Huhu!
Ich mach grad ein Praktikum im Autismuszentrum und betreue momentan einen 12jährigen.
Der Junge ist ganz pfiffig. Er liest viel und weiß viel. Besonders Bio hat es ihm angetan, ich staune jeden Tag über sein Wissen darüber.
Rechnen kann er auch gut. Was er da nicht gut kann ist, Mathe anwenden. Bei Sachaufgaben weiß er nie welchen Rechenweg er nehmen soll.
Ich glaube, er kann schlecht Analogien bilden.
Feinmotorisch ist er auch nicht so fit. Also so kleinen fummelkram kann er nicht und er benutzt auch immer nur die linke hand. Die rechte Hand wird ganz selten mal zum Festhalten benutzt.
Er ist recht geduldig.... Gut, er fängt an zu schimpfen und "schlechte" Wörter zu sagen, wenn ihn was stresst, aber er macht trotzdem weiter, wenn man es verlangt.
Wir haben heute ein Pappmache-Schwein gebastelt, das hat ihn schon arg an die Grenzen gebracht - ich glaub er konnte das Kleben von dem Kleister nicht ertragen.
Jetzt frage ich mich, was man noch so mit ihm machen kann. Auch sportliche betätigung (er bewegt sich gern und braucht das auch).
Ich kann auch mit ihm spazieren gehen - aber kann man mit einem Autisten auf den Spielplatz? Reagieren andere Leute komisch, wenn ein 12jähriger dort rumturnt?
Für morgen und übermorgen weiß ich schon was, aber für nächste Woche bin ich relativ planlos... Viele Sachen muss man ja auch im Vorraus planen. Dass die Materialien da sind und so...
Habt ihr Ideen?
Was macht ihr so mit euren Kindern?
1stündige Beschäftigung für Autisten
Hallo,
warum nicht mit ihm auf einen Spielplatz? weil er autist ist, oder weil er schon 12 ist? wenn er interesse daran hat, warum nicht?
Ich weiß ja nicht, wie es bei euch ist? Liegt vielleicht noch Laub herum? Gerade wenn er interesse an bio hat, könntet ihr doch blätter sammeln und pressen?
Oder hat er ein Fahrrad?
lg kathrin
ich fühle mich da selbst nicht wohl. Er bewegt sich halt manchmal komisch - man sieht, dass er "anders" ist und ich muss auch ehrlich sagen, dass ich Angst vor "normalen" jugendlichen habe. Ich glaube, ich könnte den jungen nicht verteidigen, wenn die ihn beschimpfen.
nein. laub liegt keines mehr rum. aber wär ne tolle idee gewesen.
sorry, aber du solltest schon dazu stehen, dass du mit Menschen mit Behinderung arbeitest.
Das hört sich für mich an, als läge es nicht am spielplatz, sondern allgemein daran, mit dem Jungen rauszugehen...
Ich hab da nicht wirklich verständnis für, sorry
Hallo,
wenn der Junge so viel Bewegung braucht, wie wäre es dann mit Schlittschuh fahren, Inline-skaten, Rad fahren o.ä. oder schwimmen gehen - oder darf es gar nichts kosten? Vielleicht wäre auch ein Klettergarten was für ihn?
Ansonsten, wie wäre es, wenn Du ihn einfach fragst, worauf er Lust hat oder was er gern mal machen würde? Vielleicht können Dir auch die anderen Betreuer noch weiterhelfen.
Wenn er gerne viel liest, vielleicht mag er mit Dir in eine Bücherei gehen und sich was ausleihen?
Was die Feinmotorik angeht, würde ich mich an Deiner Stelle auch an Dingen orientieren, die er gern macht und ihn nicht auf Teufel komm raus fördern wollen, dann kommt die Feinmotorik von allein...
LG
Und viel Erfolg!
Andrea
ja.. es darf nicht so viel kosten. wenn ausflüge mit Kosten, dann alle zusammen.
ich kann ihn schon fragen, was er gern tun möchte... aber er wird mir keine antwort geben
Er redet nicht über sich und über seine Gefühle.
Ich kann nur erraten, was er mag und was nicht.
Er hat das pappmaché-schwein gemocht. War heute tiiieerisch stolz darauf. hat es immer wieder angesehen und ganz eifrig mit bemalt. Und es sieht auch wirklich cool aus
Aber es ist auch echt schwer für ihn gewesen, weil zum schluss alles geklebt hat und da er nur eine hand benutzt hat, sind die papierschnipsel auf dem glitschigen Kleister gewandert und wir mussten jedes schnipsel in team-arbeit ankleben (ich habe es festgehalten, er hat den kleister aufgepinselt).
ich kann ihn beobachten und so rausfinden, was er mag. Er macht ja alles, was man ihm sagt. Er stimmt bei allem zu, wenn er entspannt ist. ist er gespannt lehnt er alles ab - egal wie gern er das tut, was man vorschlägt.
ich will seine feinmotorik nicht schulen - das ist nicht meine aufgabe. Ich soll ihn vormittags betreuen. Ich bin (fast) Psychologe, kein Pädagoge.
Hallo,
Plätzchen backen, gut für die Wahrnehmung und Motorik.
LG
Kerstin
Ja. gute Idee Kann man ja auch variieren... ich guck noch mal nach einfachen rezepten.
