Autismus erkennen?

Hallo zusammen, ich mache mir Gedanken um unsere Tochter. Sie ist 11 Monate alt und kam 5 Wochen zu früh, d.h sie wäre normal jetzt knapp 10 Monate. Autismus kommt in unserer Familie vor, der Sohn meiner Schwägerin ist betroffen. Prinzipiell besteht also die Möglichkeit, dass mein Mann es vererbt haben kann. Er selber zeigt keine Auffälligkeiten.
Unser KiA wiegelt ab. Nur leider sind diese ja nicht immer der richtige Ansprechpartner. Er müsste aber wohl eine Überweisung stellen, wenn wir dem nachgehen wollen. Vielleicht hat er aber auch Recht, und ich sehe nur die Dinge, die dafür sprechen könnten.

Was fällt mir auf:
Unsere Tochter hat erst mit ca 10-12 Wochen gelächelt, also nicht mehr dieses Reflexlachen gezeigt. Gut, sie ist en Frühchen, da muss man evtl länger warten.
Motorisch ist sie in allem recht langsam: sie hat erst mit ca 3.5 Monaten den Kopf gehoben, dreht sich ungefähr seit sie 6 Monate ist auf den Bauch und mit ca 7.5 auf den Rücken. Sie krabbelt noch nicht, wippt aber ab und an im Vierfüßler, weint dann aber oft.

Sie befingert die Spielzeuge noch immer viel, dreht sie und steckt sie in den Mund. Anders erkunden macht sie kaum. Oft spielt sie auch mit ihren Händen und Fingern. Wringen direkt vor den Augen habe ich nicht beobachtet. Sie interessiert sich für Bänder, Papier und bewegte Objekte (zB Blätter). Sie zeigt noch nicht auf Dinge und hört nicht auf ihren Namen. Sehr häufig wirft sie die Arme auf und ab, va wenn sie sitzt oder im Hochstuhl ist. Auch nur Wedelbewegungen der Hände macht sie viel. Sie macht Silben (gaga, dada, baba, mama) aber nicht ohne Bedeutung. Oft klingen die Sprechversuche gequält. Sie interessiert sich für Details (Etiketten, Knöpfe). Manchmal guckt sie sehr starr und ist nicht ansprechbar.

Aber: sie lacht auch. ZB wenn ich am Wickeltisch ihre Füße puste. Wenn sie badet. Sie mag gerade gar nicht allen liegen und weint, wenn man sie ablegt. Sie streckt zwar nicht extrem die Arme nach mir aus, aber ich merke, dass sie auf den Arm will. Sie ist neuguerig und schaut Menschen nach. Sie fremdelt aber nicht stark und andere können sie auf den Arm nehmen. Sie lacht auch Menschen an, wenn sie länger in der Nähe sind. Die mag das Guckguck Dada Spiel. Wenn sie was nicht soll und ich sage nein, sagt sie ja und macht es wieder, irgendwann weint sie weil sie schon merkt, dass sie es nicht soll. Sie schaut mich schon an, nur nicht lange. Ich würde nicht sagen, dass sie keinen Kontakt sucht. Stehe ich in der Küche und sie ist im Hochstuhl, dann lacht sie auf Ansprache. Sie reagiert besser, wenn es ruhiger ist, als bei viel Geräuschen. Sie lacht manchmal auch einfach so. Sie isst, auch stückige Sachen, aber Trinken mag sie nicht. Sie wird noch gestillt, sonst gibt es Verstopfung. Sie hat bis vor 3 Wochen super nachts geschlafen, ist jetzt aber viel wach und schläft fast nur auf dem Arm ein. Das kann aber ein Schub sein, denn momentan weint sie eh viel, va wenn sie nicht auf dem Arm ist. Ich bin mir nicht sicher, ob sie uns versteht. Hören kann sie. Sie scheint etwas Mama zuordnen zu können, sicher bin ich mir nicht. Sie liebt Papier und isst es auf. Sie drückt sich auf dem Arm weg, will aber gleichzeitig dort sein. Mit 6 Monaten hat sie gern allein auf dem Rücken mit Spielzeugen hantiert. Allein geht jetzt auch, wenn sie sitzt und man dabei ist. Sie kratzt gern auf Oberflächen. Sie macht oft Geräusche wie ein Tier, fast wie ein Gremlin.
Es ist so seltsam. Sie hat ganz viele Anzeichen, viel spricht auch dagegen. Der KiA meinte, wenn man nur nach dem schaut, was Autisten für Eigenarten haben, dann sieht man nur diese. Da mag er Recht haben. Für ihn ist sie ganz normal. Was denkt ihr. Seh ich den Wald vor Bäumen nicht? Gerade sitzt sie neben mir, streckt ihre Hände zu meinen Schultern, weil ich sie nicht hochnehme. Ist aber oft eher ein Ranzerren. Oder bin eher ich es hier, die eun Problem hat und meine Tochter ist ganz normal?

