mutistisches Kind - Jugendamt - Familienhilfe?

Hallo,

meine 9jährige Tochter ist mutistisch, was sich sehr in der Schule auswirkt, sie ist sehr in sich gekehrt.
Im Kindergartenalter wurde es diagnostiziert. SIe bekam dann Ergotherapie und eine kurze Zeit auch Logophädie. Es wurde dann etwas besser und die Psychologin meinte, wir sollten es nun mal ohne Therapie versuchen. Es wurde wieder schlechter, sie bekam wieder Ergo, aber diesmal half es überhaupt nichts. Wir wechselten den Psychologen, der uns riet, eine Psychotherapie zu machen, die wir auch jetzt begonnen haben. Ich bin sehr zufrieden mit dem Psychologen und vertraue ihm.

Ich hatte schon etliche Gespräche mit ihrer Lehrerin , wie wir meine Tochter am besten in der Schule unterstützen können. Nur brachte das alles nichts. Der Psychologe sagt, das wichtigste ist, sie in der Klasse nicht bloß oder in den Mittelpunkt zu stellen und auf gar keinen Fall unter Druck setzten! Das klappt eigentlich auch sehr gut.Ansonsten wird sie ihren Weg gehen, mit der Therapie, meinte der Psychologe.

Nun hatten wir (ich, mein Exmann und 3 Lehrerinnen) ein Gespräch mit dem Jugendamt in der Schule. Mein Exmann hat mir das Jugendamt auf den Hals gehetzt wegen Nichtigkeiten, aber das ist eine andere Geschichte. Deswegen meinte die Lehrerin, da wir ja eh schon Kontakt mit dem Jugendamt haben, könnten wir ja mal zusammen ein Gespräch wegen meiner Tochter führen.
Ich hab mir nur gedacht, was hat das Jugendamt damit zu tun? Aber gut, ich habe zu gestimmt. Die Frau schlug vor, eine Betreuerin für die Schule für meine Tochter zu beantragen. Ich habe gleich gesagt, dass das bei meiner Tochter wieder in Stress ausartet, dass sie morgends wieder nicht in die Schule möchte und weint, weil da ja eine fremde Frau ist, die extra wegen ihr da ist. Das verhalten kennen wir schon von ihr, was ich auch nachvollziehen kann.
Nun habe ich gestern mit dem Psychologen darüber gesprochen und er meinte, dass das überhaupt nicht gut für sie wäre, das sie dann wieder unter Druck stände und genau das waren auch meine Gedanken. Heute morgen habe ich mit ihrer Lehrerin telefoniert um ihr das zu sagen, da meinte sie, das die Frau vom Jugendamt sich bei mir gemeldet hätte und meinte, dass es mit der Betreuerin leider nicht klappt, aber ich für zu Hause eine Familienhilfe kriegen soll#kratz und sie wieder Logo und Ergo machen soll.
Jetzt frage ich mich: Wozu die Familienhilfe für zu Hause? Sie hat in der Schule Probleme, nicht hier. Und wegen Logo und ergo sagte ich ihr bereits, dass das nichts gebracht hat.
Ich habe eben natürlich versucht, nochmal selber mit der Frau vom Jugendamt zu telefonieren, aber sie ging nicht ans Telefon.
Erstens denke ich mir, die vom Jugendamt, kennen sich mit Sicherheit nicht mit Mutismus aus und ausserdem möchte ich das alles nicht.
Ich nehme gerne Hilfe an, wenn es meiner Tochter dadurch hilft, aber in der Familienhilfe sehe ich keinen sinn drin. Ausserdem mag ich niemand fremdes in meiner Wohnung, das ist unbsere privatsphäre, die uns sehr wichtig ist.
Das Jugendamt kann das doch nicht entscheiden oder? Mein Exmann und ich haben schließlich das Sorgerecht. Was meint ihr?
Sorry für das durcheinander

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Das Jugendamt kann zwar nicht entscheiden, aber es ist leider nun auch mal das Kontrollorgan des Staates. Also irgendwie wirst du wohl gezwungenermaßen mit dem JA zusammenarbeiten müssen.

Kann es sein, dass der Papa da irgendwie etwas angeleiert hat durch seine "Nichtigkeiten"? Mal von außen "verdreht" betrachtet:
- der Vater kontaktiert (mehrfach) das Jugendamt
- das Kind ist in psychologischer Behandlung
- das Kind ist auffällig in der Schule
- die Eltern sind getrennt
Wenn jetzt noch dazu kommt, dass die Mutter die "Hilfe" des JA ablehnt, dann könnte es tatsächlich zu Problemen kommen. Eltern von behinderten Kindern durchlaufen ständig einen Drahtseilakt.

