Hallo zusammen,
ich bin Caro und Mama von Liam, er ist im Oktober 2 Jahre alt geworden.
Ich würde euch gerne meine Geschichte erzählen und hoffe auf Austausch mit ebenfalls betroffenen.
Ich weiß gar nicht so recht, wie ich anfangen soll. Ich glaube es macht Sinn, ganz vom Anfang anzufangen damit ihr die folgenden Dinge auch vielleicht besser nachvollziehen könnt.
Alles fing mit Liams Geburt an. Ich musste in der 42. Ssw eingeleitet werden. Die Einleitung war schon keine schöne Erfahrung, ich rate an dieser Stelle nur davon ab.
Nach 2 durchgemachten Nächten mit Wehen und einer 10 stündigen versuchten normalen Geburt, wurde dann morgens um 7 nochmal ein US vom Bauch gemacht, wo dann gesagt wurde, dass es anatomisch nicht möglich sei, dass Baby normal zu gebären. Kurzerhand wurde dann ein NotKS beschlossen, dieser NotKS war für mich ein sehr traumatisches Erlebnis.
Allgemein war die ganze Geburt einfach furchtbar.
Liam kam auf die Welt und war kerngesund. Nachdem ich dann ein paar Stunden geschlafen hatte, sah ich ihn zum 1. Mal, normalerweise freut man sich und ist Feuer und Flamme für sein kleines Baby.
Doch ich merkte schnell, irgendwas war anders in mir. Mir fehlte die Freude und die Euphorie. Auch 2 Tage nach der Geburt kam das alles nicht, eine Schwester kam zu mir und lachte und fragte, ob ich einen Babyblues hätte... Und heute weiß ich, dass ich ihn definitiv hatte.
Nach 5 Tagen im KH fuhren wir zu dritt nachhause, alles schien perfekt, nur meine Gefühle hielten sich in Grenzen.
Und dann begann das Wochenbett. Mein Partner hatte die erste Woche frei, dann aber musste er weg, er ist Soldat und musste auf eine Übung. Ich war ab da an komplett auf mich alleine gestellt.
Ich hatte weder Eltern noch Freunde noch irgendeine andere Hilfe Zuhause, ich war alleine mit meinen Gefühlen und meinem "Nicht-Wissen" als frisch gebackene Mama.
Die Wochen vergingen und ich funktionierte einfach nur... Ich tat all das, damit es meinem Baby gut ging und es ihm an nichts fehlte. Leider klappte das stillen seit Tag 1 so gar nicht bei uns. Liam wurde nie satt und ich musste immer zufüttern. Ganze 8 Wochen konnte ich ihn halbwegs stillen, dann bekam ich eine schlimme Brustentzündung, welche mit Antibiotika behandelt werden musste. Ab da an war das stillen vorbei und in mir machten sich "Versagergefühle" breit.
Alles lief bis jetzt ganz anders, als ich es mir vorgestellt hatte.
Später, als Liam so 2-3 Monate alt war, und schon etwas agiler war, schaltete ich tagtäglich den Fernseher ein, damit es nicht so ruhig Zuhause ist, und so langweilig...dachte ich.
Ich schaltete Kinderserien an und Liam schaute immer interessiert hin.
Schnell merkte ich, dass ihm Peppa Wutz am Besten gefiel und wir ließen es immer laufen.
Natürlich habe ich Artikel darüber gelesen, dass Fernsehen in diesem Alter absolut nicht gut ist und es Folgen haben kann. Doch mir fehlte die Kraft mich mit meinem Kind stundenlang zu beschäftigen, bzw. fehlte mir auch die richtige Anleitung dazu. Heute weiß ich, dass ich unter einer Wochenbettdepression litt, welche nicht behandelt wurde.
Mittlerweile befinde ich mich in Behandlung und bin dabei, alles aufzuarbeiten.
Zurück, zu den Kinderserien. Liam interessierte sich sehr dafür und es machte es für mich und meinem Gemütszustand leichter, da er (auf eine ziemlich blöde Art und Weise ) beschäftigt war.
Worauf ich hinaus möchte ist folgendes:
Heute ist Liam 2 Jahre alt, hat schon eine Ergotherapie hinter sich, bekommt Frühförderung und ist regelmäßig beim Psychologen vorstellig. Wir erhielten nun am Dienstag die Verdachtsdiagnose "frühkindlicher Autismus ".
Ich selbst reagierte auf das Ergebnis sehr gefasst, da ich schon mit ca. 10 Monaten bei Liam abweichende Sachen bemerkte. Gewisse Meilensteine kamen einfach nicht.
Zum Beispiel das winken, auf etwas zeigen, oder später mit Bauklötzern was stapeln,Förmchen in die richtigen Formen stecken, Steckspiele oder Steckpuzzle machen, mir Spielzeug bringen etc...
Das alles fehlt, bis auf das Spielzeug bringen, noch heute.
Motorisch gesehen ist bei Liam alles in bester Ordnung, er fing mit 6 Monaten an zu sitzen und mit 14 Monaten konnte er frei laufen, er klettert sehr gerne und ist in allem sehr sicher.
