Hallo ihr Lieben,
ich habe nochmal ne Frage an die Mamas (oder vielleicht auch Papas) von Kindern mit Wahrnehmungsstörungen. Wie stimulieren sich eure Kids selbst? Leonie hat eine Körperwahrnehmungsstörung und Reizverarbeitungsstörung. Sie ist also ständig einer Reizüberflutung ausgesetzt und spürt sich selbst nur sehr wenig. Sie neigt zu Aggressionen gegenüber anderen und nun fällt uns vermehrt auf, dass sie auch zu Autoaggressionen neigt. Vorgestern hab ich sie aus dem KiGa abgeholt und sie hatte eine Bisswunde am Arm, die sie sich aber wohl selbst zugeführt hat (nachdem die Erzieherinnen darauf bestanden, dass sie auf Toilette gehen soll, weil sie sichtlich musste).
Hier zuhause artet es auch immer mehr aus. Sie nässt ja nun sehr viel ein, aber wir haben das Gefühl, dass es immer schlimmer wird mit ihr. Sie muss sichtlich auf toilette, aber weigert sich strickt zu gehen. Sie versucht mit aller Gewalt den Urin aufzuhalten und flippt total aus, wenn wir sie uns schnappen und aufs Klo setzen. Und eben fiel es mir hier auch auf...sie musste aufs Klo, weigerte sich mal wieder, ich hab sie mir dann aber geschnappt (weil ich die ganzen vollgepinkelten sachen echt nicht mehr sehen kann) und hab sie aufs Klo gesetzt und darauf bestanden, dass sie endlich pinkelt (es ist ja auch nicht gut, wenn der Urin immer solange eingehalten wird). Nach viel Theater machte sie dann auch endlich, aber während sie pullerte, boxte sie sich die ganze Zeit in den Unterleib, richtig doll und rief immer: Blöder Bauch, Blödes Pipi, Blöde Mama.
Wir wissen nicht mehr, was wir mit ihr noch machen sollen. Wir bauen sehr viele Massagen in ihren Alltag ein, wickeln sie zwischendurch eng in decken, versuchen irgendwie sie zu stimulieren, dass sie sich endlich mal selbst spürt, aber trotzdem artet es mehrfach am Tag aus. Wir wissen echt nicht mehr weiter.
Verzweifelte Grüße Kathrin, die zur Zeit mal wieder viel zu viel um die Ohren hat und für jeden Tipp dankbar ist
Wahrnehmungsstörungen und wir sind überfordert
Hallo,
so wirklich weiter helfen kann ich Dir nicht.
Aber was sehr helfen soll zur Körperwahrnehmung ist psychomotorisches Reiten. Vielleicht wäre das ja was für euch.
LG
Kerstin
Hallo,
danke für deine Idee. Werde das mal ansprechen (psychomotorik macht sie)
lg kathrin
Hallo!
Therapeutisches Reiten ist mir dazu auch eingefallen.
Ansonsten würde ich den behandelnden Ergotherapeuten, Heilpädagogen oder bei wem auch immer sie in bBehandlung ist) nach ganz konkreten Tipps für solche Stuationen fragen.
Mein Patenkind (mittlerweile 7 Jahre alt) hat auch eine Wahrnehmungsstörung. Eine Zeit lang hat meine Freundin ihm einen Kurzzeitwecker gestellt (alle 1,5 Stunden oder so). Immer wenn der klingelte, sollte er auf´s Klo gehen. Das hat er sehr gut angenommen. Natürlich sollten Kinder dann auf Klo gehen, wenn sie "müssen". Aber bei meinem Patenkind hat das aus verschiedenen Gründen nicht geklappt. Zudem hat er heftrig protestiert, wenn die ELtern ihn dran erinnert haben. Der Kurzzeitwecker hat ihm geholfen und nach ein paar Wochen ging´s genauso gut ohne - aber das heißt nicht, dass es für Euer Problem genauso hilfreich ist.
LG Silvia
Hallo,
eine Uhr haben wir mal eingeführt. 2 Tage ging es relativ gut, dann schlug es von jetzt auf gleich um. Klingelte die Uhr, wurde extra nicht aufs Klo gegangen, sondern mit absicht in die Hose gepinkelt und all solche schönen dinge
lg kathrin
Fühl dich erst mal gedrückt. Ich habe auch so einen "Kandidaten" hier zu Hause und weiß daher genau, was ihr durchmacht.
Werdet ihr schon medizinisch begleitet? Wenn nicht, rate ich Dir, einen guten Arzt zu suchen. Denn auf Dauer wirst Du das Problem alleine nicht handhaben können.
Mein Sohn hat im Laufe der Jahre auch noch Zwangsstörungen entwickelt. Und spätestens dann MUSS man medizinisch handeln!