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Für mich hört sich das alles ziemlich normal an. Meiner war mit 11 Monaten außer das Krabbeln auch nicht viel weiter und mein Großer, soweit ich mich erinnern kann auch nicht wesentlich. Gut motorisch ist sie wohl nicht die schnellste, aber doch noch im Rahmen. Und der Rest hört sich jetzt für mich auch nicht besorgniserregend an.
Lg Mimmiflora

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Da würde jeder Arzt abwinken, selbst Spezialisten für Autismus. Dein Kind ist einfach viel zu jung für jede Diagnostik. Jedes Kind zeigt im Laufe seines Lebens autistische Züge. Das ist normal. Inwieweit bei dem Verhalten etwas krankhaftes dahinter steckt, könnte man vielleicht in 3-4 Jahren sagen - frühestens. Der IQ-Test und das ADOS benötigen ein gewisses Alter.
Eigentlich sehe ich in der Beschreibung das Verhalten eines gesunden Kindes. Hier ist nichts auffällig.

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Ich habe vier autistische Kinder und nur eins davon war als Baby bereits hochauffällig. Die Symptome bei ihm waren bereits mit sechs Wochen so eindeutig, aber es hätte wohl wenig genutzt, die Symptome aufzuzählen, kein Arzt oder auch sonst ein Aussenstehender hätte sich soweit aus dem Fenster gelehnt und bestätigt, dass es sich um Autismus und nicht um durchgeknallte Eltern handelt.
Und was hätte es geändert? Unser Kind war wie es war, es ist wie es ist, es ist heute ein wunderbarer junger erwachsener Mensch und geht seinen Weg. Jedes Kind benötigt die bestmögliche Förderung, mit oder ohne Besonderheit/Auffälligkeit.

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Hallo,
Ich habe ein autistisches Kind. Er hat das asperger syndrom.

Manches von deinem Kind klingt autistisch, anderes nicht. Ich denke, es ist VIEL ZU FRÜH für eine Diagnose.

Mit kamen auch viele Dinge merkwürdig an meinem Kind vor. Von daher rate ich dir, es gut im Auge zu behalten, ggf auch regelmäßig im spz vorzustellen. Aber ob es autistisch ist oder was anderes hat, oder auch gar nichts wird sich erst in einigen Jahren rausstellen.

Ich finde was du schreibst klingt etwas auffällig, aber man kann das hier natürlich nicht wirklich beurteilen! Interessant wird es ggf im Kindergarten, ob es dann gut mit Gleichaltrigen in Kontakt geht und wie es sich in der Gruppe verhält und solche Dinge.
Ich wünsche euch alles gute!
Lg, Kate

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Hi nochmal,
das ich es nicht ändern könnte weiß ich auch. Sie ist meine Tochter und ich werde alles für sie tun. Daher wäre es mir wichtig, wenn es so ist, ihr so früh es geht zu helfen.
Mene größte Angst ist, nicht zu ihrer Welt zu gehören, nicht mit ihr kuscheln zu können. Dass sie mich nicht als Mutter erkennt. Ich habe keine Angst, dass es schwer werden kann und kräftezehrend. Aber es macht mich echt verrückt, wenn die emotionale Bindung fehlen würde.

