Nachbarin braucht Hilfe - Messie

Hallo liebes Forum,

meiner Nachbarin, die ich seit vielen Jahren kenne, droht Zwangsräumung. Die leidet seit 5 Jahren an Depression, die dazu geführt hat, dass sie ihre Wohnung nicht mehr aufräumen konnte, und im Laufe der Zeit, auch nicht mehr aufräumen wollte. Sie wurde schon mehrmals von dem Vermieter gewarnt, doch sie war offensichtlich mit dem Aufräumen überfordert. Ich möchte ihr helfen, sonst landet sie auf der Strasse! Die beste Lösung wäre, eine Entrümpelungsfirma zu beauftragen. Meine Nachbarin ist eine HarzIV Empfängerin, ist also sehr knapp bei Kasse. Kann sie eine finenzielle Unterstützung beantragen? An wen sollte sie sich wenden? Der Vermieter konnte/wollte uns diese Fragen nicht beantworten.
Ich danke Euch im Vorraus für die Hilfe.
Viele Grüße

Anna

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Hi,

Du kannst doch einem Messi nicht einfach die Wohnung leer räumen.#kratz
Ist sie in psychologischerer Behandlung? Hier braucht es nämlich bei einer Entrümpelung auch einen psychologischen Beistand und eine langfristige Therapie.

Nimm einen Anhängigen die Drogen weg....und dann? Nicht Symtome behandeln sondern die Ursache!

Sicherlich ist jetzt Not am Mann, aber hierzu wäre ein Gespräch mit Vermieter, Mieter, Therpeuten wichtig, um kleine Schritte zu gehen.

Lisa

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Ich hätte da noch eine Frage. Im Internet habe ich an Firmen gestossen, die eine Entrümpelung teilweise kostenlos anbieten. Ich habe ein Unternehmen angerufen (http://rudi-ruempel.de) und den Fall beschrieben. Man sagte mir, das sie erst nach Besichtigung sagen können, was die Räumung kosten wird. Weiß jemand in etwa, was eine 70qm Messi-Wohnung zur Entrümpelung kosten könnte?

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Hi,

ich würde auf jeden Fall bei der ARGE vorstellig werden, dass hier Wohnungslosigkeit droht und um Unterstützung bitten. Auch die Caritas kann beraten!

Außerdem wird die Nachbarin psychologische Hilfe brauchen -sonst sieht die Wohnung bald wieder so aus.

Und, wenn ich die Möglichkeit hätte, würde ich schonmal anfangen und mit der Nachbarin aufräumen.

Gruß
Kim

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Einfach entrümpeln wird bei einem Messi nicht funktionieren. Das geht danach so weiter. Wenn du dich mit ihr gut verstehst, dann bespreche mal mit ihr, ob sie mit einer gerichtlichen Betreuung einverstanden wäre. Sie scheint ja ein paar ihrer Dinge nicht selbst regeln zu können. Dabei würde geguckt werden, ob sie aufgrund von Krankheit nicht in der Lage ist, ihre Dinge (vor allem in Wohnungsangelegenheiten) zu regeln. Wenn das Gericht das genauso sieht, dann kann der Betreuer dafür sorgen, dass sie behandelt wird und auch die richtigen Anträge bei Behörden dafür gestellt werden. Es gibt zb die Möglichkeit, die Wohnung über die Wohnungssicherungsstelle zu sichern. Da werden dann ggf. Kosten übernommen, damit keine Obdachlosigkeit droht. Eine Entrümpelung ist gut, geht aber nicht einfach, indem man ne Tonne bestellt und alles reinkippt.

