Hallo,
kurz erst mal die Vorgeschichte: Mein ältester,13 Jahre, ist hat vor etwa 2 Jahren die Diagnose bekommen. Er lebt seither in einer Wohngruppe.( Wenn jemand wissen möchte wieso,weshalb, warum, der darf mich gerne eine PN schicken!) da wir seine Problematiken hier nicht auffangen konnten.
Nun zum aktuellen Probelm:
Er liest seit der ersten Klasse wie ein Wahnsinniger, vorzugsweise Fantasybücher. Wenn er nicht liest, möchte er Zocken.
Da ich mein Kind nur noch alle 14 Tage sehe, bekomme ich zwar viele Veränderungen mit, aber eben keinen Alltag. Jetzt hat mir heute seine Bezugserzieherin zurückgemeldet, dass er fast auschließlich nur noch über diese Themen unterhält. Schule besucht er nur, weil er weiß, dass er da nicht drum rum kommt.
Die Einrichtung hatte letzte Woche einen termin in einem Auismuszentrum und hat die Problematiken geschildert. Die Ärztin war sehr erschrocken und meinte, dass er sich eine eigene Welt baut, weil ihm die reale nicht gefällt und wenn man ihn da nicht rausbekommt, er wieder in eine stationäre Therapie müsste (wäre das dritte Mal)
Eine Therapie wird starten, sobald das JA endlich seine Zustimmung gegeben hat.
Hat zufällig jemand von euch schon mal ähnliche Erfahrungen gemacht und kann uns einen tipp geben wie wir ihn unterstützen können?
Weniger Elektronik ist klar. Aber ihm die Bücher nehmen.....???
Grüße
Luseni
Asperger konstruiert sich eine Fantasiewelt
Na toll, da öffnet sich ein Aspie schon mal und gesteht seine Fantasiewelt und dann wird mit sowas geantwortet.
Ich würde hier ganz vorsichtig vortasten und erstmal herausfinden, was das für Fantasiewelten sind. Luftschlösser baut sich jeder und manchmal ist es auch ganz gut, wenn man sich darin verstecken kann, um Wunden zu lecken . Natürlich darf es keine Dauerlösung sein. Das muss man ihm klarmachen.
Du kannst einen Menschen nicht gegen seinen Willen therapieren - schon gar keinen Aspie gegen seinen Willen aus seiner Traumwelt holen. Entweder er macht das freiwillig oder er verweigert in Zukunft alles. Mit Zwängen oder Verboten würde ich nicht kommen.
Hallo Kati,
danke für deine Antwort. Es ist sehr schwierig, denn die Diagnose kam nicht an mich direkt, sondern über eine Erzieherin. Ich sehe meinen Sohn ja nur nich alle 14 Tage und in den Ferien. Ich selbst kann sagen, dass ich ihn eigentlich als aufgeschlossener und gesprächiger halte als noch vor einigen Wochen.
Allerdings hab ich dadurch immer nur einen kurzen Einblick und schon gar keinen Alltag.
Seine Liebsten Themen sind allerdings in der WG nur noch alle jene die mit Zocken zu tun haben.
Gegen seinen Willen passiert eh nichts. Da kommt man bei ihm nicht weit.
Ihr alle hier macht mir sehr viel Mut! Danke dafür!!!
Ähm, das ist für mich ein Paradebeispiel, was passiert, wenn man erst einmal in der Diagnostik- und Therapiespirale ist. Für deinen Sohn tut mir das unheimlich leid!
Ich persönlich fahre jeden Tag Bus mit vielen, vielen Schülern. Vor allem die Jungs in diesem Alter (13 bis 15) fallen auf. Die Hälfte von ihnen hatte das Glück, einen Sitzplatz zu ergattern und spielen auf ihren Smartphones das aktuelle Lieblingsspiel.
Der Rest steht beisammen und kann nicht spielen (weil ungemütlich und wackelig) und unterhält sich eben "notgedrungen" über die neuesten Errungenschaften in der Fantasiewelt XY. Spricht der Gesprächspartner über die "falsche" (nicht eigene) Fantasiewelt, herrscht schnell und anhaltend Funkstille.
Ich finde das Verhalten deines Sohnes also in erster Linie für dieses Alter NORMAL! Dass diese Phase natürlich gerade für deinen Sohn Gefahren birgt, ist richtig und bedarf eines (oder mehrerer) wachsamer Augen. Denn natürlich besteht in dieser Phase grundsätzlich die Gefahr der Vereinsamung. Aber die besteht für alle Kinder, nicht nur für Asperger Autisten. Für diese ist die Gefahr lediglich "zwingender".
