Hallo zusammen,
eine meiner guten Bekannten hat ein mittlerweile 1,5-jähriges behindertes Kind (Trisomie 9). Ihre Tochter ist ein wundervolles kleines Mädchen und ich mag sie sehr. Ich kenne die beiden seit 2 Jahren.
Jetzt hat mir die Freundin angekündigt, dass sie sich in der nächsten Zeit nicht mehr bei mir melden möchte. Meine Tochter ist knapp 2 Jahre alt und meine Freundin kann es nicht mehr ertragen ihre Fortschritte zu sehen und gleichzeitig zu wissen, dass ihr eigenes Kind das nie können werden wird.
Ich weiß jetzt nicht, wie ich mich der Freundin gegenüber verhalten soll. Habe ein schlechtes Gewissen, weil ich ihr auch von meinen (in ihren Augen natürlich lächerlich kleinen) "Problemchen" berichtet habe. Komme mir so unsensibel vor...
Gleichzeitig bin ich verwirrt, weil sie ja immer "nomal" behandelt werden wollte. Und "normale" Mütter unterhalten sich eben über die kleinen und großen Fortschritte der Kinder. Ich habe unsere beiden nie miteinander verglichen. Sie anscheinend schon. In den ersten Monaten sind die Unterscheide zwischen den beiden auch nicht so aufgefallen. Mittlerweile klafft die Schere immer weiter auseinander. Wie soll ich jetzt damit umgehen? Ich möchte ihre Freundschaft nicht missen und mir liegt viel an den beiden.
Was soll ich ihr sagen, ohne sie noch mehr zu deprimieren?
LG,
Solange
Wie mit Handicap umgehen?!? Bekannte mit behindertem Kind
hallo,
ich als selbst betroffene mutter kann dir nur sagen wie es bei mir ist.
zwei meiner besten freunde waren mit mir schwanger die erste hat ihren sohn 10 tage vor mir bekommen, und die zweite hat ihre tochter 4 tage nach tim bekommen.
wie es sich anfühlt?
furchtbar, es fühlt sich für mich ganz ganz schlimm an.
wenn wir uns treffen und die zwei erzählen, reden und spielen, sagen genau was sie wollen usw.
ich muss ehrlich zugeben ich habe mittlerweile nicht mehr soviel kontakt hab ihn sehr eingeschränkt weil es für mich jedes mal ein großer schlag ist.
ich treffe mich jetzt immer mit meinen freundinnen wenn die kids im bett sind oder einfach mal wenn wir einen cafe trinken gehen.
es ist schwer, dennoch kannst du nichts dafür genauso wie meine freundinnen aber es ist sehr schwer das zu unterscheiden.
ich muss mich auch oft beherrschen wenn ich so manche beschwerte höre zb. " mein gott den ganzen tag redet sie ", klar weiß ich das es dann spaß ist aber meiner redet gar nicht, er reagiert gar nicht, er macht nichts.
das macht mich sehr traurig.
ich kann dir nur sagen was ich mir wünschen würde.
ich würde mir wünschen das ich immer jemanden hätte der immer für mich da ist und mich in den arm nimmt.
rede mit ihr, biete ihr an ob ihr euch erstmal alleine treffen wollt.
vielleicht auch dann das thema kinder ausblenden und erstmal nicht darüber reden, meinst du das würde gehen?
lg bianca
Hi!
Mein Sohn ist zwar nicht behindert ,aber entwicklungsverzögert (Frühchen, 30.SSW). Er ist jetzt 2,5 Jahre und die Unterschiede zwischen gleichaltrigen Kindern und ihm machen sich jetzt auch stark bemerkbar. Er ist einfach in der Entwicklung (Motorik und Sprache) zurück. Auch im Verhalten zeigt er Auffälligkeiten.
Es ist schon schwer andere "normal entwickelte" Kinder zu sehen. Aber dafür kann man denen doch nicht die Schuld geben! Man muß es so nehmen wie es kommt.
Ich denke deine Freundin hat ein Problem mit der Behinderung ihres Kindes. Du kannst doch nichts dafür und daß man Kinder vergleicht ist selbstverständlich. Wenn sie deshalb sich zurück zieht kann man ihr auch nicht helfen. Flucht bringt nichts.
Sie muß sich der Situation stellen und ihr Kind so annehmen wie es ist!!! Sie sollte sich glücklich schätzen so eine Freundin wie dich zu haben .
Ich habe meinen Sohn so angenommen wie er ist, ändern kann ich es eh nicht!!!
LG, Minkabilly!
Hallo...
mein Sohn war die ersten paar Monate langsamer als "seine Freunde", er konnte seinen Kopf erst super spaet halten, sitzen etc. und mit 6 Monaten wurde er mit Halbseitigem Riesenwachstum diagnostiziert.
Mittlerweile hat er aufgeholt. Aber es war schon immer sehr bedrueckend zu sehen, wie weit die anderen sind und meiner....???
