Guten Morgen,
ich und mein Mann überlegen, ob wir versuchen, einen SB- Schein für unsere Tochter (Freitag 6 Jahre) zu beantragen. Da ich selbst einen besitze habe ich ein Buch hier, wo die Voraussetzungen beschrieben sind. Theoretisch geht das schon, aber es schwankt zwischen 20-100 % mit Buchstaben.
Die Diagnose bei unserer Tochter lautet : kombinierte Entwicklungsstörung. Einschränkung der Körperhaltung, Körperbewegung der Koordination, der Wahrnehmung- und Wahrnehmungsverarbeitung. Zusätzlich hat sie immer mal wieder Probleme mit ihren Ohren. Hat schon zwei Röhrchen OP´s hinter sich. Das Gleichgewichtssinn ist gestört im Ohr, an der genauen Diagnose sind wir dran. Die Frühförderung ist nun ausgelaufen (wegen Schule) und sie hat noch Ergotherapie.
Unser alltäglichen Probleme sind :
- ständiges stolpern
- soziale Integration ist Schwierig, bis sehr schwierig
- kein Gefahrenbewusstsein
- Konzentrationsmangel
- sie tut anderen Weh, ohne es zu wollen und hinter her tut es ihr leid, weil sie es nicht wollte
- sie merkt oft nicht, wo die Grenzen, anderer Menschen sind und geht somit ihnen auf die Nerven.Wenn sie es denn irgendwann merkt,dann ist zutiefst geknickt. Im Grunde, können wir sie nicht alleine raus lassen. Wer weiß, mit wem sie mitgeht.
Meint ihr das hat Sinn? Wenn es nicht zu einem SB reicht, hat es Sinn, wenn ein Kind eine Behinderung weniger als 50 % anerkannt bekommt, wo sind dann die Vorteile? Uns geht es speziell um den finanziellen Ausgleich, weil wir seit drei Jahren ständig am hin und her fahren sind und das echt ins Geld geht.
Danke für eure Anregungen und Erfahrungen.
Lg, Anna
Habt ihr da Erfahrungen?
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SB Schein bei kombinierter Entwicklungsstörung
Was meinst du? Redest du vom SBA?
Schwierig einzuschätzen. Wurde denn einmal ein EQ-Test oder ein IQ-Test mit deiner Tochter gemacht? Ausschließlich bei einer GLOBALEN (!) oder einer TIEFGREIFENDEN (!) Entwicklungsverzögerung ist es möglich, einen GdB von 100 zu erreichen. Global bedeutet, das Kind ist in ALLEN Bereichen entwicklungsverzögert (da kommt es dann auf die Schwere an). Eine tiefgreifende Entwicklungsverzögerung haben hauptsächlich Autisten und noch Rett-Syndrom-Kinder. Aber auch da kommt es auf die Schwere an.
Hat sie eine Pflegestufe bzw. bekommt ihr wenigstens die zus. Bestreuungsleistungen? So wie du sie beschreibst, müsste euch das ja wenigstens zustehen.
Mir "fehlt" bei den Diagnosen noch irgendetwas, wo auf ihre sozialen Probleme eingegangen wird. Wart ihr mal beim Kinder- und Jugendpsychiater deswegen?
Hallo Kati543,
ja ich rede vom SBA. Oh man, wo war ich denn heute morgen mit meinen Gedanken .... Ja, wir waren beim Kinderpsychater und es gibt bald wohl noch einen umfassenderen Bericht und dabei wurde auch ihr EQ getestet. Es war soweit ich mich erinnere meistens unterm Durschnitt, allerdings war ihre Merkfähigkeit, wenn es um Gehörtes ging wiederum sehr gut, über den Durschnitt. Da in dem Bericht steht noch was zur sozialen Kompetenz.
Nein, eine Pflegestufe hat sie nicht. Bisher haben wir das immer alleine gemacht, da wir viel Hilfe von der Familie haben und immer dachten, dass ist halt so, da müssen wir durch. Was würde uns denn so eine Pflegestufe bringen? Wir wagen uns das erste Mal an das Thema dran, da wir langsam aber sicher denken, dass sie das ein Leben lang irgendwie begleiten wird.
Es ist sehr schwierig dieser Schritt. Wir bekommen sehr viel Gegenwind von Familienmitglieder und anderen, weil alle der Meinung sind, wir lassen sie sozusagen krank schreiben und stigmatisieren sie nun endgültig, aber die Leben ja auch nicht mit den Umständen. Das ist uns inzwischen aber egal.
lg, Anna
Hallo,
naja, niemand will euch ja eure Tochter wegnehmen oder euch von euren Pflichten entbinden. Aber ein behindertes Kind kostet Zeit, Nerven und Geld. Das ist zwar bei gesunden Kindern nicht anders - aber die Menge ist doch deutlich geringer.
Die Pflegestufe bringt euch in erster Linie monatlich einen Geldbetrag auf euer Konto ein. Damit könnt ihr alles Mögliche finanzieren - niemand verlangt einen Nachweis. Das zählt als Geld eurer Tochter und damit wird es auch nirgendwo bei euren Finanzen angerechnet (falls ihr z.B. ALG2 bezieht). Manche Eltern finanzieren darüber besondere Therapien, die die KK oder die Eingliederungshilfe nicht übernehmen, andere nutzen es anders,...völlig egal.
Außerdem ist man über die Pflegestufe - beitragsfrei - versichert. Einmal in der Unfallversicherung (ja, es kann ja mal etwas passieren während der Pflege), dann eventuell auch in der Rentenversicherung (das kommt auf die Stunden/Woche an, die du pflegst). Außerdem kannst du dich freiwillig gegen Arbeitslosigkeit versichern lassen gegen einen geringen monatlichen Betrag (du wirst ja nicht ewig pflegen).
Dann gibt es natürlich noch die Möglichkeit für die Pflegeperson mal "Urlaub" zu nehmen. Dafür wurde die Verhinderungspflege und die Kurzzeitpflege erfunden. Es stehen dir Einmalbeträge im Jahr zu, für die du dein Kind in ein Pflegeheim geben kannst (Kurzzeitpflege) und du kannst allein mit der restlichen Familie mal richtig entspannen und Kraft tanken. Zusätzlich kannst du Verhinderungspflege in Anspruch nehmen. Entweder wie oben bei der Kurzzeitpflege oder als stundenweise Verhinderungspflege - also du holst dir für ein paar Stunden einen Babysitter deiner Wahl nach Hause und die Pflegekasse bezahlt den dann.
Ich denke, jedes Kind hat seine starke Seiten - auch ein geistig behindertes Kind. Mein Jüngster ist mittelgradig geistig behindert (EQ<50). Er ist jetzt 6 und geistig auf dem Level eines 2,5-3 jährigen Kindes, aber er kann z.B. schon Zahlen lesen, er kann vorwärts und rückwärts zählen bis 16. Alles was visuell ist und mit Zahlen zusammenhängt, klappt ganz gut . Reden, normale Grundbedürfnisse,...ohje all das klappt garnicht.