Abtreibung?!

Hallo
Wir hatten vor Jahren eine Abtreibung auf Grund einer Diagnose dass das ungeborene Kind eine Behinderung habe (welche ist erstmal irrelevant).
Uns nagt diese Entscheidung bis heute, aber da wir Bezug auf Bekannte hatten die ein Kind mit Trisomie 21 hatten und wir wussten was es für ein Leben eventuell hätte sein können.
Wenn ihr so eine Diagnose bekommen würdet, wie würdet ihr entscheiden, das Kind bekommen oder eine Abtreibung vorziehen?
Wir hoffen auf Erfahrungswerte, danke.
VG

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Ich glaube, dass sowas auf ganz viele verschiedene Faktoren ankommt.

Ich hätte bei Kind 1, als ich 22 war, sicher anders entschieden, als jetzt bei Kind 3 mit knapp 40.

Beeinflussende Faktoren wären ja finanzieller Natur, Sicherheit der Partnerschaft, oder ggf Single usw, Ausbildungssituation (mitten im Studium ist es sicher anders zu werten als im Berufsleben), familiäre Unterstützung, eigene Gesundheit usw usw.....

Was ich damit sagen möchte: bitte versuche zu vermeiden, eure eigenen Entscheidungen mit denen anderer Menschen zu vergleichen. Eure Ausgangssituation wird nie genau die gleiche sein. Und es ist auch absolut ok, wenn ihr heute, unter den aktuellen Bedingungen mit eurem aktuellen Wissen usw, eine ganz andere Entscheidung treffen würdet, als ihr es damals getan habt.

Unter den damaligen Bedingungen war es für euch die richtige Lösung. Dass es trotzdem an einem nagt, ist absolut verständlich. Es bleibt immer das "was wäre wenn" im Kopf. Genauso wie es auch viele Menschen trifft, die so eine Entscheidung nicht selbst aktiv vornehmen konnten. Auch sie quält immer die Frage "was wäre, wenn mein Kind heute leben würde". Ich sehe diese Gewissensbisse daher ein wenig losgelöst von der Entscheidung an sich. Ich glaube, dass hier vielleicht ein Ansatzpunkt wäre, um mit der Situation besser umgehen zu lernen. Nicht die Entscheidung selbst löst diese Gefühle und Gedanken bei euch aus, sondern die Ungewissheit, wie ein Leben mit Kind verlaufen wäre.

Scheut euch nicht, euch Gesprächspartner zu suchen. Vielleicht sogar mit einem Psychologen zu sprechen. Eure Gefühle sind verständlich und haben auch ihre Daseinsberechtigung. Und ihr dürft euch gleichzeitig auch zugestehen, dass ihr damals mit bestem Wissen entschieden habt. Es gibt Situationen im Leben, die man im Nachhinein anders bewerten würde, aber oft vergisst man, dass es sich hierbei um einen Rückschaufehler handelt. Damals hatte man einen ganz anderen Informationsstand, andere Begebenheiten etc. Mit dem heutigen Wissen würde man manches vielleicht anders bewerten.aber das entspricht eben nicht dem damaligen Stand der Dinge.

Wichtig ist, dass ihr euch nicht gegenseitig Vorwürfe macht. Auch euch selbst gegenüber nicht.

Ich habe große Achtung vor eurer Entscheidung und kann durchaus nachvollziehen, dass es Situationen gibt, die einen dann noch Jahre danach an seine Grenzen kommen lässt.
Es war damals ok diese Entscheidung zu treffen. Fühlt euch bitte nicht schuldig.

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Hallo

Wir hätten ein Kind mit T21 oder anderen Behinderungen nicht bekommen.
Das muss aber jeder für sich entscheiden.

