Unser Baby ist schwerhörig

Hallo zusammen,

wir haben vor einigen Tagen erfahren, dass unser Baby mittelschwer schwerhörig ist.
Der erste Schock ist inzwischen überstanden, doch ich als Mama habe noch sehr damit zu kämpfen. Es tut einfach so weh! Er ist doch erst 3 Monate alt und so ein süsses, fröhliches Baby. Und dann diese Ängste: Wird er sich sprachlich gut entwickeln können? Wird es eine starke Belastung für ihn sein die Hörgeräte im Alltag zu tragen? Kann es womöglich noch schlimmer werden?
Wir waren gestern schon beim Pädakustiker und eigentlich sehen sie Dinger ja sogar ganz schick aus...

Ich glaube ich brauche einfach etwas Zuspruch. Und vielleicht gibt es hier ja auch andere Mamas, die in der gleichen Situation waren?
LG!

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Hey,

ich kann Deine Gefühle gut nachvollziehen und auch die Fragen und Zukunfts Sorgen die damit einhergehen.

Wir haben ganz andere Baustellen - unser Sohn hat eine Stoffwechsel Störung, war nach der Geburt insgesamt drei Monate stationär in der Uni Klinik und hatte dann ein Jahr lang eine Magen Sonde. Er muss sein Leben lang täglich mehrfach Medikamente nehmen. Unsere Baby Zeit war „anders“.

Heute ist er drei Jahre alt und ein glücklicher Junge, der wie selbstverständlich mit seinen Ernährungs Einschränkungen und Medikamenten aufwächst.

Wir haben auch lange gebraucht, um diese Wut und Trauer (warum trifft es ausgerechnet mein Kind) zu verarbeiten. Das braucht einfach Zeit. Aber irgendwann ist es ganz normaler Alltag.

Und Ohne euer Problem jetzt klein reden zu wollen. Ihr braucht wahrscheinlich nur Hörgeräte. Und ggf. Logopädie etc. Keine lebenslangen Medikamente, Sonden, Katheter usw.
Ich habe in den elf Wochen Aufenthalt in der Uni Klinik ganz viele Familien kennengelernt, die es deutlich schlimmer getroffen hat als uns. Daher kann ich nur sagen - sei demütig dafür und selbstbewusst im Umgang mit der Einschränkung, dann wird dein Kind das auch werden:)
Alles Gute für euch! Liebe Grüße

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Hallo,

Ja, da hast du natürlich recht. Es gibt wirklich Schlimmeres und das weiß ich auch. Ich bin im Moment tatsächlich dankbar, dass es "nur" das ist.
Es ist schön zu lesen, dass dein Sohn trotz allem so lebensfroh ist. :)
Ich wünsche euch weiterhin nur das Beste.

LG

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Hallo,

erstmal durchatmen. Schwerhörigkeit ist zwar eine Behinderung, aber damit ist trotzdem ein völlig normales Leben möglich.
Ich würde euch empfehlen einige Gebärden zu erlernen, weil es auch Babys gibt, die ihre Hörgeräte nicht tolerieren.
Besonders Sachen wie " Hast du Hunger/Durst" oder "musst du auf Toilette" kann man so schon ganz kleinen Babys beibringen.
Die Gebärden kannst du über einen VHS Kurs lernen oder über Manimundo.de


Liebe Grüße

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Hallo,
wie sind denn die Werte?
Da die Schwerhörigkeit bei deinem Kind sehr zeitig erkannt wurde, wird dein Kind mit Hörgeräten aufwachsen und es einfach nicht anders kennen. Die Wahrscheinlichkeit dass es die Hörgeräte nicht akzeptiert geht gegen null - anders wäre s bei CI, oder eben in einem höheren Alter.
Bei meinem Sohn wurde die einseitige, nachgeburtlich erworbene Taubheit mit 12 Jahren durch Hörgeräte korrigiert. Das beantwortet auch deine Frage: Ja, das kann durchaus auch schlimmer werden.
Wart ihr denn nicht stationär in einer HNO-Klinik zur Beratung, genauen Testung und zum Herausfinden der Ursache?
Ich würde dir auch begleitend Gebärden empfehlen. Allerdings würde ich an deiner Stelle sofort die Gebärden der DGS nutzen und nicht irgendwelche Gebärden. Normalerweise würde hier die HNO-Klinik beraten. Das würde auch die Eingliederungshilfe zahlen…natürlich abhängig vom Grad der Schwerhörigkeit.

