Hallo,
im Rahmen meines Studienabschlusses befasse ich mich derzeit mit dem Thema Inklusion, bzw. der Beschulung von Kindern mit unterschieldichen Beeinträchtigungen.
In der Theorie und Literatur ist natürlich alles immer sehr einfach und alle wünschen sich das Ideal der vollkommenen Inklusion herbei.
In der Realität scheint es nur wenige Kinder zu geben, die bestenfalls in Regelschulen integriert, nicht aber inkludiert sind.
Studien zeigen, dass nicht allen Kindern und Eltern mit Inklusion etwas Gutes getan wird und sie durchaus positivere Erfahrungen mit der Separation und dem Besuch von Sonderschulen haben.
Ich konnte nur wenige Praxiserfahrungen an einer Schule mit GU-Klassen sammeln und kann mir somit kein Urteil bilden.
Ich verlange nicht, dass ihr euch asschweifend zu dem Thema äußert, wäre aber froh, die ein oder andere Meinung zu lesen.
Seht ihr die Förderschule als aäquate Einrichtung zur bestmöglichen Beschulung, oder ist es eher eine Anstalt, die der Bequemlichkeit des Schulsystems nachkommt und noch mehr Heterogenität an den Regelschulen vermeiden will?
Ist Inklusion erstrebenswert oder Illusion?
Vielen herzlichen Dank für eure Mühen und Meinungen!
LG sopi
Förderschule oder Inklusion?
Ich denke, Inklusion ist theoretisch möglich in barrierefreien Schulen für ausschließlich Körperbehinderte und auch eventuell noch für Kinder mit einer leichten Lernschwaeche - natürlich immer mit entsprechender Integrationskraft. Für alle anderen Kinder sollte es weiterhin Sonderschulen geben.
In Sprachheilschulen sind zwar auch Kinder, die theoretisch inkludiert werden können, aber für die Kinder ist es besser ihre Sprachentwicklungsverzoegerung erst einmal in der Sonderschule aufzuholen und dann zu wechseln zur Regelschule als Regelschüler. Man kann die Kinder aber sicher auch durchschleifen in der Regelschule mit I-Kraft. Eine Zukunft werden sie dann kaum haben.
Schulen für Kinder mit geistiger Behinderung sollen wohl sowieso bestehen bleiben für die "schweren Fälle", die gar nicht in einer Regelschule beschulbar sind.
Schulen für Kinder mit Lernbehinderung sollen wohl wegkommen und die Kinder an die Regelschulen. Schaffen werden die Kinder das nicht.
Wie ich mir die Inklusion von Hörbehinderten und Sehbehinderten Kindern vorstellen kann, weiß ich gerade nicht. Das ist ja auch ein ziemlicher finanzieller Aufwand, den die Schule dann zu tragen hat, wenn ein solches Kind dann eingeschult wird. Und ob nun alle Lehrer nochmal einen Crashkurs in DGS bekommen...keine Ahnung.
Das ist in meinen Augen die derzeitige Realitaet in den meisten Schulen Deutschlands. Es gibt Ausnahmen, aber die sind sehr, sehr selten. Nur wenige Schulen schaffen es und unterrichten tatsächlich inklusiv. Ehrlich gesagt kenne ich nur eine einzige Schule - und das ist auch noch eine Privatschule. Also es wird teuer für die Eltern...
Vielen herzlichen Dank für deine ausführliche Stellungnahme!
LG sopi
Hallo,
Inklusion finde ich absolut erstrebenswert. Vorallem für Kinder mit Körperbehinderungen und für Kinder, die in der Deutschland als "lernbehindert" gelten. Den Begriff der Lernbehinderung hat Deutschland geprägt und findet sich in der ganzen EU nicht wieder (das kannst Du gerne mal im Internet nachlesen, ich habe es getan). In anderen Ländern der EU gibt es keine Separierung von Kindern, die vom IQ her unter Durschschnitt sind, hier heißen sie "Langsamlerner".
Solange Andersartigkeit in diesem Land ein Makel ist und an der Regelschule nicht geduldet bzw. gefördert wird, ist Inklusion leider nicht umsetzbar. Viele vertreten die Meinung, die Du hier geschrieben hast. Die Lehrer ziehen nicht mit, haben keine spezielle Ausbildung und machen meiner Meinung nach "Dienst nach Vorschrift". Das ist der Hauptgrund warum viele Eltern sich letztlich für eine Förderschule entscheiden oder einen erbitterten Kampf an der Regelschule führen müssen. Das finde ich sehr schade und absolut nicht erstrebenswert. Aussortieren war gestern. Wenigstens einen Vorteil hat die EU uns Eltern gebracht, das Recht auf eine Regelbeschulung.
