Schule möchte Schweigepflichtentbindung von Therapeuten

Hallo,

Ich habe neulich von den Problemen in der Schule im "Kids&Schule" berichtet, aber ich glaube diese Frage ist besser hier aufgehoben.
Wir lassen unseren Sohn aufgrund der diversen Probleme in der Schule jetzt testen,damit wir endlich Klarheit bekommen warum er neuerdings regelrecht nervlich "durchbrennt" in der Schule (er legt sich neuerdings unter den Tisch und rollt sich zusammen, singt laut oder rennt einfach raus).

Wie auch immer, wir sind im regen Kontakt mit den Lehrern und versuchen so gut es geht einen weg zu finden,dass es mit ihm wieder besser wird.
Die Schule hat nun angemerkt das sie gerne eine Schweigepflichtentbindung von seinen behandelnden Therapeuten hätte um sich mit diesen auszutauschen über ihn.
Ich bin absolut dagegen und sie werden von mir keine bekommen.
Die Schule fühl sich nun irgendwie von uns vor den Kopf gestoßen,weil sie ihm ja nur helfen wollen...

Wie seht ihr das?
Hat bei jemanden hier auch schon mal die Schule so etwas verlangt und habt ihr eingewilligt?
Welchen Vorteil sollte das meinem Sohn bringen? Schulrelevante Informationen kann die Schule von mir und meinem Mann bekommen, ich möchte nicht das die Schule sich jegliche Infos über meinen Sohn einholen kann,wie die lustig sind.
Ich bin der Meinung das, auch wenn er Probleme macht, immer noch eine eigene Privatsphäre hat oder sehe ich das falsch wenn ich es sehr anmaßend finde sowas zu Verlangen?

LG

3

Hallo!

Aus Lehrersicht:
Wieso ist es anmaßend, dass die Lehrer, die ja offensichtlich die größten Schwierigkeiten mit deinem Sohn haben, ALLES für sie mögliche tun wollen, um die Situation zu verbessern?
Gerade für die Lehrer ist ein solches Verhalten, wie du es beschreibst, extrem belastend und im besten Falle (der anscheinend vorliegt) wollen sie Lösungen suchen um allen Beteiligten zu helfen. Mit einfachen Maßnahmen ist es ja anscheinend nicht getan, da auch ihr professionelle Hilfe braucht.

Daher möchte die Schule die Möglichkeit haben mit den Therapeuten zu sprechen - um Hilfe im Umgang mit dem Kind zu bekommen. Glaub mir - alles andere ist den Lehrern egal und interessiert sie auch nicht weiter. Und aus Erfahrung weiß ich, dass Eltern Informationen sehr oft nicht adäquat weitergeben, ob wissentlich oder aus Versehen spielt keine Rolle.

Ich verstehe ehrlich nicht, warum man damit ein Problem haben kann! Es geht um das Wohl des Kindes.

Lena

5

Ich verstehe sehr wohl weshalb man damit ein Problem haben kann, leider gibt es ausreichend Lehrer die ihren Job ausüben ohne tatsächlich die emotionale, geistige und soziale Berufung dafür zu haben. Das geht solange gut wie Kind und Eltern pflegeleicht sind. Und auch die mit echter Berufung und viel Lebenserfahrung stossen an ihre Grenzen.
Deshalb habe ich immer von Fall zu Fall entschieden wer in welchem Umfang informiert wird und in welcher Form (runder Tisch, Dossiers, Couching, Beizug weiterer Fachstellen usw.), zum Glück hatten und haben wir immer äusserst erfahrene Therapeuten/Psychologen an unserer Seite.

Sollte es sich nämlich um eine Autismusspektrumsstörung handeln, wird es immer und immer wieder zu Missverständnissen und negativer Haltung zwischen Lehrern und Elternhaus kommen. Denn es gibt quasi zwei Kinder: das welches die Eltern kennen, und das Kind in der Schule. Dazu das ausgeprägte Gegenwartserleben, in der Schule liegt das Kind beispielsweise drei Stunden in Embryonalhaltung unter dem Tisch, leidet wie ein Tier, macht jeden normalen Schulunterricht unmöglich und kommt fröhlich zu Hause an, erzählt auf Nachfrage die Schule sei ok und wie immer gewesen.....Glaub mir, das gibt zu 100% Probleme zwischen Elternhaus und Schule.

