Huhu,
ich frage hier, weil ich mir Gedanken um eine Bekannte mache...
Sie hat einen Gehirntumor, der teilweise operiert wurde, seitdem muss sie wegen Epilepsie Medis nehmen.
Vor sechzehn Monaten hat sie einen Sohn bekommen, der für mich auffällig ist...
Er spricht nicht, lautiert kaum, lächelt nicht gezielt, fremdelt überhaupt nicht. Letzte Woche hat mir die Bekannte erzählt, dass sie selbst überhaupt keine Bindung zum Kind hat, es lieber abgibt als bei sich zu haben und sich ziemlich überfordert fühlt.
Ich frage mich, was ich ihr raten kann, wo sie selbst vielleicht professionelle Hilfe bekommt, und ob ich wegen des Kindes überhaupt etwas sagen soll...der Kinderarzt meinte bei der letzten U, es sei alles bestens, aber mir kommt das Kind eigenartig vor. Sie hat wohl auch nicht viel Vertrauen zum Kinderarzt, also möchte auch nicht über ihre Schwierigkeiten reden. Andererseits möchte ich sie auch nicht unnötig beunruhigen.
Jemand einen Tipp?
Liebe Grüße Isa
Autismus/Bindungsstörung?
Hallo
was sagt den der Vater?
Hat Sie denn HIlfe damit ihr das Kind mal abgenommen wird?
aus der Ferne lässt sich immer schwer was sagen
Wie gut kennt ihr euch den, weil du schreibst Bekannte?
LG
Ich kenne sie nur aus dem PEKIP-Kurs...
der Vater betreut das Kind wohl überwiegend abends und am Wochenende, wenn er nicht arbeitet, ich kenne ihn aber nicht persönlich.
Außerdem ist das Kind noch einen Tag ab morgens bei der Oma.
Meine Bekannte ist durch die Krankheit nicht sehr belastbar, sie hat schon viel Hilfe, aber es reicht wohl noch nicht.
LG
Hallo Isa,
bei so wenig Interesse der Mutter gegenüber dem Kind wundert mich das komische Verhalten nicht. Die Mutter benimmt sich nicht normal warum sollte sich da das Kind normal verhalten? Das Kind tut mir leid.
Die Mutter braucht Hilfe!
LG
Carola
Kann es sein, dass das Kind nicht spricht, weil die Mutter sich nicht um das Kind bemüht? Sich nicht mit ihm beschäftigt, ihm nix erzählt? Wie soll es dann sprechen lernen, wenn seitens der Mutter so ein Desinteresse besteht? Naja und warum sollte es fremdeln? Zum Fremdeln bedarf es schließlich zunächst mal einer engen Bindung zu einer Bezugsperson (in der Regel Mama und Papa) und einer daraus resultierenden Verlustangst, aber wo diese Bindung fehlt, gibt es logischerweise auch kein Fremdeln. Ganz im Gegenteil: Der Kleine ist vielleicht sogar froh, wenn er mal woanders ist, wenn seine Mutter eh keine Bindung zu ihm hat.
Das mit dem Gehirntumor ist natürlich ne schlimme Sache aber trotzdem kann ich nur sagen: Der arme Kleine! Vielleicht fehlt es dem Kleinen ja nicht an materiellen Dingen wie z.B Pflege und Ernährung, aber Vernachlässigung geht eben auch anders.
Mein Tip wäre, dass sie sich gezielt um ihr Kind kümmern soll, sich mit ihm beschäftigen soll und eine Bindung aufbauen soll. Dann wird er sich auch garantiert ganz normal entwickeln.
Hallo,
das "Fremdeln" setzt keine Bindung an irgendeine Person voraus. Es ist ein ganz normales Verhaltensmuster aus evolutionspsychologischer Sicht. Nachwuchs von Säugern würden ohne das Fremdeln nicht sehr lange leben.
Das, was du meinst, ist nicht Fremdeln, sondern eine Panikreaktion des Kindes beim Verlust der Bezugsperson. Hier muß aber gar kein fremder Mensch anwesend sein, um diese Reaktion auszulösen. Vielmehr reicht es aus, dass die bekannte Hauptbezugsperson außer Reichweite geht.
Bei bestimmten Behinderungen ist es häufig der Fall, dass ein Fremdeln schlicht unterbleibt. Man könnte jetzt ganz böse sein und behaupten, dass diese Kinder (als Säugetiere) in der "freien Natur" keine Chance hätten. Der Infantizid bei Jungtieren liegt bei bis zu 40%. Wer wäre wohl als erstes dran? Das Kind, welches sich wehrt mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln und sich an seine Bezugsperson klammert oder das Kind, was die Wolken beobachtet und dem Männchen freundlich zulächelt?
Autismus ist unter anderem eine der Behinderungen, wo Fremdeln oft unterbleibt (ja, es gibt auch Autisten, die Fremdeln - Ausnahmen gibt es immer). Bei geistiger Retardierung kommen alle Entwicklungsschritte später... teilweise auch viel später oder nie. Dazu gehört auch das Fremdeln.
