Hallo,
ich habe eine 8 Jährige Tochter mit Dyskalkulie. Lt. IQ Test überdurchschnittlich.
Ich empfinde das sie sich nicht Konzentrieren kann. Das bedeutet doch nicht automatisch ADHS. Oder?
Wie kann ich helfen? Gibt es Vorreiter als Medizin? Etwas Homeopatisches oder so.
Bin für Gute Idee offen.
Danke Ulli
Konzentrationsstörung oder ADHS?
Ihr IQ wurde ja nicht aus lauter Spaß getestet, sondern weil irgendein Verdacht bestand. Üblicherweise werden dann schon einfache Tests in Richtung ADHS und/oder Autismus mit gemacht. Ich schätze diese Vorabtests ergaben bei ihr noch nicht mal, ansatzweise eine Auffälligkeit.
Ich würde hier von jeglichen medizinischen oder homöopathischen Dingen völlig absehen und ganz ernst mal auf das Umfeld des Kindes schauen.
- täglicher Medienkonsum
- täglicher Konsum von Süßigkeiten
- reizüberflutete Lernumgebung
Diese 3 Dinge zwingen auch die Konzentration eines völlig gesunden Menschen vollkommen in die Knie. Schau mal nach, ob du an diesen Punkten etwas optimieren kannst. Vielleicht wirst du dann schon eine große Änderung feststellen.
"Ich empfinde das sie sich nicht Konzentrieren kann. Das bedeutet doch nicht automatisch ADHS. Oder?"
Nein, das bedeutet nicht automatisch ADHS.
Viele Kinder haben auffällige Konzentrationsprobleme, wenige Kinder haben eine manifeste Störung.
Wie kommt deine Tochter ist der Schule klar, hat die Leherin das Problem auch erwähnt? Als besorgniserregend?
Ist im Rahmen der Dyskalkulietestung denn irgendwas in diese Richtung geäußert worden?
Sollte bei deiner Tochter und bei euch ein erheblicher Leidensdruck herrschen, der in eurem familiären Alltag eine zentrale Rolle einnimmt und euer Leben maßgeblich bestimmt,
DANN solltet ihr eure Tochter in einer Kinderpsychriatischen Praxis mit dem Schwerpunkt ADHS Diagnostik vorstellen.
Ansonsten besprecht das Problem mit dem Kinderarzt.
Schläft deine Tochter gut, kann sie nicht abschalten?
Manchen Kindern hilft tatsächlich schon Kinderyoga oder ein Entspannungsbad am Abend.
lg
ich selbst habe ADHS. Seit ich es weiß, ist vieles besser (für mich zu verstehen und besser zu handeln). Das vorweg um den Schrecken zu nehmen.
Konzentrationsprobleme sind nicht gleich Konzentrationsprobleme.
1. WANN kann sie sich nicht konzentrieren?
- Mathe, Deutsch etc.
- nach welchem Zeitraum kann sie sich nicht konzentrieren? (5 Minuten, 30 Minuten etc.)
- bei Sachen, die sie gerne mag / nicht gerne mag?
- immer so oder NUR tagesformabhängig
Konzentration, die allgemein beeinträchtigt werden kann durch
- Geräusche
- Lärmpegel
- Müdigkeit
- Medienkonsum
- Essen und Trinken (nach dem Essen, bei zu weing Essen, Unverträglichkeiten)
- Langeweile
- Überforderung
- Unterforderung
- was man gar nicht gerne macht
- Biorhythmus
- Dauer der gebrauchten Konzentration (bei ADS sind diese Taktungen kürzer, bei Menschen ohne ADS lässt die Konzentration nach einiger Zeit auch nach)
- Stress
- Nervosität
- Zeitdruck vs. zu viel Zeit (individuell)
- andere Erkrankungen: Schilddrüse, Eisenmangel, Vitaminmangel, Depression, Diabetis, Tumore, und vieles mehr.
deutliche Steigerung der Konzentration bei ADHS z.B. bei Sachen, die sehr gerne gemacht werden (Hyperfokus)
2. seit wann treten diese Konzentrationsprobleme auf?
- nur in bestimmten Bereichen? z.B. in Kombi mit Zahlen oder Dyskalkulieprobleme?
- schon als Kleinkind? (klar, da kann man noch keine Diagnose geben, aber für ADHS / ADS gibt es meist schon Hinweise, die lange vor der Schule begonnen haben)
- seit der Schule? wenn ja, welches Ereignis? Z.B. Lehrerwechsel oder ähnliches
3. du empfindest, dass sie sich nicht konzentrieren kann. Wie empfindet sie es? Was sagen Lehrer, Mitschüler etc.?
Ist es nur zu Hause und in der Schule ok?
- was ist zu Hause anders?
ist es überall so?
- dann scheint es eher generell so zu sein
diese Punkte sind wichtig, um heraus zu finden was man machen kann
bei ADS/ADHS sind äußere Faktoren umso wichtiger
aber auch bei ohne ADS/ADHS
homöopathisches würde ich nicht geben, so lange ihr nicht wisst, was es ist, warum es ist usw.
ich selbst nehme zwar ADHS-Medikament. Aber nach Informieren und prüfen der Voraussetzungen. Mir hilft es sehr.
aber nur etwas einzunehmen um mal zu probieren, würde ich nicht.
Es hilft mir, weil es gezielt bei / gegen die ADHS Symptome hilft.
bei Unkonzentration wegen Müdigkeit und oder noch was "falsches" gegessen (unerträglichkeit), da hilft nur schlafen, Wärmflasche, Geduld und Toilette in der Nähe.
Da noch was anderes zu nehmen, würde mich nur nervös machen. Das Gefühl, da passt was nicht etc. würde mich nur noch mehr ablenken.
