Welcher Sport für autistischen 6jährigen? Sport mit Eltern?

Hallo!

Mein 6jähriger autister Sohn (kognitiv ist er sehr fit, kann schon lange lesen und rechnen) würde gerne Sport machen, aber alle Kurse sind in diesem Alter ja ohne Eltern und das kann ich niemandem zumuten. In der (Regel)Schule hat er eine Schulbegleiterin.

Nun wollte er unbedingt zum Kinderturnen meiner 3jährigen Tochter mitkommen, er war ein paar mal mit, aber hat sich jedes mal unmöglich verhalten. Also, für seine Verhältnisse hat er sich echt bemüht, aber die anderen Mütter sind zum Teil echt sauer geworden, denn sie wissen auch nicht, dass er Autist ist, sie denken, er ist einfach schlecht erzogen, vor allem sieht er auch eher wie 8 aus als wie 6.

Er hat kleine Kinder mit Bällen abgeworfen, ist hinter einem hergerannt bis der geheult hat oder hat einfach die Kleinen angefasst. So schnell konnte ich gar nicht eingreifen und wegen meiner Tochter bin ich auch nicht sofort wieder gegangen, denn es ist ja eigentlich ihr Turnen.

Bitte gebt mir mal einen Rat:

1. Soll ich es noch mal versuchen, ihn dorthin mitzunehmen? Er hat mir versprochen, sich zu bessern, ich befürchte jedoch, dass er es nicht schaffen wird.

2. Welchen Sport kann ich ihn ansonsten anieten?

3. Kann ich vielleicht echte Probleme bekommen, wenn ich ihn noch mal mitnehme? Eine Mutter hat mich gefragt, wie er heißt, meint ihr, sie könnte mich vielleicht anzeigen oder das Jugendamt verständigen? Oder dass auch ich und meine Tochter Hausverbot in dem Sportverein bekommen?

Liebe Grüße, bin dankbar für jeden Tipp...

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Hallo,

hier hilft es nur mit offenen Karten zu spielen. Es wird wohl eher so sein, dass der Trainer der sich das am ehesten zutraut, der Sport sein wird, den dein Sohn ausüben kann.

Ohne 1:1 Betreuung, würde ich mir so ein Kind nicht zu trauen und ich würde strikte Regeln aufstellen und diese schriftlich festhalten und unterschreiben lassen.

Nein, ich würde ihn nicht nochmal zum Turnen mitnehmen, da es zum einen der Sport deiner Tochter ist und zum Anderen, die weiteren Kinder ein Recht auf ungestörten Sport haben. Dieses Verhalten war unsportlich.

LG Reina

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Was hältst du davon, ihn in einem Kampfsortverein anzumelden? Ich habe jahrelang Kinder und Erwachsene trainiert und einige Kinder waren wirklich sehr anstrengend. Aber gerade in diesem Sport lernen sie Disziplin und können sich austoben. Versuch es doch mal, vielleicht macht's ihm ja Spaß. Natürlich würde ich auch mit offenen Karten spielen und sagen, dass dein Sohn Autist ist. Dass die Trainer wissen, wie sie in gewissen Situationen reagieren müssen.

Auf jeden Fall ein Sport, in dem nicht so viele Kleine sind wie im Kinderturnen deiner Tochter. Da sind die Eltern immer sehr empfindlich.

Alles Liebe, Blaue_Ente

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Ich finde du solltest nicht noch mal mit ihm hingehen. Das Angebot richtet sich an Mütter mit Kleinkinder.
Zudem war es sicher mehr als nur unglücklich, dass du ihn einfach mitgenommen hast, ihn quasi unbeausichtigt stören lassen hast und NICHT kommuniziert hast, warum du ihn mit nimmst und was mit ihm los ist.

Bist du dir sicher, dass er überhaupt eine Vereinssportart ausüben kann und will? Mit sechs Jahren ist er so oder so sehr jung dafür, auch ohne Autismus ist das für viele Kinder zu früh.
Meine autistischen Kinder hatten zu keiner Zeit Lust auf Vereinssportarten, einzig Ballett gefiel ihnen, aber sie haben sich dort auch zu jeder Zeit an die Regeln gehalten, vielleicht weil es einfach gepasst hat?

Wenn er Sport machen will, dann würde ich das vorerst ausserhalb von Vereinen machen, Wandern, Schlittschuhlaufen, Schwimmen, Skifahren kann man alles innerhalb der Familie machen.

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Hi,
mein Großer ist nur super anstrengend, aber im Kinderturnen wäre es bei uns genauso gewesen. 1,5 Jahre DLRG und hat kein Seepferdchen. Die Erzieherinnen von damals und ich vermuten ja AVWS, aber angeblich ist da nichts. Haben schon SPZ und auch Psyschologin im Gespräch, aber er ist "ganz normal".

Muss es Sport sein, oder will er "etwas" machen?

Schaut mal, ob es bei Euch Trash Drumming Workshops gibt.

Das ist trommeln auf Regentonnen.

Konzentration, Ausdauer, Taktgefühl und viel viel Spaß ist dabei.

Das mache ich jetzt mit ihm zusammen, war jetzt 5x, und es macht ihm Spaß.

