Hallo,
ich habe vor einiger Zeit hier schon einmal zu problemen mit meinen zu betreuenden Schulkind geschrieben. ich bin Schulbegleitung in einer Realschule.
http://www.urbia.de/forum/45-leben-mit-handicaps/3576215-aufgaben-einer-schulbegleitung
Nachdem die situation einfach nicht besser wird, mache ich mir natürlich weiterhin gedanken, wie ich den jungen unterstützen kann.
sooo, nun wurde mir zu Beginn nur gesagt, dass er eine cerebralparese hat und er unter LRS fällt aufgrund seiner behinderung. mehr ist nicht bekannt und diagnostiziert - oder ich weiss es nicht (was ich ja nicht hoffe).
jetzt habe ich aber herausgefunden, dass der junge zu 99 %iger sicherheit das asperger syndrom hat (die beschreibung trifft auf ihn voll zu, z. B. im Sozialen, Kogniviten und allgemein im Verhalten).
ich habe jetzt ein sehr schlechtes gefühl, weil ich ihn teilweise schon unter druck setze, z. B. ständig ermahne, sich zu konzentrieren, ein bisschen mehr rücksicht auf seine mitschüler zu nehmen oder sich einfach mehr mühe zu geben, sich etwas anzupassen. auch bin ich oft auf besonderheiten von ihm im verhalten nicht eingegangen oder habe sie heruntergespielt, da ich teilweise dachte, er verhält sich so, um aufmerksamkeit zu erlangen.
Tja, nur wenn das mit Asperger stimmen sollte, dann tu ich ihm ja vollkommen unrecht, da diese auffälligkeiten ja zu dem krankheitsbild gehören.
Die mutter sprach ich darauf an. von ihr kam nur "naja, das wissen wir schon lange das ABC autistische Züge hat". Aber es ist nie getestet worden und die mutter wirkte auch nicht so, als wolle sie dies machen. ich finde es schade, dass mir davon nichts gesagt worden ist, weil dies trägt ja sehr zum richtigen umgang und zur förderung bei.
und nun zur sache:
wie soll ich mich nun in hinblick auf den jungen verhalten? soll ich einfach mein verhalten so umstellen, als ob er wirklich asperger hat? wie soll ich mich denn überhaupt verhalten? kennt da jemand eine gute internetseite oder weiss, wie ich an detaillierte Infos komme?
Ich möchte ihm so gern helfen. Vielleicht finde ich ja irgendwas, was ihm das Leben erleichtert.
Freue mich über viele hilfreiche Antworten!
Gerne auch von betroffenen Eltern, die ebenfalls eine schulbegleitung für ihr kind haben und wissen, wie es in der schule abläuft.
LG
Asperger Syndrom - keine diagnose. Wie in der Schule "behandeln" und unterstützen?
das lettze wort haben da die eltern.
Wenn das Kind auf der Schule klarkommt, und die Schule ihn behalten will als Schüler, wird es so weiterlaufen wie bisher.
Du kannst ihn da nur so weit unterstützen das du darauf achtest das er Regelmässigkeiten hat......das nichts Ausserplanmässiges auf ihn einprasselt etc.
Meine Tochter hat übrigens auch autistische Züge und unser Kia meinte das er vermutet das sie eine Form des autismus hat. Sie wurde allerdings nie getestet, und ich halte es für unnötig.
Bei uns ist das aber ne ganze andere Sache wie bei euch.....meine tochter ist geistig behindert, hat motorische Defizite, Wahrnehmungsstörungen, ist hypoton, spricht kaum und schlecht....... da würde die Diagnose Autismus nichts dran ändern ehrlich gesagt....
Vielleicht kannst Du ja mal mit dem Schulpsychologen reden, oder mit dem Rektor oder so. Sag das Du unsicher bist im Bezug auf den Umgang mit dem Kind.....das Du angst hast ihn falsch zu behandeln.
Danke!
auf der schule wird er auf alle fälle bleiben. den unterricht bekommt er locker mit und er ist von den noten im durchschnitt.
