Verdachtsdiagnose Autismus?, bin durch den Wind

Heute morgen hat eine Mitarbeiterin der KJP-Praxis angerufen. Dort war ich wegen der sozial-emotionalen Auffälligkeiten meines Sohnes. Die sind seit jeher vorhanden, wir kommen gut zurecht aber in der Schule gibt es anhaltende Probleme. Nun weiß ich um die Art meines Sohnes und hatte schon immer den Verdacht stärkerer autistischer Züge. Die Mitarbeiterin hatte angerufen um weitere Test-Termine auszumachen (bisher hatten wir zwei Standard-Testtermine), da er in Richtung Autismus höchst auffällig war. Nun sollte das Oberhaupt keine Überraschung für mich sein, aber ich bin gerade emotional total durch. Ich kann mich gar nicht aufs Arbeiten konzentrieren. Heute Nachmittag habe ich noch ein kurzes Gespräch mit der Psychiaterin und morgen sind wir in der Pädaudiologie zwecks AVWS Testung. Ging es euch auch so als ihr erste Ergebnisse oder Verdachtsdiagnosen hattet? Ich bin von mir selbst gerade total überrascht.

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Hallo,
ich habe zwei Kinder mit Autismus. Beim ersten hat es schon etwas gebraucht, es zu akzeptieren, haben ihn in verschiedenen Situationen völlig falsch behandelt, haben uns Hilfe geholt, bzw. diese angenommen und bin auch heute noch froh, das wir bei Fragen immer die Psychologin anrufen können. Er hat Atypischen Autismus.
Bei unserem ältesten war es nur noch erleichterung, er wurde immer verkehrt eingeschätzt: Konzentrationsschwäche, Dyskalkuli,... es hat fast 10 Jahre gedauert, bis wir die Diagnose Asperger Autist bekommen haben.
Mittlerweile haben wir es akzeptiert, sie sind tolle Jungs, sie sind sehr schlau, aber manchmal langsam und unsicher. Wir können sie gezielt fördern und entsprechend die Therapien anpassen.
Beide gehen auf eine Förderschule. Schwieriger ist unsere Familie, die damit überhaupt nicht klarkommen.
Lg

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So heute Nachmittag hatte ich nun das Gespräch mit der Psychiaterin. Es ist schon kaum mehr nur ein Verdacht. Der allgemeine Autismus-Fragebogen, die Anamnese und die weiteren Tests haben ergeben, dass er im Autismus-Sprektrum irgendwo in der Mitte zu sein scheint. Nun wird detaillierte Diagnostik gestartet, welche Autismus-Form auf ihn zutrifft. Außerdem kratzt er zusätzlich an der Grenze zum ADHS, auf jeden Fall weißt er Konzentrationsstörungen auf, allerdings war ihr Fokus sehr stark auf dem Autismus gelegen.

Uff, mittlerweile bin ich schon etwas klarer und nicht mehr so verwirrt.

Außerdem ändert sich mein Kind ja nicht dadurch. Er ist immer noch wie er ist.

Was ich langsam merke, ist, dass es schwierig ist seinen Freunden zu erklären, wenn er wegen einer Kleinigkeit total ausflippt. Er hat nämlich gute Freunde, aber wenn er eine schwierige Phase hat, wenden sie sich manchmal ein wenig ab. Gott sei Dank konnten wir das bisher immer geradebiegen, ich hoffe nur, dass das weiterhin gelingt.

Danke auch schon mal für den einen Erfahrungsbericht, ich hoffe wir kriegen das auch weiterhin so gut hin.

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Bei uns kam die Autismusdiagnose erst mit 4/6 Jahren, aber die Auffälligkeiten wurden davor als tiefgreifende Entwicklungsstörung betitelt. Die Kinder wurden seit sie 1/3 Jahre sind vom SPZ betreut.

Meine Jungs sind Frühkindliche Autisten - der Große HFA, der Kleine mit Retardierung. Der Große hat zusätzlich noch AVWS. Der Kleine hat zusätzlich noch zahlreiche andere Behinderungen, aber nix psychisches mehr. Das wusste damals aber noch niemand.

Der Schock kam bei mir nicht mit der Diagnose, sondern mit dem SBA und mit der Pflegestufe. Alle haben immer gesagt, das bekommt man nicht so leicht - meine Kinder bekamen das sofort. Ich musste noch nicht mal in Widerspruch gehen. Seit damals hat der Kleine den SBA mit 100 BGH und die Minuten für die Pflegestufe steigen bei jeder Wiederholungsbegutachtung. Aktuell ist er kurz vor der PS3 mit den Betreuungsleistungen (erhöhter Satz). Das hat mich damals richtig getroffen. Das war irgendwie so endgültig. Das eine sind die Diagnosen, aber dass jemand, der das Kind noch nicht einmal kennt, ihn für so schwer behindert einschätzt...arg.

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Hi,

das teile ich zutiefst. Ich hatte heute den Gutachter vom MDK im Haus, der bei der Verabschiedung meinte, er ginge zu 99% davon aus, dass die Pflegestufe bewilligt wird. Das hat gesessen. Mehr als alles andere.
Viele Grüße

die Landmaus

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Das kann ich nachvollziehen, so weit denke ich jedoch noch nicht. Tendenz ist bei ihm am ehesten Asperger. Ich denke bis zur Pflegestufe werden wir nicht gehen müssen, dafür ist der zusätzliche Aufwand vermutlich zu gering. Der nächste Schritt ist das Gespräch mit der Schule in welchem Umfang eine Schulbegleitung beantragt wird. Vielleicht glückt damit der Start in die zweite Klasse besser.

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Huhu,

ich kann dir gut nachfühlen #liebdrueck

Du must immer denken, dein Sohn ist derselbe, der er schon immer war.
Es kann eigentlich nur bergauf gehen, das er geholfen bekommt bzw. das du und andere besser mit ihm klarkommen.

LG
Salo

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Danke dir. Ich weiß dass man so reagieren sollte, trotzdem ist es erst mal schwierig das auszublenden finde ich. Ich bemühe mich aber ganz arg. :-)