Hallo zusammen,
ich weiß gar nicht, ob ich mit so einer "Lappalie" hier überhaupt schreiben darf/sollte.. Ihr habt ja ganz andere Dinge zu tragen..!
Unsere Tochter ist jetzt 6 Monate alt, sie schielt seit ihrer Geburt, nicht richtig extrem, aber schon so, dass es auffällt, vor allem auf Fotos. Generell ist es schon besser geworden über die letzten Monate. Bei allen KIA- Besuchen hab ich es angesprochen, erst hieß es immer: Abwarten, das gibt sich noch. Bei der letzten Impfung waren die KIÄ und ich uns dann aber einig, dass wir doch mal zum Augenarzt gehen sollten.
Da waren wir heute.
Heute war der Termin bei der Orthoptistin, leider war der Termin sehr hektisch und unsere Maus unkooperativ (kein Wunder, wir haben über 1 Stunde gewartet..). Ich weiß jetzt, dass es echtes Schielen und kein Pseudoschielen ist. Sie hat ne minimale Hornhautverkrümmung festgestellt, die aber belanglos ist und nichts mit dem Schielen zu tun hat.
Nun sollen wir nächste Woche 4 Tage lang Atropin-Augentropfen eingeben und am 5. Tag haben wir dann Termin beim Arzt selber.
Ich weiß nun gar nicht, was da auf uns zu kommt. Was wird denn nun gemacht und untersucht? Und wie kann eine Therapie aussehen? OP? Oder versucht man es erst mit einer Brille? Oder Abkleben? Akzeptieren Babys die Brille bzw. Pflaster?
Ich weiß ja, es gibt viel viel Schlimmeres, aber ich bin zumindest heute grad total niedergeschlagen..
Vielleicht gibt es ja hier (oder auch anderswo?) Mamis mit Erfahrungen mit Schielen (und können mir Mut machen?
Danke
Baby 6 Monate schielt
Das kommt darauf an, was dein Kind hat. Ich finde es immer witzig, dass alle möglichen Leute so scharf darauf sind, ihre Kinder zu tropfen (tropfen zu lassen) und das auch noch schwer verteidigen. Meine Söhne wurden vom Augenarzt immer ohne Tropfen untersucht. Allerdings waren Tropfen aufgrund ihrer Erkrankungen nicht möglich. Da beide aber auch Probleme mit den Augen haben, wurden Beide immer in der Sprechstunde von 2 Ärzten getrennt voneinander untersucht und dann haben sich beide Ärzte unterhalten.
Beide meiner Kinder haben eine Ptosis. Mein Großer hat sehr weit auseinanderstehende Augen und der Kleine ist links nahezu blind durch Amblyopie und Optikusatrophie und er schielt außerdem extrem. Er bekam als "Therapie" die Augenpflaster. Und akzeptiert hat er die Pflaster nicht. Er hat sie immer versucht herunterzureißen. Ich habe ihn vor den Fernseher gesetzt und die Hände festgehalten. Anders ging es nicht. Zumindest nicht am Anfang. Dann kam noch hinzu, dass der Klebstoff des Pflasters ziemlich aggresiv war. Wir brauchten einige Versuche, ehe wir DAS Pflaster gefunden hatten, das keinen roten Rand und Allergien auslöste, denn immerhin kommt da ja dann täglich ein neues Pflaster auf immer die selbe Stelle. Das reizt die Haut schon.
Aber mal echt: DU sollst das selbst tropfen? Das Zeug ist nicht so ganz harmlos... Und warum gleich 4 Tage?
Hallo Kati!
Vielen Dank für deine Antwort!
Du verunsicherst mich grad noch mehr.. Nicht böse gemeint, denn ich danke dir für deine kritische Anmerkung! Also, zum Tropfen hat mir die Orthoptistin gar keine Alternative genannt, sie hat gesagt, dass das nötig wäre für die folgenden Untersuchungen. Habe ich, ehrlich gesagt, deshalb auch gar nicht in Frage gestellt. Wir sollen nur 1 x am Tag abend je Auge nur je 1 Tropfen eingeben, und zwar an den 4 Abende vor der nächsten Untersuchung, um die Pupille weit zu stellen. Und sie hat extra gesagt, dass absolut nur 1 Tropfen rein darf. Wir wohnen allerdings auch nicht so nah dran an der Praxis, als dass wir für´s Tropfen geben dahin fahren könnten - und ich trau mir das auch schon zu, denke ich.