Ich bin durchaus für nicht sofort Chemie. Allerdings sollte es mit Maß und Ziel sein.
Unser Kinderarzt hat z.B. schon Kaugummi zur Belüftung der Ohren verschrieben und wenn ich erkältet bin, greife ich zuerst zur Hühnersuppe.
Nur eben unter ärztlicher Beratung bzw. nicht einfach irgendwas.
Medikamente haben meiner Meinung nach ihren berechtigen Platz (sowie Homöopathie und Natur und co auch). Nur eben sollte man nicht wahllos damit herumexperimentieren.
im Übrigen ist ADS / ADHS sehr viel mehr als "nur" Konzentrationsprobleme.
Da steckt viel mehr dahinter, das man dem gar nicht zu ordnen würde.
und dazu ist eben der Verlauf wichtig.
Bei Erwachsenen kann die Diagnose übrigens erst nach Ausschlussverfahren gestellt werden, da Depressionen, Trauma, Diabetis, Schilddrüsenprobleme, Tumore, Mangelerscheinungen im Bluttest und vieles mehr ausgeschlossen werden ...
ich vergaß:
- Augen
- Ohren
und welcher Lerntyp man ist.
würde ich ausschließlich über die Ohren lernen, würde ich auch mit ADHS Medikament nur einen Teil behalten
während ich über das Sehen auch ohne Medikament gut klar komme
falsche Brille oder nicht erkannte Sehprobleme, können die Konzentration erheblich beeinträchtigen
mein Kind sieht sehr gut, käme auch ohne Brille gut klar. Aber mit Brille ist vieles einfacher. Der Unterschied zwischen beiden Augen ist minimal. Von den Werten her würde keine benötigt. Aber der Unterschied zwischen beiden, macht es erheblich schwieriger bzw. mit Brille einfacher.
Die Tochter meiner Freundin hat Dyskalkulie, der Sohn einer anderen Freundin ADHS und 2 meiner Kinder auch. Wir sollte alle viele Körperübungen machen, die die Körpermitte überkeutzen, also Krabbeln, rechte Hand zum linken Bein, linke Hand zum rechten Bein, aber auch viel schaukeln, balancieren, klettern...Auch in der LRS-Klasse meines Sohnes wurden viele Körperübungen gemacht. Massieren mit einem Igelball hat auch gut geholfen. Danach konnten sich die Kinder immer viel besser konzentrieren.
nicht immer direkt an ADHS denken.
Wart ihr schon mal beim Augenarzt? Mein Sohn hat strabismus converg. mit gesamt 27 prismen und kann sich daher schwer konzentrieren. In 2 wochen ist seine Augen Op
Hallo Ulli,
tatsächlich kann eine Teilleistungsstörung (wie beispielsweise eine Dyskalkulie) in Verbindung mit AD(H)S auftreten. Über die Zusammenhänge hier mag man streiten (was ist Folge wovon). Das "H" steht übrigens für Hyperaktivität, es gibt auch ein reines ADS, also eine Konzentrationsschwäche ohne begleitende Überaktivität. Diese Kinder werden häufig als verträumt beschrieben. Um ein ADHS oder ADS zu diagnostizieren, müssen die Symptome auch in verschiedenen Lebensbereichen beobachtet werden. Wenn Dein Kind nur im Rechnen unkonzentriert wirkt, ist ein ADS sehr unwahrscheinlich.
Aus meiner Erfahrung in der Kinder- und Jugendrehabilitation kann ich dir sagen, dass Konzentrationsschwächen von Eltern gerne falsch eingeschätzt werden, da es oft Unsicherheiten gibt, wie die Konzentrationsfähigkeit in welchem Alter ausgeprägt sein sollte.
Sollte es sich nur um leichte Konzentrationsprobleme handeln, reicht es oft schon, den Alltag etwas umzustrukturieren. Medienkonsum einschränken und auf keinen Fall vor der Schule, ausreichend viel Wasser trinken (Süßigkeitenkonsum hat übrigens nachweislich keinen Einfluss auf die Konzentrationsfähigkeit, ebenso wie klassische Konzentrationstrainings als Papieraufgaben), strukturierte Hausaufgabensituationen. Das heißt, das Kind sollte seine Hausaufgaben an einem ruhigen, reizarmen Ort machen. Im Idealfall am Schreibtisch im eigenen Zimmer, der so ausgerichtet ist, dass das Kind weder durch Spielzeug, noch durch ein sehr interessantes Fenster etc. abgelenkt wird. Zudem arbeite ich gerne mit einem "Ampelsystem", die man einfach nachbasteln kann. Die Kinder orientieren sich an den Ampelphasen, um möglichst viel Struktur und Eigenständigkeit zu erlernen. Die rote Phase betiteln wir als "Stopp", ich erkläre es so: die Hände haben Pause, ebenso der Mund. Die Ohren und die Augen sind offen. In dieser Phase soll sich das Kind die jeweilige Aufgabe ansehen / durchlesen. Gelb ist betitelt mit "Überlegen". Das heißt: habe ich die Aufgabe verstanden? Habe ich alle benötigten Materialien bereitliegen? Wie gehe ich am besten vor? (letzteres eher bei älteren Kindern) Dann kommt grün, das Kind soll mit der Aufgabe beginnen. Am Ende der Ampel ist ein Pfeil zu sehen, das Kind soll selbständig kontrollieren, ob die Aufgabe korrekt gelöst wurde, ob an alle Rechenaufgaben gedacht wurde etc. Dies ist eine deutliche Vereinfachung von einigen ADHS-Konzepten, die doch alle den gleichen Nenner haben.