Hallo zusammen,
ich suche Rat für eine Freundin. Sie hat einen adoptierten Sohn (8), der mit Asperger diagnostiziert ist und mit meinem älteren Sohn in eine Klasse geht. Er hat innerhalb der Klasse seine eigene Betreuerin.
Sie hat noch eigene Zwillinge (5), mit denen mein jüngerer Sohn in eine Klasse geht. Wir wohnen nicht in Deutschland.
Sie haben ihren adoptierten Sohn mit 8 Monaten bekommen, weil er aus seiner Ursprungsfamilie heraus genommen wurde, um ihn zu schützen, da ihm gegenüber Gewalt angewendet wurde. Die Diagnose Autismus kam erst so mit 3-4 Jahren.
Meine Freundin hat Hilfe, d.h. der Sohn wird von 8 Uhr bis 18 Uhr fremdbetreut. Aber sie kommt immer weniger mit ihm zurecht und er wendet immer mehr Gewalt gegen sie an. Wenn er Wutausbrüche hat, weil sie ihn um Beispiel daran erinnert, dass es Zeit ist das Ipad auszumachen und die Zähne zu putzen, dann schlägt er sie. Sie versucht ihm beizubringen, dass es nicht akzeptabel ist und sie schlägt nicht zurück. Aber es scheint nicht besser zu werden, sondern schlechter und dazu wird er mit dem Alter immer stärker. Sie läßt ihre drei Kinder nun nicht mehr alleine in einem Raum, weil sie Angst hat, dass er (evt ungewollt) den Zwillingen etwas tut, auch wenn die Aggression zum größten Teil gegen sie als Mutter gerichtet ist.
Der Fünfjährige stellt sich nun öfters zwischen seine Mutter und seinen Bruder. Letzte Woche kam es zum ersten Mal dazu, dass er die Oma, die in der Familie auch viel hilft, geschlagen hat (vor allem schlägt er auf die Unterarme). Meine Freundin hat sehr große Gewissensbisse.
Da sie durch die Adoption und den Asperger (und die Zuwendungen, die ihnen als Familie dadurch zu Hause und in der Schule bewilligt werden) unter Beobachtung vom Jugendamt stehen hat sie Angst, dass wenn sie sich Hilfe holt und von den Ausbrüchen erzählt ihre jüngeren Kinder in ein Register für gefährdete Kinder gestellt werden und ihnen, wenn sie die Situation nicht besser in den Griff bekommt, eventuell weggenommen werden. Dies ist nicht von der Hand zu weisen.
Ich kann mir vorstellen, dass andere Familien im Zusammenleben ähnliche Probleme haben, aber ich weiss nicht, wie ich meiner Freundin helfen kann oder wozu ich ihr raten soll, weil ich selbst keine Erfahrung in der Richtung habe. Hat hier jemand einen Rat für mich, bitte?
Danke, Mare
Asperger und Wutausbrüche/ Gewalt
Hallo
mein Sohn ist auch 8 Jahre alt und hat Asperger. Sind die anderen Kinder auch den ganzen Tag fremdbetreut ??
WEnn ich meinen Sohn für 10 Std. in eine Betreuung stecken würde dann würde er aggressiv reagieren weil er total überfordert ist. Welche Therapien bekommt der Junge ??
Wer hat die Diagnose gestellt ?? Denn meines Wissens werden die Kinder mit Asperger erst mit frühestens 4 -5 Jahren auffällig.Viele werden erst in der Pupertät diagn.
Kennst du das Buch: Ich bin besonders bzw. Davids Welt ?? Ich habe beide und finde sie sehr gut.
lg
Hallo 3erclan,
danke für Deine Antwort. Es kommt eine Hilfe zu denen morgens nach Hause, frühstückt mit ihm und bringt ihn zur Schule, welche hier von 9-15.30 Uhr ist ab dem Alter von 4,5 Jahren. Dann wird er von einer Betreuungsperson nach Hause gebracht und zu Hause bis 18 Uhr betreut inklusive gemeinsames Abendessen als Familie, es sei denn, es steht was Besonderes an (Fussballtraining zum Beispiel). Welche Therapien er in der Schule macht weiss ich nicht. Die Zwillinge gehen zur Schule von 9-15.30 Uhr.
Sie schafft es nicht alleine mit 3 Kindern zur Schule zu kommen (ihr Mann arbeitet ganz normal). Der Junge will nicht an der Hand gehalten werden, beachtet aber die Strassenregeln nicht, also muss er an die Hand.
Er ist auffällig und war es auch als Dreijähriger. Als mein Dreijähriger schon lange ruhiger geworden war, war er immernoch sehr sehr aktiv und wie besessen von bestimmten Dingen und Abläufen. Ich nehme an, die Diagnose ist von einer Reihe von Ärzten gestellt worden. Durch Gespräche mit dem Jugendamt hat meine Freundin viel später herausgefunden, dass der biologische Vater wahrscheinlich ebenfalls davon betroffen ist, das war aber nirgendwo in den Akten verzeichnet.
