Unser Kind hat ADHS

Guten Morgen liebe urbia- Gemeinde!

Seitdem wir diese Diagnose haben, geistert in meinem Kopf soviel herum... Ich muss es mir von der Seele schreiben, weil ich das Gefühl habe zu platzen. Kennt ihr das?
Passenderweise geht das hier im Forum gut, denn hier habe ich mit anderen während der Kinderwunschzeit gehibbelt. Hier war ich im Schwangerschaftsforum im Dezemberbus, habe übers Stillen und die Babyzeit mit anderen gesprochen. Und auch als die ersten Probleme mit unserem "Kleinen" auftauchten habe ich hier um Rat gefragt.
Kurz zu uns: Wir als Familie bestehen aus mir (der Mama), meinem Mann (dem Papa), unserer Tochter (ein 11jähriges vorpubertäres Irgendwas) und unserem Sohn (in 9 Tagen 7 stolze Jahre alt).

Gern möchte ich euch unsere bzw Sohnemanns Geschichte erzählen. Denn auch wenn ich niemals gedacht hätte, dass wir diesen Weg beschreiten müssen, bin ich doch froh nun endlich eine Diagnose zu haben.

Er war ein traumhaftes Baby! Die Geburt war nicht ganz einfach, aber trotzdem schön. Er schlief viel und weinte fast nie. Durchs Stillen war er ein kleiner Wonneproppen, der erst mit 18 Monaten seine ersten Schritte machte.

Mit 2 Jahren kam er in den örtlichen Kindergarten. Und dann fing es an. Jeden Tag beim Abholen wurden wir an die Seite genommen, weil er wieder gebissen/geschlagen/getreten hatte. Er war sprachlich noch nicht ganz so weit wie andere Kinder und wusste sich oft nicht anders zu helfen.

Es dauerte ca. 1 Jahr, dann kamen wir über den Kindergarten zur Frühförderung. Das war toll, es hat ihm Spaß gemacht wenn sich jemand nur mit ihm beschäftigt hat.

Zur Frühförderung (die dann im Kindergarten statt fand) kam dann einmal die Woche Logopädie. Auch dort ist er sehr gern hingegangen, denn Anna-Lena hat nicht nur sture Logo mit ihm gemacht. Sie hat den ganzen Körper einbezogen.

Als dann bei irgendeiner U auch noch heraus kam, dass er (mit damals 4 Jahren) den Stift nicht richtig hält, kam auch noch- ihr ahnt es- Ergotherapie dazu.

Das hat ihm nicht so sehr gefallen. Denn diese Termine fanden, genau wie die Logo immer nachmittags statt.

Mein Mann und ich arbeiteten zu diesem Zeitpunkt beide Vollzeit. Da ich schon morgens halb 4 anfing und entsprechend früh Schluss hatte, blieb das meiste an mir hängen.

Unabhängig voneinander rieten uns alle 3 Therapeutinnen, es doch mal mit dem Sprachheilkindergarten zu versuchen. Kleinere Gruppen, mehr Erzieher, alle Therapien im Kindergarten.

Nachdem wir uns lange dagegen gesträubt haben, siegte irgendwann die Einsicht. Auch der Sprachheilbeauftragte des Landkreises stimmte einem Besuch im Sprachheilkindergarten zu.

Also wechselte er den Kindergarten. Das war nicht einfach für ihn, aber mit der liebevollen Gruppenleiterin und der Logopädin bekamen wir auch das hin.

In der Zwischenzeit bin ich allerdings komplett zusammengebrochen, bekam Depressionen und einen Burn Out.
5 Wochen Reha (ohne Mann und Kinder) ca. 400 km von zu Hause entfernt waren die Folge. Für meinen Mann eine sehr heilsame Erfahrung, der dann verstand was es bedeutet alles allein stemmen zu müssen.

Im Sprachheilkindergarten schien zunächst alles besser zu werden, bis man uns sagte: Wird es nicht! Er rastet immer öfter aus, wird laut- RICHTIG laut- schmeißt Gegenstände durch die Gegend und benutzt Ausdrücke die uns die Schamesröte ins Gesicht trieben.

