Hallo Ihr Lieben!
Nun habe ich vorhin erst erfahren, dass es hier bei Urbia auch ein Forum mit 'besonderen' Babies gibt und da muss ich mich euch doch gleich einmal vorstellen ... villeicht finde ich ja Eltern, die ein Kind mit aehnlichen 'Problemen' haben. Hier sagen die Aerzte immer 'Behinderungen', aber damit kann ich mich noch nicht abfinden, bin wohl immer noch in der 'Verweigerungsphase'.
Unser Sohn Noah wurde am 26. Juni 2006 hier geboren und wurde sofort auf die Intensivstation verlegt, da er den Not KS nicht so toll vertragen hatte und extra Sauerstoff brauchte. Bis dahin hatten wir uns eigentlich garkeinen Kopf gemacht, so was kommt ja oefters vor. Der Kinderarzt meinte nur, dass Noah eine 'komische' Zunge haette, angewachsen auf der rechten Seit am Gaumen entlang. Mehr konnte er uns dazu aber nicht sagen, denn so etwas hate er noch nie gesehen. Wir haben uns auch dann noch nichts dabei gedacht.
Am naechsten Nachmittag wurde ich dann in das gleiche KH, wo Noah nun lag, verlegt und wir sind dann sofort auf die Neugeborenen Intensivstation. Wir wussten schon, dass es ihm besser ging und er von allein atmen konnte. Der Kinderarzt hat uns dann jedoch das volle Ausmass seiner Probleme erklaert: Noah ist mit Hemifazialer Mikrosomie geboren, auf deutsch seine gesamte rechte Gesichtshaelfte ist unterentwickelt ... kleiner Unterkiefer und kleineres Ohr. Hinzu kam, dass sein rechter Halsmuskel nicht nur unterentwickelt ist, sondern komplett fehlt. Und dann die Zunge, die rechts angewachsen ist und deren rechte Haelfte deutlich unterentwickelt ist. Es ist kaum Masse da. Wir waren am Boden zerstoert. Der Arzt konnte sich weder den fehlenden Halsmuskel noch die angewachsene Zunge erklaeren. Er meinte nur, dass Noah wahrscheinlich Goldenhar Syndrom hat. Wir sind dann nach Hause und haben im Internet nachgeschaut. Was aber ein grosser Fehler war, denn dort sind ja meistens immer nur die schweren Faelle dargestellt. Wir lasen von geisteiger Behinderung, Taubheit und Sehstoerungen. Die ersten Tage haben wir nur geweint und uns gefragt 'Warum gerade wir?'. Meine Schwangerschaft war problemlos verlaufen und auch die US haben nichts ahnen lassen.
Hemifaziale Mikrosomie wird durch eine geplatzte Blutader im Bereich des spaeteren Gehirns verursacht. Das Blutgerinsel stoppt die Entwicklung und je nachdem, wie weit schon alles entwickelt war bevor die Ader platzt, ist dann die Schwere der Unterentwicklung. In Extremfaellen fehlt das Auge oder Ohr komplett. Es ist eine Laune der Natur und nicht in den Genen. Forscher haben es in die fruehen Wochen der Schwangerschaft eingeordnet.
In den ersten Wochen, alles was ich denken konnte war ... wenn es so frueh passiert ist, warum hatte ich denn dann keine FG? Ich kam mir so schaebig vor, so etwas ueber meinen kleinen Sohn zu denken, der doch nur einige Minuten von uns im KH lag. Selbst jetzt noch kommen mir die Traenen, wenn ich daran denke. Wahrscheinlich wollte ich nur einen schnellen Ausweg anstatt mich der Herausforderung zu stellen. Ich meine der Schock mit Noah und ein Baby ist ja nicht ein Kleidungsstueck, das man im Laden umtauschen kann.
Aber es kam ja noch schlimmer ...
Noah hatte dann, als er ein paar Tage alt war, eine innere Untersuchung seiner Luftroehre etc, um das ganze Ausmass seiner Behinderung festzustellen. Dabei stellte sich dann heraus, dass sein rechtes Stimmband gelaehmt ist, sen Gaumen rechts unterentwickelt ist ( wenn er Rueckfluss hat oder spuckt, kommt es meistens aus der Nase ) und seine Luftroehre gerade noch so im \Normalbereich liegt, also sehr sher eng ist.