Kochen und Backen kann eine Option sein, vorausgesetzt das Kind darf mitentscheiden, was man kocht oder bäckt, denn oft haben Autisten auch vom Geschmack- und Geruch her besondere Bedürfnisse.
Lustigerweise sind alle Autisten die ich im Familien und Freundeskreis habe, scharf auf Hildegard von Bingen Nervenkekse
Der Junge ist 12, und trotz Autismus kein Kleinkind mehr, ob er wirklich noch bespasst werden will, mit Programm und so? Spaziergang mit Hund und Fotoaparat könnte interessant sein (wahrscheinlich nur solange niemand auf die bescheuerte Idee kommt den Jungen zu fotografieren )
Bücherei kann fehlschlagen, weil man die Bücher dort nur anschauen, ausleihen kann....
Von der Jahreszeit her noch etwas früh, eher so im Januar/Februar: Chilis und Tomaten ansähen, bzw. andere Pflanzen.
GPS-Schatzsuche (Geocaching)
Sobald man sich auf das autistische Kind einlässt, den Fokus von den vermeintlichen Defiziten weg- auf all das was neurotypische Menschen weniger gut können richtet, befindet man sich auf gleicher Ebene. Dann geht es nicht mehr darum ein vermeintlich behindertes Kind zu betreuen, sondern es kann eine Beziehung entstehen.
das hast du toll geschrieben.
Ich fühle mich manchmal auch ziemlich behämmert, wenn ich mit dem Jungen zusammen bin. Ich kenne ja nur den Umgang mit 5jährigen Kindern (mein sohn und seine Freunde) und so gehe ich auch mit ihm um
Momentan nehme ich ihn einfach an, wie er ist und lote aus, was er kann, was er mag und so. Aber ich rede mit ihm leider trotzdem wie mit einem Kleinkind Aber auch, weil er vom Temperament wie mein Sohn ist...
Ist echt blöd, wenn man keine Erfahrung im Umgang mit Kindern hat...
Bücherei ist kein Problem. Er hat auch einen Ausweis dort und wir gehen morgen wieder da hin, weil er uuuuuuunbedingt eine neue "willi wills wissen"-DVD braucht
Hallo!
Spielplatz ist doch eine gute Idee (wenn solche Ausflüge innerhalb Deines Praktikums versichert sind).
Ansonsten klar strukturierte Bastel- oder Werkaufgaben (Fensterbild, Laubsägearbeit o.ä.). Es gibt ja auch kleine "Experimente". Was möglich ist, kann ich nicht sagen, weil es sehr vom Kind abhängt. Aber schau mal hier:http://www.kidsweb.de/experi/experinh.htm
LG Silvia
Die Seite mit den Experimenten ist ne tolle idee mal sehen
Mein Aspi lässt sich wunderbar mit Experimenten locken. Zb. Mikroskopiert Regenwasser, Filtern.... ,
kleine Chem. Experimente, Physikal. ....
Stell mal die Sachaufgaben etwas um, evtl. sind die Fragestellungen zu verwirrend?
Bei meinem Sohn hat es geholfen wenn ich ihn die Aufgabe habe lesen lassen , dann mit Ihm für Ihn "Übersetzt" habe. Mittlerweile klappt das fast immer. Rechenwege werden im Kopf durchgeführt, was in Arbeiten zu schlechteren Noten führt.
Meiner wäre vom Spielplatz sofort wieder runter wenn andere schauen. Wir haben unseren Garten blickdicht gestaltet und dort hat er auch gerne gebuddelt und das Trampolin genutzt. Waldspaziergänge mag meiner auch.
Lg
ich weiß im moment auch nicht so recht wo das problem bei den sachaufgaben ist.
mir fehlt da irgendwie auch die pädagogische erfahrung. da muss ich mich erst mal einfuchsen und lernen, wie man sachaufgaben so umformulieren kann, dass sie verständlich werden.
hab ich früher ja auch mal gelernt. Ich habe als Schüler ja auch mal nicht gewusst wie man von einer Sachaufgabe auf den Rechenweg kommt. Und das hat mir auch mal ein Lehrer beigebracht.
nur im moment ist es so, dass ich ja sofort weiß, was verlangt ist. aber das ist nur in meinem prozeduralen gedächtnis gespeichert und lässt sich momentan nicht ins deklarative umbauen.
so, wie man einen täglichen weg langläuft und dann erst mal schwierigkeiten bekommt, wenn man den weg erklären soll.
da muss ich selbst ein bisschen lernen, wie man wie ein grundschüler denkt. Ich denke, dann klappt das auch mit dem Rechenweg.
Da hab ich halt grad ein bisschen Pech, weil ich ja eine komplett andere Ausbildung habe, wie ein Pädagoge.
Ich kann dir sagen, wie das Gedächtnis funktioniert und wie Wahrnehmungsprozesse funktionieren. Ich kann dir auch erklären, wie sich das Bewustsein eines normalen Kindes entwickelt - aber ich kann dir nicht sagen, wie man einem Kind erklärt, wie es von einer Sachaufgabe auf den Rechenweg kommt...
Ob es jetzt an dem Jungen liegt, oder an mir, kann ich im Moment nicht sagen.
male mal die Sachaufgabe auf (in Bildern), fange mal bei einer mit der Lösung an und lauft rückwärts, lass ihn das für ihn wichtige aufschreiben und vergleiche mit dem was du getan hättest, stelle die Aufgabe beim Spielen mit Lego oder ähnlichen, einfach versuchen es wird schon
lg