Hallo,
wie ist das eigentlich bei euch mit dem Familienleben und einem beeinträchtigten Kind?
Wir haben Lukas (fast 12) mit Asperger und Carina (10). Lukas hat schon so die ersten pubertären Anfälle.
Was momentan extremst schwierig ist, ist das Verhältnis zwischen Papa und Sohn. Mein Mann hat eh starke Probleme sich mit dem Asperger abzufinden. Das geht gar nicht für ihn ....
Bei uns sind lautstarke Streitereien schon am Frühstückstisch vorprogrammiert - und da geben sie sich beide nichts. Das kann am Wochenende, wenn alle zu Hause sind den ganzen Tag so weiterlaufen. Lukas schreit wegen allem rum, manchmal so ein schrilles Schreien. Außerdem ist er momentan echt aggressiv, hat letzte Woche erst nach mir getreten. Mein Mann geht direkt an die Decke, hat eigentlich gar keinen Nerv.
Und ich stehe mittendrin und bin momentan echt am Ende . So kann ich das nicht mehr lange mitmachen und habe echt Angst, dass hier alles auseinander bricht. Mein Mann will es nicht einsehen (die Gespräche haben wir schon geführt), mein Sohn kann es nicht wirklich.Meine Tochter ist die Leidtragende...
Wer kennt das? Was habt ihr gemacht?
LG,
Carmen
Asperger und Familienleben
Hallo!
Unsere große Tochter hat Verdacht auf Autismus. Sie ist durch Epilepsie aber zusätzlich behindert. Bei meinem Mann wird Asperger vermutet. Es läuft momentan die Diagnostik. Er ist sehr speziell. Viele würden vermutlich nicht damit klar kommen und auch ich stehe sowohl bei der Großen als auch bei meinem Mann so manches Mal da und habe Fragezeichen im Gesicht stehen. Manchmal streiten auch wir wegen seinen Eigenarten. Über die Jahre habe ich aber gelernt, diese zu deuten und es ist einfach normal geworden. Mir fällt es meist nur noch auf, wenn meine Familie darauf hinweist.
Er selbst war wegen seiner Art in der Familie ein Außenseiter. Sie hatten ihn alle lieb. Aber trotzdem stand es zwischen ihnen. Er brauchte sehr lange, um das zu verstehen und war deshalb oft betrübt. Mittlerweile steht er drüber. Ich halte es für wichtig, dass eure Familie es zu akzeptieren lernt! Ein erster Schritt können Selbsthilfegruppe für Eltern sein. Mir hat es extrem gut geholfen, mich mit anderen Eltern zu unterhalten, die auch BNS-Kinder haben. Ich treffe mich regelmäßig mit einer Mutter aus der Gruppe. Auch mit einer Mama, deren beiden Kinder Autismus haben, treffe ich mich regelmäßig.
Vielleicht hilft es auch, wenn ihr euch gemeinsam als Familie mit dem beschäftigt, was euer Sohn spannend findet? Mein Mann verschlang bereits in ganz jungen Jahren Atlanten und lernte jede Kleinigkeit daraus. Sein Papa schenkte ihm mal einen Atlas, obwohl er sich selbst kein bisschen dafür interessierte. Er erzählt es heute noch immer mit leuchtenden Augen.
Es kann schwer fallen. Wenn mein Mann mir manchmal Dinge erzählt, die ich schlichtweg nicht verstehe, kostet das einiges an Zeit und Kraft sich einzuarbeiten. Aber es ist jedes mal höchst faszinierend, wie groß sein Wissen in dem Bereich ist! Euer Kind würde sich bestimmt freuen und wäre zufriedener.
Nun bin ich aber vielleicht die falsche Ansprechpartnerin, da die Situation noch mal anders wie bei euch ist und es auch nicht mega große Probleme bei uns bringt. Eine tolle Anlaufstelle ist www.rehakids.de.
Dort gibt es auch ein Unterforum für Eltern autistischer Kinder. Das gesamte Forum ist sehr gut besucht. Bestimmt findest du da ganz tolle Tipps!