Was sollte ich denn deiner Meinung nach jetzt tun? Oder, was würdest du tun?
Welches Pflaster habt ihr denn? Für den Fall, dass wir darauf zusteuern, wär es sicher nicht verkehrt, sowas schon mal zu wissen.
Hallo!
Bevor du dich verrückt machst, warte einfach mal ab was der Arzt denn genau sagt!
Dass du Tage lang tropfen sollst hat mich auch irritiert. Mein Sohn wird seit seiner Geburt augenärztlich betreut und er wird immer ohne Tropfen untersucht. Seit einiger Zeit kleben wir wegen des Strabismus auch ein Auge ab. Obwohl mein Sohn ein sehr eigenwilliger kleiner Kerl ist akzeptiert er das Pflaster. Obwohl er schon oft auf Pflasterkleber reagiert hat ist es bei diesen Pflastern gar kein Problem.
Alles Gute!
Hallo,
ich bin selbst gelernte Orthoptistin und kann Dir vielleicht ein paar Informationen zu den Tropfen und evtl. weiterem Vorgehen geben.
Die Atropin-Tropfen werden bei Kindern unter einem Jahr angewendet, um die Pupillen zu erweitern.
Das ermöglicht zum Einen dem Augenarzt, sich den Augenhintergrund/Netzhaut genau anzuschauen, um dort evlt. vorhandene Auffälligkeiten zu bemerken, außerdem können gute Ärzte dort auch sehen, ob ein Verrollungsschielen vorliegt (Augen können nicht nur nach oben, unten, innen oder außen sondern auch innen bzw. außenrotiert schielen, nennt sich dann im Fachjargon "Zyklorotation") und es kann eine objektive Brillenwertmessung vorgenommen werden, d.h. der Arzt misst mittels eines Lichtstrahls und vorgehaltenen Brillengläschen, ob Dein Kind eine Brille braucht (gute Augenärzte können so sehr genaue Brillenwerte feststellen, selbst, wenn das Kind noch nichts sagen oder sonstwie mitmachen kann).
Dein Kind wird durch die Tropfen recht lichtempfindlich sein (es kann ja den Lichteinfall in die Pupille nicht regulieren), so dass Du auf einen guten Sonnenschutz (Hut, Sonnenschirm an Kinderwagen/Maxi Cosi) achten solltest, bis die Pupille wieder ihre normale Größe hat. Die Tropfen wirken auch nach dem Termin noch ca. 1 Woche nach (manchmal auch etwas länger).
Die weitere Behandlung hängt davon ab, ob Dein Kind eine Brille braucht. Ist dies der Fall, wird der Augenarzt die Brille verordnen (ja, es gibt auch spezielle Babybrillen - lass Dir da von Augenarzt bzw. Orthoptistin Adressen/Firmen nennen oder frag den Optiker deines Vertrauens) und euch nach etwa 6 Wochen wieder einbestellen. Die Brille bzw. die Korrektur der Kurz-, Weit- und/oder Stabsichtigkeit (auch: Hornhautverkrümmung genannt) kann je nach SChielform Auswirkungen auf den SChielwinkel haben (ihn zum Beispiel bereits verkleinern bei Weitsichtigkeit in Kombination mit davon abhängigem Innenschielen).
Ist keine Brille nötig oder der SChielwinkel mit Brille immer noch dauerhaft vorhanden, so wird weiterhin regelmäßig kontrolliert. Schielt Deine Tochter nur bzw. bevorzugt auf einer Seite und das mehr als 50% des Tages, so wird die Orthoptistin das "gute", meistens nicht schielende Auge mit einem Pflaster abkleben lassen. Bei Kindern unter einem Jahr habe ich in so einem Fall die Hälfte der Wachzeit kleben lassen, ab einem Jahr einen Tag und dann einen Tag offen (dann wieder von vorn).