7

Hallo,

Ich bin absolut bereit mit den Lehrern und Therapeuten zusammen zu arbeiten und auch Informationen weiter zu geben die relevant sind, ebenso mich mit allen Parteien an einen Tisch zu setzen.
Aber ich möchte einfach nicht das da hinter meinem Rücken über meinen Sohn Informationen ausgetauscht werden.
Ich mag seine Lehrer wirklich, aber "Problemkinder" haben einfach sehr schnell ihren Stempel weg.
Natürlich geht es denen auch nur darum ihm helfen zu können und ich unterstelle da niemanden etwas, aber ich möchte entscheiden in welchen Umfang wer was zu wissen hat.
Man würde auch seinem Arbeitgeber keinen Freibrief geben sich Informationen über sich einzuholen.

Wir müssen ja nun auch selbst erstmal herausfinden was los ist, dass wird noch einige zeit dauern und vorher können wir eh nicht viel machen.
Ich weiß das die Situation sehr schwierig für die Lehrer ist, für uns ja auch.
Aber derzeit würde es so oder so niemanden helfen da rumzutelefonieren auf welchen Stand sie grad mit ihm sind.

LG

weitere Kommentare laden
1

Bist du sicher, dass die Schule will, dass der Therapeut ihnen gegenüber von der Schweigepflicht entbunden wird? Das ergibt doch zum jetzigen Zeitpunkt absolut keinen Sinn. Umgekehrt hingegen schon, dass die Schule der Schweigepflicht entbunden wird um dem Therapeuten Auskunft zu geben.

Ansonsten: zuerst die Tests und Abklärungen.
Danach, wenn ihr ein gutes Gefühl habt was den Therapeuten anbelangt: Gespräche am runden Tisch mit Schule, Therapeut und euch.

Andere Frage: wo lasst ihr euren Sohn abklären? Das beschriebene Verhalten ist hoch auffällig und gehört in meinen Augen in Spezialistenhände. Ein "normaler" Kinderpsychologe ist da schlicht Zeitverschwendung (im besten Fall). Was für mögliche Diagnosen stehen zum jetzigen Zeitpunkt im Raum?

2

Andersherum ist von uns aus natürlich genehmigt, dass macht für mich ja auch Sinn das die Therapeuten so viele nötige Informationen bekommen wie möglich.
Es ist schon richtig so das die Schule eine Schweigepflichtentbindung gewünscht hat.

Auf deine Fragen muss ich ein wenig ausholen.
Mein Sohn würde erstmals in der Vorschule auffällig indem er sehr oft Mitarbeit verweigert hat, daraufhin hat er diese wiederholt und wir haben eine Psychotherapie begonnen.
Es wurde durch die Therapie sehr viel besser und er war gut in der 1. Klasse angekommen und wir wollten abwarten mit weiteren Tests und Diagnosen.
Seit nun ca. 4 Wochen ist er stark rückfällig geworden, hat kaum mehr mitgearbeitet und stört den Unterricht.
Hatte nächtliche panikattacken etc. Und daraufhin haben wir uns nun an einen psychiatrischen Dienst gewendet um dort eine Diagnose erstellen zu lassen.

Noch steht keine wirkliche Diagnose im Raum, klar ist das er mehr oder weniger stark ausgeprägte autistische Züge hat.
Eventuell liegt eine Hochbegabung vor, dass möchten wir abklären lassen und er hat eine ziemlich angststörung, die aus seiner Babyzeit stammt, wegen einer für ihn sehr belastenden Klumpfußbehandlung (deswegen sind wir mitunter schon so lange in Therapie).

4

Danke für deine Antwort. Ich bin froh steht Autismus bereits zur Diskussion, passiert leider viel zu oft dass ansonsten gesunde, aber halt autistische Kinder als depressiv, psychotisch oder was auch immer "diagnostiziert" werden.
Autistische Kinder zeigen oft dann die stärksten Auffälligkeiten in Umgebungen oder in Anwesenheit von Leuten die nicht kompatibel sind für sie.
Deshalb sollte der Therapieansatz nicht dahin gehen die Kinder zu ändern oder gar zu heilen, sondern ihnen Wege eröffnen ihre Umwelt in ihrer ganzen Unstrukturiertheit zu ertragen und zu verstehen, mit allem anderem macht man Autisten keinen Gefallen. Fälschlicherweise als defizitär zu gelten wenn man nur anders in der Wahrnehmung ist ruft je nach Typ Oposition oder Kapitulation hervor.