Ich habe ihr Davids Welt empfohlen und dabei selbst hineingeschnuppert zu dem Zeitpunkt. Ich habe keine Hilfestellung zum Umgang mit Gewalt gesehen.
LG Mare
Hallo,
mein Sohn ist auch betroffen. Er ist allerdings nie gewalttätig gegen uns. Manchmal gibt es Streitereien zwischen ihm und seiner Schwester, bei denen er sich auch sehr grob zur Wehr setzt, seine Schwester steht ihm aber in nichts nach.
Wir wissen jetzt ein bisschen wenig über den Jungen. Es gibt Autisten, die sind sprachlich sehr gewandt, andere haben große Probleme überhaupt zu sprechen. Mein Sohn ist sprachlich sehr fit und kann dadurch viel mit Worten regeln. Wie ist das bei diesem Jungen?
Mein Sohn bekommt von uns ein homöopathisches Mittel, was ihm hilft, sich besser zu regulieren. In diesem Jahr hat er an einem Sozialkompetenztraining teilgenommen, was ihm sehr geholfen hat.
Ich denke es gibt einiges was man für den Jungen tun kann, allerdings alles abhängig vom Grad seiner Behinderung. Mein Sohn ist nur wenig betroffen.
LG
Carola
Danke Carola.
Er spricht, aber er kann trotzdem seine Bedürfnisse nur wenig artikulieren.
Es hat sich was neues ergeben (siehe Antwort untendrunter).
Vielen Dank für Deine Hilfe.
LG Mare
Hallo :)
So ohne den Jungen zu kennen, ist es natürlich sehr schwierig zu sagen, was ihm helfen könnte. Ich arbeite beruflich mit Autisten in Schulen und als Therapeutin. Aber wie gesagt, jeder Autist ist einzigartig und es gibt fast nichts, was man verallgemeinern kann.
Die Situationen, die du angeschnitten hast, sind aber insofern sehr typisch, weil es eigentlich symptomatisch für fehlende Struktur ist.
Ich persönlich halte sehr viel vom TEACCH-Konzept. Das kann auch individuell an die kognitiven Fähigkeiten und Bedürfnisse des Jungen angepasst werden. Dabei geht es vor allem um räumliche und zeitliche Strukturierung und strukturierte Aufgaben und Arbeitsweisen.
In diesem Fall fehlt ihm vielleicht einfach ein Hilfsmittel, das ihm zeigt/sagt/veranschaulicht, wie lange die Zeit zum Fernsehen/Spielen/usw tatsächlich beträgt.
Dazu gibt es massig Hilfsmittel. Der Time-Timer ist wie eine große Eieruhr und stellt die verbleibende Zeit farblich da. Er könnte also sehen, wieviel Zeit er hat, wieviel vergangen ist und vor allem, wann Ende ist.
Wenn ihm das "zu blöd" ist und er entsprechend fit ist, wäre auch ein klar besprochener Plan mit entsprechenden verbindlichen Zeiten denkbar, der z.b. an der Wand hängt.
Vielleicht hat deine Freundin ja Interesse an einem Buch zum Thema. Ich kann Werke von Anne Häussler nur empfehlen.
Ansonsten gibt es in den meisten Städten Angebote für Autismusspezische Therapie. Manchmal kommen diese Leute auch nach Hause und helfen den Eltern/der Familie entsprechende Strukturierungen zu entwickeln und umzusetzen. Manchmal sind es nur Kleinigkeiten, die große Erleichterung verschaffen. Es ist einfach für Außenstehende immer wieder eine riesen Herausforderung, die Gedanken und Beweggründe von Autisten wirklich zu erkennen oder gar zu verstehen.
Ich wünsch deiner Freundin alles Gute und viel Erfolg!
Danke für die Hinweise.
Es hat sich jetzt etwas ergeben, was den Stress/ die Ausbrüche erklärt und im Moment ist es etwas besser.
In der Schule hatten sie seine Betreuer am Nachmittag abgezogen, ohne die Familie zu informieren, weil ein anderes Kind, welches weniger Betreuung hat innerhalb der Schule verhaltensauffällig war, während der Sohn meiner Freundin sich in der Schule ruhig verhalten hatte und nur zu Hause auffällig war. D.h. anstatt die ganze Zeit im Klassenraum zu sein und ihn nach Bedarf zu unterstützen, kamen sie nur um eine bestimmte Uhrzeit, um mit ihm auf die Toilette zu gehen. Hiess zum Beispiel, dass falls er zwischendurch mal musste, er niemanden hatte (weil er es der Lehrerin ggü nicht kommunizieren kann) und sich auch einmal eingenäßt hat. Es hat lange gedauert, bis er das seiner Mutter gegenüber sagen konnte, bzw sie die richtigen Fragen gestellt hat.