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Kati hat leider recht. Das Amt sieht, dass es Gefahren geben kann und sichert sich ab, indem es dir einen Kontrolletti ins Haus schickt.

Daran kannst du nichts ändern. Wichtig ist aber, dass die Familienhelferin sich nicht in die Therapie einmischt. Vielleicht kannst du wenigstens das im Vorfeld klären, sonst ist die Gefahr deinem Kind zu schaden wirklich groß.

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Hallo!

Ich denke, das JA mischt bei euch nur durch deinen EX mit, ansonsten sind mutistische Kinder ja kein Fall fürs Jugendamt (Halleluja ;-) )
An Deiner Stelle würde ich mir einen persönlichen Termin bei der Dame vom Jugendamt geben lassen und zwar zeitnah und evtl. einen schriftlichen Bericht des Therapeuten - in dem er schreibt,dass Dein Kind kein Fall für eine I-Kraft ist.

Wir haben einen ähnlichen Fall, allerdings ohne Jugendamt im Nacken.

Finja geht seit November in die Vorschule, das bedeutet in unserem Fall 2 Stunden "Unterricht" bei der zukünftigen Lehrerin im künftigen Klassenzimmer.
Noch bevor die neuen Lahrerinnen die Kinder kennenlernten haben unsere Erzieherinnen mitgeteilt,das sie ein mutistisches Kind in der Gruppe haben - und die Lehrer haben sofort nach einer I-Kraft gerufen.

Nach intensiven Gesprächen mit Kindergarten und Therapeutin wollen wir keine I-Hilfe für Finja beantragen, denn in unserem Fall ist es so, das sie sich sofort auf ihr neues Sprachrohr fixieren wird (mit sofort meine ich nach ca 6 Monaten,wenn sie genug Vertrauen in die neue erwachsene Person gefasst hat) und diese 6 Moante werden, wie Du beschrieben hast, sicherlich die Hölle.
Denn neue Menschen (bei uns Erwachsene) bedeuten enormen Stress - und das übt auf die Kinder solchen Druck aus, das es z8u Rückschlägen führen kann/wird.

Was viele vergessen:sel. mutismus ist eine "neue" Erkrankung - keine Behinderung, eine Angststörung. Selbst viele Therapeuten kennen sich nicht gut genug damit aus um eine vernünftige Therapie durchzuführen,da muss man eine Weile suchen (oder wie ich jemanden empfohlen kriegen).
Nicht umsonst gibt es in Deutschland nur EINE Reha-Klinik, die sich wirklich gut auskennt.

Um auf Dich zurück zu kommen: Melde dich ganz schnell beim JA, und frage genau nach, warum sie eine Familienhilfe für Notwendig halten. Bleibe freundlich und sachlich und erkläre Ihnen mal ganz genau, was Mutismus ist.Und bestehe auf einen persönlichen Termin mit der Sachbearbeiterin!

Auf der anderen Seite: Was verlierst Du,wenn die Familienhilfe ein paar mal zu euch nach Hause kommt? Mich würds wohl auch nerven, jemand fremdes dabei zu haben, aber wenn Dein Kind sich zu Hause ganz normal benimmt (das ist ja bei den mutisten so) dann wird sie relativ schnell merken, das ihre Hilfe in anderen Familien vll besser ist.
Vll ist sie auch eine ganz nette Frau, mit der Du dann mal einen ruhigen Kaffee trinken kannst, wenn Dein Kind Spielbesuch zu Hause hat und ihr dann mal erklären was Mutismus ist ;-)
Richtig auf die Barrikaden gehen würde ich nicht. Mal nen Familienrat abhalten, mit Mann und Kindern, und dann das beste draus machen. Ich weiss ja nicht, in wie weit der Ex Dir bei einer Weigerung einen Strick draus drehen kann!

Alles Liebe!

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Was zu ergänzen wäre: Du kannst die Familienhilfe ablehnen. Aber die Gefahr ist groß, dass das Amt danach versucht dir das Aufenthaltsbestimmungsrecht entziehen zu lassen.

Also beiß in den sauren Apfel und akzeptiere den Kontrolletti - in der Hoffnung, dass Amt und Familienhilfe sich dann schnell einig werden, dass keine Hilfe nötig ist.