Alles Gute!

Claudia

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Hallo,
also ich kann dir die Angst mit dem Jugendamt oder dem Anzeigen direkt nehmen. Selbst wenn sie es tut hat dein Kind eine Diagnose. Dein Kind IST massiv verhaltensgestört. Das bedeutet es nun mal, Autist zu sein. Auch wenn er äußerlich völlig normal scheint, solange er ruhig sitzt ;-).

Ich hatte die selbe Angst auch mal. Mein Jüngster (auch Autist) hat sich unmöglich benommen auf den letzten 100m zu seiner Autismustherapie - und das ist eine Strecke von 10km mit den Öffentlichen. Jede Woche wieder hatte ich das Problem. Und wenn ich unmöglich sage, meine ich das auch. Man hätte meinen können, das sei nicht mein Kind und ich hätte ihn irgendwo her geklaut und zwinge ihn nun mit mir zu gehen. Unsere Therapeutin hat uns im weiteren Verlauf dann immer von dort abgeholt und sobald er sie sah, ging er problemlos mit. Als ich sie fragte damals, sagte sie gleich, dass ich mir keine Sorgen machen brauche. Er hat nun mal entsprechende schwere Diagnosen. Dass das von Fremden falsch aufgefasst wird, ist nicht deren Schuld, aber ich musste mein Kind nun mal in dem Moment mit Gewalt vor sich selbst schützen und das sieht nicht "kinderfreundlich" aus. Das akzeptiert auch das Jugendamt und die Polizei - sicherlich nicht ohne die Rückbestätigung des Arztes, aber sie akzeptieren es.
Was der Sportverein macht,kann ich dir nicht sagen.
Aber ich würde an deiner Stelle mal mit offenen Karten spielen. Du tust weder dir, noch deinem Sohn einen Gefallen mit dem Verbergen der Behinderung. Du siehst doch, dass er doch deutlich betroffen ist und sich sozial eben absolut nicht eingliedern kann. So hält dich jeder für eine unfähige Mutter und deinen Sohn für einen unerzogenen Lausebengel. Muss das sein? Bei einem Kind, dass für sein Benehmen nichts kann? Mit zunehmenden Alter wird das immer deutlicher werden. Gewöhne deine Umgebung an deinen Sohn UND seinen Autismus.

Ich würde den Jungen nicht nochmal mitnehmen. Die Zeit gehört der Kleinen und es sind auch ihre Spielkameraden.

Hat dein Sohn denn bei aller Begabung schon die Autismustherapie gehabt? Normalerweise lernen Autisten dort soziales Verhalten. Ansonsten würde ich mich nach speziellen Vereinen für Autisten erkundigen. Dort gibt es Möglichkeiten die Kinder allein diverse Dinge unter Betreuung machen zu lassen.

Meine Jungs lasse ich reiten, schwimmen und Schlittschuh laufen. Alles per Einzelunterricht. Ist natürlich entsprechend teuer, aber das Geld kommt aus verschiedenen "Töpfen". Das schwimmen wird finanziert von der Krankenkasse und uns. Das ist so ein Projekt hier, damit Kinder, die keine Chance haben in Kleingruppen schwimmen zu lernen, das Schwimmen erlernen können. Den Reitunterricht zahle ich aus der Verhinderungspflege, denn die Frau nimmt die Jungs auch mit und entlastet mich. Schlittschuhlaufen ist unser persönlicher Luxus ;-). Da läuft die ganze Familie.

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Hallo, auch wenn ich wüste das dein Kind Autist ist , hätte ich kein verständnis. Nebenbei habe ich ( und meine Jungs) Mutter und Kind Turnen gahaßt. Ich finde die Hallen sind voll die Mütter überbesorgt.

Wie währe es mit phychomotorischen Turnen, da sind zwei Betreuer und eine große Turnhalle für 10 Kinder. Die Kinder können ausprobieren was sie wollen.

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In die Gruppe würde ich ihn nicht mehr mitnehmen, das streßt die Gruppe, dich, ihn und dein Tochter. Vielleicht findest du hier Rat www.kickwerk-frankfurt.de

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Hallo, ich bin schulbegleiterin und betreue auch einen asperger autisten. Er macht nun seit einem halben jahr kick boxen, da wird er gefordert und powert sich aus. Da er auch unter adhs leidet, kann er auch so etwas von seiner agressivität los werden.
Wäre ein versuch wert.
Lg conny

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Mein 8 jähriger Aspergerautist hatte Einzelstunden Voltigieren, was super war.
Er hatte die Verantwortung fürs Pferd, Bewegung und Einzelansprache.

Leider hat die Reitlehrerin aufgehört und ich habe keinen bezahlbaren Einzelkurs mehr gefunden. Schau doch mal bei euch in der Umgebung nach.

Jetzt geht er Tennisspielen. Der Lehrer braucht wegen seiner motorischen Mängel zwar viel Geduld, aber es macht ihm Spaß. Bislang hat er aber auch da nur Einzelstunden gehabt. Ab Februar wollen wir es mal in einer Kleingruppe mit noch 2 anderen Jungs versuchen.

Liebe Grüße