Als Kleinkinder, teils bereits als Babies litten alle meine Asperger-Kinder an Panikattacken, ohne traumatische Hintergründe. Auf einem fremden Planeten zu landen ist bestimmt ausreichend traumatisch ;-)

weitere Kommentare laden
18

Ich würde da in der Schule ganz klar sagen, dass es Informationen diesbezüglich nur über mich gibt. Eine direkte Kommunikation zwischen Schule und Therapeuten würde ich auch nicht einrichten. Das birgt mir zu sehr die Gefahr , dass die ganze Sache eine Eigendynamik entwickelt, die nur zu gut nach hinten gehen kann.

Allerdings würde ich die die Schule fragen aus welchem Grund sie meinen Informationen über euren Sohn nur mit dem Therapeuten austauschen zu wollen. Aus welchem Grund sie dich da raushalten wollen? Was genau sie dir damit unterstellen!

Denn wenn sie dir alle Informationen über euren Sohn geben, kannst du sie selber an den Therapeuten weiterleiten.

Ich bin bei diesen eifrigen Pädagogen immer sehr vorsichtig.

Karna

19

Genau das denke ich nämlich auch.

Die sind halt der Meinung es würde ja schneller gehen ihre Fragen direkt dort los zu werden, statt erstmal über uns...
Vielleicht sind sie auch der Meinung wir engagieren uns zu wenig, weil wir zur zeit eben immer sagen das wir selbst nicht weiter wissen und nun erstmal abwarten müssen.
Wenn es Tipps und Ratschläge von den Experten gibt wie man mit ihm weiter arbeiten kann, dann werden wir uns natürlich auch wieder mehr einbringen können, aber das versteht man dort nicht so wirklich.

Allerdings war es gestern interessant, er hatte von der Woche viel nachzuholen und gestern noch 2 Seiten zu beenden und da hat er das erste mal das gleiche abgezogen wie die es mir in der Schule erzählen.
Rumgesessen und Geräusche gemacht, statt zu arbeiten.
Wir haben dann kurz mit ihn gemeckert, er ist ne halbe Std. heulen gegangen und hat es dann von allein in seinem Zimmer zu Ende gemacht.
Aber jetzt wo ich es selbst gesehen habe kann ich die Situation besser einschätzen und ich weiß jetzt auch das es an Langeweile liegt, er verliert sofort die Lust wenn ihm die Aufgabe zu leicht ist.
Jetzt muss ich irgendwie in ihn reinkriegen, dass er einfach dennoch mitzuarbeiten hat

20

"Denn wenn sie dir alle Informationen über euren Sohn geben, kannst du sie selber an den Therapeuten weiterleiten."

Genau. Und das Spiel "stille Post" ist deshalb so langweilig, weil am Ende sowieso IMMER das ankommt was losgeschickt wurde.

Eigentlich sind jegliche Arztbriefe völlig sinnfrei, denn der Patient kann ja völlig korrekt und vollständig über die Ergebnisse einer Untersuchung berichten.

weitere Kommentare laden
39

Hi,

ich antworte jetzt einmal aus Lehrersicht (bin Förderschullehrerin an einer inklusiven Schule) und als Mama, deren Kind auch Therapien bekommt.

Also, bei uns ist es eigentlich ganz alltäglich, dass wir uns mit den Therapeuten der Kinder austasuchen und es gab bisher auch meines Wissens noch nie Eltern, die damit ein Problem gehabt hätten. Ehrlich gesagt bin ich darüber auch total erstaunt, dass daraus so ein Problem gemacht werden kann!
Wir haben auch runde Tische, bei denen wir mit Eltern und Therapeuten gemeinsam sprechen (nicht nur, wenn es Probleme gibt, sondern generell um die Förderung der Kinder zu optimieren).