Die Verzweiflung auf unserer Seite nahm wieder zu...

Und so kamen wir letztes Jahr im Oktober dann in die KJP der Uniklinik Göttingen. Gleichzeitig gingen wir zur Erziehungsberatung/ Familientherapie.
Um ihn in der KJP besser beurteilen zu können, musste man ihn aber besser beobachten können. Also kam er so in die Tagesklinik. Das hieß: Jeden Morgen mit dem Taxi hinfahren, jeden Nachmittag wieder nach Hause.

Wenn man sich jetzt noch vor Augen hält, dass Göttingen 45 km von uns entfernt ist und es Ende November losging, kann man sich vielleicht vorstellen, dass das Kind das Haus im Dunkeln verließ und im Dunkeln wieder heim kam.

Mit Freunden spielen? Fehlanzeige! Er war erstens erledigt, zweitens braucht man 17.30 Uhr im Winter nirgends mehr hingehen.

Ungefähr zu diesem Zeitpunkt teilte uns der Sprachheilkindergarten dann auch mit, dass seine Bewilligung für einen Platz nicht verlängert werden würde, da er sprachlich inzwischen unauffällig wäre.

Wir riefen also wieder im "alten" örtlichen Kindergarten an und fragten nach einem Platz für ihn. Die sagten ihm den Platz zwar zu, aber nur wenn er mit einer Eingliederungshilfe (also einer erwachsenen Begleitung) kommen würde, weil sie es personell nicht stemmen könnten die anderen Kinder vor ihm zu schützen.

Auch das schafften wir mit Hilfe des Jugendamtes.
In der Tagesklinik tat sich inzwischen ein weiteres Problem auf. Sohnimatz hatte gemerkt, dass er nach Hause geschickt wird, wenn er andere Kinder angreift. Sohnimatz- mit seinen knapp 6 Jahren- dachte sich: Super! Ich prügel die hier alle so lange, bis mein Taxifahrer kommt und mich holt, so kann ich zu Hause noch mit meinen Freunden spielen... Es war ein laaaaanger Weg den Herrschaften klar zu machen, dass es keine Strafe für den Jungen ist nach Hause zu müssen.
Nach 3 Monaten Tagesklinik hatten wir die Diagnose "oppositionell aufsässiges Verhalten mit aggressiven Impulsdurchbrüchen". Er bekam ein Medikament, was im Grunde auch Traubenzucker hätte sein können- die Wirkung war die Gleiche. Das wurde auch schnell wieder ausgeschlichen.

Die Schuleingangsuntersuchung hatte unser Kleiner dann schon gemeistert und sollte problemlos die Schule besuchen dürfen.

Ab Mitte Februar besuchte er wieder den Regelkindergarten wo all seine Freunde waren. Mit Eingliederungshilfe. Die Dame war 55 Jahre alt und hatte vorher noch nie mit Kindern gearbeitet. Aber ihre Tochter war Sonderschulpädagogin, die könnte sie ja immer um Rat fragen. Wollt ihr raten wie lange das gut ging? Ca 3 Monate... Sie hatte das ganze Ausmaß unseres kleinen Wutbrockens komplett unterschätzt. Noch dazu bekam er wieder mit: Wenn ich richtig über die Strenge schlage, rufen die Mama an und ich kann nach Hause.

Immer wenn er also keine Lust hatte, rastete er ein bisschen aus und freute sich seines Lebens, wenn er heim durfte.
Wir bekamen eine neue Begleitperson für unseren Schatz. Sarah. Sarah ist 33, Mutter von 3 Jungs, hat 8 Jahre als Tagesmutter gearbeitet, macht in der Grundschule mit Hausaufgabenbetreuung und ihr ältester Sohn könnte vom Wesen her der Zwilling unseres Sohnes sein.

