Guten Morgen zusammen!
Mein Sohn ist jetzt 9 Jahre alt. Bis jetzt hieß es, er habe eine Entwicklungsstörung im Sozialen und Emotionalen Bereich. Im Sozialverhalten hat er eine Diskrepanz von 3 Jahren zu seinem eigentlichen Alter.
Jetzt war ich mit ihm bei einer Kinderpsychologin weil er in der Schule nicht weiter kommt. Er ist vom Stoff her, immer noch erste Klasse, obwohl er schon das 4. Jahr zur Schule geht (auf eine Förderschule).
Gestern meinte die Psychologin nach Akteneinsacht und nachdem was ich ihr erzählt habe, dass er auf dieser Schule falsch sei. Sie geht im moment davon aus, dass er eine geisitge Behinderung hat.
Gibt es hier jemanden, der damit Erfahrung hat? Bin im moment ein wenig ratlos, was da auf mich zukommt. Ich weiß wie müßen jetzt erstmal die Testungen abwarten, aber sie sagt sowas doch nicht ohne Grund, oder?
Würde mich über Antworten sehr freuen, gerne auch per PN.
Vielen Dank!
LG fraukeule
Geistige Behinderung?
Hallo,
bei einer eventuellen geistigen Behinderung auf der falschen Schule? Förderschule ist doch für Kinder mit geistiger Behinderung gedacht?
LG
Verena
"Förderschule ist doch für Kinder mit geistiger Behinderung gedacht?"
Es gibt, ich glaube 11 verschiedene Arten von Förderschulen. Manche davon unterrichten nach Regellehrplan. Förderschule heißt nur, dass die Kinder in IRGENDEINEM oder MEHREREN Bereichen besonderer Förderung bedürfen. Es gibt z.B. die Schulen für Körperbehinderte. Nun sag mir, warum ein Rollifahrer nicht normal den Regellehrplan schaffen soll? Ja, für Sport braucht er vielleicht eine Hilfe zunächst und die Schule muß eben barrierefrei sein. Es gibt auch Sprachheilschulen. Die unterrrichten auch nach Regellehrplan. Die Kinder dort haben nur eine Sprachentwicklungsverzögerung und diese Schule ist ohnehin nur eine Durchgangsschule, d.h. spätestens nach der Grundschule sollten sie in Regelschulen zurückgeführt werden.
Nur EINE der vielen Förderschulen ist eine Schule für Kinder mit geistiger Behinderung. Die Schüler dieser Schule sind geistig behindert und/oder mehrfachbehindert. Hier geht es nicht darum Deutsch, Mathe, Physik, Bio, Chemie, Englisch & Co. zu lernen, sondern hier geht es um alltagspraktische Fähigkeiten. Das ganze Ziel dieser Schule ist, dass die Kinder nach den 14 Jahren einigermaßen in der Lage sind, mit Hilfe ihren Alltag zu meistern.
Dann gibt es auch noch die Förderschule mit dem Schwerpunkt Lernen. Das sind die Kinder, die unter optimalsten Bedingungen noch die Möglichkeit hätten in die Regelschule zu wechseln. Sie haben oft "nur" eine Lernschwäche oder andere Erkrankungen, die sie beim Lernen behindern. Manche Kinder sind einfach auch nur verhaltensauffällig.
Eine weitere Förderschule gibt es auch noch für kranke Kinder - also für die Kinder, die z.B. eine Reha machen oder im Krankenhaus liegen.
Du siehst also, es gibt sehr viele Förderschulen... und nicht alle haben etwas mit der geistigen Behinderung zu tun.
Hallo,
danke für die umfangreiche Info. :)
LG
Verena
Hallo,
mein Jüngster hat wahrscheinlich eine GB. Beim letzten Test war er auf dem kognitiven Level eines 1 Jahr und 10 Monate alten Kindes - bei einem chronologischem Alter von 4 Jahren und 3 Monaten. Allerdings wurde bei ihm auch noch nie ein IQ-Test gemacht, immer nur der EQ Test mit Bayley.