Mir gehts eher darum, wie ich mit den verhaltensauffälligkeiten umgehen soll (bei unruhe im klassenzimmer, bei schwierigkeiten beim erledigen von arbeitsaufträgen, kontakt zu mitschülern, begründung von sonderstellungen - da ja nix offiziell ist sind die mitschüler sehr empfindlich und empfinden alles gleich als bevorzugung etc).
aber da ist deine idee mit dem schulpsychologen sehr gut. werd ich mich morgen gleich mal schlau machen!
auch habe ich jetzt beim googeln gelesen, dass es spezielle treffen für kinder/menschen mit asperger gibt, bei dem sie lernen, sich besser in andere hineinzuversetzen und mit dem leben allgemein besser klarzukommen. das wäre ja auch noch was für ihn, wenn es stimmen würde, das er es hat.
ich möchte das kind halt so gut es geht unterstützen, komm mir im mom aber alleingelassen vor und bin enttäuscht, dass die mutter nicht von anfang an mit offenen karten gespielt hat. weisst du, seit über 2 jahren reib ich mich auf, um ihn integriert zu bekommen etc. teilweise auch durch nachteile für den jungen (da ich ja gedacht hab, er macht manchmal nur show.... ). hätte die mutter gleich was gesagt, hätte ich mich drauf einstellen können und hätte vieles anders gemacht.....
nun gut, dass ist vorbei, aber ab dieser woche möchte ich schon einiges verändern. hoffe, es klappt alles!
LG
Hallo
in unserem speziellen Forum für Eltern mit autist Kindern schreiben auch Betreuerinnen und Schulbegleiter aktiv mit und suchen Rat oder wollen sich informieren!
www.autisten-kinder.com
Blöd ist es sicherlich, dass man dir nicht ALLES gesagt hat, denn wenn der Junge bekanntermaßen autist. Züge hat und zu 99% Asperger ist, dann ist alles bisherige quasi kontraproduktiv gelaufen!
Sehr schade weil man mit solchen Kindern anders umgehen MUSS.
Ich bin Mama einer 11 jährigen Asperger Autistin!
LG Scrollan
Hallo,
ich selbst habe einen Sohn ohne Diagnose, der aber zu 99% auch Asperger hat. Das er autistische Züge hat, ist auch anderen aufgefallen. Ich habe mich damit beschäftig und festgestellt, dass enorm viel auf ihn zutrifft. Im Grunde genommen ist Asperger aber keine Behinderung, sondern eine andere Vernetzung im Gehirn. Das behindert im Alltag zwar ist für den Betroffenen aber weniger hinderlich als für seine Umwelt.
Mein Sohn lebt im Hier und Jetzt. Er hat kein Zeitgefühl. Fragt man ihn nach den Tagen, dann nennt er die Monate. Er erzählt von Dingen, die er letzte Woche erlebt hat manchmal so, als ob sie ewig her wären. Er vergisst auch manchmal Dinge, die am selben Tag passiert sind oder sie fallen ihm erst Stunden später wieder ein.
Wenn mann unseren Sohn nicht kennt, könnte man auch meinen er möchte sich immer in den Vordergrund spielen aber so ist es nicht. Er kann sich extrem schlecht nach Regeln richten, weil er sie vergisst oder sie ihm einfach nicht einleuchten. Zudem bedenkt er nicht die Konsequenzen, die sein Handeln nachsichziehen können und überdenkt sie daher nicht, was wiederum zu Konflikten in seinem Umfeld führt. Unser Sohn hat oft totale Ausraster und kann sich schwer auf neue Situationen einstellen. Das führt auch in der Schule zu Problemen. Wenn der Lehrer z. B. sagt: holt jetzt die Bücher raus, dann muss ein Kind mit Asperger noch das zu Ende bringen, was es gerade in diesem Moment macht. Es kann nicht aufhören und den neuen Auftrag ausführen.
Unser Sohn hat übrigens eine starke LRS, ist im Fach Mathe (im Rechnen) und Englisch aber gut. Auch kann sich unser Sohn schlecht konzentrieren bzw. ist schnell ablenkbar. Die Konzentration hat stark zugenommen seit dem er Zappelin (homöopatisches Mittel aus der Apotheke) bekommt, ich glaube ohne diese Mittel würde er nicht in der Schule funktionieren.
Auch wir werden keine Diagnose einholen, da es aus meiner Sicht für unseren Sohn keine Vorteile bringt. So ein Kind richtig zu behandeln ist sehr schwer. Es versteht emotionale Ausbrüche anderer schlecht, man muss also sehr viel Geduld aufbringen.
Bei unerem Sohn ist es so, dass er den Schulstoff ständig wiederholen muss, da er sonst selbst Gelerntes schnell wieder verliert. Auch muss man die Zeit z. B. für die Hausaufgaben einteilen und immer wieder Pausen einlegen.