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Hallo, unsere Tochter ist behindert. Wenn wir in der Schwangerschaft gewusst hätten, dass sie eine Behinderung hat, hätten wir sie nicht bekommen. Es klingt hart, aber das ist nicht das Leben, das ich meinem Kind wünsche. Klar, es kann immer was passieren, aber wenn ich es verhindern kann, dann mache ich das! Dieser ständige Kampf mit den Behörden, Krankenkassen, damit unser Kind ein halbwegs normales Leben führen kann, ist nicht einfach, ständige Therapien, Arzttermine, das alles möchte ich nicht für mein Kind. Die komischen Blicke von den Mitmenschen, die ständigen Fragen, was sie denn hat..
Ich ziehe vor allen pflegenden Eltern meinen Hut! Und ja, wir lieben unsere Tochter und können uns unser Leben ohne sie nicht mehr vorstellen!

Das war damals für euch die richtige Entscheidung! Und es ist jetzt so wie es ist, ihr seid nicht Schuld, ihr habt damals für euch alles richtig gemacht!

Alles Gute 🍀

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Hallo,

ich kann mir gut vorstellen, wie schwer diese Entscheidung für euch gewesen sein muss, und es ist absolut verständlich, dass euch das bis heute belastet. So eine Situation stellt jeden vor eine unglaublich schwierige Wahl, bei der man keine "richtige" oder "falsche" Entscheidung treffen kann – es geht nur darum, was sich für euch in dem Moment richtig angefühlt hat.

Wenn man so eine Diagnose erhält, sind da so viele Gedanken und Ängste. Man fragt sich, wie das Leben des Kindes aussehen würde, wie man selbst als Familie damit umgehen könnte, und ob man die nötige Unterstützung hätte. Manche entscheiden sich dafür, das Kind zu bekommen, weil sie das Gefühl haben, sie können die Herausforderung annehmen. Andere denken, dass eine Abtreibung vielleicht der bessere Weg ist, um dem Kind und der Familie Leid zu ersparen.

Es ist schwer zu sagen, wie ich oder jemand anders in dieser Situation entscheiden würde, weil es so viele persönliche Faktoren gibt, die eine Rolle spielen. Jeder Mensch und jede Familie ist anders, und jede Entscheidung ist individuell.

Was wirklich zählt, ist, dass ihr damals nach bestem Wissen und Gewissen entschieden habt, was für euch und euer ungeborenes Kind das Beste war. Und das ist okay. Manchmal tragen wir Entscheidungen lange mit uns, aber das Wichtigste ist, dass ihr mit euch selbst liebevoll und verständnisvoll umgeht.

Ich wünsche euch viel Kraft und alles Gute!

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Ganz ehrlich?

Die Entscheidungen, besonders die rein hypothetischen Entscheidungen, von anderen helfen euch nicht weiter.

Solange man selbst nicht in dieser Situation war, kann man dazu absolut keine Aussage treffen.

Ich persönlich habe immer gesagt, dass ich keine erweiterte diagnostik über die normalen vus mit 3 us hinaus brauche, weil auffällige Ergebnisse keine Konsequenzen gehabt hätten.

Und ich denke, dazu wäre ich auch weiterhin gestanden, wenn da etwas auffällig gewesen wäre, aber mit Sicherheit sagen kann ich das nicht, denn wie es dann wirklich wäre, in so einer Situation zu sein, weiß ich nicht.

Ihr habt damals eure Entscheidung getroffen, nach bestem wissen und Gewissen und mit den besten Absichten, bestimmt vor allem eurem Kind gegenüber.

Daran lässt sich nichts mehr ändern, damit müsst ihr leben, bis zum Schluss. Diese endgültigkeit müsst ihr akzeptieren und ich kann mir nicht ansatzweise vorstellen, wie schwer das ist.

Hattet oder habt ihr professionelle Hilfe und/oder trauerbegleitung, um den Verlust eures Kindes zu verarbeiten?

Vielleicht solltet ihr da nochmal ansetzen, das wäre für eure Zweifel und um euren Verlust besser zu tragen mit Sicherheit hilfreicher und sinnvoller, als Meinungen von anderen.