Dass die Ärztin da so erschrocken drüber ist, ist für mich einfach nur weltfremd. Wie viele NORMALE (nocht pathologisierte) 13jährige Jungs kennt diese Ärztin denn?!
Ich finde es gut, dass ihr (also seine Betreuungs- und Vertrauenspersonen insgesamt) davon wisst und das auf dem "Schirm" habt. Aber machen könnt ihr nicht viel.
Verbote würden auch bei einem normalen Jungen in dem Alter nichts als (heftigen) Ärger bedeuten.
Danke für deine liebe Nachricht! Das macht wirklich Mut!
Die Ärztin arbeitet im Autismuszentrum Langen. Ich hoffe schon, dass sie den ein oder anderen Aspi getroffen hat! Aber meinen Sohn selbst noch nicht, da wir noch auf die Zustimmung vom Jugendamt warten.
Von der Ärztin wurde aber auch direkt gesagt, dass wir im Moment nichts ändern sollen was seinen Konsum an zocken und lesen betrifft.
Hallo,
ja bitte. Es gab da ein kleines Missverständnis. Ich meinte nicht, wie viele Aspis die Ärztin gesehen hat (das gibt ja immer einen kleinen Hinweis auf Erfahrung), sondern wie viele "normale" Kinder die Ärztin in diesem Alter kennt.
Das Doofe ist eben bei solchen Ärzten, dass sie den Bezug zur Normalität oft verlieren (und die Normalität ändert sich eben).
Und das Verhalten deines Sohnes, über das die Ärztin so erschrocken war, ist zur Zeit völlig normales Verhalten unter jugendlichen Jungs.
Hallo,
Mit hilfreichen Hinweisen kann ich nicht wirklich dienen, aber was sagt denn dein Mutterinstinkt?
Meinst du es wäre richtig ihm seine Bücher zu entwenden?
Ich habe auch einen fantasysüchtigen 10jährigen Sohn mit einer leichten Asperger-Symptomatik.
Die eindeutigen Gut/Böse Kategorien scheinen ihm Orientierung , eine Form von Sicherheit zu geben. Ich würde ihm niemals vorschreiben was er lesen darf und was nicht.
Das Bedürfniss nach Flucht war bei deinem Sohn doch wahrscheinlich vorher da, die Bücher bieten doch nur einen Rahmen, indem er sich ausdrücken kann.
Durch sie kommuniziert er doch das, was ihn bewegt.
Wenn man ihm diese wegnähme, bestünde im ungünstigsten Fall die Gefahr, dass ein wesentlicher Zugang zu ihm verschlossen würde.
Also so ein wenig lebt mein Sohn auch in seiner eigenen Welt und ich sehe meine Aufgabe als Mutter eher darin, sein Selbstwertgefühl, seine Selbstsicherheit soweit zu stabilisieren, dass er sich phasenweise auch mal aus dieser heraustraut.
Wenn er das nicht möchte, ist das seine Entscheidung und solange er durch sein "merkwürdiges" Verhalten niemand anderen einsschränkt, darf er natürlich seinem Wesen nach agieren.
DAnke für deine Nachricht.
Mein Mutterinstikt sagt mir, dass ich ihn unterstützen muss.... Ich habe nur sehr wenig Handhabe, da er ja nicht mehr bei uns wohnt.
Mut macht mir, dass ihr das alle kennt und ich erstmal durchschnaufen kann! Danke dafür. Ihr seid echt toll!
Du erklärst nicht wie es dazu kommt, dass dein Sohn in einem Wohnheim lebt und bereits mehrfach in stationärer Therapie war. Dass du nicht zuviel öffentlich preisgeben möchtest ist nachvollziehbar.
Auf mich wirkt es jedoch so, als hätten da schon viel zu viele autismustechnisch unqualifizierte Leute ihre Finger im Spiel gehabt. Klingt nach klassischem Fall von Doktorspielen an Autisten.
Kannst du deinen Sohn nicht sofort aus dem jetzigen Setting rausholen und dafür sorgen, dass nur noch echte Spezialisten Zugang bekommen? Vorzugsweise Psychologen welche selber Autisten sind?
Ich finde es immer wieder erschreckend was Aspergern von sogenannten Fachleuten angetan wird. Am Ende leben die Asperger im betreuten Wohnen und werden mit Risperidon abgefüllt statt dass sie ein Studium und eine eigene Familie haben.
Danke für die ehrlichen Worte. Der erst Aufenthalt in der Klinik war aufgrund von Fremdgefärdung in der Schule. Damals wurde auch da erst die Diagnose gestellt.