Ich hab mich auch zurueckgezogen und hab recht lange gebraucht, mich mit seiner Diagnose auseinander zusetzen.
Was mir geholfen hat, war dass die anderen Muetter mich immer weiter miteingeladen haben, sms geschickt und so.
Bleib in Kontakt, sag ihr, wieviel dir an den beiden liegt, dass du sie verstehst und lass ihr Zeit.
Ich wuensch euch, dass ihr noch viele Jahre Freundschaft vor euch habt.
LG Hippy
Hallo Hippy!Darf ich Dich mal fragen was halbseitiges Riesenwachstum ist?Mein Sohn hat nämlich Adiposogigantismus d.h. Riesenwuchs mit Fettleibigkeit.Er konnte auch sehr spät sitzen und ist nicht gekrabbelt.Würde mich über Antwort sehr freuen.Liebe Grüße Regina
Hallo!
Es nennt sich Hemihypertrophie und heisst, dass eine Koerperhaelfte Arm, Bein oder Organe groesser/dicker sind.
http://www.hemihypertrophie.de/
Bei unserem Sohn ist ein Bein laenger wie das andere, ein Fuss etwas groesser und so um den 6ten Monat rum war sein Gesicht auf einer Seite "groesser".
Seit gut einem Jahr hat sich der Abstand zwischen seinen Beinen nicht vergroessert und auch sein Gesicht sieht "normal" aus, wenn man es nicht weiss, sieht man nicht dass er schief ist.
Manchmal hoff ich einfach, dass es eine Fehldiagnose ist, und er einfach nicht genug Platz im Bauch hatte (ich sah am Ende aus, als waer ich grad mal im 6ten Monat...), er per Not-Kaiserschnitt geholt wurde, weil er Bel war und er einen Tortocillis(Schiefhals) hatte, was alles zu einer verkrampften Haltung und somit ungleichen Laengen fuehren kann.
Keine Ahnug...er ist super gluecklich und das ist die Hauptsache!!
Lg Hippy
Hallo Solange,
ich kann es gut verstehen, dass Dich das Verhalten Deiner Freundin aus der Fassung bringt.
Ich vermute (!), dass sie die Behinderung ihres Kindes wahrscheinlich noch gar nicht für sich selbst "angenommen" hat. Es scheint ihr immer mehr bewusst zu werden, dass ihr Kind "anders" ist.
Ich habe ja selbst eine geistig behinderte Pflegetochter. Bei mir war es allerdings der "Vorteil" (ich finde gerade kein anderes Wort dafür), dass wir uns bewusst für die Kleine entschieden haben mit allen Konsequenzen. Vermutlich ist es bei Eltern mit leiblichen Kindern, die eine Behinderung haben so, dass man den Schock/die Trauer darüber, kein gesundes Kind zur Welt gebracht zu haben, eine längere Verarbeitunsphase benötigt.
Vielleicht hat sie diese Gefühle lange unterdrückt und nun kommen sie immer mehr an die Oberfläche.
Ich kann mir vorstellen, dass ihr eine kompetente psychologische Beratun gut tun würde.
Am besten signalisierst Du ihr, dass Du an der Stelle stehenbleibst, wo ihr gerade in Euerer Freundschaft steht und sie Dich "dort wiederfindet", wenn sie Dich braucht.
Auch wenn es für Dich im Moment schwer nachvollziehbar und sicher auch schmerzlich ist.
Irgendwann wird sie wieder auf Dich zukommen....wenn sie alles besser verarbeitet hat und dann wird sie froh sein, jemanden an ihrer Seite zu haben. Da bin ich fast sicher!
^Hallo,
zunächst mal finde ich es toll, dass Du Dir so viele Gedanken um Deine Freundin machst.
Um sie besser zu verstehen, würde es vielleicht helfen, sich mal ganz intensiv vorzustellen, wie es Dir ginge, wenn es umgekehrt wäre; also Du mit dem behinderten Kind, sie mit dem gesunden.
Du schreibst zwar, dass die Kleine einwundervolles Mädchen ist, aber sei mal ganz ehrlich , würdest Du so eines haben wollen?
Es spielen beszimmt zwei Dinge bei dieser Diskussion eine wichtige Rolle, die angesprochen wurden:
1) Wenn man ein Frühchen hat oder ein Kind mit Entwicklungsverzögerung unklarer Genese, dann ist oftmals noch alles drin. Es gibt sicherlich auch Entwicklungsverzögerungen, die wehtun, aber wie hier auch schon jemand geschrieben hat, manches Kind holt alles noch nach und ab diesem Zeitpunkt hat man dann auch ein ganz NORMALES Kind.
Diese Hoffnung kann Deine Freundin wegen des Gendefektes nicht haben,; natürlich gibt es bei jedem Gendefekt unterschiedliche Schweregrade, aber aufholen in Vergleich zu gesunden Kindern können solche Kinder NIEMALS.