Sprechen tut Liam leider noch nicht. Er kann das Wort Mama und das Wort Baba.
Ansonsten besteht sein Wortschatz nur aus "Dadadadada" und das schon seit einem Jahr.
Zusätzlich muss ich erwähnen, dass Liam im Juni eine Ohren OP hatte. In der Krippe bemerkten die Erzieher, dass Liam auf nichts reagierte ( nicht auf seinen Namen, auf kein "Stop", noch nicht mal auf eine laute Feuerwehr), daraufhin sind wir zum HNO Arzt und der stellte eine Schallwellenstörung fest, heißt, Liam höre so, als wäre er wie unter Wasser.
Zu diesem Zeitpunkt war Liam schon 1 1/2 Jahre alt, wir wussten nicht, seit wann er schon nicht richtig hören konnte.
Im Sommer bekam er dann Paukenröhrchen und die Polypen wurden entfernt.
Das Hörvermögen verbesserte sich dramatisch gut, doch das sprechen blieb weiterhin aus.
Liam entwickelte im Laufe der Zeit immer mehr autistische Züge wie z.B. das nicht hören auf seinem Namen, rückwärts laufen, eine Zeit lang auf Zehnspitzen laufen, mit den Augen drehen, Alles anlecken draußen und die orale Phase ging bei Liam gut über ein Jahr...Was auf ein stereotypes Verhalten hindeuten KANN. Wenn er aufgeregt ist, flattert er mit den Händen.
In unserer Familie ist kein Fall von Autismus oder ADS/ADHS bekannt, so dass wir uns nicht erklären konnten woher es kommen könnte. Drum stieß ich auf einen Artikel über "Pseudoautismus" und werde den Gedanken nicht los, dass Liam darunter leiden könnte.
Ich teilte die ganze Wahrheit mit meiner Psychologin über das tägliche TV schauen mit Liam, damit sie nun einen anderen Blickwinkel bzgl. seiner Diagnostik haben.
Nun, wir sind heute bei Tag 2 ohne Medien angekommen. Kein TV, kein Handy, kein Tablet. Der 1. Tag ging ohne Probleme, nur das abendliche Essen müssen wir noch etwas umstrukturieren.
Wir werden es ab nun an so durchziehen, um Liam von all dem zu entwöhnen und um ihn in seiner Fantasie zu bestärken, die wir leider arg kaputt gemacht haben.
Wir hoffen einfach inständig das Ganze irgendwie reparieren zu können.
Ich möchte mit meinem Post einfach nur vor dieser Gefahr warnen und aufklären.
Wenn ihr merkt, dass ihr dem Ganzen nicht gewachsen seid, sucht euch Hilfe. Parkt eure kleinen Kinder nicht vor den TV´s oder Tablets, dies hat massive Auswirkungen auf die kindliche Entwicklung.
Die Sprache und die Intelligenz werden massiv beeinträchtigt und niemand weiß, ob es jemals wieder aufgeholt werden kann.
Bitte macht mir keine Vorwürfe, heute sehe ich viele Sachen anders und klarer.
Doch wenn man psychisch erkrankt, ist die Welt eine andere.
Wenn ihr Fragen habt oder in den Austausch gehen möchtet, könnt ihr mir auch gerne Freundschaftsanfragen stellen.
viele Grüße Caro
Wochenbettdepression/Pseudoautismus/virtueller Autismus
Hallo Caro
Wenn Dein Kind 1,5 Jahre nichts hören konnte, dann ist es aus meiner Sicht klar, dass er es mit 2 noch immer nicht kann. Weil er eben 1,5 Jahre Rückstand hatte. Ansonsten würde ich auch noch bei Dir und Eurem Kind den Vitamin D Blutspiegel kontrollieren lassen, ob er zirka in der Mitte des Normalwertes ist. Das geht mittlerweile auch mit nur ein paar Tropfen Blut.
Hallo,
Wir wissen leider nicht genau seit wann er nicht richtig hören konnte.
Wir hatten alles testen lassen, er hatte Eisen und Vitamin D Mangel, dafür haben wir aber Tropfen bekommen. lG
Würde euch zu einer stationären Diagnostik raten in der Kjp
Ja das wollte ich auch nächstes Mal ansprechen, aber soweit ich weiß, wird diese erst ab 3 gemacht, zumindest wurde mir das so gesagt bzgl. Der Charité.
Hallo,
es ist gut dass du dir Hilfe gesucht hast und alles aufarbeitest. Aber du warst traumatisiert und alleine und hast einen Weg gefunden den Alltag zu überstehen. Verteufel nicht was du getan hast.
Ob die Verzögerung durchs TV kommt oder doch auch ASS eine Rolle spielt wird die Zukunft zeigen.
Du schließt den Autismus aus, aber gerade weibliche Autisten maskieren so gut, dass man vielleicht selber nicht dran glaubt. Ich war nach der ersten Geburt auch traumatisiert und mir ging es lange schlecht, 15 Jahre später hat bei mir der erste Psychologe einen Autismusverdacht geäußert....
Wichtig ist jetzt Fördermöglichkeiten zu nutzen und deinem Kind Zeit zu geben. Zeig ihm die Welt, geht in die Natur und kuschelt ganz viel.