LG
Carola
Liebe Carola,
auch dir vielen herzlichen Dank für deine Meinung, besonders den Blick auf Europa finde ich sehr interessant, da werde ich mich auf jeden Fall schlau lesen.
LG sopi
Echt? Noch ein Grund, gegen die EU zu sein. Ich will das Recht auf Sonderbeschulung. Und nun? Das, was hier an den Schulen los ist, ist eine absolute Katastrophe. Es wird mal wieder etwas vorgeschrieben, was überhaupt keiner durchziehen kann, weil die Voraussetzungen fehlen. Ich kenne - durch meine Kinder - sehr viele Eltern von schwerbehinderten Kinder. Die allerwenigsten wollen Integration oder Inklusion. Ich habe auch mit Ärzten und Therapeuten geredet. Alle sind dagegen. Es sind nur wenige Schüler tatsächlich inkludierbar - und selbst diese bräuchten dann personelle Hilfe. Viele Schüler sind in Sonderschulen, weil sie in großen Gruppen gar nicht klar kommen und weil sie eine geschützte Umgebung brauchen. Denkt da mal jemand dran?
Der Punkt ist einfach, dass Inklusion zunächst in den Köpfen der Menschen ablaufen muss und dann müssen natürlich auch die räumlichen Gegebenheiten stimmen. Beides ist in Deutschland einfach nicht gegeben. Selbst viele "nur" Körperbehinderte wollen nicht inkludiert werden. Klar ist es theoretisch möglich die Schule darauf vorzubereiten. Aber die gesunden Schüler müssten es dann eben auch normal finden, dass der geistig gesunde Rollifahrer mit einer Pflegeperson auf Toilette geht. Und dafür ist die Hemmschwelle einfach noch zu hoch. Bei uns an der GB-Schule ist es schon so, dass die Schüler freiwillig kommen. Sie wechseln einfach freiwillig auf diese Schule, weil sie mit den Gesunden nichts mehr zu tun haben wollen. Und viele Schüler davon gehören sicher nicht auf eine GB vielleicht eine LB - ja, oder sogar inklusiv eine Regelbeschulung, aber niemals GB. Aber sie werden aufgenommen, weil sie völlig fertig sind und oftmals auch gemobbt wurden.
Hallo,
ich finde Inklusion wichtig.
Kinder mit Behinderungen sollten nicht ausgeschlossen werden, sondern im Rahmen ihrer Möglichkeiten an adäquater Bildung teilhaben dürfen.
Förderschulen haben einen guten Ansatz. Meistens enden hier Kinder allerdings an der Mittelschule und haben keine Chancen mehr.
Solange aber an den Regelschulen die Klassen zu groß sind, keine extra Lehrkräfte eingestellt werden können (oder das auch gar nicht gewollt ist?), ist es natürlich bequemer, die Kinder abzuschieben.
GLG
Hi!
Ich sehe es ähnlich, wie die Anderen.
Zur Zeit bietet das deutsche Schulsystem einfach keine wirkliche Inklusion. 30 Schüler sind zuviel um allein Regelschülern gerecht zu werden. Wie sollen da noch Besonderheiten, die über das normale Maß hinaus gehen, mitgetragen werden.
Die Modellprojekte sahen 15 Kinder mit einer Lehrerin und einem Sonderpädagogen vor. Klar- das klappt super! Realität ist aber: 30 Kinder, eine Lehrerin und ein Sonderpädagoge für die ganze Schule, sprich 4 Klassen mit je bis zu 5 besonderen Kindern... . Und die Fachkraft rennt dann von Tür zu Tür.. . Die Therapieeinheiten hier vor Ort wurden von 3 auf 1 Std pro Woche gekürzt. Wie soll da individuell gefördert werden??
Das Angebot der Stadt hieß dann: Schulbegleitung. Okay, aber ich will mein Kind nicht mit einem Erwachsenen zur Schule schicken. Er soll auch selbständig sein und sich nicht permanent "anders" fühlen.. .
Grundsätzlich finde ich, dass viele "Sonderschüler" in Regelschulen gut aufgehoben wären, wäre unser Schulsystem besser und würde sich entsprechend anders aufstellen. Natürlich könnte man behindertengerechte Schulen bauen mit Therapieräumen und entsprechendes ausreichendes Personal einstellen. Aber das will man anscheinend nicht. Man lässt die Kinder ohne geeignete Räumlichkeiten und Fachkräfte an normale Schulen.. .