Wir sind erst bei einer Kinderneurologin gewesen, die uns auch sehr geholfen hat. Leider hat sie aufgehört. Jetzt sind wir bei einem Kinderpsychiater. Neurologe wäre auch gegangen, aber der Psychiater war wohnortnäher und kennt sich mit den "Problemen" unseres Sohnes auch gut aus.
Die örtlichen Erziehungsberatungsstellen haben meist einen sehr guten Überblick über fähige Ärzte in der Umgebung. Und die Beratung dort ist komplett kostenlos.
Uns wurde dort schon mehrfach sehr geholfen!
Und für die "erste-Hilfe-zu Hause":
Wir haben für unseren Sohn eine Hängematte im Türrahmen hängen. Einfach so ein Türreck in den Türrahmen gespannt (geht ohne Bohren) und eine Hängematte (so eine ohne Querstreben) da eingehängt.
Die Hängematte hängt da jetzt wie eine große Stoffschlaufe.
Wenn es meinem Sohn mal wieder zu viel wird, dann flüchtet er in seine Matte und schaukelt sich ruhig. Besonders im ersten Schuljahr, als viele neue Eindrücke zu verarbeiten waren, wäre er ohne seine Hängematte nicht lebensfähig gewesen.
Viel Glück!
Hallo,
vielen Dank für deine Worte. Wir sind noch relativ am Anfang der Behandlungen. Leider musste ich den Termin im SPZ beim letzten Mal absagen. Aber am Mittwoch sind wir wieder dort.
Eine Hängematte hat sie in ihrem Zimmer, aber so richtig die Ruhe hat sie dafür irgendwie nicht. Sie lässt sich eh nur sehr selten für etwas länger motivieren...
Darf ich fragen, was beim Kinderpsychiater so gemacht wird?
lg kathrin
Dort wird das ganze geistig/seelisch/neurologische abgeklärt.
Fragebögen zum Verhalten (für Eltern und KiGa/Schule),
langes Erstgespräch,
Gespräche alleine mit dem Kind,
alleine mit den Eltern
Eigentlich alles, was auch im SPZ gemacht wird, nur ohne die körperliche Untersuchung und die motorischen Tests.
Keine Angst davor!!!!
Ach ja: Gerade "schwierige" Kinder suchen instinktiv immer die Nähe zu den Eltern.
Eine Hängematte im eigenen Zimmer bringt daher nicht so viel.
Unsere Hängematte hängt im Türrahmen zu dem Zimmer, das direkt unten neben Küche/Wohnzimmer ist.
Wenn also die Küchentür offen ist (und das ist sie meistens), dann ist es gleich der nächste Türrahmen. Mein Sohn hat dabei also immer das Gefühl, in meiner Nähe zu sein und hört die normalen Alltagsgeräusche aus der Küche.
sie hat aber selbst dann keine ruhe, wenn ich mich mit zu ihr ins zimmer setze
hier unten im wohnzimmer haben wir so eine banane...da setzt sie sich auch gerne mal drauf, aber auch da hat sie keine geduld für...
aber wir werden uns mal was einfallen lassen, danke
Da muss ich dir leider wiedersprechen!
Meine Tochter hat auch diverse Baustellen und mein Mann und ich sind die LETZTEN, die sie bei sich haben möchte! KEIN Kuscheln, KEIN Trösten, KEIN auf dem Schoß sitzen, sondern sie drückt uns regelrecht weg ! Außerdem ist es Ihr egal, wo eir uns befinden. Wenn sie uns nicht sieht oder hört, stört sie das GAR NICHT ....
LG;
Mukkelchen
hat dein Kind seine Rückzugsmöglichkeiten? Für mich hört sich das nach stress pur an . Da würde meiner auch freidrehen. er brauchte schon als er kleiner war seine Ruhe alleine in seinem Zimmer, wenn das nicht ging gab es Stress, durch die Reizüberflutung geht es nicht anders, das Kind benötigt eure Unterstützung und Ihr dringend von Fachkräften.
Macht eine Familientherapie/ Kur wo ihr lernt wie euer Kind fühlt. (zb. beim Psychologen)
Ich mußte das auch lernen und habe schnell verstanden wie es meinem Kind geht, und was er fühlt. das warum steht immer.
Viel Geduld und Glück
hallo,
sie hat ihr eigenes zimmer, rückzugsmöglichkeiten sind auf jeden fall gegeben.
Unterstützung bekommt sie von uns, wie gesagt versuchen auch viel möglichkeiten in den alltag einzubauen, dass sie sich mal schön selbst spüren kann.
Hi
aus deinem Thread lese ich wie sehr du deine Tochter liebst, wie sehr es dich belastet und wie sehr du deiner Tochter helfen willst.