Es ist schön, dass Du Dir Gedanken darüber machst. Ob das Kind die Realschule schafft, ist allerdings nicht gesichert, selbst wenn das Kind es vom IQ her könnte. Der Lernzuwachs ist oft sehr gering und wie gesagt es erfordert unheimlich viel Geduld und man muss auch akzeptieren können, dass das Kind je nach Tagesform gute bis sehr schlechte Ergebnisse erzielt. Außerdem muss man sich viel mit dem Kind unterhalten und die teilweise sehr von der Norm abweichende Kommunikation aushalten können. Unser Sohn erzählt oft Dinge, die für andere nicht erwähnenswert sind, da es sich um Selbstverständlichkeiten handelt. Seine Fantasiegeschichten kann auch kaum einer verstehen, der nicht genauso tickt.
Unser Sohn besucht die Grundschule einer Regelschule und wie haben keinen I-Helfer. Ich erwarte mir von der schulischen Laufbahn meines Sohnes nicht viel, werde ihn aber natürlich so gut wie möglich unterstützten.
Ich hoffe, dass ich Dir helfen konnte.
LG
Carola
Hallo!
Danke für deine Antwort!
Ich hoffe, dass er weiterhin auf der realschule klarkommt. in den lernfächern ist er eigentlich sehr gut (durchschnitt 2) und er hat ein enormes allgemeinwissen. das verblüfft mich immer wieder, manchmal weiss er mehr als ich
ich merke aber, dass er z. b. in mathe totale probleme hat, bei den aufgaben zu variieren. dadurch macht er so viele fehler, dass er seit letztem jahr zwischen 4 und 5 steht, aber immer wieder gerade so die kurve zur 4 bekommen hat. er macht halt sehr gut im unterricht mit.
wenn ich alleine mit ihm bin und arbeitsaufträge mache (mathe und englisch), schafft er es nicht 1/3 richtig zu haben. das klappt nur zu hause. das gibt mir auch zu denken. warum? die mutter meint, sie lässt ihn auch alleine denken und versucht, nicht zu unterstützen. aber das ist halt auch schwer, weil ich mit im schulaufgaben schreiben muss. da ist seine mutter ja nicht dabei. d.h. die fehlerquote bei tests ist hoch (also note 4 - manchmal 5)
kann dies auch an asperger liegen? er erkennt z. b. nicht, dass sich aufgaben in div. zwischenschritte unterteilen lassen, was nun sehr problematisch ist. mit termen kennst du dich ja bestimmt auch aus. und die muss man halt aufteilen, wenn man die aufgabe richtig lösen will.
auch in englisch grammatik macht er viele fehler, sobald die aufgabenstellung etwas variiert. ich dachte immer, dass es halt am englischen allgemein liegt. ich war/bin da immer noch keine allzugroße leuchte.
er unterhält sich am liebsten nur über technik (computer und handies), leider hat er da keine freunde, die dies ebenso interessieren wie ihn. er hat seltsame hobbies (routenplanung, haushaltsplanung), die alle online ablaufen. da er aber auch körperlich beeinträchtigt ist, habe ich mir bis letztens keine gedanken drüber gemacht und bin halt davon ausgegangen, dass er sich diese interessen eben ausgewählt hat, weil die behinderung ihn hierbei nicht stört. aber nun habe ich gelesen, dass gerade solche "komischen" spezialinteressen ein hinweis auf asperger sind.
Dafür ist er auf der sozialen ebene halt sooo anders als andere, eben teilweise die typischen asperger symptome.
Ich dachte halt, wenn die diagnose da ist, können wir alle (lehrer, mitschüler, ich) viel besser auf ihn eingehen und es kann auch - gerade von den mitschülern - besser verstanden werden, warum er sich so verhält.
alle gehen davon aus, dass er NUR körperliche defizite hat und so sind seine mitschüler von seinen eigenheiten halt auch verständlicherweise mehr als genervt. vielleicht entsteht so mehr verständnis für ihn und es wird nicht mehr so gelästert. bis jetzt hab ich nie so wirklich eingesehen, ihn zu verteidigen, eben weil ich dachte, er ist so, weil er eine größere sonderstellung möchte und sich noch wichtiger machen will. aber wenn er asperger hat, dann war das ja alles falsch.
auf der anderen seite: wenn er kein asperger hat - was ja toll wäre - würde ich ja wiederrum falsch reagieren wenn ich ihn so behandeln würde als ob...... verstehst du? für mich ist es im mom. eine gradwanderung.
schwierig schwierig!
Hallo,
ich habe eine Bekannte, deren Sohn das Asperger-Syndrom hat. Allerdings ist es bei ihm erst vor zwei Jahren von einem Kinder- und Jugendpsychiater diagnostiziert worden, was ja reichlich spät ist. Es ist wohl sehr schwierig, Asperger korrekt zu diagnostizieren, da die Betroffenen häufig durch unspezifische Verhaltensstörungen auffallen. Der Sohn meiner Bekannten geht in die 8. Klasse eines Gymnasiums und kommt dort wohl gut mit. Allerdings hat er auch seit längerer Zeit eine Schulbegleitung, ohne die es wohl nicht funktionieren würde. Nun gibt es aber wohl das Problem, dass er die Anweisungen der Schulbegleitung nicht mehr befolgen möchte. Die Bekannte ist sich daher auch nicht sicher, ob er das Abitur schaffen wird oder ob er vorher von der Schule abgeht.