Es lief toll mit Sarah. Sie ließ sich nicht auf der Nase rumtanzen, rief nicht ständig an, dass er abgeholt werden müsste und sie ging auch mit ihm zur Schule als es endlich soweit war.

Schule... Wenn ich jemals vorher schon dachte, dass es nicht immer einfach ist mit unserem kleinen Kind- das übertraf all meine bösen Vorahnungen. Hausaufgaben waren ein Graus, er konnte sich einfach nicht konzentrieren. Dann zerriss er seine Hefte in Wutanfällen und randalierte in der Klasse.

Bis zum ersten richtigen "Anfall" vergingen 5 Wochen. Es wurde eine Klassenkonferenz einberufen die noch keine weiteren Maßnahmen festlegte. Einen Tag nach dieser Konferenz folgte der 2. Anfall. Eine Woche Schulsuspendierung...
Ich stand so sehr unter Schock, dass ich kaum was sagen konnte. Mein Mann beschloss, dass JETZT was passieren müsse.

Es folgten 3 Tage in denen wir uns zofften, weinten, uns scheiden lassen wollten und wieder weinten.

Dann der schwerste Entschluss, den wir als Eltern jemals treffen mussten: Wir gaben unseren Sohn stationär in die KJP nach Göttingen.

Nur telefonieren, am Wochenende besuchen bzw er darf eine Nacht nach Hause kommen.

Zwischendurch war es so schlimm mit seinem Heimweh, dass wir eine richterliche Verfügung erwirken mussten, dass er in der Klinik bleiben muss. Er ist jetzt seit Mitte September dort. Immernoch...
Er ist mehr als einmal richtig ausgerastet. Das letzte Mal vor ca. 3 Wochen, als wir ihn Sonntag wieder hingebracht haben. Er schrie, klammerte sich an mir fest, beschimpfte das Pflegepersonal... Ich bin unter Tränen praktisch geflüchtet.

Und dann kam der Anruf: Wir haben bei ihrem Sohn ADHS diagnostiziert und würden ihm gern Ritalin geben.

Ich war immer dagegen Kinder unter Drogen setzen, weil sie nicht "funktionieren". Aber wir haben alles probiert- ich bin am Ende. Unsere Familie ist am Ende. Unser Sohn ist am Ende. Also stimmten wir zu.
Und wisst ihr was? Es wirkt! Es hilft ihm sich zu konzentrieren und die Impulsdurchbrüche zu vermeiden. Er scheint glücklicher zu sein. Natürlich ist er wild und am liebsten draußen und in Bewegung und natürlich sind feste Strukturen noch immer das A und O um ein ruhiges Zusammenleben erschaffen zu können. Aber das Ritalin ist für uns gerade ein Segen.

All die Menschen die meinen es gäbe kein ADHS und Ritalin ist böses Teufelszeug, was Kinder zu Marionetten macht haben keine Ahnung!

Man hat 1 Jahr gebraucht um überhaupt eine Diagnose stellen zu können bei unserem Kind. 1 Jahr von vielen harten Jahren, in denen nicht nur der Junge einiges erleiden musste, sondern auch wir als Familie.

Jeder der uns kennt kennt auch unsere Kinder. Und niemand von diesen Leuten würde glauben, was wir durchmachen mussten.

Es ist nicht witzig, wenn dein Kind ausrastet und schlägt und tritt und nur Minuten später ein unglückliches Häufchen Elend ist, das das alles gar nicht wollte.

Wer meint, dass mal eben bei jedem 2. Kind ADHS diagnostiziert wird und all diese Kinder Ritalinopfer sind, der hat einfach keine Ahnung! Punkt! Und manchmal sollte man in solchen Fällen einfach den Mund halten.

Jetzt gehts mir besser...

Ich wünsche euch einen schönen Nikolaustag!

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Hallo kleiner-gruener-hase,

irgendwie kommt es mir bekannt vor was du geschrieben hast. Wir haben ähnliches erlebt.

Ritalin wird oft als Teufelszeug angesehen. Aber dabei wird nicht beachtet das es auch hilfreich sein kann und Kind und Umfeld entlasten kann.