Du bist eine gute und engagierte Mutter!
Mein Rat an dich ist:
sei bitte eine etwas "schlechtere" Mutter.....
denn deine Tochter hat schon viel zu deutlich begriffen das sie nicht "richtig funktioniert"....
=> blöder Bauch, der blöde! - Macht was er will und nicht was ich will und deshalb hat Mama Stress und ich bin schuld... ! Ich bin verkehrt....
Sowas macht sauer, hilflos, wütend. Erst recht wenn man merkt das man es nicht mal ändern kann weil der Körper, die Wahrnehmung, der Bauch nicht funktioniert -.... da kann man schon mal ziemlich wütend werden. Gegen sich und gegen andere.
Deine grösste Aufgabe als Mutter ist es NICHT möglichst schnell möglichst maximale "Normalität" herzustellen.
Deine grösste Aufgabe ist es, deinem Kind zu vermitteln das es - TROTZ Behinderung oder Einschränkung lebenswert, liebenswert, perfekt und genau richtig ist.
Ich bin anders und ich bin ok so.
Lass die Erwartungshaltung einfach mal weg- das wird euch beiden gut tun- und lebe mit Leonie einen möglichst normalen Alltag in der ihr "anderssein" gar kein Thema mehr ist.
Lacht über eine nasse Hose. Überlegt GEMEINSAM was man probieren könnte um das in den Griff zu kriegen. Spielerisch. Konstruktiv. Die Würde bewahrend. Kerr ey- liest sich völlig belehrend. Das wollte ich nicht auch wenns vielleicht so ankommt...
geschrieben aus der Erfahrung von 2 Töchtern, die diesen Monat 20 geworden sind und deren größeres Problem definitiv NICHT die verbliebenden Einschränkungen sind sondern das schwache Selbstbewusstsein und der große Hunger nach Erfolg und Anerkennung....
lg
Petra
Hallo petra,
Deine antwort treibt mir die tränen in die augen
danke für deine worte. Wir versuchen den alltag so normal zu gestalten wie möglich, aber scheinbar gelingt es uns definitiv nicht immer.
Auch wenn es rein gar nichts entschuldigt, aber ich habe drum herum noch so viel anderes, dass meine nerven manchmal nicht dis besten sind. Wobei mir der tod meiner mama vor 2 wochen echt die augen geöffnet hat und mir nochmal klar wurde, dass man jeden tag genießen sollte, weil es von heute auf morgen vorbei sein kann.
Aber natürlich spürt auch leo es und wenn sie dann sagt, dass sie gerne mal wieder zu omi möchte, dann merkt sie auch, dass ich stocke und mir plötzlich die tränen in den augen stehen...
Aber du hast recht, sie merkt selbst, dass sie "anders" ist, aber dieses gefühl möchte ich keinesfalls verstärken darum nimmt sie trotz ihrem verhalten an allen aktivitäten teil, wir haben uns bewusst gegen eine windel entschieden (erklär das mal deinem umfeld) und auch wenn sie gefahren nicht richtig einschätzen kann bin ich trotzdem nicht immer hinter ihr her (ja und wenn sie sich dann verletzt lasse ich mir vorwürfe machen). Und warum mache ich das alles? Genau, weil ich sie trotzdem selbst bestimmen lassen möchte und sie zur eigenständigkeit erziehen möchte, denn sie ist total pfiffig und schlau.
Lg kathrin
hallo kathrin,
würde es etwas bringen, wenn ihr das erfolgreiche geschäft honoriert vielleicht mit einem kleinem gummibärchen?. so dass sie das pullern auf toilette mit etwas schönen verknüpft.
oft ist es ja auch so, dass kinder ihren urin nicht hergeben wollen. wenn sie dann dafür etwas bekommen fällt es leichte.
viele grüße maren
Hallo Kathrin,
einen Teil Deiner Sorgen kenne ich. Ich habe auch eine Tochter mit Wahrnehmungsstörungen, die immer wieder einnässt (und auch ich kann die Wäscheberge an manchen Tagen nicht mehr sehen ). Zu Spitzenzeiten waren wir bei 2-3 vollgepinkelten Hosen am Tag und meine Nerven lagen blank, da sie sich weigerte aufs Klo zu gehen ("Muuuuss niiicht!"), fünf Minuten später aber einnässte. Ich wusste echt nicht mehr, was ich noch tun sollte. Für ihr Selbstbewusstsein wars aber wichtig, dass sie keine Windel mehr trug (sie war im Kiga gehänselt worden und war sehr unglücklich darüber).