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Hallo Anna,
warum droht Deiner Nachbarin die Zwangsräumung? Hat sie ihre Miete nicht pünktlich gezahlt? Ansonsten bis es zu einer Zwangsräumung wegen Messietum kommt, geht Zeit ins Land...
Ist Deine Nachbarin bei einem Psychiater angedockt? Nimmt sie Antidepressiva, macht oder hat sie eine Therapie gemacht? Auch das Messiesyndrom kann nzw. sollte man in einer Therapie aufarbeiten.
Darüber hinaus -wenn sie offiziell eine psychiatrische Diagnose hat- kann sie Soziotherapie beantragen (über den Psychiater) oder "Persönliches Budget- Wohnen mit Assistenz" (bei der Stadt- Amt für Soziales), dann kann sie einen Sozialarbeiter an die Seite gestellt bekommen, der u.a. genau ihr Problem in der Wohnung mit ihr angeht, langsam Schritt für Schritt. Idealerweise ergänzen sich in ihrem Fall die Therapie und das Wohnen mit Assistenz, in der Therapie werden neben Ursachen, mögliche Wege aus dem messie-sein erarbeitet, welche direkt mit dem Sozialarbeiter umgesetzt werden können.
Am Besten wendet sie sich an den Sozialpsychiatrischen Dienst des Gesundheitsamtes oder an die Sozialpsychiatrische Beratungsstelle, je nachdem bei wem die ist: Caritas, Diakonie...

Viel Erfolg und Ausdauer,
zitronenschnittchen

P.S.: Einem Messie einen Container hinzustellen, hilft ihm nicht wirklich, macht im Gegenteil in der Regel Angst und Panik, das Problem ist ja das sich nicht trennen können und die Sicherheit, die man daduch erfährt.

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Eine unaufgeräumte Wohnung ist kein Kündigungsgrund, da müßte schon Ungeziefer o.ä. im Spiel sein.

Eine alte Nachbarin von mir war Messie, das hatte sich im Haus zwar rumgesprochen und auch der Hauseigentümer wußte davon, sie hat trotzdem hier gewohnt, bis sie ins Altersheim mußte.

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Hallo,

ich bin Sachbearbeiterin in einem Jobcenter, genauer in der Leistungsabteilung.

Meine Kollegin und ich hatten vor 3 Wochen eine sehr bestürzte junge Frau bei uns sitzen, die dringend Hilfe suchte. Ihre Mutter kam ins Krankenhaus und ließ zuvor ihre Tochter über 3 Jahre lang nicht mehr in die Wohnung. Nun aber musste ja die Tochter doch mal in die Wohnung, um Kleidung für ihre Mutter für den Krankenhausaufenthalt zu holen - und die junge Frau fiel quasi rückwärts wieder aus der Tür raus vor Schock. Denn in den 3 Jahren hatte ihre Mutter sich ebenfalls zum Messi verwandelt, wovon die Tochter aber bis dahin nichts wusste. Nun saß sie da vor uns, war völlig verzweifelt und bat um Hilfe.

Sowohl die junge Frau als auch ihre Mutter sind ALG 2 Empfänger. Also waren bei beiden keinerlei finanzielle Mittel für eine Räumung der Wohnung und Neueinrichtung vorhanden.
Da aber auch wirklich alles gehortet wurde (inkl. Essensresten usw.) war die Wohnung auch überall mit "netten" Tierchen verseucht und somit waren auch die Möbel "durchsifft" und nicht mehr nutzbar.

Wir haben nach ihrer Vorsprache auch erstmal geschluckt und haben uns beraten, wie wir ihr helfen können. Ihre Mutter kam ja ins Krankenhaus wegen einem schlimmen Sturz in ihrer vermüllten Wohnung. DIe Tochter hat aber auch gleich die Psychologen mit hinzugezogen und seitdem wird sie intensiv psychologisch behandelt. Die psychische Erkrankung war also schriftlich vorhanden.

Damit konnten wir dann arbeiten, denn aufgrund ihrer Erkrankung gilt der Wohnungszustand als nicht selbst verschuldet und somit muss Abhilfe geschaffen werden.

DIe Tochter musste uns drei Angebote von Entrümpelungsfirmen vorlegen, die günstigste davon wurde von uns als Darlehen gewährt. Als einmalige Sonderzahlung haben wir der Mutter dann eine komplette Wohnungserstausstattung (notwendige Möbel wie Bett, Matratze, Tisch, Stuhl, Schrank, Küchenmöbel sowie notwendige Elektrogeräte wie Herd, außerdem Gebrauchsgegenstände wie Besteck, Teller, Töpfe usw.) gewährt, denn es mussten ja wirklich sämtliche Möbel entsorgt werden, auch die Küche, die Schränke haben quasi "gelebt" und nichts war mehr nutzbar.