Das war dann der naechste Tiefschlag. Alles was ich denken konnte war, was fuer eine Zukunft hat der kleine Matz denn. Die HNO Aerztin hatte auch noch nie ein Baby mit fehlendem Halsmuskel gesehen und konnte uns keine Auskunft geben, was denn nun mit Noah geschehen wuerde. Abwarten, das ist was sie alle sagen, abwarten, wie er waechst und sich entwickelt. Wir wollte ja sofort, dass seine Zunge geloest wird, so dass er richtig schlucken kann. Noah wird naemlich (immer noch )ueber eine Magensonde ernaehrt, da er nicht richtig schlucken kann und durch sein gelaehmtes Stimmband die Gefahr besteht, dass die Milch in die Lunge geraet. Die Aerztin meinte aber nur, dass es garnicht so einfach waere, denn erst einmal muss festgestellt werden, ob die Zunge nur an- gewachsen ist oder ob sie so gewachsen ist. Wenn sie so gewachsen ist, dann wuerde sie sich nach einer Abtrennung vom Gewerbe wahrscheinlich zurueckbilden, da sie von der Versorgung abgeschnitten wird.
Ich habe im Internet geforscht und nur 2 weitere Faelle gefunden, wo ein Baby mit fehlendem Halsmuskel geboren wurde und nur einen Fall von Indien, wo ein Junge mit angewachsener Zunge geboren wurde. In seinem Fall war sie nur angewachsen.
Ok, das war es nun erst einmal ... ist ja eh ein halber Roman geworden. Noah ist nun 5 Monate alt. Er war 10 Wochen im KH und wird auch jetzt noch ueber eine Magensonde ernaehrt. Antworten haben wir noch keine bekommen, aber in den naechsten Wochen bekommt er die Sonde direkt durch die Bauchdecke, so dass der Schlauch aus der Nase kommt. Den zieht sich der freche Spatz naemlich regelmaessig raus. Dan schauen sie sich auch noch einmal seine Zunge und den Rachen, Kehle an.Entwickelt tut er sich gut und hat bei jetzt auch alle Meilensteine gemeistert. Schauen wir mal. Wir muessen einfach positiv bleiben ansonsten schaffen wir es nicht. Was fuer eine Hoffnung hat man denn sonst noch.
Danke schoen fuers Zuhoeren! Es tut immer gut, sich alles von der Seele zu reden, und jedesmal heilt sie ein Stueck mehr.
Ich habe auch seit Donnerstag meine Uni beendet. Hatte Noah naemlich kurz vor meinem letzten Semester bekommen. Es war sehr sehr stressig und nun bin ich doppelt so gluecklich, erstens, dass ich es trotzdem geschafft habe und zweitens, dass ich nun mehr Zeit fuer Noah habe.
Liebe Gruesse]
Katrin + Noah (5 Monate)
Halloechen 'mich mal kurz vorstellen will"
Liebe Katrin..es tut mir leid, dass Ihr Euch um Euren...übrigens.. schnuckeligen kleinen Jungen so sorgen müsst.
Aber wie Du schreibts, er ist ein besonderes Kind..
Er wird Euch sicher, trotz seines Handicaps, eine Menge Freude machen.
Ich wünsche Euch viel Kraft, kompetente Ärzte und alles Gute für die kommende Zeit.
LG Sami
Hallo Katrin,
ich habe Deinen Beitrag gerade gelesen, da ich immer regelmäßig auf diese Seite schaue um zu sehen, ob es noch ein Kind gibt, das Johannas (im Vergleich zu Eurer Krankheit echt mehr als harmlos) Krankheit auch hat, da es zumindestens auch eine seltene Geschichte bei uns ist. (stark ausgeprägtes primäres Lymphödem im rechten Arm und Hand und ein Ödem im Darm, dass eine besondere Ernährung erfordert) Ausserdem hat sie noch ein paar zusätzliche Zipperlein dazubekommen, die aber hoffentlich bald verschwinden (Herzlöcher, Neurodermitis, Leistenbruch)
Ich kann mir nur in etwa vorstellen, wie es Euch ergangen ist, da ich bei unseren Diagnosen (sofern überhaupt jemand Ahnung hatte ) schon am Boden war und euer süsser Kerl hat ja wirklich nichts ausgelassen.