Hmm, also Autismus ist das glaube ich nicht, nimmt das Kind (Blick)Kontakt auf? Autistische Kinder haben massive Probleme mit sozialen Interaktionen. Wenn er nicht fremdelt, dann scheint Das nicht der Fall zu sein. Wenn das Kind oft abgegeben wird, heißt das auch nicht, dass eine Bindungsstörung vorliegt. Kinder können auch zu anderen Personen eine gesunde Bindung aufbauen, zumindest so lange dieser stetig ist und immer diesselbe Person.
Es klingt eher als zerreißt es dir dein Mutterherz, so wir es mir meines zerreißt, wenn ich sowas lese
Solche Diagnosen oder solch einen Verdacht solltest du, sofern du kein geschultes Personal bist, nicht deiner Bekannten gegenüber aussprechen. Vllt kann dir eine Beratungsstelle des Jugendamtes Tipps geben, wie du helfen bzw vorgehen kannst? Es ist wirklich lieb von dir, dass du helfen willst, aber versuch ein bisschen emotionalen Abstand zu halten.
Mehr Tipps was du machen könntest, habe ich leider nicht. Vllt kann auch der soziale Dienst vom DRK helfen oder der Caritas!
Wünsche dir viel Glück und toll, dein Engagement
nun, das kind tut vermutlich was in dieser lage am grade am besten ist: sich unauffällig verhalten. also nicht auffallen. und das funktioniert gut, wenn man nicht laut ist und schön da bleibt wo mama einen abladet ...
hört sich jetzt schlimm an, aber da kind hat eine strategie die wirkt. somit scheint es mir ein ganz normales kind zu sein. du wirst auch keinen erfolg haben gegenzusteuern. denn alles von dem beschriebenen das er jetzt anders machen würde für dich in der wohnung/dunstkreis der mutter wäre bedrohlich und bedeutet wohl gefahr. wenn dann könntest du ihn höchstens bei dir dazu bringen wenn er auf zeit merkt hier ist es anders.
was du machen kannst ist zb anzuregen was zu unternehmen. manchmal hilft zb eine gute krabbelstube. wenn man eine gute einrichtung erwischt, dann hat das kind da zur verfügung was es zu hause nicht finden kann.
gibt es denn nen vater oder großeltern oder so wo das kind gut gebunden ist?
Welche Medis nimmt sie gegen die Epilepsie?
Weiß ich leider nicht genau. Sie hatte mir die Namen (es sind wohl mehrere) mal genannt, aber ich habe ihn nicht behalten.
Liebe Grüße Isa
Dann laß es dir nochmal sagen. Ohne diese Information kann man dir hier nicht wirklich helfen außer eben mit solchen Kommentaren: "Das arme Würmchen...".
Aber um es allgemein zu halten und da du ja schon erwähnst, dass sie mehrere Medikamente nimmt... Wenn sie die schon in der SS genommen hat, nehme ich an, das Kind leidet unter den Folgen einer Vergiftung mit Antiepileptika in der Schwangerschaft (wenn nicht, kann es sein, dass sie einen oder mehrere Anfälle hatte in der SS?). Diese Formen "Erkrankung" ist erst relativ neu bekannt geworden bei bestimmten Medikamenten - bisher war nur bekannt, dass die Medikamente die Wahrscheinlichkeit bestimmter Fehlbildungen (z.B. offener Rücken) leicht erhöhen. Zu nahezu 100%iger Wahrscheinlichkeit entwickelt ein Kind eine Form des Autismus und/oder ADHS, wenn es in der SS z.B. Valproat ausgesetzt war... mal ganz zu schweigen von den anderen, nicht weniger gravierenden, Störungen/Behinderungen, die noch dazukommen.
Ein solches Kind zu haben, ist ungefähr so, als würdest du Tag für Tag für Tag für Tag gegen eine Wand reden...und das über Jahre. Das machst du monatelang mit, weil du dein Kind liebst, aber irgendwann, bist du froh, wenn du auch mal Pause hast. Es kommt ja nie eine Reaktion vom Kind, kaum oder keine Fortschritte - alle ehemals "Mitschwangeren" präsentieren stolz ihren Nachwuchs und sein Können und dein Kind liegt noch da und starrt vor sich hin, reagiert noch nicht einmal auf den eigenen Namen. Irgendwann fällt dein Kind letztendlich aus der "Norm" und es beginnen die Tests bis vielleicht eine Diagnose gestellt werden kann. Gleichzeitig geht es los mit unendlich vielen Therapien und das SPZ/Kinderarzt oder die Frühförderung machen dich langsam darauf aufmerksam, dass du ein schwerbehindertes, pflegebedürftiges Kind hast, welches lebenslänglich auf fremde Hilfe angewiesen sein wird.