Liebe Grüße
Ninly
Hallo Carmen,
ich verstehe dich sehr gut. Unser Großer (7) hat ebenfalls das Asperger Syndrom, unsere Tochter (5) wird gerade diagnostiziert und dann haben wir noch einen neurotypischen Dreijährigen, der seine Geschwister zum Glück vergöttert und trotzdem viel zurückstecken muss. Das Leben mit betroffenen Kindern ist anstrengend und kräftezehrend. Oft raubt es einem den letzten Nerv. Mir hat es sehr geholfen, mich so viel wie möglich mit den Kindern zu beschäftigen. Wir spielen viel gemeinsam, unternehmen viel und reden, reden, reden. Dadurch kann ich sie besser verstehen, nicht immer aber vergleichsweise oft. Wir haben einige wenige Regeln, an die sich alle! halten müssen. Trotzdem gibt es immer wieder Phasen, wo es hier zugeht wie im Irrenhaus- unser Sohn flippt wegen jeder Kleinigkeit aus, schreit und haut, die Tochter kreischt wegen nichts, dass einem das Trommelfell zerspringt und der Kleine versteht die Welt nicht mehr. Bloß nicht zurückblöken, bei uns hilft kurz kräftig anfassen und dann ganz leise reden, manchmal auch Zeichensprache. Das ist sicher schwierig, jetzt noch einzuführen, eure Kinder sind ja schon "groß". Sicher wird die beginnende Pubertät bei eurer Problematik eine große Rolle spielen. Allerdings solltest du dringend das Gespräch mit deinem Mann suchen. Deinem Sohn wird mit zunehmendem Alter bewusster, dass er anders tickt als andere, das ist schon schwer genug zu verstehen. Dazu die Pubertät mit ihren verflixten Hormonschüben. Sich dann noch vom Vater nicht wirklich angenommen zu fühlen, schürt unnötig Probleme. Nimm deinen Mann mit in eine Selbsthilfegruppen, lass ihn von einem Arzt aufklären, gib ihm was zu lesen- nichts ist schlimm am Asperger Syndrom, mit der richtigen Unterstützung können die Kinder später gut zurechtkommen. Ich empfinde die "verquere" Art meiner Kinder zu denken auch als Bereicherung, bekommt man doch einen ganz anderen Blick auf manche Dinge. Und mal ganz ehrlich, woran könnten sie denn scheitern? Allenfalls an den Erwartungen der Gesellschaft, dass sie sich der Norm anpassen müssen. Mach deinem Mann klar, dass die Familie ein geschützter Raum sein muss, hier wird sich gegenseitig unterstützt und man nimmt den anderen, wie er ist. Streitereien beim Frühstück sind tabu, wer streiten will, der geht.
Ein sehr gutes Forum findest du bei www.autisten-kinder.de Hier sind ganz viele Eltern mit einem und auch mehreren betroffenen Kindern unterwegs. Mir wurde dort sehr geholfen. Vielleicht wirst du ebenfalls fündig...
Viel Kraft und alles Gute,
Jana
Habt ihr die Möglichkeit zur Aspergersprechstunde zu gehen? In dem Alter habe ich den Vater meines Sohnes regelmäßig dazu verpflichtet. Gerade Väter haben probleme zu akzeptieren das ihre Jungs nicht so reagieren wier sie es möchten.
bei uns gab es Grundregeln an denen sich Vater und Sohn in dieser Zeit halten mußten.
1. Am Tisch gegenübersitzen, freundlich und ruhig wird am Tisch gesprochen
2. 1x in der Woche gab es ein paar Stunden gemeinsamer Arbeit (garten/ keller, Werkstatt)
3.ich habe immer den Vater aus der Gefahrenzone rausgerufen, wenn ich gemerkt habe es gibt Spannungen.
4. mein Sohn durfte bei Stimmungsschwankungen den gemeinsamen Raum verlassen.