Bei uns wurde jedoch immer schon gesagt (auch bei meinem Großen - der dann jedoch glücklicherweise einen normalen IQ hatte), dass vor einer Einschulung ein IQ-Test gemacht werden MUSS. Ohne den, wird man hier gar nicht in die verschiedenen Schulformen zugewiesen.
Ich würde nicht unbedingt sagen, dass er eine GB hat, nur weil er in der Schule nicht weiter kommt. Also die Diskrepanz von 3 Jahren bei Sozialen und Emotionen ist ja schon heftig - was hat dein Sohn? Und dann kann es doch nicht sein, dass ein Kind 4 Jahre in eine Schule geht und es kommt nicht vorwärts. Irgendjemand schläft doch da (damit meinte ich weder dich noch dein Kind). Geht denn dein Kind gern in die Schule? Wie macht es denn die HA? Hat er Hobbys? Wie macht er die? Ich würde mir mal das gesamte Kind anschauen und nicht nur einen Teil. Hattet ihr FF? Wäre es möglich, dass jemand von dort nochmal in der Schule hospitiert "anonym" - also jemand, den deinen Sohn nicht kennt. Oder vielleicht würden sich die Lehrer bereit erklären mal eine Kamera mitlaufen zu lassen. Der Schritt zur GB-Schule ist eigentlich immer ein Schritt ohne Rückkehr. Ist denn dein Sohn wirklich so schlecht? GB bedeutet hier bei uns nur Alltagspraktische Fähigkeiten. Also bei meinem Sohn ganz konkret würde das bedeuten: er würde lernen selbstständig zu essen (bisher wird er gefüttert), sich selbstständig an- und auszuziehen, Toilettengang wird weiter geübt/ Trockenwerden, Gebärden werden einstudiert (die meisten Kinder sprechen kaum oder gar nicht), tägliche wiederkehrende Rituale werden genau eingehalten (gemeinsames Frühstück,...), Therapien. Die meisten Kinder bei uns auf der GB (zumindest die Grundschüler) haben eine Pflegestufe. Eine Grundschulklasse besteht aus 4 Kindern, 2 Lehrern und eventuell noch Schulbegleitern und/oder Pflegepersonen. Es kann also echt eng werden im Raum bei so vielen Erwachsenen und so wenig Kindern. Das ist bei uns Geistig Behindert.
Und dann gibt es noch LB (Schule mit Förderschwerpunkt Lernen). Ich hoffe doch sehr, die Psychologin hat sich nur in der Wortwahl geirrt. Das ist für die Kinder, deren IQ unter dem durchschnittlichen IQ liegt, aber noch nicht im Bereich der geistigen Behinderung. Manchmal auch für kinder mit Teilleistungsschwächen oder Verhaltensauffälligkeiten. Hier gibt es kleinere Klassen und eigentlich soll hier besonders gefördert werden. Allerdings ist gerade diese Schulform schon sehr in Verruf geraten, da andere Schulformen gerne "unbequeme" Schüler hierhin schicken. Hier muß man also sehr genau schauen, ob die gewählte Schule wirklich eine sehr gute Schule ist.
Hallo Kati,
vielen Dank für deinen ausführlichen Bericht.
Ich fang mal von ganz klein an.
Niclas konnte erst mit 8 Monaten sitzen, krabbeln mit zehn und laufen mit 19 Monaten.
Sprechen kam sehr spät, weswegen er mit drei Jahren zur Logopädie ging. Er kam mit 3 in einen Regelkindergarten. Dann kam die U8 und unserem KA gefiel das alles nicht und wir wurden zur Frühförderung geschickt. Die haben ihn getestet und dabei kam heraus, dass er ziemlich weit hinterherhinckt mit seiner Entwicklung.
Daraufhin wurde uns geraten ihn in einen Heilpädagogischen Kindergarten zu schicken, was wir auch getan haben. Dort fühlte er sich pudelwohl. Dann kam der Einschulungstest und den hat er komplett versemmelt (Farben konnte er nicht unterscheiden, Wutanfälle wenn was nicht gepasst hat usw.).