Bearbeitet von kati543
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Hallo,

wir waren in der Uniklinik im Bereich Pädaudiologie, wo der BERA-Test gemacht wurde. Die genauen Werte bekommen wir die nächsten Tage noch mit der Post zugeschickt, er soll aber wohl genau im Mittelfeld liegen. Er ist jedenfalls nicht taub, er erschreckt sich auch, wenn man mit Geschirr klappert oder niest.
Die Ursache weiß keiner. Vielleicht eine unbemerkte Infektion in der Schwangerschaft oder eine Laune der Natur? Wir sind jedenfalls gesund und hatten das auch nie in unseren Familien.

Ob jetzt Gebärden nötig sind, warten wir mal ab. Er wird die Hörgeräte akzeptieren müssen. Wir stehen auch in Kontakt mit einer Frühförderstelle, die uns dahingehend unterstützen wird.

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Hallo,
Gebärden erleichtern den Alltag oft. Eben einfach genau dann, wenn es Hintergrundgeräusche gibt oder zwischen euch und dem Kind eine gewisse Entfernung liegt und der Lärmpegel ringsum es für das Kind unmöglich macht, euch zu verstehen. Obwohl mein Ältester normal hören kann (er hat jedoch ein stark ausgeprägtes AVWS) und mein Jüngster ebenfalls zumindest mit einem Ohr normal hören kann und sonst eben mit Hörgeräten versorgt ist, wollen wir die Gebärden nicht mehr missen.

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Liebe Schneewunder,

das war bestimmt ein Schock für euch. Unsere Tochter ist auch mittelgradig schwerhörig (Hörschwelle liegt bei 60 db). Ihre ersten Hörgeräte hat sie mit etwas über 3 Jahren bekommen, jetzt ist sie 5. Sie hat seit dem einen riesigen Sprung in der sprachlichen Entwicklung gemacht, aber ist noch lange nicht auf dem Level Gleichaltriger. Wir benutzen grundlegende Gebärden, weil es für uns die Kommunikation erleichtert. Wenn es viele Hintergrundgeräusche gibt, beim Schwimmen usw hat es sich für schon oft bezahlt gemacht.

Doch das ist unsere Geschichte. Euer Baby wird von Anfang an mit Hörgeräten aufwachsen. Verdaut erst einmal die Nachricht und dann lasst es nach und nach auf euch zukommen.

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Danke für deine Antwort. :)

Würdest du denn sagen, dass eure Tochter, abgesehen von der verzögerten Sprachentwicklung, ein ganz normales Leben führt?

Lg

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Ich habe dir mal eine Nachricht geschrieben :)

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Liebe Schneewunder,

Das du geschockt bist und das erst einmal verarbeiten musst, kann ich gut verstehen. Fühl dich erst einmal gedrückt, wenn du magst 🫂

Meine Schwägerin ist schwerhörig, als wir klein waren wurde das aber nicht bei jedem Baby getestet, so dass es leider erst spät festgestellt wurde.
Dadurch war ihre Sprachentwicklung verzögert. Trotzdem kann sie alles verstehen und deutlich sprechen, auch wenn man ihr die Schwerhörigkeit in ihrer Aussprache anhört.

Bei eurem Baby wurde es ja jetzt sehr früh entdeckt und somit wird er direkt mit Hörgeräten versorgt. Dadurch hat er in der sprachlichen Entwicklung gegenüber hörenden Kindern also keine oder höchstens sehr geringe Nachteile. Also gut, dass es jetzt schon festgestellt wurde und ihr gleich reagieren könnt.

Das zum einen, zum anderen möchte ich euch wirklich nahe legen, gleichzeitig auch Gebärden zu lernen. Aus der Erfahrung meiner Schwägerin heraus, deren Eltern sie auf eine normale Schule geschickt haben und weder sie Gebärden lernen ließen, noch es selbst oder ihre anderen Kinder gelernt haben.

Sie hat dann später selbst Gebärden gelernt und es erleichtert ihr das Leben sehr, weil sie sich sonst immer sehr konzentrieren und anstrengen muss, um alles zu verstehen und es auch schnell zu Missverständnissen kommt.