Rede klartext mit deinem Mann das er seinen Sohn zu zu akzeptieren hat und sage ihm notfalls seine schwächen auf, die Dir auch nicht gefallen. Dein Sohn benötigt den Halt von Dir. Nicht das Du eine Schutzhülle rumlegst sondern ihm zuhörst auch wenn die Themen fernab von dem sind was Du verstehst, oder mitten in dern Nacht stattfinden.
Dein Sohn muß sich die gesamte Zeit allen Eindrücken beugen diese dann mühsam filtern und dann soll er noch seinem Vater gefallen. Wichtiger ist deinem Sohn die Hilfestellung zu geben das er mit seiner Umwelt klarkommt. Meine Jungs sind beide auf dem besten wege dahin, beide werden akzeptiert, stellen sich Herausforderungen (zb. Abiball, auch wenn beide Jungs Massenaufläufe meiden so ging es doch gestern für 4 Stunden).
lg
Ich kenne das in ähnlicher Weise. Ich würde mir aber an deiner Stelle mal die Frage stellen, wo derzeit gerade hauptsächlich das Problem herkommt.
Ein behindertes Kind kann nichts für seine Behinderung. Selbst für "falsche Verhaltensweisen", dieselben daraus erwachsen, kann das Kind nichts. Es ist die Aufgabe der gesunden Erwachsenen, dieses Kind in dieser Gesellschaft zu inkludieren. Diese Pflicht gilt nicht nur außerhalb der Wohnungstür, sondern ganz besonders auch innerhalb der Familie.
Ein gesunder Erwachsener kennt bereits die Verhaltensregeln dieser Gesellschaft. Wenn er sich nicht dran hält, begeht er wissentlich einen Fehler um jemanden zu Schaden. Und ein Kind anzubrüllen oder mit ihm lautstark zu streiten ist absolut kontraproduktiv. Man kann ein Kind auch seelisch verletzen - dein Kind ist schon Autist, also seelisch nicht unbedingt belastbar. Das kommt da noch oben drauf.
Ich würde mir also schwer überlegen, ob ich mir diesen Spagat weiter antue. Nimm dir mal eine Mutter-Kind-Kur und mach mal eine Pause von eurem stressigen Vater-Mutter-Kind - Familienleben. Baue erst einmal deine Mutter-Kind-Beziehung wieder auf. Danach kannst du überlegen, ob der Vater in dieser Familie einen Platz hat. Du musst schon für dein Kind kämpfen und stark sein. Ich habe mich damals gegen den Vater entschieden. 6 Jahre hatte ich diesen "Spagat" und ich verdanke ihm unter anderem auch einen Nervenzusammenbruch. Seit dem geht es mir (und auch den Kindern und dem Papa) super. Irgendwann kam beim Papa auch die Einsicht....viel, viel später. Heute sind wir ein echtes Team in Bezug auf unsere Kinder. Aber die gesamte "Zwischenzeit" habe ich eben allein überbrückt - wer denn sonst?
Hallo,
erst mal vielen Dank für eure Rückmeldungen...eine Mutter-Kind-Kur habe ich erst über die
Osterferien gemacht, das ist ja noch nicht so lange her. Trotzdem kommt es mir vor, als ob es Jahre wären.
Bei uns im Raum Limburg gibt es scheinbar keine autistischen Kinder, nur so kann man sich erklären dass es hier gar nichts gibt. Egal wohin wir wollen, wir müssen immer mindestens 1 Stunde fahren.
Und es muss halt auch der Wille da sein, an sich selbst zu arbeiten. Das sehe ich momentan bei meinem Mann nicht wirklich.
Wir haben jetzt eine Anbindung in Wetzlar, hier will man mit ihm auch intensiv arbeiten. Wenn er sich dann sträubt oder nichts annehmen will, muss ich mir wirklich Gedanken machen wie und ob es weitergehen kann oder eben nicht.
Wo das Problem hauptsächlich herkommt? Ich weiß es nicht genau, aber ich vermute auch depressive Anwandlungen bei meinem Mann. Aber das ist ja alles Quatsch
In zwei Wochen habe ich ein Einzelgespräch in Wetzlar, da wird das auch Thema sein.