Ich kann Euch nur raten, lasst Euch nicht von Ärzten einlullen, (sie sind hilfreich, aber sie wissen nicht alles) hört auch auf euer Herz und euer Gefühl. Viel Eigeniniative - man staunt oft wieviele Möglichkeiten es noch gibt, von denen vor Ort vielleicht niemand etwas wusste und ansonsten ist es schön, dass er sich so gut entwickelt. Ein kleiner Kämpfer
Ich wünsche Euch alles erdenklich Gute und hoffe, dass Ihr noch alle Aufgaben meistern und Euch an den Erfolgserlebnissen freuen könnt
Lieben Gruss
Tine (die ihre Maus auch im letzten teil des Studiums bekam und stolz wie Oscar ist, dass sie es trotzdem geschafft hat)
ALSO: alles Gute zum bestandenen Studium
Liebe Katrin!
Erst einmal Glückwunsch zu deinem bestandenen Examen! Was hast du denn studiert?
Ich besuche auch, wie viele hier regelmäßig diese Seite. Mein zweiter Sohn ist jetzt knapp 11 Monate alt und wurde mit einer multizystischen Nierendysplasie geboren. Wir haben im letzten halben Jahr auch schon einige Zeit auf der Intensivstation verbracht, aber momentan geht es ihm einigermaßen gut.
So wie du schreibst bin ich mir ziemlich sicher, dass sich Noah die richtige Mami ausgesucht hat. Ich glaub fest daran, dass ihr euren Lebensweg meistern werdet. Habe schon mehrmals festgestellt, dass gerade unsere "besonderen" Kinder so viel Wärme, Zuversicht und Lebensmut ausstrahlen, ganz als ob sie uns zeigen wollen, wie schön die Welt doch ist. Sonnenscheinkinder zeigen uns, was wirklich wichtig ist und geben uns durch ihr Lächeln die notwendige Kraft weiter zu kämpfen und den manchmal recht steinigen Weg zu meistern.
Wenn dir was auf der Seele liegt kannst du gern schreiben, oft geht es einem danach viel besser....
Liebe Grüße von Alex mit Finn und Nils
Liebe Katrin,
erstmal ganz doll !
Ich bin auch Mama einer besonderen Tochter, oder wie ich es nenne, einem kleinen Mädchen mit ganz besonderen Fähigkeiten.
Meine Nina ist heute 2 3/4 Jahre alt, und ich habe mich anfangs immer gegen das Wort Behinderung/ behindert gestreubt.
Weißt irgendwann habe ich mir Gedanken über das Wort gemacht, und meine eigene Definition gefunden.
Gerne möchte ich Dir meine Definition erläutern.
Ein ganz banales Beispiel ist ein Stau (auf der Strasse).
Dieser stellt auch einen Behinderung da, und man möchte die Autos, die vor einem sind am Liebsten wegbeamen oder irgendwann hinter sich lassen.
Die einen verschwinden recht zügig, andere bleiben noch etwas länger, und manche werden nicht gehen.
Dann gibt es nur die Möglichkeit Kurven zu fahren.
Übersetzt meine ich damit, dass jedes Kind in sich ein gewisses Potenzial hat. Und das sollte man versuchen herauszukitzeln.
Klar, das ist mit ner Menge Kraft und Ziet verbunden, aber es lohnt sich.
Manche Sachen wird Euer Kleiner sehr schnell können. Für andere Dinge bruacht Euer Kleiner etwas mehr Zeit, schließlich hat er seinen ganz eigenen Rhythmus....
Und falls er irgendetwas vielleicht nicht können wird, dann öffnet sich ein ganz anderes Türchen, ganz andere Möglichkeiten.
Auf jeden Fall ist Eure Liebe und Unterstützung das allerwichtigste für ihn.
Und die wird der Kleine Euch millionenfach zurückgeben.
Darfst mich gerne über die VK anschreiben, meine Tochter hat ihre eigene Homepage, die nenne ich Dir gerne.
Von Herzen alles Gute, viel Kraft und Mut, Sandra
Hi,
laß Dich von mir auch erstmal
Eine Diagnose zu erfahren, die nicht in das vorgestellte Bild eines gesunden Babys paßt, ist anfangs nicht zu Fassen.
Ich habe lange gebraucht, um zu verstehen, aber mittlerweile bin ich über die Schwelle getreten und kann "leben".
Mit der Hilfe meines Mannes, sprich zusammen, geben wir uns so viel Kraft. Jeder Moment ist etwas Besonderes und Nichts ist selbstverständlich. Man LEBT anders und lernt eine neue Wertschätzung. Es ist ein positives, schweres Leben und Du wirst immer daran erinnert was Du hast.....und kannst.
Ich weiß auch noch nicht den Grund warum gerade wir, aber vielleicht sind es wirklich die o.g. Dinge!?
lg