Und wie reagiert man auf Lernbehinderungen, Autismus etc.?? Hier braucht es kleine Klassen, ganz individuelle Förderung. Und nochmal- das bei 30 Kindern und quasi null Fachkräften..??
Deutschland bräuchte kein federales System, sondern ein bundesübergreifendes. Und dann klare Vorgaben, wieviel Schüler, wieviel Lehrpersonal, Fachkräfte, welche Um- bzw. Neubauten nötig sind.
Inklusion ist doch auch, wenn einfach Klassen mit geistig Behinderten in den normalen Schulen sind, so dass ein Austausch in Pausen oder bei Projekten stattfinden kann.. .
Ach, es gäbe so viele Möglichkeiten und bislang wird wenig gemacht, außer separieren und pseudo- integrieren. Schade!
Hallo also ich kann nur von meinem eigenen Schützling sprechen
Florian ist Asperger Autist mit ADHS und einer Hochbegabung.
Wir standen 2011 vor der frage was tuen wir GU oder Föderschule für Sozial - Emotional.
Ich habe mir beide Modelle angeschaut und habe auch sehr sehr viel mit den Therapeuten gesprochen was das richtige für Ihn ist.
Wir haben uns hinterher für den gemeinsamen Unterricht mit I Helfer entschieden und es war das beste war wir tuen konnten.
Gut sie sind auch 30 Kinder aber immer min. 4 Lehrer + seine I Hilfe, klar weiß ich auch das das die Ausnahme ist aber die Förderschuhe war keine Option. Ich selber arbeite dort und betreue auch ein Autistisches Kind und finde die Schule für dieses Kind pures Gift dort sind zu 98% nur schwer erziehbare und dieses Verhalten überfordert diese massiv, wobei ich auch denke das alle anderen nicht viel gutes lernen können wenn alle anderen genauso sind.
Klar weiß ich auch das man es IMMER Individuell vom Kind abhängig machen muss aber ich finde wenn das System ORDENTLICH angewandt wird eine klasse Sache für Kinder.
Den ich finde behinderte Kinder brauchen KEIN mitleid sondern Akzeptanz und Unterstützung.
Hallo, die Frage ist wieviel Unterschiede verträgt die Schule ( Klasse). An unsereren). Grundschule waren ca. 18 kinder mit zwei Lehrer in einer Klasse. Die Lehrer haben schon mit Armut, Ausländern , Vernachlässigten Kinder zu tun. Es gab genug Kinder die "gestört " waren. Die beste Freundin meines Sohnes ist Behindert, sie viel aber nicht auf. Mein Sohn hat eine Hörbehinderung , zum Glück hat seine Klassenlehrerin eine Hörbehinderte Tochter . So konnte sie ihn gut unterstützen. Beide Kinder waren aber außenseiter. Das hat sich erst jetzt an den höhern Schulen geändert. Da sind Beide voll Interiert. Mein Sohn in einer I-Kasse, das Mädchen auf dem Gymnasium.
Die frage für mich ist wie weit kann dann noch Inkluiert werden? Wie ist das mit Kinder die Gewickelt , gefüttert, abgesaugt, oder andere pflege brauchen. Ich dachte an ein Bild von einer Grundschulklasse , auf der Lag ein Kind auf einer Trage mit aller möglichen Technik.
Wie ist das mit Kinder die schwere Verhaltensprobleme haben. Die gewaltätig sind, die mehr zuwendung brauchen.
In unserem Bundesland gibt es auch keine Hauptschulen mehr. Die Hauptschüler lösen sich deshalb aber nicht in Luft auf, sondern sie müssen sich den unterricht der Gesamtschule anpassen.
Ich kenne viele Kinder die wegen ihres Alters auf die Förderschule kommen. Die Kinder werden später eingeschult. Brauchen für die ersten zwei Jahre dann 3. In der dritten Klasse sind sie auch überfordert. Müßten wiederholen oder anderern Stoff bekommen.
Wechsel dann in ihre Altersstufe auf die Förderschule. Im prinzip sind diese kInder Lernbehindert.
Ich kenne Förderschüler die einen Berufgelernt haben , die jetzt eine eigene Wohnung und ein eigenes Leben haben. Ich kenne auch Eltern deren Kind auf der privat Schule gescheitert ist, und die es gerne auf die Förderschule schicken möchten.