Ich verstehe in deinem Fall aber nicht, warum sich die Eltern gegen eine Diagnose sträuben. Schließlich hätte das auch Vorteile, weil er dann wegen motorischer Schwächen beispielsweise vom Sportunterricht befreit werden könnte.
Hi!
Erinnerst Du Dich noch an mich? Ich hab Dir zu Deiner ersten Anfrage damals auch geantwortet. :)
Schön, dass Du immer noch so hochmotiviert bist Deinem Schützling zu helfen!!
Diesmal kann ich Dir vielleicht sogar besser antworten, denn mein Sohn ist Aspie. Ich habe ihn im ATZ (Autismus Therapie Zentrum) diagnostizieren lassen und würde es immer wieder tun. Zum Einen bringt es praktische Vorteile wie die Anerkennung einer Pflegestufe oder eines Schwerbehindertenausweises (was Dein Schützling aber sicher schon hat), zum Anderen hat es meinen Umgang mit ihm um 180° verändert und nun ist es hier seeehr harmonisch.
Auch seine Lehrerinnen wissen von der Diagnose und haben sich entsprechend aufgestellt (bei uns gibt es von der Stadt eine Autismusschulberaterin), sie haben uns zu Hause besucht und sind mit uns Eltern regelmäßig über seine Besonderheiten im Gespräch. Den Mitschülern wird es auch sehr gut vermittelt und er kommt ganz toll klar in der Schule (ist jetzt gerade im Sommer eingeschult worden).
Ich verstehe die Angst vor der Diagnostizierung leider nicht. Es hilft den Kindern so sehr, wenn sie einfach richtig "angefasst" werden. Außerdem gibt es super Einzel- und Gruppentherapien. Und wer will nicht auch das Gefühl haben verstanden zu werden?? Ist es nicht übel, dass diese Kinder sich immer wie auf einem anderen Planeten fühlen müssen??
Es gibt noch ein tolles Forum: Rehakids.de und die Bücher von Tony Attwood zum Thema liebevoll autistische Kinder erziehen. Knospe macht auch Wochenendseminare. Ansonsten würde ich an Deiner Stelle wirklich die Eltern nochmals bitten den Jungen diagnostizieren zu lassen. Es würde allen sehr helfen! Und der Junge würde auch viel mehr an Nachteilsausgleich zugestanden bekommen (z.B. müssen Aspies oft keine Gedichtinterpretationen in Deutsch machen, weil sie keine Metaphern verstehen usw.). Auch kommen die vom ATZ in den Unterricht und helfen den Lehrern und Mitschülern. So viele Möglichkeiten sind dem Jungen damit genommen... .
Mein Sohn liebt auch die Autismusfreizeiten. Also, es gibt echt ganz viel, wenn man sich mal informiert und die Kleinen diagnostiziert.
Alles Liebe!!
das ist aber schön, nochmal von dir zu hören!
ja, ich denke auch, dass eine diagnose helfen würde. ich merke ja schon durch die letzten 2 wochen, dass ich viiiiel relaxeder bin als vorher. einfach, weil ich mich und den jungen nicht mehr unter druck setze. ich könnte soviel verstehen und echt verständnis aufbringen, wenn er wirklich AS hätte. das würde soviel erklären und für alle wärs eine erleichterung.
morgen möchte ich mal im ATZ bei uns anrufen und mal meinen verdacht äußern und einige verhaltensweisen aufzählen um einfach nur mal einschätzen zu lassen, ob es wirklich Asperger sein könnte.
und dann werde ich nächste woche mal ein gespräch mit der mutter unter vier augen führen. eben auch wg. noch mehr nachteilsausgleich und einfach auch der soziale kontakt. eigentlich ist mir das ja fast am wichtigsten....
vielleicht mag ja auch mal eine fachkraft an der schule vorbeischaun und bei uns in der klasse einen "vortrag" halten.
vielleicht gibts da auch bessere unterstützung im logischen denken - mathe...... da haben wir grad sehr dran zu kauen.
naja, zuerst brauchen wir mal ne diagnose. vorher geht ja eh nix.
ich wünsche dir einen wunderschönen Di abend und hoffe, du hast dann ein schönes verlängertes we vor dir!!
LG