Vor kurzem gab es in einer Autismusgruppe über Facebook eine Diskussion über Pseudoautismus. Alle waren sich einig, dass zu hoher Fernsehkonsum, durchaus Verzögerungen in der Sprachentwicklung und auch sozialen Entwicklung auslösen kann, aber keinen Autismus mit allem dazugehörigen Symptomen.
In meinem Umfeld gibt es viele Kinder bei denen der Fernseher von klein auf, rund um die Uhr lief. Und auch die Kinder haben schon im Kita Alter ein Fernseher im Zimmer. Keins der Kinder hat die Diagnose Autismus. Manche brauchen Logopädie und Ergotherapie und haben diagnostizierte Entwicklungsverzögerungen, aber keins hat die Diagnose Autismus.
Meine Tochter ist Autist und sie durfte kaum fernsehen als Kind. Sie ist auch die erste in der Familie mit der Diagnose Autismus. Die kleine Schwester zeigt auch Auffälligkeiten.
Es kommt ja leider noch mit dazu, dass ich an einer Wochenbettdepression litt/immer noch habe, nun ist es eine verschleppte Wochenbettdepression die ich in einer Tagesklinik behandeln lassen muss.
Durch die Wochenbettdepression war ich damals nicht in der Lage eine enge Beziehung zu meinem Sohn aufzubauen, alles war mir zu viel...die körperliche Nähe fehlte fast komplett.
Ich konnte mich natürlich gut um ihn kümmern, es fehlte ihm an nichts, aber ich konnte viele Dinge nicht tun und meine Therapeutin sagte mir, dass dies leider Einfluss auf die Entwicklung von Kindern haben kann, ebenso hat Liam sehr lange nicht gut hören können ( er hörte nie auf seinen Namen, nahm keine laute Feuerwehr wahr etc...) dann sind wir ja zum HNO und dort wurde eine Schallwellenuntersuchung gemacht.
Die Ohren waren komplett dicht und niemand wusste seit wann dies schon so wahr.
Dadurch fehlten ihm ebenso sehr viele wichtige Monate in seiner Entwicklung...Und dann noch der Fernsehrkonsum.
Man weiß natürlich nicht, ob das nun alles daher kommt, wie soll man so etwas auch beweisen....
Das Wichtige ist, dass er alle nötigen Förderungen bekommt die es gibt und wir Gott sei Dank verdammt früh dran waren mit allem. Ich habe nun auch noch eine autismus-spezifische Förderung für ihn beantragt, da wir ja nun erst einmal die Verdachtsdiagnose haben, damit steht sie uns zu. Es kann nicht schaden. Wegen Logopädie wissen wir leider noch nicht so recht wie wir es handhaben sollen, die meisten nehmen keine Kinder unter 3 Jahren.
Ergotherapie haben wir hinter uns, wurde aber absolut nicht benötigt, da er motorisch allen Kindern in seinem Alter voraus ist. Pseudoautismus ist leider noch nicht gut erforscht, bzw. gibt es dazu noch nicht viel zu sagen ( Studien )
Aber der Autismus Arzt von meinem Sohn fand diese Information sehr wichtig und sieht nun auch einige Dinge aus einer anderen Perspektive.
Liebe Grüße :)
Es ist natürlich richtig, dass hoher Fernsehkonsum und auch mangelde Zuwendung, sich negativ auf die Entwicklung auswirken. Allerdings schreibst du ja auch, dass es deinem Sohn an nichts fehlte. Das bedeutet ja er wurde von dir versorgt und du hast ihn nicht schreien lassen oder sich selbst überlassen. Das ist schon viel wert.
Brauchte er denn viel Nähe als Baby? Oder wirkte er auch ohne viel Nähe glücklich? Oft fordern Autisten auch nicht viel Nähe ein und werden deshalb oft als sehr pflegeleichte Babys und Kleinkinder empfunden.
Ist denn jetzt wieder alles in Ordnung mit seinen Ohren? Wenn ja müsste er jetzt ja auch deutliche Fortschritte machen, was die Sprachentwicklung angeht.
Vielleicht ist es auch ratsam erstmal nur durch Ergo, Logo und Frühförderung die Entwicklung zu fördern und die Diagnostik später durchzuführen. Bei uns wird erst ab 6 Jahren die Diagnostik durchgeführt.
Da solltest du am besten mit den Ärzten Rücksprache halten.
Wobei natürlich eine Diagnose vor Schuleintritt ratsam ist, damit man Hilfen wie z. B. einen Schulbegleiter beantragen kann.
Vielen Dank, dass du deine Geschichte mit uns teilst… tut mir von Herzen Leid, was du durchmachten musstet und ich kann mir nur ansatzweise vorstellen, wie viel Kraft es kostet, so etwas aufzuarbeiten und sich damit zu konfrontieren! Du kannst sehr stolz auf dich sein, du hast riesige Schritte geschafft!
Ich sende dir eine Umarmung.
Leider ist erst in 4 Monaten ein Platz in der Tagesklinik frei.
Aber das Ziel ist in Sicht.
♡