Schließlich haben wir ein Belohnungssystem eingeführt: Wenn sie es schafft, einen ganzen Tag lang trocken zu bleiben, dann darf sie sich einen Aufkleber aussuchen und diesen auf ein Blatt Papier kleben, das an unserer Wohnzimmertüre hängt (und wo sie dauernd vorbei kommt). Es sind ganz besonders schöne glitzernde, glänzende und reflektierende Aufkleber. Immer, wenn ich sie bitte aufs Klo zu gehen und sie sich weigert, erinnere ich sie an die Aufkleber - und schon ist ihre Motivation größer. Wenn sie es schafft, den ganzen Tag trocken zu bleiben, dann bekommt sie nicht nur einen Aufkleber, sondern auch ein riesengroßes Lob von mir, ich sag ihr, dass ich es ganz toll finde, dass sie es geschafft hat und stolz auf sie bin. Es tut ihr unheimlich gut und auf diese Art und Weise sind wir jetzt auf "nur noch" 1 nasse Hose in zwei Tagen (im Schnitt) gekommen - was ich für sie schon super finde!
Meine Tochter weiß auch sehr genau, dass sie anders ist als andere Kinder. Aber sie leidet da eigentlich nicht direkt drunter, sondern genießt es sogar, da sie dadurch viel mehr Aufmerksamkeit bekommt als ihre Geschwister. Ihr Selbstbewusstsein ist dennoch angekratzt, weil ihr viele Dinge einfach schwer fallen, die den anderen Kindern im Kiga (oder ihrer jüngeren Schwester) einfach so zufallen. Darum versuche ich ihr beizubringen, dass es eine viel größere Leistung ist, wenn SIE etwas schafft (z.B. trocken bleiben ), weil ihre Ausgangsbedingungen einfach schwerer sind. Ein bisschen klappts und wir bleiben dran
Lg Steffi
OMG Kathrin, ich könnte Dich knutschen für diesen Beitrag!
Ich dachte, Du schreibst von meiner Tochter, aber 1 zu 1.
Leider bin ich hundemüde, schade, dass ich den Thread gerade erst entdeckt habe, aber ich würde mich freuen, wenn wir uns noch mal lesen könnten
LG,
Claudia
Hallo Kathrin,
heute habe ich etwas mehr Zeit .
"Hier zuhause artet es auch immer mehr aus. Sie nässt ja nun sehr viel ein, aber wir haben das Gefühl, dass es immer schlimmer wird mit ihr. Sie muss sichtlich auf toilette, aber weigert sich strickt zu gehen. Sie versucht mit aller Gewalt den Urin aufzuhalten und flippt total aus, wenn wir sie uns schnappen und aufs Klo setzen. Und eben fiel es mir hier auch auf...sie musste aufs Klo, weigerte sich mal wieder, ich hab sie mir dann aber geschnappt (weil ich die ganzen vollgepinkelten sachen echt nicht mehr sehen kann) und hab sie aufs Klo gesetzt und darauf bestanden, dass sie endlich pinkelt (es ist ja auch nicht gut, wenn der Urin immer solange eingehalten wird).".
Das ist die exakte Wiedergabe dessen, was bei uns zuhause passiert.
Ich habe gerade unser Familienhilfe gesprochen (die ist top, hat Zusatzqualifizierungen im Bereich ADHS) und diese empfahl, Charlotte positiv zu animieren. D.h. wir haben nun Aufkleber im Bad und für jede trockene Hose beim Pipi machen gehen bekommt sie einen. Die nassen Hosen lasse ich unkommentiert.
Ich setze mich nur selbst unter Druck, da ich immer denke "Mein Gott, sie muss im Sommer in die Schule, so geht das nicht!"
In Bezug auf das sich spüren können haben wir den Massagestrahl der Dusche entdeckt, das findet sie toll. Genauso kneten, kneten, kneten, schaukeln, wir haben nun Trampolin im Sportverein einmal ausprobiert, das hat ihr auch sehr gefallen.
Ansonsten lese ich hier einfach mal gespannt mit und gucke, ob noch mehr Tipps kommen!
LG,
Claudia
Hallo Claudia,
ich kann gar nicht beschreiben, wie gut es tut, so eine Antwort zu bekommen.
Gerade diese Sache mit dem Urin einhalten, in die Hose machen...man hat das Gefühl, man stehe damit allein da.
Bis zum Sommer ist ja noch etwas Zeit
Ich danke dir für die Tipps. So ein Aufkleber-System haben wir schonmal gemacht, da klappte es 2 Tage und dann ging es von vorne los.
Kneten macht sie auch total gerne, nen Trampolin haben wir hier auch, ne Hängematte auch... und zu weihnachten bekommt sie jetzt einen cuddle loop von land of toys.
wenn du magst, kannst du dich auch gerne mal über VK melden, vielleicht können wir uns dann noch etwas mehr austauschen
lg kathrin