LG,
Carmen
wir sind auch über 1 Stunde zur Autismusstunde gefahren, aber egal auch wenn es in Akutzeiten 2x die Woche war und mein damals Baby/Kleinkind ständig dadurch im Auto saß. Meinem Mann habe ich das Buch http://www.amazon.de/Ein-ganzes-Leben-Asperger-Syndrom-Erwachsensein/dp/3830433921
in die Hand gedrückt und einzelne Passagen vorher markiert damit er erst mal nur einen Absatz lesen mußte,
lg und viel Glück PS: Um einen Draht zum großen zu finden evtl. hats Du zeit für einen WE tripp nur mit deinem Sohn? Städtetour? Das machen meine zu gerne nach ihrem Tempo
Hallo,
mein Sohn ist auch betroffen, er ist 13 Jahre. Im Moment läuft es bei uns sehr gut. Mein Mann hat sich mittlerweile damit abgefunden und ich habe eher meine Probleme.
Unser Sohn ist ein sehr netter Junge. Er hat einen sehr ausgeprägten Wortschatz redet aber oft sehr monoton und seine Gedanken kann man oft nicht nachvollziehen. Das nervt meinen Mann schon. Auch sehr emotionale Situationen verändern unseren Sohn schlagartig oder ungewohnte Umgebungen. Gestern waren wir auf einen Volksfest und es war für ihn anfangs sehr anstrengend, die ganzen Leute und so. Er war sehr abwesend und fing an zwischendurch Selbstgespräche zu führen. Ausraster hat er zum Glück nicht mehr so oft. Meistens rastet er aus, wenn man ihn in die Enge treibt oder er etwas, was er sucht nicht findet, dann ist er ganz aufgelöst und es gibt Geschrei.
Solange dein Mann deinen Sohn nicht akzeptiert, wie er ist, wird sich die Situation nicht ändern. Er muss mit aller Macht probieren auch das positive zu sehen und es seinem Sohn auch zu sagen. Und wenn es nur ein: "Ich mag Dich" ist. Kinder mit Asperger sind nicht unsensibel, sie sind mehr als sensibel und sehr schnell verletzt. Dazu kommt euer Sohn versteht ja mit Sicherheit auch nicht, was deinen Mann stört, also kann er es auch nicht abstellen, was wiederum zu Streit führt. Wir reden sehr viel mit unserem Sohn und zeigen ihn auch Verhaltensweisen in bestimmten Situationen auf.
Besonders hat unserem Sohn ein Sozialkompetenztrainig geholfen, dass er vor Jahren gemacht hat. Seit dem verhält er sich nach außen vorbildlich und probiert auch oft Zuhause Situationen zu entschärfen. Vielleicht wäre sowas auch etwas für ihn.
LG
Carola
Das kenne ich auch gut. Mein Aspie ist 9 - glücklicherweise wurde er frühzeitig behandelt.
Ich bin eigentlich eine strenge Mama und lege großen Wert darauf, dass meine Kinder für den Unsinn, den sie anstellen Verantwortung übernehmen, soweit sie das können.
Aber Krankheitssymptome kann man keinem Kind vorwerfen - und das ist nicht immer einfach.
Ich denke, mit anderen Aspie-Familien darüber zu sprechen hilft am besten, weil einem dann klar wird, dass diese Konflikte für solche Familien relativ "normal" sind. Man muss seinen Blickwinkel ändern, weil man den Autismus nicht ändern kann.
Ich lebe vom Vater der Kinder getrennt und er hat nicht nur Probleme, die Diagnose zu akzeptieren, er verweigert auch noch die Beratung und bringt die Große regelmäßig mit seiner Ignoranz in Gefahrensituationen.
Bis jetzt hat er noch eine Kulanz, aber wenn das so weitergeht, werde ich irgendwann das Gericht bemühen müssen.
Es ist leider nicht so selten, dass Familien an der Diagnose zerbrechen. Ich habe mich irgendwann zwischen den Kindern und dem Mann entscheiden müssen und ich würde das immer wieder so machen.