Das ist Deiner Freundin im Zusammensein mit Dir und Deiner gesunden Tochter wahrscheinlich schmerzhaft bewuust geworden. Sie sah es optisch vor sich, dass ihre Tochter -trotz aller Förderung- sich immer weiter entfernt statt aufzuholen oder sich wenigstens verspätet parallel zu entwickeln.
2) Es ist ein Riesenunterschied, ob es das eigene oder ein Kind in Pflege ist.
Abgesehen davon, dass man für ein Pflegekind Bezahlt wird, ist die Rolle , die man damit in der Gesellschaft spielt, eine gänzlich andere.
Eine Frau, die sich extra um ein behindertes Kind kümmert (das vielleicht keiner wollte oder so..) , wird als besonders warmherzig und sozial gesehen.
Eine Frau, die ein behindertes Kind zur Welt bringt, hat in gewissem Sinne "versagt" und so fühlt sie sich auch. Sie hat es nicht geschafft, einem "perfekten" Menschen das Leben zu schenken.So etwas erzeugt die gegensätzlichen Gefühle von Stolz, Glück und Freude.
Dabei wird es noch schlimmer gesehen, wenn man selbst quasi die Schuld trägt, wie bei einem Gendefekt. Bei Komplikationen während der Geburt sind ja dann andere schuld. Dann hat man nicht versagt, sondern Pech gehabt.
Ich habe selbst so ein Kind mit einem Gendefekt (allerdings einem gänzlich anderen) und kann es deshalb sehr gut nachvollziehen, wie sich Deine Freundin fühlen muss. Ich vermeide auch Zusammentreffen mit anderen Kindern (Gleichaltrigen und Jüngeren), sehr viel älter dürfen sie sein. Da sich bei unserem Kind nicht nur die Entwicklung immer mehr von anderen entfernt, sondern auch dessen Aussehen, bleibe ich auch am liebsten zu Hause.
So ein Kind kann eine furchtbare Enttäuschung sein, welches das Leben nicht wie während der Schwangerschaft erhofft bereichert sondern vor allem belastet
Mein Rat an Dich, sag Deiner Freundin, dass Du (vielleicht erst mal telefonisch) für sie dann sein willst, wenn sie reden möchte (dann aber vermeide, von Deinem gesunden Kind zu sprechen).
Vielleicht schafft sie es , irgendwann das Loch zu überwinden, aber verlass Dich nicht darauf.
Ich kenne Frauen, die noch nach 15 Jahren keine gleichaltrigen Kinder ertragen und andere um die gesunden Kinder beneiden
Mit den besten Wünschen
Vielen, vielen Dank für Eure Kommentare!
Das ist ein so schwieriges Thema...
Wenn ich mich in ihre Lage versetze, dann kann ich natürlich nachvollziehen, wie sie sich fühlen muss!
Meine Tochter ist ein wenig entwicklungsverzögert (Hemihypertrophie wie bei Sanes Kind). Sie ist spät gelaufen, motorisch reichlich ungeschickt und wie sich ihre Organe entwickeln werden, muss die Zeit zeigen. Sprachlich und sozial hinkt sie auch hinterher und trotzdem vergleiche ich sie mit Gleichaltrigen. Dass sie dabei "schlechter" aussieht macht mich traurig - aber ich kann mir relativ sicher sein, dass sie den Rückstand aufholen wird und ihre körperlichen Beeinträchtigungen vernachlässigbar sein werden.
Diese Zuversicht hat meine Freundin leider nicht. Wie ihr schon geschrieben habt: der Gendefekt ihrer Tochter lässt keine "Aufholjagd" zu. Das ist so unendlich grausam und ungerecht. Ob ich an ihrer Stelle sein wollte? Ganz klar nein. Ich bewundere ihre Stärke und bezweifle, dass ich so sein könnte. Sie hat nicht nur mit der Behinderung ihres Kindes zu kämpfen, sondern ist auch noch alleinerziehend und Vollzeit berufstätig. Ihr Alltag ist einfach wahnsinnig anstrengend. Physisch und psychisch. Sie hat ein großes Netzwerk aufgebaut, das sie tatkräftig unterstützt und bekommt auch schon seit der Schwangerschaft psychologische Unterstützung - aber am Ende muss sie doch alleine mit ihrem Leben zurecht kommen.
Wir wohnen nicht in derselben Stadt und kommunizieren vor allem per Mail oder Telefon. Euer Rat, das Thema Kinder erstmal ein wenig auszuklammern, gefällt mir gut. Das werde ich ihr auf jeden Fall vorschlagen. Und ihr natürlich nochmal versichern, dass ich jederzeit für sie da bin. Ich hoffe sehr, dass der Kontakt nicht völlig abbrechen wird!
Liebe Grüße,
Solange
Hallo solange,
Du bist eine tolle Freundin.
Wenigstens in dieser Hinsicht hat Deine Freundin Glück gehabt.
Ich würde mir auch so eine Freundin wünschen.
Mach weiter so und alles Gute,
leere
Sorry, habe Hippy und Sane verwechselt...