Die Orthoptistin wird auch nachschauen (mit einem Augenspiegel -Licht), ob Deine Tochter überhaupt mit der richtigen Stelle im Auge fixiert (es gibt da auf der Netzhaut einen Punkt des schärfsten Sehens, die sogenannte Fovea, mit dem fixiert werden muss, um auf die maximale Sehkraft zu kommen, wird mit einem anderen Punkt fixiert, so nimmt die erreichbare Sehkraft parallel zu Entfernung von der Fovea ab =je weiter von der Fovea entfernt fixiert wird, desto schlechter die erreichbare Sehkraft). Auch davon hängt die Art der folgenden THerapie ab.
In der Regel wird bei so jungen Kindern das Pflaster noch recht schnell akzeptiert (so meine Erfahrungen), schwieriger kann es bei sehr starken Schielschwachsichtigkeiten sein (mit Pflaster auf dem guten Auge ist die Sehkraft so schlecht, dass das Kind evtl. das Gefühl hat, "nichts" zu sehen und will natürlich das Pflaster abhaben...) oder wenn die Kinder bereits älter sind und das Pflaster als lästig empfinden (ganz egal, wie gut oder schlecht sie sehen). Außerdem ist es sehr von der PErsönlichkeit des Kindes abhängig, wie es mit so etwas umgeht und natürlich von der Mitarbeit und Konsequenz der Eltern (ohne euch Eltern geht gar nix!). Genau so ist es mit der Brille und deren Akzeptanz, wobei hier natürlich auch entscheidend ist, ob die Kinder einen Vorteil bemerken ("ich sehe besser mit Brille!"), wenn sie die Brille tragen, was nicht immer (sofort) der Fall ist.
Was eine OP angeht:
Bei angeborenem Schielen wird meistens im Vorschulalter operiert. Zum einen sind die Kinder dann bereits besser untersuchbar (mehr Kooperation und genauere Schielwinkelmessung möglich) und es wird angestrebt, das auffällige Schielen vor Schuleintritt zu verkleinern, um die Kinder nicht unnötigen Hänseleien durch Schüler auszusetzen und ihnen so den Schulbeginn zu erschweren.
Sonderausnahmen kann es geben, wenn der Schielwinkel extrem groß ist (mehr als eine OP nötig, Überdosierung nicht möglich) und/oder eine starke Kopfzwangshaltung eingenommen wird, um überhaupt fixieren zu können...
Wenn Du Fragen hast, kannst Du mich gern anschreiben, ansonsten empfehle ich Dir, dir Deine Fragen auch für euren nächsten Termin aufzuschreiben und sie dort der Orthoptistin zu stellen (im Eifer des Gefechts vergisst man sonst Dinge, die einem wichtig gewesen wären).
LG
Andrea
"Die Tropfen wirken auch nach dem Termin noch ca. 1 Woche nach (manchmal auch etwas länger)."
Warum muß dann die Mama schon 4 Tage vorher selbst tropfen?
Liebe Andrea,
1000 Dank für deine Mühe und deinen tollen, ausführlichen und informativen Beitrag!! Das beruhigt mich ja alles wieder, wenn ich das so lese.. Nachdem wir jetzt 1 Nacht drüber geschlafen haben, ist der erste "Schreck" auch schon etwas überwunden und wir sind wieder etwas optimistischer..
Ich werde mal den Termin am nächsten Freitag beim Arzt abwarten und dann werden wir schauen, was uns erwartet. Die Orthoptistin war sehr nett, aber leider total im Stress und mich hat die ganze Sache sehr überrollt, so dass ich gar nichts fragen konnte nzw. mir erst hinterher alles mögliche einfiel - kennt man ja! Leider mussten wir über 1 Stunde warten, daher hat unsere Maus bei den Untersuchungen auch nicht mehr gut mitgespielt, sie konnte z.B. mit dem Augenspiegel gar nicht untersuchen.. Das war natürlich etwas doof..!
Ich komme bestimmt noch mal auf dein Angebot zurück, mich zu melden, wenn mir noch Fragen aufkommen (oder ich, was ich nicht hoffe, nach dem nächsten Termin noch verwirrter bin..)!
Viele Grüße!
Kathrin