Sie hat gestern die Hände gestreckt, als wolle sie auf was zeigen. Dann hat sie aber doch nur die Hand gedreht. Gut, vielleicht übt sie.
Wir haben jetzt so eine Spielhandpuppe als Katze, die findet sie total toll. Da lacht sie auch. Aber dass sie sich schon mal so richtig weggelacht hat, ist mir nicht aufgefallen. Aber sie mag das total gern, wenn wir mit der Katze auf sie zuspringen, ihr das Füßchen schnappen usw.
Dann passiert wieder sowas: mein Mann kommt nach Haus und sie registriert ihn nicht. Da waren wir aber gerade am Spielen.

Sie sieht auch so extrem Details, wie das Markenschuld auf den Pulli, dass nicht mal farbig ist, nur so erhaben.

Dann beim Spielen macht sie schon Dada nach und 'antwortet'. Sonst ahmt sie bisher kaum nach, oder es fällt mir nicht auf.

Sie macht aber zB all dieses typische Zeug: Sachen aus dem Hochstuhl werfen, hinterhersehen, gucken, ob ich es wiederhole. Sie findet es lustig, wenn ich was aus ihrer Hand nehme und Danke sage, es ihr wiedergebe und Bitte sage. Oft wirft sie es dann hin, so dass ich es nehme. Geben klappt nicht, aber dass ust ja auch eher wieder motorisch. Dass sie da noch nicht so weit ust macht mir auch weniger Sorgen, das geht ja unterschiedlich fix, einige laufen mit 9 Monaten, andere mit 2 Jahren.

Ich bin einfach unsicher und fühle mich vom KiA zT nicht ernst genommen. Klar, der hat mehr Ahnung als ich. Aber ich möchte es einfach ansprechen können und dürfen. Macht mich sonst fertig. Meine Schwester war eine Woche da und meint, ihr fällt gar nichts auf. Unsere Verwandten waren Sonntag zu Besuch und finden sie komplett normal.

Vielleicht bin wirklich nur ich so paranoid. Aber sie ist mein absolutes Ein und Alles, ein Wunschkind, recht spät gekommen und ich wünsche mir für sie einfach nur das Beste.
Ich werde Ende November bei der U6 den KiA noch mal ansprechen. Vielleicht sagen due in der KiTa ja auch was, Sie ist seit 2 Tagen in der Eingewöhnung, da sie keine Geschwister hat. Damit sie Spielkameraden hat. Denen müsste ja wenn auch was auffallen. War natprlich auch eine Sache, wenn man dann andere Kinder sieht, was die so machen. Klar, nie vergleichen, Aber so ganz freimachen davon kann ich mich nicht.
Werde wohl abwarten müssen.

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Meine Mutter hat mich immer mit Argusaugen beobachtet, und alles als Störung gedeutet. In ihrem Fall lag die Ursache wohl im äusserst dramatischen Geburtsverlauf, der Notkaiserschnitt wurde gemacht bevor die Narkose wirkte, ich wurde mehrfach reanimiert. Man musste tatsächlich mit Schäden in Folge Sauerstoffmangels rechnen.

Wenn mir die Schere runterfiel wurde dies von ihr als spastische Lähmung interpretiert, ich wurde jährlich neuen Ärzten, Psychiatern, Therapeuten zu Abklärung und Therapien vorgestellt.
Ja, ich war tatsächlich ein bisschen anders, da ich nun selber Kinder mit Asperger-Autismus habe und mit einem Autisten verheiratet bin weiss ich heute natürlich auch WAS an mir anders war oder ist.

Dieses Suche nach dem Defizit, diese Annahme, mit mir sei etwas falsch, hat mich als Kind schwer verletzt und verunsichert. Als ich älter wurde hat es mich in die Oposition getrieben, Psychotests zu manipulieren gehörte irgendwann zu meiner Lieblingsherausforderung, insbesondere der Rorschacher Test hatte es mir angetan ;-)

Zu deiner Situation: es kann sein (auch wenn ich absolut nichts Verdächtiges lese), dass deine Tochter in irgend einer Form vom neurotypischen Durchschnittskind abweicht. Na und? Dein Fokus auf mögliche Störungen, statt Freude an Besonderheiten ist jedenfalls Gift für das Kind und für die Beziehung zwischen euch.
Und was bitte soll der Schwachsinn, Autisten hätten keine emotionale Bindungen, es fehle ihnen an Empathie oder sie würden ihre Mutter nicht als Mutter erkennen? Autisten sind weder doof noch gefühlskalt, sie unterscheiden sich lediglich in gewissen Verhaltensmustern, Bedürfnissen und Wahrnehmungen vom "Durchschnitt".

