor (!) mit SOWAS zu vergleichen?! Komm mal wieder auf den Teppich! Ich habe mich nur gegen eine Form von Diagnose- und Förderwahn ausgesprochen, wie er nun mal leider hier in Deutschland manchmal grassiert - und habe zum ABWARTEN geraten, nicht zum Kopf in den Sand stecken! Meine Güte.....wie alt sind denn Deine Kinder? Wenn Du ältere Kinder hast/hättest(!?) wüsstest Du, wie oft irgendwelche Spleens oder Auffälligkeiten einfach von selbst wieder vergehen... . Gott sei Dank haben wir einen fitten, netten Kinderarzt, der genauso denkt und auch nicht gleich aus einer Mücke einen Elefanten macht. Übrigens auch bei deinem Kopfweh-Beispiel....da gibt's tausend Gründe für und deswegen wird heute nicht mehr jedes Kind gleich in den Computertomographen gesteckt.
Es gibt vieles, wie es auch mein Sohn (7) zeigte.
Wir erhielten mit 5 Jahren die Diagnose "Autist".
P.S. Laß es einfach mal abklären, denn so eine Diagnose dauert lange. Termin beim KJP zur Abklärung dauert meist lange...oft bis zu 6 Monate bis man einen Termin bekommt
Vielen Dank für Eure Antworten!
Ich werde es definitiv abklären lassen, denn ansonsten findet man doch keine Ruhe und wenn es wirklich so sein sollte, kann man vielleicht schon frühzeitig Fördern bzw. Helfen.
Ich werde Euch Bescheid geben, wie es weiter geht.
Ist denn die Frühförderstelle die richtige Anlaufstelle für mich?
Lieben Dank.
Andrea
Also ich habe mit unserer Frühförderstelle gute Erfahrungen gemacht. Dort wurde nach der Entwicklung geschaut und dann beraten was weiter zu tun ist. Ich habe selber zwei Kinder mit Handicap und ich finde es sehr wichtig das man so früh wie möglich schaut wenn etwas nicht normal erscheint. Wichtig ist das soviel wie möglich abgeklärt und geförtdert wird bevor das Kind in die Schule kommt. Daher finde ich es richtig das du schauen lässt, ist alles im Normbereich ist es ja auch beruhigend, wenn das jemand anders einem sagt. Sonst macht man sich einfach dauernd Gedanken.
Viele Grüße, Irene
Ich finde, dein Sohn hat zwar schon einige Tendenzen zum Asperger oder so!
ABER: er hat quasi von Beginn an durch das schlechte Höhren in einer nur begrenzten Welt leben können und wenn Kinder dies so erleben, entwickeln sie sich natürlich schon u.U. anders.
Vielleicht hat es mit Unsicherheiten zu tun, dass er so viele Rituale hat etc. pp.
Meine 5 jährige war soooo unglaublich autistisch! Da hätte sie jedem Kanner den Rang ablaufen können, aber sie ist chronisch krank und niemand wusste es vorher!
Sie hatte ihre Gründe warum sie so war ... heute ist fast alles weg - ein paar Klinigkeiten halt, aber die benötigt sie für ihr inneres Gleichgewicht!
LG
Ehrlich gesagt ähnelt dein Sohn meinem, und meiner ist Autist. Ich will dich damit nicht erschrecken aber lass es abklären.
Ela
Hallo,
ich schließe mich den Meinungen an, lass es abklären.
Es muss sich nicht bestätigen, aber Du wirst beruhigt sein.
Frühförderung ist eine gute Ansprechstelle, auch ein SPZ.
Für Autismusdiagnostik gibt es meist sehr lange Wartezeiten, dafür müsstest Du sicher in eine KJP, bzw. eine Autismusambulanz.
Wir waren vor ein paar Jahren in einer Autismusambulanz, haben 9 Monate auf den Termin gewartet.
LG
Anja