Ich wünsche euch viel Kraft und Unterstützung.

MfG Blaue-Rose

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Hallo!

ich wünsche Euch als Familie und insbesondere Deinem Sohn "Gute Besserung!" und vergesst Eure Tochter nicht dabei, insbesondere als vorpubertäres Irgendwas braucht sie auch Zuwendung!

LG, I.

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Du hast vollkommen Recht! Sie litt die erste Zei sehr darunter, dass ihr Bruder nicht mehr zu Hause war und hat viel geweint.
Inzwischen genießt sie aber unsere ungeteilte Aufmerksamkeit unter der Woche...

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Hallo,

dein Leidensweg kommt mir sehr bekannt vor. Nur die Unwissenden behaupten das es ADHS nicht gibt. Für die betroffenen Eltern ist das ein Schlag ins Gesicht. Wenn ich mir überlege wie viele Tests gemacht wurden bis die Diagnose einmal stand, das wird nicht einfach so gesagt und man bekommt auch nicht einfach so Medikamente.

Unser Sohn ist jetzt 8,5 Jahre alt und wir sind über die Medikamente so froh! Er bekommt Medikinet Retard. Wir mussten schon mehrmals anpassen aber es klappt. Die Kinder werden damit nicht ruhig gestellt, es hilft ihnen nur den Alltag besser zu bewältigen, sich auf bestimmte Sachen zu konzentrieren.

In der Schule haben wir nach wie vor immer noch so unsere Problemchen aber ohne die Medikamente wäre es undenkbar.

Unsere 11 jährige Tochter hat ADS, kommt aber inzwischen ohne Medikamente klar.

Und jetzt wo wir das so mitbekommen, bin ich mir ganz sicher das ich auch ADS habe (inzwischen eher Mischtyp) und mein Mann ADHS.

Mal sehen ob wir uns auch noch irgendwann testen lassen.

Liebe Grüße

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Mein Mann ist sich inzwischen auch sicher, dass er ADHS hat.

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Erst einmal einen dicken Drücker für euch!
Du hast einen tollen Bericht geschrieben. Ich kenne einige Kinder mit ADHS beruflich (arbeite an einer Schule) und ich bin der Meinung, dass es bei einer sicheren Diagnose (wie bei euch) Körperverletzung ist, wenn man Kindern ein Medikament vorenthält.
Eure Geschichte zeigt, dass ich ein wenig Recht habe!

Ich wünsche euch von Herzen, dass euer Sohn bald wieder bei euch ist und ihr wieder friedlich und stressfreier als Familie zusammen sein könnt.
GLG

Basket

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Hmmm mein Sohn hat die gesicherte Diagnose ADS und und ist August, ich habe aber nicht das Gefühl ihm etwas vorzuenthalten obwohl er keine Medis bekommt.

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Gehe nicht August sondern Autist

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Es tut gut zu lesen das mein sohnemann nicht der einzigste ist dem das leben so schwer fällt.

Deine geschichte ist unserer so verdammt ähnlich.

Wir hatten auch 16 wochen phychosomatik und unzählige termine bei kinderphychologen und therapeuten. All dies natürlich zu ergo und logo und erziehungsberatung und vollzeit arbeiten.

Nur wer das durch hat weiss was es bedeutet am limit zu leben.

Unser grosser nimmt jetzt seid 8 monaten medikenet was ähnlich wie ritalin ist und es ermöglicht ihm soviel.

Eine regelschule
Freunde
Sportverein
Und soviel mehr.

ADHS/ADS gibt es nicht.... ist klar!!

Das sind sätze und aussagen von leuten die auch bedürfnis orientirt erziehen.

Ich wünsche euch für die zukunft viel erfolg, viele nerven aber auch viele schöne momente
Ein leben mit einem ADHS wird nie einfach aber ich habe die erfahrung gemacht das die hellen momente soviel heller sind wie bei anderen kindern

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Unsere Tochter hat ADHS in Kombination mit einer Hochbegabung und wir erziehen erfolgreich bedürfnisorientiert. Wo ist denn da der Widerspruch?