Dann hieß es es kommt eine Sonderpädagogin in den Kiga, die mein Kind beobachtet und beurteilt.
Dabei kam halt raus, dass er eine Entwicklungsverzögerung im Emotionalen und Sozialen Bereich hat. Aufgrund dessen Gutachten ist er auf eine Förderschule mit dem Förderschwerpunkt Emotionale und Soziale Entwicklungsverzögerung gekommen.
Dort ist er sehr gut angekommen und fühlt sich wohl und hat auch Freunde.
Aber leider ist es so, dass er in Mathe immer noch im Zahlenraum bis 20 ist bei plus und minus, weil sich das noch nicht gefestigt hat. Wenn man ihm heute beibringt über 20 zu rechnen, dann bekommt er das hin, kann es aber am nächsten Tag nicht mehr.
In Deutsch schreibt er immer noch nach der Lautsprache, Rechtschreibregeln kann er nicht anwenden da er die Regeln immer wieder vergißt.
Er geht gerne in die Schule und macht am We Theater, warum die Lehrer denn frei haben? Wir sind schon oft am We oder in den Ferien zur Schule gefahren, um ihm zu zeigen dass sie geschlossen ist.
Hausaufgaben macht er in der Schule in einer kleinen Gruppe und laut Aussage der Aufsicht gibt es dort keine Probleme. Wenn er allerdings viel auf hat, dann muss er nach ca. 20 Minuten immer eine Pause machen, da seine Konzentration nach lässt.
Zu seinen Hobbys muß ich ein wenig ausholen. Wir wohnen mitten auf dem Land und nebenan sind direkt zwei Bauernhöfe mit Kühen. Er ist begeistert dabei, wenn es heißt Kälber füttern, Kühe von der Wiese holen oder sonst irgendwie zu helfen (und sei es nur mit dem Hochdruckreiniger den Trecker abspritzen). Solange er da mit dem Bauern alleine ist, ist auch alles ok. Aber sobald ein anderes Kind dazu kommt, dann eskaliert es. Niclas ist sehr schnell eingeschnappt und verkriecht sich dann (dann kommt man nicht mehr an ihn ran). Er schlägt dann nach jedem der versucht mit ihm zu reden (auch mich oder meinen Mann). Diese Phase kann sich bis zu einer Stunde hinziehen, bis er sich wieder beruhigt hat.
Du sprichst die Alltagspraktischen Fähigkeiten an, hier eine Auflistung:
-Schuhe nur ohne Schleife (er kann es nicht, er lernt es heute--->kann es morgen nicht mehr)
-Brot schmieren, geht nur mit Sauerei (vergleichbar mit der 4jährigen Schwester)
-Getränk einschütten, da geht die Hälfte daneben
-selbsständig anziehen geht nur, wenn man ihm die Sachen rauslegt
-Wäsche in den Schrank räumen bekommt er nicht hin
-Zimmer alleine aufräumen geht nicht
-Besteck in der Schublade ordentlich einräumen, geht nicht
-Tisch decken, geht nicht (er vergißt die Hälfte)
-Strassenverkehrsregeln kann er, aber er kann sie nicht anwenden
-erkennt keine Gefahren, hat vor nichts Angst
-Schmerzgrenze ist sehr hoch (gebrochener Oberarm war nur dadurch zu erkennen, das er den Arm nicht genutzt hat)
-Angst bei Gewitter, dass er sich bei Mama verkriecht und am zittern ist wie Espenlaub
-er kann nicht schwimmen (heute kann er es, morgen nicht mehr)
Ich hoffe ich konnte dir einen Einblick in das Leben von Niclas geben. IQ Test, EEG und andere Tests werden jetzt durchgeführt und ich hoffe, dass ich danach schlauer bin.
Aber es war schon ein kleiner Schock wie die Psychologin gestern meinte, es wird wahrscheinlich darauf hinauslaufen.
Wenn du noch Fragen hast, gerne!
LG fraukeule
Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass dein Sohn in einem ganz falschen Förderschwerpunkt ist. Im Förderschwerpunkt ES wird sehr oft nach den Regelrichtlinien unterrichtet.