Es gib bei uns aber auch genug Eltern die ihre Kinder auf die privat Schule schicken damit sie in ihrer Schicht bleiben. Meißt Doppelverdiener und ein"gesundes" Kind.
Ja, das ist auf jeden Fall ein großes Thema: die Art und Schwere der Behinderung. Ich komme da für mich auch auf keine einwandfreie Lösung. Soll man sagen, es gibt einfach Kinder, die sind nun mal nicht integrierbar aufgrund der Schwere ihrer körperlichen oder geistigen Behinderung?
Wieviel kann man den Regelschulen bestenfalls an Inklusionsarbeit abverlangen?
Bzw. würde ich mein Kind, wenn es sehr schwer behindert wäre, überhaupt auf eine Regelschule schicken wollen? Es ist so eine Gradwanderung zwischen Inklusion um jeden Preis und bestmögliche Förderung, die vielleicht eher auf Sonderschulen gegebnen ist?!?
Alles sehr schwierig. Selbst wenn man für sich einen Standpunkt gefunden hat, was nicht leicht ist, ist die Machbarkeit im Schulsystem noch ein anderes Thema. Und die Umsetzung bzw deren Verzögerung ohnehin.
Hallo, hier meine Meinung die gestützt wird von Erfahrungen innerhalb der Familie 1.Solange die Lehrer nicht in der lage sind (und das sind die wenigsten) mit Kindern die außerhalb der starren Norm liegen umgehen zu können halte ich Inklusion für falsch.
2. Solange 30 Kinder in einer Klasse sind bleibt keine Zeit für extras auch wenn diese wenig gebraucht werden.
3. Das Sozialverhalten vieler Eltern und damit auch der Kinder ist oft unterstes Niveau gegenüber benachteiligten Mitmenschen.
Ich halte es für einen Wunschtraum der bald zum Alptraum wird.
LG
Hallo,
ich finde die Frage interessant. Ich habe selber kein Kind mit einer Beeinträchtigung, allerdings bin ich Sonderpädagogin und das ist natürlich, dass Thema überhaupt.
Ich finde es erst einmal wichtig zu klären, dass es eine Unterschied zwischen Inklusion und Integration gibt. Wovon hier geredet wird ist die Integration. Diese Wörter werden immer wieder synonym gebraucht´, obwohl das eigentlich nicht möglich ist. Integration setzt immer eine voherige Separation vorraus. So wie es in Deutschland ist. Die Kinder werden seperat beschult. Nun sollen sie in das reguläre Schulssystem integriert werden.
Inklusion dagegen ist das es keinerlei Sonderräume mehr gibt und auch das das Denken nicht mehr in Kind mit Behinderung oder Kinder ohne Behinderung unterscheidet. Davon sind wir in Deutschland mehr als meilenweit entfernt und es ist die absolute Zielvorstellung. Dafür müsste sehr viel in den Köpfen der Menschen geschehen und das ist leider noch nicht so weit.
So wie es zur Zeit von statten geht ist es leider ein sehr trauriger Versuch und leider nur wenig erfolgreich. Man kann nicht einfach die Schulen auflösen und alle plötzlich integrieren. Und dann warten, dass sich das von alleine regelt. Die Lehrer sind überfordert und auch die jetztige Lehrerausbildung kann die Lehrer überhaupt nicht vorbereiten. Die Versuche sind leider kläglich und die paar Sonderpädagogen sind auf verlorenen Posten. Man kann nicht integrative Schulen fordern und nichts am Schulssystem bzw. die Umstände zu ändern.
Es gibt im Übrigen Schulen, die es schaffen alle Kinder zu unterrichten, auch Kinder mit schwereren Behinderungen. Die Erfolge dieser Schulen sind belegt, aber leider sind sie meist Projektschulen. Man sieht, dass es dort klappt, aber unternimmt nichts, die anderen Schulen dahin gehend zu ändern. In Deutschland liegt das Augenmerk leider nicht auf der Bildung und es ist davon auszugehen, dass Inklusion weiterhin Zukunftsmusik bleibt.
In der Welt am Sonntag war vor einigen Monaten ein ganz hervorragende Bericht darüber - denn in Südtirol ist Inklusion eben STANDARD. Fordere Dir den doch mal bei der Redaktion an. Der war echt lesenswert und bezog auch Stellung zum Unterschied hierzulande, soweit ich mir erinnere.