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Toll geschrieben, alle Achtung!!
Ich hätte es fast so ähnlich schreiben können (inhaltlich). Zum Glück haben wir kein aggressives Kind. Bei uns ist es "nur" die Impulskontrolle, Frustrationstoleranz und jetzt in der Schule die mangelnde Konzentration...
Hatten auch einen Integrationsplatz im Kiga und hoffen nun auf eine Teilhabeassistenz in der Schule. Es wäre eine große Hilfe.
Sind gerade in der Testung (haben auch schon allerhand hinter uns in den Jahre zuvor - habe mich immer gegen ADHS gewehrt - war eine von denjenigen, die gesagt haben: Modediagnose; Erfindung der Pharmaindustrie ....Aber nun - mein Sohn ist mittlerweile todunglücklich, weil ihm alles misslingt, er bei Freunden, Lehrern und Co. Nur noch aneckt- erwarte ich die Diagnose sehnsüchtig herbei, damit wir ihm endlich helfen können und er wieder glücklich und zufrieden wird!

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...Zu früh losgeschickt: alles Gute wünsche ich euch !!!

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Hallo,

So einen ähnlichen Text habe ich auch mal in einem anderen Forum geschrieben,
tut unglaublich gut , oder ?:-)
Du und deine Familie,ihr habt die richtigen, notwendigen Entscheidungen getroffen und auch wenn man glaubt man stünde über den Dingen, ist das Gefühl sich rechtfertigen zu müssen da.
Das kenne ich !
Euer Sohn ist noch jung, durch eine wirksame Therapie kann sich bei der Vernetzung und Verschaltung seiner Neuronen noch viel tun!:-)
Ich habe vor kurzem in einem Vortrag gehört, wie sehr, eindeutig diagnostizierte Kinder, die schwer betroffen sind, von einem frühen Medikamenteneinsatz profitieren können.
Ihre Prognose war laut einer Studie um einiges besser, als die der Kinder, bei denen Medikamente erst nach dem 10. Lebensjahr verordnet worden.

Meine Tochter hat ADS ( ohne h ), da denkt man immer, dass das nicht so schlimm sei und mit ein wenig Konzentrationstraining zu beheben wäre.
Ritalin war für uns lange Zeit undenkbar.
Mit 12 Jahren stand sie kurz vor einem Zusammenbruch, Depressionen begannen, emotionale Störungen hatten sich manifestiert, eine generellisierte Lernstörung lag vor.
Außerdem hatte sie sich, aufgrund der Dauerüberreizung, komplett in ihre eigene Welt zurückgezogen, reagierte auf Ansprache immer weniger und bekam von ihrer Umwelt wenig mit.
Nachts schlief sie kaum, das Gedankenkarussell kam nicht zur Ruhe, ihr Unterbewusstsein ließ sie nicht abschalten.

Trotz langer Warteliste konnten wir nach der Diagnosestellung noch am nächsten Tag mit einer Verhaltenstherapie beginnen, Medikation war aber unumgänglich.

Nun, ein knappes halbes Jahr später, geht es ihr
GUT!!!:-D:-D:-D

Alles andere wird dann so unwichtig.

Auch die dämlichen Kommentare der anderen.

Mit AD(h)S fühlt man sich wie ein getriebene, eingesperrtes Tier in einem viel zu engen, heißen ,lauten, grellen , bunten Käfig, welches sich nur nach Weite, Ruhe und Frieden sehnt.
Und wenn die äußeren Reize stetig in einem "nachbrennen", pulsierend ihr Spiel treiben, in dir alles anspannen lassen, so dass du immer glaubst , gleich zerspringt dein Inneres , dann weißt du ,was Leben AUCH bedeuten kann!
In unserer Zeit der Dauerbeschallung mit Reizen ist diese Art der Wahrnehmung und Informationsverarbeitung eine einzige Qual!