Ist bei der Begutachtung durch die Sonderpädagogin kein IQ Test gemacht worden?
Was sagen denn die Lehrer dazu?
Bei uns (Förderschule L/ES/SQ) beobachten wir die Kinder und wenn wir der Meinung sind, dass der Förderort falsch ist, dann versuchen wir die Schüler umzuschulen, sei es zurück in die Regelschule oder auch in einen anderen Förderschwerpunkt.
Wie geht es deinem Kind in der Schule? Ist es frustriert?
Ich würde schnell mal ein Gespräch mit der Schule suchen1
Lg Basket
meine Tochter geht auf solche GB-Schule....und die Schule ist echt super.
Es gibt Kinder die schwer beeinträchtigt sind, und Kinder die nicht so arg betroffen sind.
Diese Kinder sprechen gut, haben motorisch keine Probleme, aber ihr denken und handeln ist halt nicht "normal"
Auf solch Schule werden sie viel intensiver betreut, und jedes Kind wird gefördert.
Das erreichen des Hauptschulabschlusses ist dort ganz normal möglich wie auf einer anderen Schule auch!
"Das erreichen des Hauptschulabschlusses ist dort ganz normal möglich wie auf einer anderen Schule auch! "
Arg...ich schätze das ist dann mal wieder einer der Unterschiede in unserem tollen Schulsystem. Warum können die das auch nicht bundesweit einheitlich machen...
Bei uns ist ein Hauptschulabschluß auf der GB nicht drin. Ein Wechsel zur LB ist natürlich theoretisch jederzeit möglich und dort kann man den Hauptschulabschluß machen. Realistisch schafft man den Wechsel jedoch auf die LB nur innerhalb des 1. Jahres nach Start bzw. nach Wechsel auf die GB. Das wurde uns auch ganz klar gesagt. Auf der GB gibt es bei uns keine Fächer mehr. Das einzigste, was noch versucht wird den Kindern beizubringen, ist lesen, schreiben und rechnen. Und bei uns gibt es dann eben noch Musik, Informatik und Schwimmen auf dem Stundenplan. Bei zweiterem habe ich echt gestaunt als ich das erfahren habe. Als wir nachgefragt haben, wurde uns erklärt, dass fast alle Schüler mit uK kommunizieren und PC längst gewöhnt sind.
Hallo,
ich wäre mit diesen Diagnosen sehr vorsichtig. Meinen Sohn haben wir auch testen lassen. Beim 1. Psychologen war er absolut behindert, obwohl er das überhaupt nicht ist. Beim 2. Psychologen war er nur etwas unter dem Durchschnitt, was den IQ angeht. Unser Sohn besuch eine normale Schule und kommt auch mehr oder weniger mit, er hat eine Lese- und Rechtschreibschwäche und ich denke auch dass er eine leichte Form vom Autismus hat (Asperger), was aber nicht diagnostiziert wurde, obwohl sehr viel dafür spricht.
Mein Sohn ist natürlich nicht dein Sohn aber ich würde nicht aufgrund einer Diagnose von einer Person mein Kind für behindert erklären. Außerdem ist es allgemein bekannt, dass die Kinder von Förderschulen im Schnitt 2 bis 3 Jahre vom Stoff den Regelschulen hinterher hinken.
Wie schätzt du denn deinen Sohn selbst ein? Findest Du, dass er geistig behindert ist? Hat er Freunde? Wie macht er sich in der Schule? Wieso ist er in die 4. KLasse der Förderschule gekommen, wenn er angeblich so schlecht ist? Was sagen denn seine Lehrer über ihn?
Bitte treffe keine vorschnellen Entscheidungen aufgrund einer Aussage. Das sind alles auch nur Menschen und sie irren sich oft. Wenn Du mehrere Psychologen aufsuchst, dann werden dir alle etwas anderes über dein Kind erzählen, vorausgesetzt du sagst nicht, was die anderen gesagt haben.
LG
Carola
P.s. Mein Sohn hatte mal ein Zahnprobleme und 5 Zahnärzte haben etwas anderes erzählt!