Es gibt verschiedene Gründe für seinen Aufenthalt außerhalb der Familie. Außerdem wurde er damals in die Findung der optimalsten Lösung mit einbezogen. Bei uns in der Umgebung gibt es aktuell keine Möglichkeit einer Schule, die seinen aktuellen Bedürfnisse gerecht werden könnte. Aber wir sind dran.
Dort wo er jetzt ist, hat er im Idealfall die Möglichkeit bis zum Abi dabei zu bleiben.
Ps: 3 meiner Asperger Autisten lesen wie die Bekloppten insbesondere Fantasy, Mangas usw und zocken überdurchschnittlich viel. Na und? Klar ist dass dann auch ihr Spezialgebiet. Aber dank dessen sind sie in der Lage Aufsätze zu schreiben, können soziale Kontakte pflegen, da sie die entsprechenden Kompetenzen mehrheitlich in Chats und Foren gelernt haben, sie besuchen alle ein Gymnasium. Nicht trotz ihrer Hobbies sondern wohl gerade deshalb sind ihre Chancen ihren Weg "ganz normal" zu gehen ideal. Das letzte was mir in den Sinn käme wäre ihren Medienkonsum zu begrenzen.
Hallo,
du solltest mal meinen Sohn mit seinen Freunden reden hören, ich verstehe kein einziges Wort. Irgendwas mit Minecraft .
Was ist das Ziel einer stationären Therapie? Wie soll das erreicht werden? Das ist doch nicht heilbar! Ist er selbstmordgefährdet?
Da du nicht erzählst, was passiert ist, kann ich dir nur von 2 befreundeten Familien mit solchen Kindern erzählen. Noch nie Klinik und keine Medikamente, beide spezielle Förderschule. Sie sind schwierig, aber beide auf ihre Art sympathisch und fröhlich.
Die Eltern leisten Übermenschliches und ich bin sicher, beide machen ihren Weg.
Mein Sohn hat übrigens auch eine seelische Behinderung, 5. Schule in der 2. Klasse, unzählige Therapietermine bis heute. Darüber hat es mich auch zerlegt und ich arbeite nicht mehr, aber niemals würde ich mein Kind weggeben.
Ein Freund meines Sohnes ist im Heim und da kümmert sich keiner so wie es eineMutter tun würde. Das wird noch total eskalieren, ich warte da auf den großen Knall. Irgendwann wird er versuchen, sich umzubringen und alles, was sie machen, sind diese wirkungslosen Tabletten.
LG
Kurz zusammengefasst, ich habe drei Kinder mit erhöhtem Bedarf. Einma der große mit Aspi. der Zweite hat eine Soziale anpassungsstörung und braucht extrem viel Flexibilität die einen Asperger aber in die Verzweiflung treibt. Ebenfalls mehrere Schulwechsel, suizidale gedanken, extrem emotional, null Selbstbewustsein....
Ich musste lange Zeit beide Söhne fast täglich aus den Schulen abholen, weil irgendetwas vorgefallen war.
Nebenbei arbeite ich noch.
Hier hat es täglich mehrfach gekracht.
Die kleine hat "nur" ne Dyskalkulie. NIcht schlimm aber Zeitaufwändig.
Der Große war null beschulbar und wurde 1,5 Jahre einzel beschult. seit dem Sommer mit zwei anderen Kinder. Beides gibt es bei uns in der Gegend nicht.
Eine Realschule hier nimmt Autisten mit Begleitung, aber die Klassen sind normal groß. Für ihn im Moment noch unmöglich.
Er wurde damals in die Entscheidung mit einbezogen. Seine Antwort ganz Aspi "Für nen Abi geh ich auch in ein Heim!"
Wir haben Glück mit der Einrichtung. Die Erzieher sind sehr motiviert. Er ist gern dort und freut sich oft schon, wenn die Ferien vorbei sind und er von seinen nervigen Geschwistern weg kommt, die er zwar gern hat, aber seine Struktur durchwirblen, was sehr anstrengend für ihn ist. eine Famile können sie nicht ersetzen, das ist richtig. Aber das sollen sie auch gar nicht und bei uns läuft es eben gut.
Der kann sich ja mal mit meiner Tochter austauschen. Die ist 11 und macht auch nichts anderes. Sie ist total unglücklich, weil sie keine gleichaltrigen Kinder findet, mit denen sie sich darüber austauschen kann.
Sie steht unglaublich auf Harry Potter, Star Wars und spielt am liebtsen auf der Xbox Fable 3.