Mithilfe der Gebärden, können wir auch dann noch kommunizieren, wenn sie abends müde ist, was ihr ansonsten sehr schwer fällt - oder auch, wenn man sich in einer Menschenmenge befindet.

Die Hörgeräte filtern nämlich nicht.
Sie verstärken jedes Geräusch gleich. Wenn ihr also in einem Restaurant/Cafe sitzt oder durch die volle Stadt lauft, kann euer Kind euch nicht mehr verstehen.
Mithilfe der Gebärden (DGS) ist dann weiterhin problemlose Kommunikation möglich. Und das hindert ihn ja nicht am sprechen lernen.
Sie ist sehr glücklich, dass sie nun beides kann.

Und sie führt ein ganz normales leben.
Sie arbeitet. Hat einen liebenden Mann und zwei wunderbare Kinder, die übrigens beide hörend sind und keinerlei Einschränkungen haben.

Vielleicht macht dir das ein wenig Mut für die Zukunft eures Babys.
Liebe Grüße 💗

P.S.: Die deutsche Gebärdensprache (DGS) kann man in fast jeder Stadt in Kursen an der Volkshochschule lernen.

Bearbeitet von Mosofia
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ich habe zwei Kids im Umfeld. -Ein grosser Pluspunkt ist, das schon so früh zu wissen und auch früh mit Hörgeräten anzufangen. -- Diese Kinder hören dann schon recht früh fast normal und somit entwickelt sich oft die Sprache auch nicht anders.

Also bei beiden merkt man von der Sprache überhaupt gar nix , reden normal, kein schwerhörigen-Unterton in der Sprache.
sie tragen beide schon geräte von ganz baby-klein an. .... und ans Tragen von den Hörgeräten kann man sich gewöhnen, wie andere sich an eine Brille gewöhnen.
Tatsächlich würde ich eben auf baldige Lösung w/Hörgerät hinarbeiten und notfalls eben weiter weg fahren, bis ihr irgendwo landet, wo auch schon ganz kleine Babys welche angepasst werden können. -- Ab diesem Tag sollte sich die Hör- und Sprachentwicklung ganz normal entwickeln können.

ja: an lauten Orten filtern die Geräte nicht, - aber damit kann man umgehen lernen und die Lautstärke ausmessen so lange die Kinder das noch nicht selber sagen können, dass es zu laut ist.
Also bei meinen Bekannten merkt man nicht wirklich was. -- sind jetzt im Kindergartenalter und verhalten sich vergleichbar.

Bearbeitet von tr357
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Hallo,

Ich möchte etwas Mut machen. Ich habe in meiner 2. Klasse einen Jungen mit zwei Hörgeräten und einen mit Cochlea-Implantat. Zwei ganze tolle Jungs. Sie kommen gut zurecht, es gibt sprachlich keinen Unterschied zu den anderen Kindern und in der Klasse ist das kein Thema.
Alles Gute für deinen Sohn!

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Meine Schwester ist seit frühester Kindheit stark schwerhörig und hat eine ganz normale Schule besucht, eine Ausbildung gemacht, war im Ausland und hat eine Fremdsprache gelernt und das alles obwohl es sich immer weiter verschlechtert hat und sie nun kurz vor dem Cochlea-Implantat steht. Sie hat alles immer problemlos gemeistert ☺️
Dein Kind startet 35 Jahre nach meiner Schwester mit viel besserem Know How und Möglichkeiten. Es wird ganz sicher alles gut werden! ☺️ Ganz sicher!!

Wenn ich dir eine Arztempfehlung geben darf - in München Frau Dr. Wolters. Die einzige selbst schwerhörige Ärztin die Schwerhörige behandelt. Eine top Frau die wirklich aus eigener Erfahrung und aus eigenem Antrieb arbeitet ☺️❤️

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Hallo

Wir waren vor einem Jahr in derselben Situation. Unser Sohn wurde mit 2 Monaten rechts mittelgradig und links hochgradig diagnostiziert. Er trägt sie Hörgeräte seit er 5 Monate alt ist...

Deine Sorgen kenne ich und ich hoffe dass er ein weitgehend normales Leben führen kann...

Du kannst dich gerne bei mir melden, wenn du Fragen hast oder auch einfach mal schreiben möchtest.

Lg