LG waldfee

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Das hängt von ganz vielen verschiedenen Faktoren ab.

Unser Kind ist behindert. Wir wussten es vorher nicht und hätten es auch nicht wissen können, weil die Behinderung vor allem durch eine Erkrankung im Kleinkindalter entstanden ist.

Wichtiger Punkt: Viele Behinderungen sind nicht angeboren.

Und wenn man es in der Schwangerschaft weiß, muss man sich fragen, wie ausgeprägt die Behinderung ist. Wird das Kind maximal wenige Tage mit künstlicher Beatmung leben? Oder kann es höchstwahrscheinlich irgendwann einen Kindergarten besuchen? Ist absehbar, dass es sehr viel medizinische Betreuung und Pflege benötigt und nie wirklich mit anderen Kindern spielen oder selbständig Nahrung aufnehmen kann? Oder wird es sich einfach anders entwickeln, mehr Förderung und mehr Unterstützung brauchen?

Davon würde ICH es abhängig machen, ob ich das Kind bekomme. Es gibt aber natürlich Eltern, die es sich generell nicht vorstellen können, abzutreiben und das ist auch ok.

Und dann hängt es meiner Meinung nach immer noch davon ab, wie viel Unterstützung man hat und das wievielte Kind es ist.

Einem Einzelkind mit Behinderung wird man eher gerecht als vier Kindern, von denen eins eine Behinderung hat.

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Niemand weiß wie er / sie in solchen Situationen reagieren würde.
Die Entscheidung wird bei einer 25jährigen, arbeitslosen und alleinerziehenden Frau ohne familiäre Unterstützung von ganz anderen Faktoren abhängen als bei einem gutsituierten langjährigen Paar mit bislang unerfüllt Kinderwunsch, die in einer Großstadt mit zahlreichen Hilfs- und Fördermöglichkeiten leben. Hinzu kommen Dinge wie Religiosität, kultureller Hintergrund, die eigene Lebenserfahrung oder ein Bruder mit Down Syndrom.
Die wenigsten Menschen treffen diese Entscheidung zum jeweiligen Zeitpunkt leichtfertig und würden vielleicht Jahre später anders entscheiden, weil sie DANN in einer anderen Situation sind. Es gibt hier nicht " richtig" oder " falsch", sondern nur die Entscheidung DIESES Paares zu DIESEM Zeitpunkt.

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Wir hätten kein Kind mit T21 oder anderen Behinderungen bekommen und ja, es abgetrieben.
Ich habe, in allen Schwangerschaften, auch sämtliche Untersuchungen mitgenommen, um da wirklich "sicher" sein zu können.

Ihr habt damals die, für euch, beste Entscheidung getroffen.
Und das ist völlig okay so.

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Unsere Tochter hatte eine Triploidie. Die Ärzte sind davon ausgegangen, dass sie noch nicht einmal die Schwangerschaft überleben würde.
Wir haben uns nach langem überlegen gegen einen Abbruch entschieden. Sie hat drei Tage gelebt und wir sind sehr dankbar für diese Zeit.
Für uns war das die richtige Entscheidung. Wir haben aber lange gebraucht, bis wir uns entschieden hatten. Zuerst hatten wir zu einem Abbruch tendiert.

Mit dem, was wir in den letzten Jahren erlebt haben, kann ich heute für uns mit Sicherheit sagen: Wir würden ein Kind immer bekommen. Die einzige Ausnahme wäre, wenn wir mit Sicherheit wüssten, dass es leiden wird.

Vor unserer Tochter haben wir uns mit dieser Frage nicht beschäftigt.

Ich denke, sehr viel ist von der konkreten Situation (Welche Behinderung und wie ausgeprägt? Wie sind die eigenen finanziellen und zeitlichen Möglichkeiten? Wie ist die Familiensituation?) abhängig.