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Du magst Recht haben. Unsere Tochter kam wegen Präeklampsie 5 Wochen zu früh und ich gebe mir dafür immer noch die Schuld, obwohl ich rational weiß, dass das Quatsch ist. Wir haben auf der Überwachung in den ersten 2 Wochen so manches mal fast einen Herzstillstand gehabt, wenn der Alarm ging. Und bei ihr war es nicht mal schlimm, alles ganz normal für Frühchen. Keine Sonde, keine Beatmung, musste auch nie reanimiert werden. Hat nach jedem Atemaussetzer selbst wieder angefangen. Aber das Bild dieses 2 kg Bündels mit der rosa Haut an all den Kabeln werde ich nie vergessen. Ich hatte und habe daher viel Angst um sie. Das ist auch ein Grund, warum ich schon früh mit der KiTa beginne. Auch ich muss lernen, sie machen zu lassen. Ich packe sie aber nicht in Watte. Sie futtert Sand, darf rumsauen, bekommt man eine Beule, wenn sie aus dem Sitzen umfällt. Bin sogar bei vielen Dingen viel gelassener. Wenn ich überlege, dass manche Mütter Einkaufswägen desinfizieren oder mit so Plastikteilen abdecken. Unsere hat glaube ich beim Lidl schon jeden Wagen bekaut.
Ich sehe auch keine Defizite, nicht, dass Du das falsch verstehst. Mir fallen nur Dinge auf, weil ich mich, vielleicht zuviel, damit beschäftigt habe. Ich freue mich aber an jedem Lächeln, an jeder neuen Sache und zeige meiner Tochter das deutlich. Ich bin den ganzen Tag bei ihr und lobe alles. Und wenn was nicht geht, sag ich gar nichts.

Hinsichtlich emotionaler Nähe. Mein Neffe hat kaum Zugang zu seinen Eltern, oder sie zu ihm. Und meine Schwägerin und Schwager sind sehr gute Eltern, sie lieben ihre Kinder über alles. Ich glaube auch nicht, dass Autisten doof oder wenigen intelligent sind. Diejenigen, die ich kenne, haben aber eine ganz andere Wahrnehmung. Mein Neffe hat auch frühkindlichen Autismus, nicht Asperger. Das ist ja ein großer Unterschied. Er spricht etwas, erkennt auch Eltern, Großeltern, Geschwister und uns. Aber er meidet schon Nähe. Und man hat jetzt nicht den Eindruck, er brauche seine Familie. Er ist in seiner Welt. Dort ist er auch glücklich. Aber es tut meiner Schwägerin sehr weh, dass sie nicht wirklich bei ihm ankommt. Und glaube mir, sie tut alles. Ich habe selten so einen Menschen wie sie erlebt. Sie gibt alles für ihre Kinder in jeder Hinsicht, und ihr Mann auch. Natürlich ist da auch jeder Autist anders.

Ich sehe Autismus nicht als Behinderung. Wie gesagt, ich habe einfach nur Angst, nicht zu ihr durchzudringen. Ich wollte früher nie Kinder. Dann hat es Klick gemacht und jetzt habe ich das Gefühl, mein Herz läuft außerhalb meines Körpers. Hat irgendwer Schaues gesagt, weiß leider nicht wer. Aber so fühlt es sich an.

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Hallo,
der Sohn meiner besten Freundin ist Autist. Obwohl schon als Baby klar war, dass er anders ist als andere Kinder, kam eine endgültige Diagnose erst, als er 7 oder 8 war. Vorher hätte "es" alles sein können bzw. eine Diagnose war aufgrund des Alters gar nicht möglich.

LG, Cherish