Und umgekehrt habe ich auch keinerlei Probleme damit, wenn sich Therapeuten und erzieher bzw. später Lehrer meines Sohnes austauschen. Denn auch da weiß ich, es dient nur dazu, seine Förderung zu optimieren.

Wovor hast du denn Angst? Was meinst du, wird da gesprochen? Wenn du dich wohler dabei fühlst, bitte doch um ein gemeinsames Gespräch mit dir, Lehrern und Therapeuten. Es geht doch um dein Kind und um die bestmögliche Förderung! Du kannst als Mutter doch gar nicht beurteilen, wie er sich in der Therapie verhält, auf was er dort gut reagiert etc.

LG juju

40

Hallo,

Danke für deine Antwort!

Bei dir als Förderschullehrerin sehe ich das ganze auch ein, da ist es offensichtlich das du Kinder betreust die gesonderten Bedarf haben.
Bei uns steht die ganze Sache noch vollkommen in Kinderschuhen, wir wissen noch nicht mal etwas konkretes ohne Diagnose.
Es ist aber trotzdem für mich interessant etwas aus der anderen Perspektive zu sehen.

Ich kann mir durchaus vorstellen mich MIT Therapeuten und Lehrern an einen Tisch zu setzen und darüber zu sprechen wie man ihm am besten helfen kann, aber ich möchte keinen einzelnen Austausch zwischen Schule und Lehrern, zumindest jetzt nicht solange ich selber noch nicht weiß woran wir sind.
Meine Probleme die ich darin sehe habe ich schon in mehreren Antworten hier geschrieben.
Ich möchte nicht das mein Kind abgestempelt wird, ich möchte nicht das bei dem kleinsten Verdacht auf AD(H)S auf Medikamente bestanden wird von Lehrerseite aus und ich möchte nicht seine Privatsphäre verletzen, es gibt viele Probleme seinerseits die mit der Schule ganz einfach nichts zu tun haben.
Wie gesagt, wäre mein Sohn auf eine Förderschule dann wäre mir vorweg bewusst gewesen woran zu arbeiten wäre und das da ein enger Austausch von Nöten wäre.

In den nächsten 2 Wochen stehen die Ergebnisse aus von den Tests die er gemacht hat und dann hoffe ich das wir weitere Empfehlungen bekommen wie es mit ihm weitergehen soll und danach kann ich entscheiden wie es schulisch weiterlaufen kann/soll.

Es ist eben auch für mich als Mutter nicht so einfach zu entscheiden was richtig und hilfreich für meinen Sohn ist und was eher noch mehr Schaden anrichten kann, da bin ich ehrlich gesagt auch manchmal wirklich überfordert.
Die Lehrer sind derzeit einfach sehr fordernd und scheinen ständig von mir ein Patentrezept zu erwarten was ihn von einen Tag auf den anderen zum Musterschüler macht, aber da kann ich ihnen nicht helfen,er zeigt diese Art der Probleme Zuhause nicht.
Und plötzlich läuft es ja auch wieder gut bei ihm in der Schule seit 2 Wochen.
Ich habe die Lehrer nun gebeten die Diagnose abzuwarten und das wir dann weiter sehen, mehr können auch die Therapeuten derzeit nicht.

LG

41

Huhu,

also ich unterrichte an einer normalen Grundschule, an der auch behinderte Kinder unterrichtet werden. Und da gibt es genug Regelkinder, die eben auch Ergo, Logo, Verhaltenstrainig oder sonstige Therapien haben. Es gibt auch Kinder, die in irgendeiner Form auffällig sind, ohne dass es jetzt eine bestimmte Diagnose gibt (wie mein eigenes Kind z.B.).
Es geht nicht darum, Kinder abzustempeln oder auf Medikamente zu drängen (Bsp. ADHS), sondern um ein besseres Verständnis des Kindes.

Aber wenn aktuell bei euch eine Diagnostik ansteht, macht es ja durchaus Sinn, diese erstmal abzuwarten und evtl. danach bei einem runden Tisch zu besprechen, wie es nun weitergehen soll.

Also so lange werden sich die Lehrer sicher noch gedulden können. Und zu irgend etwas drängen lassen musst du dich natürlich nicht, da schießen vielleicht auch manche Kollegen über's Ziel hinaus.

Alles Gute für euch!

LG juju

weiteren Kommentar laden