Wer sind nun die bösen Eltern?

Ich wünsche euch weiterhin viel Kraft

und ganz viele schöne Stunden!!!

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Deine Geschichte ist wirklich traurig muss ich sagen. Soviel Leid das vielleicht hätte vermieden werden können. Ist nicht böse gemeint und ich meine auch nicht das ihr nichts getan hättet. Im Gegenteil ihr habt ja was getan aber man hätte euch viel früher helfen können .
Wie auch immer, ich hab selbst nen ADHSler mit AUTISMUS daheim und kenne so einiges, wenn auch nicht so extrem. Aber in Ansätzen durchaus. Ich hab gesagt wenn ich Medis geben will ( ich handel aus Instink) dann mach ich es bevor er in die Schule kommt damit er dann schon eingestellt ist. NIcht erst wenn soviel verloren gegangen ist. Und es sind keine Drogen mit denen man Kinder ruhig stellt. Das sind in erster Linie dumme Schwätzer die sowas sagen! Es gibt vielleicht wirklich Kinder die es nicht brauchen, OK lass ich gerne gelten. Doch das gilt nicht für alle! Und einigen Kindern hilft es erst überhaupt zurecht zu kommen.

Ela

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Guten Morgen,

ADHS wird schon genau untersucht. Den Kindern fehlt ein Botenstoff im Gehirn welches das Adrenalinausschuss stoppt. Dies kann man mit Blutuntersuchung ganz genau nachweisen.

Meine beiden Söhne haben auch ADHS. Der große nahm Medikinet und der kleine nimmt Concerta. Beide Medikamente enthalten Methylphenidat. Das ist der Wirkstoff von Ritalin ( welches eigentlich nur bei Erwachsenen gegeben wird). Der große ist jetzt fast 18 Jahre alt. Und hat 10 Jahre dieses Medikament genommen. Ohne Nebenwirkungen, ausser das er ohne Probleme durch die Schulzeit kam. Mittlerweile ist er nicht mehr darauf angewiesen. Der Arzt erklärte uns, das bei 80% der Betroffen in der Pubertät, in der ja eine Hormonumstellung stattfindet, der Botenstoff neu bildet.

Ich selbst habe es auch. Habe aber nie Medikamente genommen. Im Gegenteil. Ich mache es mir zu nutze. Ich habe gelernt mit den Jahren mein Defizit mir zu meinem Vorteil zu machen. Ich habe eine sehr schnelle und hohe Auffassungsgabe. Beruflich bin ich Fachkraft in der Altenpflege. Und gerade hier ist es sehr hilfreich. Mit einem Blick erkenne ich sofort Hautveränderungen zum Beispiel.

Ich wünsche euch hier alles gute für die Zukunft und vertraue auf dein Kind

Lg
Schnappy

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Sorry Schnappy, aber das stimmt nicht, was du schreibst. Man kan ADHS NICHT durch eine Blutuntersuchung nachweisen. Es gibt keine Methode um ADHS wirklich klinisch nachzuweisen. Man kan nur nach Symptomen diagnostizieren (was mich aber nicht stört, denn da kann man auch sehr genau sein).

Auch dass ein Botenstoff fehlen soll (und dass der in der Pubertät neu gebildet werden sollte), ist nicht korrekt. Es gibt mehrere Botenstoffe, die da beteiligt sind und es fehlt keiner völlig, sondern es befindet sich lediglich vor allem Dopamin in zu geringer Menge in manchen Teilen des Gehirns. Es wird auch nicht zu wenig bebildet, sondern es wird nur zu schnell wieder aufgenommen. Dass man es nicht wirklich messen kann, liegt gerade dran, dass lediglich in bestimmten Teilen des Gehirns Mangel an Dopamin (eventuell auch an Noradrenalin und Serotonin) herrscht. Wenn man also Blut untersucht oder Nervenwasser, dann sieht man nur wie viel es insgesamt gibt und kann nicht wissen, ob es zu wenig an entsprechenden Stellen ist.