Autismus selbst kann nicht so früh diagnostiziert werden. Nicht selten geht Autismus ja auch noch mit "Begleitbehinderungen" einher, die eine Diagnose nochmal erschweren. Irgendwann nach einigen Jahren... also so um die Einschulung ... werden einige Diagnosen stehen. Bei meinem Jüngsten liest sich das dann so:
* Exposition mit Valproat in der SS
* Frühkindlicher Autismus
* mittelgradige geistige Retardierung
* Sprachentwicklungsstörung /keine Sprache
* Fehlbildung Auge links (blind)
* Bronchialasthma
* V.a. Stoffwechselstörung m. Stoffwechselentgleisungen
* Hypotonie, Skoliose
* ... noch ein paar kleinere Fehlbildungen, die entweder schon operiert oder nur kosmetischer Natur sind
Mein Großer hat diesbezüglich noch etwas mehr Glück gehabt und ist mit weniger Behinderungen davongekommen. Wir hoffen zumindest derzeit, dass er es schaffen kann (mit noch einigen weiteren Jahren Therapien), ein ganz normales Leben zu führen. Autist ist er aber auch, aber ohne die geistige Behinderung...
Vielen Dank für alle Antworten.
Es gibt hier wohl eine Beratungsstelle vom Gesundheitsamt, die als Anlaufstelle dienen könnte, sowohl für Eltern als auch bei Auffälligkeiten von Kindern. Wahrscheinlich werde ich ihr das mal vorsichtig vorschlagen, danke für den Tipp, ich hatte daran gar nicht mehr gedacht.
Liebe Grüße Isa
Wenn man Kindern keine Bindung anbietet, dann kann es durchaus zu einer Bindungsstörung kommen. Da gibt es viele verschiedene formen.
Das was du an der kleinen beobachtest, ist auch ein typisches Zeichen, denn Kinder können sich nicht gesund entwickeln, wenn sie kein Vertrauen in ihrer bezugsperson haben.
Ich weiß nicht ob sich die Mutter überhaupt helfen lassen möchte? Das wäre ein harter Weg, sich wieder das Vertrauen ihres kindes zu erarbeiten. Aber Bindung muss eben auch von innen kommen, wenn das nicht möglich ist, wird sich die Situation auch nicht für die kleine ändern.
Die kleine braucht eine feste verlässliche Bindungsperson, an der sie sich binden und die nötige sicherheit bekommt. Was ist mit dem Vater? Oder gibt es in der Verwandtschaft jemand der die kleine dauerhaft betreuen könnte?
Will die Mutter überhaupt etwas ändern? War die Situation von anfang an so? Hat sie selber vieleicht depressionen bei ihrer Geschichte?
Ja, ich denke schon, dass sie zumindest depressive Züge hat.
Und die Probleme zwischen beiden waren von Anfang an da, das Baby hat sehr viel geschrieen, Mutter war total genervt.
Sie will aber auf jeden Fall Hilfe, das finde ich schon mal eine gute Ausgangslage. Ich werde regelmäßig nachfragen, ob sie schon Termine ausgemacht hat, und notfalls auch mit ihr zusammen hingehen.
Liebe Grüße
Ich finde gut, dass sie hilfe annehmen will!
Es gibt auch gute Mutter-Kind Kurse, die auf diesen Bindungsaufbau setzen.
Aber in erster linie ist ja das Problem bei ihr zu suchen! Solange sie das nicht aufarbeitet, wird sich auch dauerhaft nichts an ihrer Beziehung zum Kind ändern. Liegen die Ursachen an ihrer Krankengeschichte? Oder geht das womöglich tiefer?
Bei uns gibt es viele Beratungsstellen, indem auch Psychologen/Heilpädagogen arbeiten.
Da würde ich mal nachfragen.
Was hat das mit Autismus beim Kind zu tun wenn die Bekannte/Freundin keine Beziehung zum Kind hat? Hier hat die Bekannte ein Problem das Hilfe erfordert weniger das Kind. Aber fakt ist doch, wenn das Kind wirklich so auffällig ist sollte es ein gescheiter Kinderpsychiater testen doch in dem Alter ist das nicht so leicht weil Autismus erst etwas später deutlicher zu Tage tritt. Mein Sohn ist selbst betroffen daher weiß ich das.
Ela
Mir kam das Kind vom Verhalten her komisch vor, und ich hatte eben auch die Geschichte von Kati im Hinterkopf ( Autismus ausgelöst durch Epilepsiemedikamente in der Schwangerschaft).
Liebe Grüße Isa
MIch wundert wie man sicher sein kann das Epilepsimedis in der SChwangerschaft Autismus auslösen können!??? Denn es weiß doch keiner genau woher der Autismus kommt oder was ihn auslöst. Es mögen eventuell noch Faktoren bekannt sein die das begünstigen aber keiner weiß doch genau wie er zustande kommt. Von daher wundere ich mich jetzt.....
Ela