DIe einmalige Sonderzahlung für die Wohnungsausstattung ist nicht zurückzuzahlen, aber die Entrümpelung konnten wir nur als Darlehen gewähren, was von der Regelleistung der Mutter monatlich in kleinen Raten abzuzahlen ist.

Allerdings kommt es bei all dem sehr auf den Sachbearbeiter im Jobcenter an, denn solche Sonderfälle sind Einzelfallentscheidungen und bei anderen Kollegen hätte die Frau nicht einen Cent erhalten. Ich kann daher nicht sagen, ob das in dem Fall deiner Nachbarin auch funktioniert oder ob sie keine finanzielle Hilfe vom Jobcenter erhält, aber ich würde es auf jeden Fall probieren.

Dieses Darlehen für eine Wohnungsentrümpelung und auch die Einmalzahlung für die Wohnungserstausstattung können wir aber definitiv nur ein einziges Mal gewähren. Wir hoffen also sehr, dass die Mutter psychisch wieder in eine positive Bahn kommt und nicht wieder ihre Wohnung vermüllt - denn noch einmal können wir das Ganze nicht leisten. Unsere Teamleiterin war dieses Mal schon nicht begeistert, wir haben einige Male hin und her diskutiert, was wir in welcher Höhe und Angemessenheit gewähren können. Für solche Fälle gibt es auch keine Regeln oder Leitfäden, das ist alles komplett Ermessensspielraum des Leistungssachbearbeiters.

Wie gesagt, geht zum zuständigen Leistungssachbearbeiter und erklärt ausführlich die ganze Situation. Deine Nachbarin muss sich aber auch definitiv psychologisch helfen lassen, sonst sieht es bald wieder so aus in ihrer Wohnung.

Viele herzliche Grüße,
Connykati #winke

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Vielen herzlichen Dank Euch allen!!! Meine Nachbarin hat sich, wie vorgeschlagen, an Jobcenter gewandt. Dort hat sie Unterstützung bekommen.

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1. niemals ist der Container für einen Messie die beste Lösung, eher ein Todesurteil...

2. wer Hartz4 bezieht, kann in erster Linie nur über das Jobcenter weitere Hilfen beantragen.

3. nur ein einsichtiger Messie kann dann vielleicht therapiert werden.

4. wenn er Einsicht zeigt (was sehr sehr selten der Fall ist, ein Messie, der sich seiner Erkrankung bewusst ist), wird es für ihn/sie sehr lange dauern, sein/ihr Verhalten zu ändern. HauRuck, schnell mal anpacken, das geht nicht.

Ich könnte so weiter machen, heute aber nicht mehr. Gute Nacht,

White

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Hallo!

Diese angeblich "kostenlosen" Entrümpelungsfirmen machen das nur dann ohne Geld, wenn sie sachen sehen die sie gewinnbringend verkaufen können. Bei einem messi ist aber vor allem Müll zu finden, und davon viele Kubikmeter, die Entsorgung ist nicht kostenlos möglich. Das wird sehr sehr teuer.

Außerdem bringt es genau gar nichts, wenn Du der Nachbarin alle ihre "Schätze" weg nimmst, die würde notfalls die Mülltonnen in der Nachbarschaft heim schleppen, damit es möglichst schnell wieder genauso aussieht.

Diese unfähigkeit Dinge weg zu werfen ist eine Krankheit, nur wenn die Ursache bekämpft wird macht es sinn was gegen das Symptom zu machen - und auch da besser keine große Hau-Ruck-Aktion sondern sehr vorsichtiges und dosiertes weg werfen. Wenn sie es mit einem Therapeuten schafft eine einzige schimmelige Pizza und eine Zeitung von 2002 weg zu werfen ist das schon ein sehr großer Erfolg, das darf man nicht überstürzen.

Am besten hilfst Du, wenn Du sie unterstützt bei der Suche nach einem Therapeuten.